Böhmen geprägten Thaler wegen des böhmischen Löwen, der sich auf dem Revers befand, während das Bild des heiligen Joachim den Avers zierte. In späterer Zeit hieß eine holländische Geldmünze, ungefähr im Werthe eines preußischen Thalers, Löwenthaler (Walch's philosophisches Lexikon 1775, Artikel Geld). Im ältesten Faustbuch von 1587 werden Löwenpfennige erwähnt (XL), nach Kühne's Erklärung (S. 219) eine damals in Braunschweig, Thüringen, Sachsen und Meißen verbreitete kleine Münze. V. 3316. Perlenschnüre, hier von Mephisto doppelsinnig gebraucht. „Perlen aber, meine Mutter, Perlen bedeuten Thränen“, sagt Emilia Galotti (II, 7). V. 3325-40. Dies altenglische Volkslied lautet nach der Schlegel'schen Uebersetzung in Shakespeare's Hamlet, wo es Ophelia (IV, 5) in den Mund gelegt ist: Auf morgen ist Sankt Valentin's Tag, Wohl an der Zeit noch früh, Und ich, 'ne Maid, am Fensterschlag Will sein Eu'r Valentin. 3330 3335 3340 Laß, laß es sein! Er läßt dich ein, Als Mädchen nicht zurücke. Nehmt euch in Acht! Ihr armen, armen Dinger! Thut keinem Dieb Nur nichts zu Lieb' Als mit dem Ring am Finger. Wen lockst du hier? Beim Element! Zum Teufel hinterdrein den Sänger! Mephistopheles. 3345 Die Zither ist entzwei! An der ist nichts zu halten. Valentin. Nun soll es an ein Schädelspalten! Mephistopheles (zu Faust). Herr Doktor, nicht gewichen! Frisch! Er war bereit, that an sein Kleid, That auf die Kammerthür, Ließ ein die Maid, die als 'ne Maid Ging nimmermehr herfüir. Die zweite Strophe ist Goethe's eigne Erfindung, dessen Uebertragung ein englischer Kritiker (in The Cornhill Magazine. Sept. 1872, p. 279 sq.) a free but excellent translation nennt. V. 3340. Ein altes Rechtssprichwort lautet: Ist der Finger beringet, so ist die Jungfrau gedinget. V. 3342. Anspielung auf den Kinder und besonders Mädchen durch seinen Gesang feffelnden Rattenfänger von Hameln (s. Goethe's Gedichte 1, 244 und Deutsche Sagen" Nr. 245). Als märchenhafte, spukhafte Person sollte dieser Rattenfänger nach Goethe's ursprünglichem Plane in der Walpurgisnacht auftreten (s. Paralipomena zu Faust). Auch Shakespeare läßt in „Romeo und Julia“ (III, 1) den Tybalt von Mercutio einen „Rattenfänger“ nennen: Tybalt, you rat-catcher, will you walk? Ich glaub', der Teufel ficht! Was ist denn das? Schon wird die Hand mir lahm. Stoß zu! weh! Mephistopheles (zu Fauft). Valentin (fällt). Mephistopheles. Nun ist der Lümmel zahm! 3355 Nun aber fort! Wir müssen gleich verschwinden; Doch mit dem Blutbann schlecht mich abzufinden. 3360 Man schilt und rauft, man schreit und ficht. Da liegt schon Einer todt! Volk. Marthe (heraustretend). Die Mörder, sind sie denn entflohn? V. 3358. Es liegt die Vorstellung zu Grunde, daß die Polizei, als menschliche Einrichtung, dem Teufel kein Hinderniß bereitet, daß aber Verbrechen, wie Todtschlag und Mord, durch göttliche Strafe geahndet werden, in deren Vollstreckung der Teufel daher nicht eingreifen kann. Den Blutbann übt das Gericht Gottes aus, dem später Gretchen sich überantwortet. „Poenae capitales non abrogandae“ war eine von Goethe's Doktor-Thesen. Wer liegt hier? Gretchen (heraustretend). Volk. Deiner Mutter Sohn. Gretchen. Allmächt'ger! Welche Noth! Valentin. 3365 Ich sterbe! Das ist bald gesagt Und bälder noch gethan. Was steht ihr Weiber, heult und klagt? (Alle treten um ihn.) Mein Gretchen, sieh, du bist noch jung, 3370 Bist gar noch nicht gescheit genung, Machst deine Sachen schlecht. Ich sag' dir's im Vertrauen nur: Gretchen. 3375 Mein Bruder! Gott! Was soll mir das? Valentin. Laß unsern Herr Gott aus dem Spaß! Geschehn ist leider nun geschehn, 3380 Bald kommen ihrer mehre dran, Wenn erst die Schande wird geboren, Ja, man möchte sie gern ermorden. V. 3383 fgg. Unter den Sprüchen der Pfalzgräfin, aus der Zeit des dreißigjährigen Kriegs, findet sich nach einem Virgil'schen Verse: „Die Untugend wird genährt und lebendig, wenn's verdeckt und verheelet wird.“ Goethe's Faust, I. 11 Dann geht sie auch bei Tage bloß 3390 Und ist doch nicht schöner geworden. Je häßlicher wird ihr Gesicht, Je mehr sucht sie des Tages Licht. Ich seh' wahrhaftig schon die Zeit, 3395 Wie von einer angesteckten Leichen, Dich nicht beim Tanze wohl behagen, Unter Bettler und Krüppel dich verstecken 3405 Und, wenn dir dann auch Gott verzeiht, Auf Erden sein vermaledeit! Marthe. Befehlt eure Seele Gott zu Gnaden! Valentin. Könnt' ich dir nur an den dürren Leib, 3410 Du schändlich kupplerisches Weib, Da hofft' ich aller meiner Sünden Gretchen. Mein Bruder! Welche Höllenpein! Valentin. Ich sage, laß die Thränen sein! Zu Gott ein als Soldat und brav. (Stirbt.) |