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Zweiheit des Ursprungs in Kunstballaden zu fühlen. Wo die Ballade Stoffe der Heldensage behandelt, ist sie fast immer epischer, breiter, zusammenhängender. Liebesballaden und alle die balladenhaften Gedichte, in denen allgemeines Er. leben Gestalt wird, geben meist nur die äußeren Geschehnisse an ein paar charakteristischen Wendepunkten und lassen die inneren Vorgänge erraten.

Das Wesen der Ballade wird am klarsten, wenn wir sie mit dem Epos vergleichen. Auch das Epos war zum Vortrag bestimmt aber nur zufällig an den Vortrag gebunden. Es hat keine in dem Maße festen Geseze wie die Ballade, keine in demselben Sinne eindeutige künstlerische Wirkung. Es ist geschichtlich eine merkwürdige Tatsache festgestellt. Die großen alten Heldengesånge machten mehrfach große Umfangswandlungen durch. Sie waren im neunten und zehnten Jahrhundert zusammengeschrumpft, im zwölften und dreizehnten gediehen sie wieder zur epischen Breite, um im vierzehnten Jahrhundert eine ganz auffallende Wandlung nach der Kürze hin durchzumachen. Der Stoff des „Herzog Ernst“ sank auf ein Sechstel, ja ein Zehntel der ålteren Fassung zusammen. Die frühere Bearbeitung war in Reimpaaren geschrieben. Es ist bedeutsam, daß gleichzeitig mit der Verringerung des Umfangs die der Ballade eigentümliche Strophenform eintritt. Es mag die Ausbreitung des Volksliedes

für diese Zeit sind kurze Lieder sehr gebräuchlich gewesen auf die Umformung des Epos ein

gewirkt haben. Der ästhetische Tatbestand, den wir hier vorliegen haben, ist der einer außerordentlichen Vertiefung der epischen Kunst. Das Epos rechnete auf die intellektuelle Spannung. Seine Wirkung beruht zum Teil in dem neugierigen Interesse: wie wird es weitergehen? Eine Wirkung, die notwendig auf den, der das vorgetragene Epos kennt, nur sehr gering sein kann. Einen Beweis dafür, daß die epischen Sånger dies selbst empfanden, bietet die Tatsache, daß in vielen Heldengedichten immer neue abenteuerliche Zwischenstücke eingeflochten wurden, woraus sich jene oben erwähnten Umfangserweiterungen ergaben. Im Gegensaß zu der intellektuellen Spannung auf die Geschehnisse, die eine nicht allzugroße Reihe wiederkehrender Fabelmotive immer anwandte und erschöpfte, war die Wirkung des Liedes eine gefühlsmäßigmusikalische. Wenn wir die Wirkung auf den Zuhörer ansehen, finden wir auch hier in der Ballade das Drama. Sie seßte weder das rein epische Interesse voraus noch rein lyrisches Mitschwingen. Sie wandte sich an keine intelleftuelle Spannung, sondern an eine Gemütsspannung; sie erregt das Innere der Hörer bis zum Willen, zum betrachtenden Willen, vor dem ja: in dem sich auch das Drama abspielt und für den das Wissen um die vorgeführte Handlung ganz gleichgültig ist, da er nach einer Auslösung der angespannten und fortwåhrend in Spannung gehaltenen Gefühle verlangt.

Die dramatische Form hat höchsten Formwert: größte Mannigfaltigkeit, die, vom Willen durchtränkt, zur Einheit zusammenschließt. Das Epos wie die Lyrik haben einen geringeren Formwert; das Epos entbehrt im höchsten künstlerischen Sinn der Einheit, das Lied der Mannigfaltigkeit. Die Ballade erweitert das Lied zu größerer Fülle, ohne die Einheit aufzugeben. Sie ist eine Vorstufe des Dramas auch in dem Sinne: des höchsten dichterischen Formwertes.

Es ist anzunehmen, das der Vortragende Balladen stark dramatisch wiedergab und die Worte mit lebhafter Mimik begleitete. Das breite Epos verlangte schon rein physisch einen wesentlich ruhigeren Vortrag.

Das Drama hat einen Kampf darzustellen, starke Gegensäge herauszuarbeiten und zu einem endgültigen, entscheidenden, entwicklungslosen, für alle Zeit eindeutigen Ergebnis zu führen. Dieser strengsten künstlerischen Forderung genügt nur die Tragödie. Nur der Untergang des Helden ist eindeutig, unwiderruflich. Aber das Drama hat diese höchste und strengste Form nicht immer erfüllt. Es begnügt sich oft, die Zuschauer, statt mit einem unabånderlichen Ergebnis, mit einem Gefühl, einer Frage, vielleicht sogar einer Lehre zu entlassen. Es vergißt sogar seine Aufgabe, einen Kampf zu geben, gelegentlich über Stimmungs- oder Seelenschilderung und gibt nur einen schwachen Notbehelf für den Kampf: Entwicklung und Wand

lung. Wie das Drama selbst irrt auch die Ballade häufig von ihrer dramatischen Aufgabe ab, nåhert sich hier der rein gefühlsmäßigen Wiedergabe eines Zustandes, dort der breiten Kleinschilderung. Der Sprachgebrauch erlaubt hier keine scharfe Trennung; zumal die Abweichungen von der Urform bei der Ballade infolge ihrer Kürze und der epischen Bestandteile in ihr - nicht so schwere Verfehlungen bedeuten wie beim eigentlichen Drama.

In jedem Ding ist ein Streben, seine gerade ihm gemåße, besondere höchste Aufgabe zu erfüllen. So strebt die große künstlerische Form sie erkannten wir in der Ballade - immer danach, die menschlichen Inhalte aufzunehmen und in sich zu gestalten, die die niederen Formen nicht zu umschließen vermögen: alle die erhaben-tragischen Gefühle, schmerzvolles Schickfalsleid; das Große, Mächtige und seinen Untergang. Auch hier ist die Beziehung zum Drama deutlich. In der Ballade überwiegt düsterer tragischer Geist nicht nur, weil sie aus dem düsteren nebligen Norden stammt. Die Tragik der Ballade ist freilich von der des Dramas insofern geschieden, als sie nicht immer, sogar: nicht häufig, das deutlich ers kennbare tragische Epigramm: die Zusammenschweißung und gegenseitige Bedingtheit eines Wertvollen mit dem Untergange seines Trågers enthält, sondern mehr eine tragische Lebensanschauung verkörpert, das dunkle Grundgefühl:

ringsum sind düstere, feindliche Mächte tätig, die Menschen zu schädigen, zu vernichten, all ihr Tun in schlimme Bahn zu lenken. Auch der ganz alltägliche Mensch kann in der Ballade tragisch werden. Hier liegt ein wesentlicher Unterschied zum Drama.

Das Stoffgebiet der Ballade umfaßt das Geister- und Gespensterwesen, Teufel und Heren, das Wiederkehren der Toten, übernatürliche Rache und Eintreibung leichtfertig gemachter Schwüre und Versprechen, traurige Schicksale von Liebenden, Grausamkeiten, Verrat, Entführung, Zweikampf, Flucht ins Kloster, Selbstmord aus Liebe, Krieg und Heldentum, Räuber, peinliches Gericht, Galgen und Rad. Helldunkel, krasses geisterhaftes Licht, undurchdringliche Schatten, schwere halbertrunkene Farben zeigt die Ballade, die dem Volkslied entstammt. Für sie besonders gilt die ,,mysteriöse Behandlung", die Goethe der Ballade zuerkennt. Die epische Ballade zeigt, hierin der südlichen Romanze verwandt, eine in gleichmåßiges Licht getauchte Mehrfarbigkeit von schwererem und leichterem Charakter.

Die Gestaltung, die der Stoff annimmt, wenn er zur Ballade wird, ist eine szenische. Oftmals ist es gelungen, den Stoff in einer prågnanten Szene zu bewältigen. Mehrere Szenen sind häufiger. Manche ältere Ballade reiht sogar sehr viele einzelne Szenen, die indessen jede für sich deutlich umgrenzt sind, aneinander. Spätere teilen die Ballade oft in

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