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Dann mag, was will und kann, geschehn.
Davon will ich nichts weiter hören,
Ob man auch künftig haßt und liebt
1315 Und ob es auch in jenen Sphären
Ein Oben oder Unten giebt.

Mephistopheles.

In diesem Sinne kannst du's wagen.

Verbinde dich; du sollst in diesen Tagen
Mit Freuden meine Künste sehn.

1320 Ich gebe dir, was noch kein Mensch gesehn.

Faust.

Was willst du armer Teufel geben?

Ward eines Menschen Geist in seinem hohen Streben

Von deines Gleichen je gefaßt?

Doch hast du Speise, die nicht sättigt? Hast

1325 Du rothes Gold, das ohne Rast,

Quecksilber gleich, dir in der Hand zerrinnt?
Ein Spiel, bei dem man nie gewinnt?
Ein Mädchen, das an meiner Brust

Mit Aeugeln schon dem Nachbar sich verbindet?

1330 Der Ehre schöne Götterlust,

Die wie ein Meteor verschwindet?

Zeig mir die Frucht, die fault, eh man sie bricht,
Und Bäume, die sich täglich neu begrünen!

V. 1316., warum müssen wir, um von solchen Dingen zu reden, Bilder gebrauchen, die nur äußere Zustände anzeigen! Wo ist vor ihm etwas Hohes oder Tiefes, etwas Dunkles oder Helles? Wir nur haben ein Oben und Unten, einen Tag und eine Nacht" (Bekenntnisse einer schönen Seele).

V. 1321. Ebenso sagt der Faust des Maler Müller: „Wie, wenn ich nun hinauf verlangte und du trügst mich auf den äußersten Stern, bring' ich nicht auch zugleich immer ein menschliches Herz mit, das in seinen üppigen Wünschen immer noch neunmal diesen Flug übersteigt? Lern von mir, daß ein Mensch mehr begehrt, als Gott und Teufel geben kann.“

Mephisto verschafft Faust jedoch, „was noch kein Mensch gesehn“, u. a. die Helena. Im Folgenden von V. 1324 an verlangt und erwartet Faust, nachdem er vorher alles Blendwerk der Seele verflucht, nur Lebensgüter, welche, oder so weit sie nicht die Seele blenden und befriedigen, Bäume, deren Blätter täglich welken, deren Früchte niemals reifen.

Mephistopheles.

Ein solcher Auftrag schreckt mich nicht, 1335 Mit solchen Schäßen kann ich dienen.

Doch, guter Freund, die Zeit kommt auch heran,
Wo wir was Gut's in Ruhe schmausen mögen.

Faust.

Werd' ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich gethan!

1340 Kannst du mich schmeichelnd je belügen,
Daß ich mir selbst gefallen mag,

Kannst du mich mit Genuß betrügen:

Das sei für mich der lezte Tag!

Die Wette biet' ich!

Mephistopheles.

Top!

Faust.

Und Schlag auf Schlag!

1345 Werd' ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! Du bist so schön!

Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zu Grunde gehn!
Dann mag die Todtenglocke schallen,
1350 Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit für mich vorbei!

Mephistopheles.
Bedenk es wohl! Wir werden's nicht vergessen.

Dazu hast du ein volles Recht;

Faust.

1355 Ich habe mich nicht freventlich vermessen.

V. 1344. Schlag auf Schlag, Handschlag gegen Handschlag, Zug um Zug. Auch Top! von tupfen, einstippen, eintippen (Grimm, Rechtsalterthümer S. 605), bedeutet: Schlag ein!

V. 1345fg. werden Th. II, 5, V. 523 fg. wiederholt. Im Gespräch mit S. Boifferée am 3. August 1815, der die Vermuthung geäußert, „der Teufel behalte Unrecht", hatte Goethe schon auf diesen Zusammenhang hingedeutet: „Faust macht im Anfang dem Teufel eine Bedingung, woraus Alles folgt" (Sulpiz Boifferée I, 255). Das Verweilen bei einer einzelnen Erscheinung ausgedrückt als Beharren V. 1356.

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Auch was Geschriebnes forderst du, Pedant?

Hast du noch keinen Mann, nicht Manneswort gekannt?
Ist's nicht genug, daß mein gesprochnes Wort

1365 Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten?
Rast nicht die Welt in allen Strömen fort,
Und mich soll ein Versprechen halten?
Doch dieser Wahn ist uns ins Herz gelegt,
Wer mag sich gern davon befreien?

1370 Beglückt, wer Treue rein im Busen trägt,
Kein Opfer wird ihn je gereuen!

Allein ein Pergament, beschrieben und beprägt,
Ist ein Gespenst, vor dem sich Alle scheuen.
Das Wort erstirbt schon in der Feder,
1375 Die Herrschaft führen Wachs und Leder.
Was willst du, böser Geist, von mir?
Erz, Marmor, Pergament, Papier?

Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben?
Ich gebe jede Wahl dir frei.

Mephistopheles.

1380 Wie magst du deine Rednerei Nur gleich so hißig übertreiben?

Ist doch ein jedes Blättchen gut.

Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut.

Fauft.

Wenn dies dir völlig G'nüge thut, 1385 So mag es bei der Frage bleiben.

V. 1367. „Wenn doch der Mensch sich nicht vermessen wollte, irgend etwas für die Zukunft zu versprechen! Das Geringste vermag er nicht zu halten, geschweige, wenn sein Vorsaß von Bedeutung ist“ (Wilhelm Meister's Lehrjahre 7. Buch, 8. Kap.). V. 1375. Wachs, die in Wachs ausgedrückten Siegel.

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Nur keine Furcht, daß ich dies Bündniß breche!
Das Streben meiner ganzen Kraft

Ist grade das, was ich verspreche.
1390 Ich habe mich zu hoch gebläht,
In deinen Rang gehör' ich nur.
Der große Geist hat mich verschmäht,
Vor mir verschließt sich die Natur.
Des Denkens Faden ist zerrissen,
1395 Mir efelt lange vor allem Wissen.
Laß in den Tiefen der Sinnlichkeit
Uns glühende Leidenschaften stillen!
In undurchdrungnen Zauberhüllen
Sei jedes Wunder gleich bereit!

1400 Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit,
Jns Rollen der Begebenheit!

Da mag denn Schmerz und Genuß,
Gelingen und Verdruß

Mit einander wechseln, wie es kann;

1405 Nur rastlos bethätigt sich der Mann.

Mephistopheles.

Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt.
Beliebt's euch, überall zu naschen,
Im Fliehen etwas zu erhaschen,
Bekomm' euch wohl, was euch ergeht.

1410 Nur greift mir zu und seid nicht blöde!

Fauft.

Du hörest ja, von Freud' ist nicht die Rede.

Dem Taumel weih' ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,

V. 1386. Die Verschreibung mit dem eignen Blut parodirt den Sat: Non sacramentum sine sanguine. Der Teufel ist der Affe Gottes (Roskoff I, 224); Dei sacramenta Satanas affectat (Tertullian), ebenso Luther: keine Noth so gering, der Teufel hat ein Sakrament drauf gestift. Die Blutverschreibung kennen das erste Faustbuch und Marlowe (Bodinus S. 282 u. Kühne S. 251).

V. 1412fgg. enthalten die Parole der von Goethe als fordernde be

Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.

Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
1415 Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen,
Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,

Mit meinem Geist das Höchst- und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen
1420 Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern
Und, wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern.

Mephistopheles.

O glaube mir, der manche tausend Jahre

An dieser harten Speise faut,

Daß von der Wiege bis zur Bahre

1425 Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut! Glaub unser Einem, dieses Ganze

Ist nur für einen Gott gemacht;

Er findet sich in einem ew'gen Glanze,
Uns hat er in die Finsterniß gebracht,

1430 und euch taugt einzig Tag und Nacht.

Allein ich will!

Faust.

Mephistopheles.

Das läßt sich hören!

zeichneten Sturm- und Drangperiode, die jedoch im Schlusse der Tragödie eingelöst wird.

„Lieben, Haffen, Fürchten, Zittern,

Hoffen, Zagen bis ins Mark,

Kann das Leben zwar verbittern,

Aber ohne sie wär's Quark"

lauten Verse eines andern Genoffen jener Zeit (Lenz, Mus.-Alm. 1777, S. 28). Goethe selbst spricht davon (Brief an Lavater S. 133): sein „eigenes beschränktes Selbst zu einem Swedenborgischen Geisteruniversum erweitert zu fühlen", dagegen später im Wilhelm Meister (Lehrjahre 8. Buch, 7. Kap.): „Wer Alles und Jedes in seiner ganzen Menschheit thun oder genießen will, wer Alles außer sich zu einer solchen Art von Genuß verknüpfen will, der wird seine Zeit nur mit einem ewig unbefriedigten Streben hinbringen."

V. 1430. Nach Moses: „Da ward aus Morgen und Abend der erste Tag." Dazu Helmholt (Vortr. 2, 123): „Nun erst, und nachdem sich das Waffer im Meere gesammelt und die Erde trockengelegt hatte, konnten Pflanzen und Thiere entstehen; denn für sie taugt einzig Tag und Nacht."

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