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quam scire eius definitionem. Si scires totam bibliam exterius et omnium philosophorum dicta, quid totum prodesset, sine caritate dei et gratia? Vanitas vanitatum et omnia vanitas, praeter amare deum et illi soli servire. Ista est summa sapientia: per contemptum mundi tendere ad regna coelestia.

2. Noli altum sapere, sed ignorantiam tuam magis fatere. Si vis utiliter aliquid scire et discere: ama nesciri et pro nihilo reputari. De se ipso nihil tenere et de aliis semper bene et alte sentire, magna sapientia est et perfectio.

§. 119a.

Bei so vielen anziehenden und verehrungswürdigen Erschei= nungen in der gebildeten christl. Welt vergessen wir leicht, wie gering der Bildungsgrad der gewöhnlichen Geistlichen und Laien war. Hiervon einige Worte.

Die Leichtgläubigkeit und Kritiklosigkeit durchzieht das ganze damalige Geistesleben. Der beste Historiker des 13. Jahrhunderts sagt, daß die meisten Völker Europas von den Trojanern abstammen, die Franzosen von Francus, einem angeblichen Sohne Hektors, die Briten von Brutus, einem angeblichen Sohne des Aeneas; Paris sei eine von Paris, dem Sohne des Priamus benannte Stadt, Tours von Turonus, einem Trojaner. Preußen erhielt seinen Namen von Prussus, einem Bruder des Augustus. Die Schlesier stammten von Elias ab; die Sarazenen von Sarah, die Tartaren vom Tartarus.

Die Kreuzzüge steigerten auch die Zahl der Reliquien. Es kommen unter andern zum Vorschein: die heilige Lanze, mit der Christi Seite durchbohrt worden, der heilige Gral (Cäsarea 1101), der ungenähte Rock Christi, seit dem 12. Jahrhundert in Trier, Rouen, Argenteuil, Bremen und anderswo; in St. Medard zeigte man zu Abälards Zeit einen Zahn Christi, den er als Knabe von 9 Jahren verloren hatte, das Haupt des Täufers Johannes wurde in mehreren Exemplaren aufbewahrt, wobei nach dem Jesuiten Ferrandus eine wunderbare Vermehrung der betr. Reliquien angenommen werden muß. Kurfürst Friedrich der Weise hatte in seiner Sammlung in Wittenberg (1509) unter anderm: Ruß der drei Männer aus dem feurigen Ofen, ein Stück

von der Treppe, darunter Lazarus gelegen, einen Span von der Wiege Christi.

In diesen und ähnlichen Erscheinungen des Mitelalters giebt sich zu erkennen, wie langsam der allgemeine Bildungsstand sich nach der Zeit der Völkerwanderung wieder emporarbeitet.

Es ist begreiflich, daß es auch beim Eintritt der deutschen Reformation des 16. Jahrhunderts nicht sofort anders werden konnte. Der Herenwahn z. B., der seit 1484 (Papst Innozenz VIII in Deutschland so sehr erregt wurde, dauerte auch in protestantischen Kreisen noch lange fort, und es mußten mancherlei Kräfte zusammenwirken, um ihn mit Erfolg zu bekämpfen.

§. 120.

Opposition gegen die katholische Kirche.

Neben mancherlei krankhaften Auswüchsen, welche das verderbte Kirchenwesen hervorrief, findet sich auch eine gesunde Opposition im Mittelalter, namentlich sind in dieser Beziehung die Waldenser wichtig. Ein reicher Bürger Lyons, nach seinem Vater Valdesius oder Waldus genannt, wurde ihr Stifter 1117, als er, erschüttert von dem jähen Tod eines Freundes und getroffen von dem Bibelwort (besonders Mt. 19, 21), den Verein der pauperes de Lugduno zur Predigt des Evangeliums unter dem Landvolk gründete. Es kam der Bewegung zu gute, daß man damals angefangen hatte, einige biblische Bücher in die provenzalische Volkssprache zu übertragen. Die Waldenser wollten zur apostolischen Kirche zurückkehren, hoben auch den Unterschied zwischen Klerus und Laien auf. Ihr Leben war untadelig. Innozenz III wollte die Waldenser 1210 zu einem katholischen Verein der „pauperes catholici" gestalten, aber es war schon zu spät. Nun wurden sie verfolgt, aber nicht vernichtet.

Die zuerst genannten häretischen Sekten hatten ihr Wesen am meisten in Südfrankreich, wo sie an dem Grafen Raimund VI von Toulouse einen Beschüßer fanden. Bekehren konnte fie Innocenz III nicht; ein Legat, den er hinschickte, wurde ermordet 1209. Ein Kreuzzug gegen sie kam zu stande, die Stadt Albi machte besonders viel zu thun (Albigenser). Außerdem

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die Feste Beziers (Quid faciemus, domine? non possumus discernere inter bonos viros et malos. Der Legat: Caedite eos, novit enim dominus, qui sunt eius). Nach einem 20 jährigen, beispiellos mörderischen Kriege waren die Albigenser fast vernichtet. Die Inquisition sollte hinfort wachen, daß nicht wieder dergleichen Keßereien auffämen. Gregor IX stiftete 1232 die Inquisitions tribunale (inquisitores haereticae pravitatis) mit unbeschränkten Vollmachten. Die, welche widerriefen, wurden meist ihr Leben lang eingekerkert; die Hartnäckigen aber der weltlichen Macht zur Berbrennung übergeben, denn: ecclesia abhorret a sanguine.

§. 121.

Johann Wiclif, geb. um 1324 in der Grafschaft York, gebildet in Oxford. Schon früh wandte er sich unbekümmert um Schulmeinung und Spott dem Studium der Bibel zu, verteidigte 1366 die akademischen Rechte gegen die Mönchspartei und unterstüßte die Krone (Eduard III) und das Parlament in dem nationalen Kampf gegen die von Frankreich beherrschte Kurie (Vasallentribut). Seitdem er den Verfall des kirchlichen Lebens und der Geistlichen auch auf dem Kontinente aus eigener Anschauung kennen gelernt hat, ') ist ihm der Papst der abscheulichste Schaffcherer und Beutelschneider, ja der Antichrist. Die Lehre vom päpstlichen Ablaß und von den Heiligen ist ihm lächerlich. Bullen forderten Einkerkerung dieses Kezers, aber ohne Erfolg. Er unternahm eine Überseßung der Bibel aus dem Lateinischen ins Englische. Denn die heilige Schrift war ihm die alleinige Erkenntnisquelle: Omnis veritas est in scriptura sacra vel explicite vel implicite. Er gründete den Verein von armen Wanderpredigern (Matth. 10), wodurch er die äußere Gestalt der Kirche auf die Armut und Selbstlosigkeit der Urkirche zurückführen wollte. Eine auch der weltlichen Obrigkeit bedenkliche Abweichung von der Kirchenlehre fand sich bei ihm inbetreff des Abendmahls. Er lehrte darüber ungefähr wie Berengar: die göttliche Menschheit Christi sei virtuell an jedem Punkte der

1) Siehe auch Betrarca (1804-1874) epist. 18: Futurae ibi vitae spes inanis quaedam fabula. Veritas ibi dementia est, pudicitia probrum ingens, denique peccandi licentia magnanimitas et libertas eximia.

Welt, also auch in der Hostie, nicht realiter, sondern per similitudinem, figurative. Er wurde nunmehr von Oxford verwiesen, durfte aber ruhig auf seiner Pfarre zu Lutterworth sterben (1384).

§. 122.

Johannes Hus aus Hussinecz, geb. 1369, seit 1398 Professor der Philosophie in Prag. 1402 wurde er dort Prediger an der Bethlehems-Kapelle. Sein Freund Hieronymus von Prag machte ihn genauer mit Wiclif bekannt, dem Hus seine Lehre und sein theologisches Wesen durchweg verdankt. Aufmerksamer wurde man auf diese Lehren durch die Bilderausstellung zweier englischer Studenten in Prag, die das arme Leben Christi dem üppigen Leben der Kirchenfürsten entgegenseßten. Der Universitätskampf und der Abzug von wenigstens 5000 Kommilitonen (nach Leipzig 1409). Man verbot Hus zu predigen. Er appellierte an den besser zu unterrichtenden Papst. Derselbe citierte ihn nach Rom, aber vergeblich. Da Hus nun 1412 auch gegen den päpstlichen Ablaß sich erhob und Hieronymus die Ablaßbulle verbrannte, kam Bann und Interdikt (1413). Hus appellierte an Jesum, den gerechten Richter, was man ihm sehr übel nahm, zog sich dann eine Zeit lang in sein einsames Dorf zurück und verfaßte hier mehrere Schriften.

Ihm ist die Kirche die Gesamtheit aller Brädestinierten, also der wirtlichen Glieder des mystischen Körpers Christi. Die andern find zwar in ecclesia, aber nicht de ecclesia. Das Haupt der Kirche ist Christus, nicht der Papft. Alle Glaubenspflicht beschränkt sich auf die heilige Schrift, die untrüglich ist. In der Abendmahlslehre blieb er der kirchlichen Anficht treu.

Das Konzil zu Konstanz citierte ihn (1414). Er ging hin mit kaiserlichem Geleitsbrief versehen, aber voll von Todesgedanken. Bald nach seiner Ankunft wurde er ins Gefängnis geworfen; der Kaiser forderte aus der Ferne drohend seine Freilassung, aber als er ankam, lernte er einsehen, daß man einem Kezer nicht Treu und Glauben halten dürfe. Nach siebenmonatlichem Leiden wurde Hus der öffentliche Widerruf befohlen. Die

Väter bezeichneten 39 Säße aus seinen Schriften als kegerisch; Hus antwortete mit Demut und Festigkeit auf alles und wurde wieder ins Gefängnis zurückgebracht. Man suchte ihn auch durch Bitten und Vorstellungen zum Widerruf zu bewegen. Am 6. Juli 1415, seinem Geburtstage, führte man Hus zum Tode. Ein Jahr später verbrannte dasselbe Konzil auch den Hieronymus von Prag. Die Hussiten. Krieg von 1419-1434. Die schrofferen Laboriten wurden niedergeworfen. Die milderen Calixtiner oder Utraquisten, denen man eine Zeit lang den Kelch gestattete, hielten sich noch lange. Aus ihnen gingen in der Reformationszeit die böhmischen und mährischen Brüder hervor.

§. 123.

Johann Wessel, † 1489. Das Wiederaufleben der flassischen Studien war in Italien von ganz andern Erscheinungen begleitet als in Deutschland. In Italien traten die alten Schriftsteller öfters an die Stelle des immer mehr entstellten Christentums ein Kardinal Bembo warnt die Briefe Pauli zu lesén, weil sie den Stil verdürben, Plethon erwartet eine Zeit, wo Bibel und Koran in eine höhere, dem Heidentum ähnlichere Religion aufgegangen seien, in der Akademie zu Florenz redet Marsilio Ficino die Freunde als „Brüder in Plato“ an, Kardinal Bessarion freut sich darauf, nach seinem Ableben mit den olympischen Göttern einen Reigentanz aufzuführen. Freilich giebt es da= neben auch andere Männer, wie Pico, Fürst von Mirandola, der es bekannte, die Philosophie suche die Wahrheit, die Religion habe dieselbe schon; mit besonderem Ernst aber wurde die neue erfreuliche Geistesbildung in das Interesse der christlichen Bildung gezogen durch die Deutschen, so schon von Rudolf Agricola († 1485), Prof. in Heidelberg, von Johannes Reuchlin 1455-1523) aus Pforzheim, in Paris, Basel, Tübingen, Stuttgart den griechischen, hebräischen und andern Studien hingegeben (1506 hebr. Grammatik), er war ein Lehrer von Melanchthon und Ökolampadius.

Ein Freund von Agricola war Joh. Wessel, geb. um 1400 zu Gröningen, gebildet zu Zwolle, in einer Anstalt der

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