3ueignung. Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten, Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt. Versuch' ich wohl, euch diesmal fest zu halten? Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt? 5 Ihr drängt euch zu! Nun gut, so mögt ihr walten, Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt; Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert. Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage, 15 Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden. Sie hören nicht die folgenden Gesänge, V. 21. Leid. Neuere Lesart Lied. S. Textrevision. 25 Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen Ein Schauer faßt mich, Thräne folgt den Thränen, 30 Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich; Was ich befize, seh' ich wie im Weiten, Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten. V. 28 fgg. Lispelnd Lied ist zwar zunächst auf die Zueignung, die Schlußstrophe aber auf das ganze wieder aufgenommene Faustgedicht selbst zu beziehn. Der Dichter mußte sich, wie er aus Rom am 1. März 1788 schreibt (Ital. Reise), „in eine selbstgelebte Vorzeit" künstlich versetzen, um den Ton des Stückes wiederzufinden; dieser ist der der Sturm- und Drangperiode; am Ende des Jahrhunderts, in einer viel entwickeltern, hellern Zeit erklang er dem Dichter fremdartig, geheimnißvoll, der Klarheit und Bestimmtheit ermangelnd. Vorspiel auf dem Theater. Direktor. Theaterdichter. Lustige Person.*) Direktor. Ihr Beiden, die ihr mir so oft In Noth und Trübsal beigestanden, Sagt, was ihr wohl in deutschen Landen 5 Ich wünschte sehr, der Menge zu behagen, Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt, Zwar sind sie an das Beste nicht gewöhnt, 15 Wie machen wir's, daß Alles frisch und neu Denn freilich mag ich gern die Menge sehen, 20 Sich durch die enge Gnadenpforte zwängt, *) Figur aus den Fastnachtsspielen (auch der Hegel genannt), der Schalksnarr der geistlichen Spiele des Mittelalters und der Hanswurst (Kasperle) der Zeit nach Luther. Hier ist unter der luftigen Person ein solche Rollen darstellender Schauspieler aus der Truppe des Direktors zu denken, derselbe, der im Stücke den Mephistopheles spielen wird. Bei hellem Tage, schon vor Vieren, Mit Stößen sich bis an die Kasse ficht Und, wie in Hungersnoth um Brod an Bäckerthüren, 25 Dies Wunder wirkt auf so verschiedne Leute Der Dichter nur; mein Freund, o, thu es heute! Dichter. , sprich mir nicht von jener bunten Menge, Bei deren Anblick uns der Geist entflieht! Verhülle mir das wogende Gedränge, 30 Das wider Willen uns zum Strudel zieht. 35 Ach, was in tiefer Brust uns da entsprungen, Was glänzt, ist für den Augenblick geboren, Luftige Person. Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte! Um ihn gewisser zu erschüttern. Drum seid nur brav und zeigt euch musterhaft, 55 Vernunft, Verstand, Empfindung, Leidenschaft, Direktor. Besonders aber laßt genug geschehn! Man kommt, zu schau'n, man will am Liebsten sehn. 60 So daß die Menge staunend gaffen kann, Da habt ihr in der Breite gleich gewonnen, Ihr seid ein vielgeliebter Mann. Die Masse könnt ihr nur durch Masse zwingen; Gebt ihr ein Stück, so gebt es gleich in Stücken! Leicht ist es vorgelegt, so leicht als ausgedacht. 70 Was hilft's, wenn ihr ein Ganzes dargebracht? Das Publikum wird es euch doch zerpflücken. Dichter. Ihr fühlet nicht, wie schlecht ein solches Handwerk sei, Der saubern Herren Pfuscherei 75 Ist, merk' ich, schon bei euch Marime. Direktor. Ein solcher Vorwurf läßt mich ungekränkt; Kommt Jener satt vom übertischten Mahle, Gar Mancher kommt vom Lesen der Journale. 85 Man eilt zerstreut zu uns wie zu den Maskenfesten, Und Neugier nur beflügelt jeden Schritt; V. 84. Wegen der zerstreuenden Wirkung sah Goethe das Journallesen für „das größte Unheil unserer Zeit“ an (Sprüche in Prosa Nr. 23). Bergi. Gedichte 3, 277: „Wer hätte auf deutsche Blätter Acht!“ |