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als Führerinnen des himmlischen Zuges find in Heren verwandelt (Grimm's Mythol. S. 881; Roskoff 1, S. 399–404). Das dortige Pandaemonium germanicum ist die Nachtseite der deutschen Welt, deshalb das gegebene Terrain für die Satire. So benußte es auch Immer= mann mit großem Humor in seiner Walpurgisnacht bei Tage (im Münchhausen), und selbst in Paris erblickte 1849 eine politisch-satirische Komödie „Die Walpurgisnacht" das Licht.*) Auch Goethe sendet die Gegner in Politik, Kunst, Literatur und Philosophie auf den Blocksberg und läßt das Insektenvolk der Xenien fie in dieser populären Hölle umschwärmen und peinigen. Jenes Volk bilden jedoch nicht die im antiken Metrum sich bewegenden klassischen Xenien, sondern die „Zahmen Xenien", die Goethe später und, wie uns scheint, glücklicher als hiermit Vorliebe kultivirte, um damit zum ersten Male wieder den Ton der ältern deutschen Spruchpoesie anzuschlagen. Dadurch sind die Verse dem Volksgeiste der Faustdichtung eng ver= wandt, wenn sie auch von dem Ton und Metrum der übrigen Scenen völlig abweichen. Die meisten find ganz allgemein gehalten. Aber auch die allerpersönlichsten Beziehungen in Dichtungen dieser Art anzubringen, ist von je her ein Vorrecht der Dichter gewesen, und solche erscheinen hier wie in einigen Partien des Zweiten Theils gleich den Fröschen, Wespen, Vögeln der alten Komödie ganz an der Stelle. **) Im Allgemeinen hat das Intermezzo wenig Gunst gefunden. Vischer (S. 54) nennt es satirischen Häckerling in einem ewigen Gedicht". Man muß sich vielleicht sehr einlesen und das Ganze durch die Einbildungskraft sehr beleben, um Gefallen daran zu finden. Die Entstehung erklärt es, daß dem Intermezzo in einer bei dem Dichter auffälligen Weise Bildlichkeit mangelt. Daß Goethe nicht aus der anschauenden Phantasie dichtete, zeigt auch die große Nüchternheit und mangelhafte Versbildung einiger, jedoch nur weniger, Strophen.***) Er schrieb selbst anläßlich solcher Gedichte an Schiller, wo ihm eine Anschauung fehle, werde er leicht ganz prosaisch (Nr. 153).

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*) La nuit de Walpurgis. Comédie politique du temps présent. Paris 1849.

**) Klein 1. 125, 2. 6, 4. 3, 68, 725 ff., 5. 178, 6. 1, 422; Goedeke 1, 295; Burkhard, Renaiss. 407; v. Biedermann, Quellen 31; Hagen, Gesch. d. Theat. 12; Mone, Altd. Schausp. 17.

***) So sind zum Beispiel die Verse 3869-77 mit einer einzigen Ausnahme nur mit dem Hülfsverbum sein konstruirt.

In der Scene am Rabenstein hat man von je her unter der „streuenden und weihenden Herenzunft" böse Geister verstanden, und als solche sind sie ohne Goethe's Widerspruch von Cornelius (Eckermann 1, 251: „Gespenster unter dem Galgen") und Delacroix dargestellt (Kunst und Alterth. VI. 2. 391). Jndeß findet auch die Ansicht Vertreter, daß es gute Geister, weihende Engel, die Schußengel Gretchens seien, da ja dem Mephistopheles in ihrer Nähe nicht wohl zu Muthe werde, und das Wort „Herenzunft“ in seinem Munde das Gegentheil des wahren Sinnes bedeute. *) Mephistopheles spricht aber aus der Seele des Faust; seine Worte sollen nicht eignes Grausen, sondern das Bestreben ausdrücken, die Blicke seines Gefährten von dem Schauspiele abzuwenden. Es liegt die alte Vorstellung zu Grunde, daß die Geister der Hingerichteten, also böse Geister, eine dem Rabenstein gewidmete Körperschaft bilden, deren Einwilligung es zur Aufnahme eines neuen Ankömmlings bedürfe. Dies ist Bürger's luftiges Gesindel". Spukgeschichten besagen, daß der Henker eine Hinrichtung am Vorabend beim Rabensteine anmeldet, worauf die Geisterzunft in der Nacht die nöthigen Anstalten trifft. Unterläßt der Henker diese Pflicht, so mißglückt sein Werk, der Strick zerreißt, das Schwert geht fehl (vergl. Roskoff 1, 158). Solche Geister weihen" hier das Hochgericht zur Exekution des nächsten Morgens.

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Die lezte Scene (V. 4042) ist stets sehr bewundert worden. **) Ein englischer Recensent nennt sie unübertroffen in dem ganzen Gebietė der Tragödie, ***) ganz ebenso Vischer (S. 192 u. 367): die Ge= schichte des Dramas habe ihr keine größere an die Seite zu stellen. Schopenhauer findet in Gretchens Ende das Musterbild einer durch die Verzweiflung an aller Rettung herbeigeführten Verneinung des Willens: „eine anschauliche und deutliche Vorstellung davon, wie mir sonst keine bekannt ist, hat der große Goethe in seinem unsterblichen Meisterwerke, dem Faust, gegeben" (Welt als Wille und Vorstellung 1, §. 68).

Auf das Wahnsinn-Motiv wurde Goethe durch den Hamlet

*) Augsb. Allg. Zeitung vom 15. August 1852, Nr. 228 (Schreiben aus München über Vogel's Gemälde) und Fr. Förster's Erinnerungen 1872. **) Gottschall a. a. D. 1, 122; Stahr, Frauengestalten 1, 109; Mertens über diese Scene u. s. w.

***) Unequalled, as it seems to us, in the whole range of tragedy (Ueber englische Faustübertragungen in The Cornhill Magazine 1872, p. 279–94). Goethe's Faust, I.

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geführt. Während jedoch Ophelia in wirklichem Jrrsinn endet, befin= det sich Gretchen nur in einer natürlich motivirten Ekstase; klar erkennt fie ihre gegenwärtige schreckliche Lage, ihre Vergangenheit, ihre Zukunft, nur daß sie das Bewußtsein der Grenzen zwischen thatsächlichem Vorgange und bloßer Vorstellung verloren. Mertens hat in einer vorzüglichen Monographie (Hannover 1873) die kunstvolle Gliederung dieser Scene nachgewiesen, wie Gretchen Anfangs den Gedanken an irdische Rettung freudig ergreift, dann, ihrer Schuld bewußt, diese als innerlich unmöglich erkennt und aufgiebt (Peripetie), und sich nun von Faust abwendet (Katastrophe), um reuig ihre ewige Rettung zu suchen und zu finden.

Die Paralipomena zum Ersten Theil bilden hauptsächlich Bruchstücke einer Disputationsscene und der Huldigungsscene auf dem Brocken, als Theil der Walpurgisnacht. Nach einem Briefe Goethe's an den Fürsten Radziwill vom 11. April 1814*) muß denselben auch der seit 1827 in Goethe's Werken sich findende kleine dramatische Auftritt „Zwei Teufelchen und Amor" angereiht werden, da er bestimmt war, der Gartenscene voraufzugehn.

Schwarzburg in Thüringen,

den 18. August 1878.

G. v. Loeper.

Mitgetheilt von H. Grimm in den Preuß. Jahrb. 1875, Nr. 1.

Fauft.

Eine Tragödie.

Goethe's Fauft, I.

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