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3ueignung.

Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,

Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch' ich wohl, euch diesmal fest zu halten? Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? 5 Ihr drängt euch zu! Nun gut, so mögt ihr walten, Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.

Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
10 Und manche liebe Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage,
Kommt erste Lieb' und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf

15 Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.

Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
Die Seelen, denen ich die ersten sang;
Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
20 Verklungen, ach, der erste Wiederklang.
Mein Leid ertönt der unbekannten Menge,
Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.

V. 21. Leid. Neuere Lesart Lied. S. Textrevision.

25

Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich;
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Aeolsharfe gleich;

Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen, 30 Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich; Was ich befize, seh' ich wie im Weiten,

Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.

V. 28 fgg. Lispelnd Lied ist zwar zunächst auf die Zueignung, die Schlußstrophe aber auf das ganze wieder aufgenommene Faustgedicht selbst zu beziehn. Der Dichter mußte sich, wie er aus Rom am 1. März 1788 schreibt (Ital. Reise), „in eine selbstgelebte Vorzeit" künstlich versetzen, um den Ton des Stückes wiederzufinden; dieser ist der der Sturm- und Drangperiode; am Ende des Jahrhunderts, in einer viel entwickeltern, hellern Zeit erklang er dem Dichter fremdartig, geheimnißvoll, der Klarheit und Bestimmtheit ermangelnd.

Vorspiel auf dem Theater.

Direktor. Theaterdichter. Lustige Person.*)

Direktor.

Ihr Beiden, die ihr mir so oft

In Noth und Trübsal beigestanden,

Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen
Von unsrer Unternehmung hofft!

5 Ich wünschte sehr, der Menge zu behagen,
Besonders weil sie lebt und leben läßt.
Die Pfosten sind, die Bretter aufgeschlagen,
Und Jedermann erwartet sich ein Fest.
Sie sißen schon mit hohen Augenbraunen
10 Gelassen da und möchten gern erstaunen.

Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt,
Doch so verlegen bin ich nie gewesen;

Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt,
Allein sie haben schrecklich viel gelesen.

15 Wie machen wir's, daß Alles frisch und neu
Und mit Bedeutung auch gefällig sei?

Denn freilich mag ich gern die Menge sehen,
Wenn sich der Strom nach unsrer Bude drängt
Und mit gewaltig wiederholten Wehen

20 Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt,

*) Figur aus den Fastnachtsspielen (auch der Hegel genannt), der Schalksnarr der geistlichen Spiele des Mittelalters und der Hanswurst (Kasperle) der Zeit nach Luther. Hier ist unter der luftigen Person ein solche Rollen darstellender Schauspieler aus der Truppe des Direktors zu denken, derselbe, der im Stücke den Mephistopheles spielen wird.

Bei hellem Tage, schon vor Vieren,

Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht

Und, wie in Hungersnoth um Brod an Bäckerthüren,
Um ein Billet sich fast die Hälse bricht.

25 Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute

Der Dichter nur; mein Freund, o, thu es heute!

Dichter.

, sprich mir nicht von jener bunten Menge, Bei deren Anblick uns der Geist entflieht! Verhülle mir das wogende Gedränge,

30 Das wider Willen uns zum Strudel zieht.
Nein, führe mich zur stillen Himmelsenge,
Wo nur dem Dichter reine Freude blüht,
Wo Lieb' und Freundschaft unsers Herzens Segen
Mit Götterhand erschaffen und erpflegen.

35 Ach, was in tiefer Brust uns da entsprungen,
Was sich die Lippe schüchtern vorgelallt,
Mißrathen jezt und jezt vielleicht gelungen,
Verschlingt des wilden Augenblicks Gewalt.
Oft, wenn es erst durch Jahre durchgedrungen,
40 Erscheint es in vollendeter Gestalt.

Was glänzt, ist für den Augenblick geboren,
Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren.

Luftige Person.

Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte!
Gesezt, daß ich von Nachwelt reden wollte,
45 Wer machte denn der Mitwelt Spaß?
Den will sie doch und soll ihn haben.
Die Gegenwart von einem braven Knaben
Ist, dächt' ich, immer auch schon was.
Wer sich behaglich mitzutheilen weiß,
50 Den wird des Volkes Laune nicht erbittern;
Er wünscht sich einen großen Kreis,

Um ihn gewisser zu erschüttern.

Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft,
Laßt Phantasie mit allen ihren Chören,

55 Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft,
Doch, merkt euch wohl, nicht ohne Narrheit hören!

Direktor.

Besonders aber laßt genug geschehn!

Man kommt, zu schau'n, man will am Liebsten sehn.
Wird Vieles vor den Augen abgesponnen,

60 So daß die Menge staunend gaffen kann,

Da habt ihr in der Breite gleich gewonnen,

Ihr seid ein vielgeliebter Mann.

Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen;
Ein Jeder sucht sich endlich selbst was aus.
65 Wer Vieles bringt, wird Manchem etwas bringen,
Und Jeder geht zufrieden aus dem Haus.

Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken!
Solch ein Ragout, es muß euch glücken;

Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht. 70 Was hilft's, wenn ihr ein Ganzes dargebracht? Das Publikum wird es euch doch zerpflücken.

Dichter.

Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei,
Wie wenig das dem echten Künstler zieme.

Der saubern Herren Pfuscherei

75 Ist, merk' ich, schon bei euch Marime.

Direktor.

Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt;
Ein Mann, der recht zu wirken denkt,
Muß auf das beste Werkzeug halten.
Bedenkt, ihr habet weiches Holz zu spalten,
80 Und seht nur hin, für wen ihr schreibt!
Wenn Diesen Langeweile treibt,

Kommt Jener satt vom übertischten Mahle,
Und, was das Allerschlimmste bleibt,

Gar Mancher kommt vom Lesen der Journale.

85 Man eilt zerstreut zu uns wie zu den Maskenfesten, Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt;

V. 84. Wegen der zerstreuenden Wirkung sah Goethe das Journallesen für „das größte Unheil unserer Zeit“ an (Sprüche in Prosa Nr. 23). Bergi. Gedichte 3, 277: „Wer hätte auf deutsche Blätter Acht!“

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