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Übersetzungen von rein sumerischen Texten zu liefern, bedeutete zu jener Zeit ein Unternehmen, worauf das englische Sprichwort angewandt werden konnte:,,Fools rush in where angels fear to tread". Eine ganze Anzahl von Stellen in diesen Klageliedern was ja die meisten dieser ,,sumerischen" Erzeugnisse zu sein scheinen waren mir bereits vor sieben oder acht Jahren ziemlich klar; aber Zusammenhängendes zu geben war unmöglich, und es hätte wenig genützt, in ein Werk, das vor allem gesicherte Resultate der wissenschaftlichen Forschung bringen sollte, ganz unfertige und unreife Versuche mit einzuflechten. Die Sachlage hat sich inzwischen geändert, hauptsächlich dank der emsigen Arbeit eines Thureau-Dangin, dem neben Gelehrten wie Zimmern, Ungnad, Poebel, Prince und Langdon das Verdienst zukommt, unsere Kenntnis des Sumerischen auf einer viel gesicherteren Grundlage als früher gefördert zu haben. Durch Thureau-Dangins meisterhafte Bearbeitung der „Sumerisch-Akkadischen Königsinschriften" 1) ist jetzt hier endlich fester Boden gewonnen worden, und ich erkenne gerne an, dass gerade dieses Werk mich dazu bewogen hat, meinen eignen Standpunkt dem Sumerischen gegenüber 2) insofern zu modifizieren, dass nachdem der Beweis geliefert worden ist, dass das Sumerische nicht nur eine ideographische Schriftform ist, sondern phonetische Elemente, und zwar in ziemlich weit entwickelter Form aufweist, nicht länger daran zu zweifeln ist, dass wir in diesem Sumerischen eine wirkliche, einst lebende Sprache vor uns haben und nicht nur eine Form des SemitischBabylonischen oder Akkadischen, wie, nach Opperts und Lehmann-Haupts Vorgang, der semitische Dialekt Babyloniens wohl zu nennen ist. Dadurch ist aber nicht ausgeschlossen, dass sehr vieles von dem, was uns, besonders aus späterer Zeit, in sumerischer Form vorliegt, künstliche Elemente nebst allerlei Spielereien enthält, und dass auch das babylonisch-assyrische Syllabar in seinen Lautwerten zum beträchtlichen Teil semitischen Ursprungs ist und Verstümmelungen oder Bestandteile von semitischen Wörtern aufweist. Auch ist mit der Anerkennung einer sumerischen Schriftsprache meines Erachtens durchaus noch nicht der sumerische Ursprung der ganzen babylonisch-assyrischen Kultur zugegeben, noch auch die These, dass die nichtsemitischen Sumerier die ursprünglichen Bewohner des Zweistromlandes gewesen seien, die dann von den später eingewanderten Semiten zurückgedrängt worden wären. Vielmehr spricht vieles dafür, dass wir mit Eduard Meyer) daran zu zweifeln haben, ob die Sumerier sich früher als die Semiten im Euphrattal ansiedelten, ebenso wie es anderseits sicher ist und gerade durch das Studium der babylonisch-assyrischen

1) Französisch und Deutsch (1905–07).

2) Siehe Bd. I S. 18 folg. und meine Abhandlung,,A New Aspect of the Sumerian Question" (Amer. Journal of Sem. Lang., Vol. XXII pag. 89–109).

3) Geschichte des Altertums II, 1 § 362. Vgl. auch desselben Verfassers ,Sumerier und Semiten in Babylonien" (Berlin 1906) S. 4 folg. und 107 folg.

Religion sich beweisen lässt, dass an der Kultur des Zweistromlandes selbst in der ältesten Zeit der Anteil der Semiten höchst bedeutend war. Die Frage nach dem Ursprung dieser Kultur und wie wir uns den Entwickelungsgang derselben zu denken haben, ist noch immer nicht spruchreif, trotz der in den letzten Jahren errungenen Fortschritte in unserer Kenntnis der ältesten Geschichtsperiode. Wir sind ja der Lösung unbedingt näher gerückt, und es ist kein unbedeutender Gewinn, heute konstatieren zu können, dass die Kultur des Zweistromlandes durch das Zusammenwirken von Semiten und Sumerern ihren charakteristischen Stempel erhalten hat. In den religiösen Anschauungen und Gebräuchen, in Kunst und Literatur, in der inneren Organisation des Staates und in den Einrichtungen des Lebens zeigt die babylonisch-assyrische Kultur das Resultat der Mischung dieser beiden Faktoren. Wir haben es weder mit einer ursprünglich sumerischen Kultur zu tun, die von den Semiten angenommen und weiter ausgebaut wurde, noch mit einer rein semitischen Kultur, sondern, und zwar bereits in der ältesten auf Grund des vorhandenen Materials erreichbaren Zeit, mit einer sumerisch-semitischen Kultur - mit anderen Worten mit einem Erzeugnis, das seine Entstehung der gegenseitigen Beeinflussung der beiden Schichten der Bevölkerung verdankt - wie das ja auch bei den anderen grossen Kulturen der Vergangenheit der Fall ist. In Ägypten, Griechenland, Rom, Persien und Indien - überall finden wir die Spuren des Zusammenwirkens mehrerer ethnischer Faktoren als Grundlage und Veranlassung zur Entfaltung einer bedeutenden Kultur. Heutzutage, wo wiederum die Frage der Rassenreinheit aufgeworfen wird, tut es not, daran zu erinnern, dass die grossen und die grössten Leistungen der Menschheit, im Altertum wie in moderner Zeit, nicht von reinen, sondern von gemischten Rassen ausgegangen sind. Die reinen Rassen sind gewöhnlich auch sterile Rassen, die zwar bis zu einem gewissen Grade einer Entwickelung fähig sind, aber nie etwas grossartiges oder dauerndes geschaffen haben oder schaffen werden. Erst durch Rassenmischung gelingt es der Menschheit, die höchsten Ideale zu entfalten und die schönsten und wertvollsten Früchte menschlichen Geistes zur Reife zu bringen.

Betont sei noch, dass trotz der Wendung, die das sogenannte sumerische Problem in den letzten Jahren erfahren hat, die Verdienste des allseits geachteten heutigen Nestors der Assyriologie, meines verehrten Lehrers Joseph Halévy, in keiner Weise geschmälert sind. Ihm ist es zu verdanken, dass vor einem Menschenalter die junge assyriologische Wissenschaft von einem Irrweg, auf dem sie sich befand, abgelenkt wurde. Durch den energischen Kampf, den er bis ins Greisenalter hinein geführt hat und noch führt, ist es gelungen, über den Anteil der Semiten an der bedeutenden Kultur, die sich vor mehreren tausend Jahren im Euphrattal entfaltete, Klarheit zu erlangen. Mit rastloser Energie und

Sorgfalt überwachte er jeden Fortschritt der aufstrebenden Wissenschaft und warnte jahraus jahrein vor dem Irrtum, alles, was als,,Sumerisch" erschien, als nichtsemitisch zu betrachten; und so lange der definitive Beweis nicht erbracht werden konnte, dass es wirklich eine sumerische Sprache gab, und dass wir es neben dem semitischen Element im Euphrattal wirklich mit einem nichtsemitischen sumerischen Volke zu tun haben, war es natürlich, dass sich viele unparteiische Forscher auf den anti-sumerischen Standpunkt Halévys stellten. Ist nun auch der Ausgang des Kampfes nicht ganz in seinem Sinne ausgefallen, so ist Halévy doch als Sieger zu betrachten; denn seine Hauptthese, dass vieles von dem, was vor zwanzig Jahren als Sumerisch galt, zum Teil ein künstliches Erzeugnis, zum Teil nur eine ideographische Schreibart ist, hinter der sich eine gut semitische Sprache birgt, hat sich bewährt. Nur auf die ältesten schriftlichen Urkunden findet sie keine Anwendung, da es nicht länger zweifelhaft sein kann, dass die Denkmäler selbst uns den Beweis von der Existenz eines sumerischen Volkes im Euphrattal liefern 1).

Um nach dieser Abschweifung zu den sumerischen Klageliedern zurückzukehren, so darf hier noch bemerkt werden, dass ich in dem angekündigten Supplementband über Tempel, Mythen und Kulte Gelegenheit zu finden hoffe, diese Lieder zu bearbeiten, und zwar unter Verwertung der inzwischen von Zimmern, Langdon und Prince veröffentlichten Übersetzungen und Untersuchungen, die zur Genüge zeigen, wie viel trotz der sicher gewonnenen Grundlage, auch heute noch zu einem vollständigen Verständnis dieser schwierigen Texte fehlt.

Und jetzt ein paar Worte zu meiner Darstellung der Vorbedeutungslehre, die den grössten Teil des zweiten Bandes ausfüllt! Es ist mir der Vorwurf gemacht worden, dass hier durch die allzubreite Vorführung und Bearbeitung der verschiedenen Zweige der Omenliteratur ein falsches Bild von der babylonisch-assyrischen Religion entstanden sei, und dass dadurch in den der Assyriologie ferner stehenden Kreisen der Eindruck erweckt werde, als ob diese Religion sich hauptsächlich um die Deutung der Zukunft drehte. Zu meiner Verteidigung möchte ich zunächst hervorheben, dass es mir in diesem Werke vor allem darauf ankam, das vorhandene Material in möglichst umfassender Weise vorzuführen. Um sich aber ein Urteil über die babylonisch-assyrische Religion zu bilden, muss man diese Religion so kennen lernen, wie sie sich in dem uns zur Verfügung stehenden Gesamtmaterial kundgibt. Ich nenne mein Buch „Die Religion Babyloniens und Assyriens" nicht die Geschichte dieser Religion. Es ist mir nie in den Sinn gekommen, eine Geschichte zu schreiben, und es bedurfte wahrlich nicht der Versicherung meiner nicht

1) Das verdanken wir, neben früheren Arbeiten verschiedener Gelehrten, grossen Teil Eduard Meyers archäologischer Untersuchung der ältesten Denkmäler (,Sumerier und Semiten in Babylonien“).

zum

immer wohlwollenden Kritiker, dass es verfrüht sei, an eine Geschichte der babylonisch-assyrischen Religion zu denken. Anderseits aber mir (oder irgend jemand) das Recht zu verwehren, die Religion Babyloniens und Assyriens auf Grund des vorhandenen Materials darzustellen, und zwar deshalb, weil wir noch nicht alles über diese Religion wissen, und dann in herablassendem Ton anzudeuten, dass diese Arbeit der „Zukunft" angehöre (worunter der bescheidene Kritiker gewöhnlich sich selber meint) das ist, offen gesagt, eine Unverfrorenheit. Ein abschliessendes Werk kann natürlich bei einer stetig wachsenden Wissenschaft nie geschrieben werden; wohl aber ist es möglich und sogar erwünscht, von Zeit zu Zeit unsere Kenntnisse auf dem einen oder anderen Gebiet in ein Ganzes zu verarbeiten. Das und nur das habe ich versucht, und das ist mir auch, wie ich glaube, gelungen.

Dass nun bei der Vorführung des Materials die Omentexte einen so grossen Raum einnehmen, ist durch zwei Umstände veranlasst: erstens weil in der Tat, wie bereits aus Bezolds Katalog der Kouyunjik-Sammlung zu ersehen war, diese Gattung von Texten unter den Resten der grossen Aschurbanapal'schen Bibliothek am allerzahlreichsten vertreten war, und zweitens, weil man aus verschiedenen Gründen bis vor kurzem gerade dieses Gebiet beiseite gelassen hatte. Es ist das Verdienst Alfred Boissiers, auf die Wichtigkeit dieses Zweiges der babylonisch-assyrischreligiösen Literatur zuerst die Aufmerksamkeit gelenkt zu haben, wie wir denn auch ihm die ersten grösseren Textveröffentlichungen auf diesem Gebiete verdanken. Ihm folgend, widmet sich ein anderer französischer Gelehrter, Charles Virolleaud, seit dem Beginn seiner Laufbahn fast ausschliesslich der Bearbeitung des reichen Omenmaterials im Britischen Museum ganz besonders der astrologischen Texte. Durch Boissier und Virolleaud angeregt, fingen die Verwalter der Schätze des Britischen Museums an, in der prachtvollen neuen Serie „Cuneiform Texts" auf der Grundlage von Bezolds unschätzbarem Katalog auch die verschiedenen Zweige der Omentexte zugänglich zu machen. Schon jetzt haben wir drei volle Bände von Leberschautexten (und einen Teil eines vierten) und zwei Bände mit Geburts- und Tieromina. Damit ist aber das Material noch lange nicht erschöpft, und ich muss es besonders lebhaft bedauern, dass ich nicht auf die in Aussicht gestellten weiteren Veröffentlichungen besonders die der grossen Serie „Wenn eine Stadt auf einer Anhöhe liegt" 1) und der Traumomina-warten konnte.

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Nun wird mir wohl jeder Unparteiische zugeben, dass es meine Pflicht und Schuldigkeit war, in einer Darstellung des Materials der babylonisch-assyrischen Religion diesem bis vor kurzem wenig beachteten Gebiet besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es war für mich selbst eine Überraschung, dass in der Religion des Zweistromlandes die Vor

1) Siehe Bd. II S. 946 Anm. 1.

bedeutungslehre einen so hervorragenden Platz einnahm. Dieser Überzeugung konnte sich aber niemand verschliessen, der einmal ernstlich an die systematische Bearbeitung der Leberschautexte, der astrologischen Inschriften, der Tier- und der Geburtsomina - um nur die vier Hauptklassen zu nennen, die in diesem Werke ausführlich behandelt werden herangetreten war. Die vielen Anspielungen auf Omina aller Art in den Votiv- und historischen Inschriften, sowie in den Hymnen und Klageliedern ja auch in den Mythen und Legenden, darunter auch Anklänge an astrologische Anschauungen, Redensarten und Metaphern, die auf die Vorbedeutungslehre hinweisen, bestätigen die Wichtigkeit, die man dem Versuch beimass, alle irgendwie auffälligen Naturerscheinungen als von höheren Mächten gesandte Vorzeichen zu erklären, aus denen man die Geheimnisse der Götter zu erlauschen vermöchte. Gerade in diesen Omentexten äussert sich die Weltanschauung, die die Gemüter von Babylonien und Assyrien, und zwar von der ältesten bis zur jüngsten Zeit, beherrschte. Der Blick des Volkes richtete sich stets auf die Zukunft, die in den Händen der Götter lag, und es war ein Hauptziel wenn nicht sogar der höchste Endzweck der praktisch geübten Religion, sich für das Kommende vorzubereiten und allem Übel nach Kräften vorzubeugen, wenn es nicht gelingen wollte, die Götter von ihrem Vorhaben abzulenken. Auch vom kulturhistorischen Standpunkt aus nehmen die Omentexte unser Interesse in Anspruch, da es sich herausstellt, dass gerade diese Phase der babylonisch-assyrischen Kultur einen ausschlaggebenden Einfluss auf Völkerschaften im Westen sowohl wie im ferneren Osten ausübte. Die bei den Griechen und Römern so berühmt gewordene „chaldäische Weisheit" ist Geheimwissenschaft, und zwar vornehmlich Astrologie, umfasst aber neben dieser auch die anderen Zweige der im Euphrattal entstandenen und sich fast ins unendliche erstreckenden Vorbedeutungslehre. Ich glaube durch meine Forschungen den definitiven Beweis erbracht zu haben, dass Leberschau, Himmelschau und Geburtsvorzeichenschau sich von Babylonien und Assyrien aus über ganz Kleinasien verbreiteten, vermutlich durch Vermittlung der Etrusker zu den Griechen und Römern gelangten und mit grosser Wahrscheinlichkeit bis Ostasien verfolgt werden können. Da nun meine Übersetzungen besonders bei den Leberschau- und astrologischen Texten zum grössten Teil erstmalige Versuche darstellen, so musste ich die Worterklärungen und die Bestimmung der vielen technischen Ausdrücke durch mehr oder weniger ausführliche Auseinandersetzungen zu begründen und rechtfertigen suchen. Dadurch ist der zweite Band an Umfang bedeutend gewachsen; ich habe andererseits aber das Gefühl, dass es wohl lange dauern wird, bis wieder ein Fachgenosse an die langwierige und etwas saure Arbeit herantreten wird, das veröffentlichte Omenmaterial eingehend zu sichten, und dass es inzwischen von Wert sein dürfte, als Ausgangspunkt für weitere Einzelforschungen die in diesem Bande ge

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