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die Hand zum Pfande in den Rachen legte. Ty ist auch so weise, daß man von einem besonders klugen Manne zu sagen pflegt, er sei weise wie Ty. Nicht aber kann man von ihm behaupten, daß er sich es angelegen sein läßt, Frieden zwischen den Menschen zu stiften.

Ty taugt niemals als Mittler von Mann zu Mann, sagt daher Loki, als Ty bei Egis Gelage Frey gegen den Lästerer in Schutz nimmt (Lok. 38). Skalden sollen ihn als „Kampfgott" bezeichnen (Sk. 9). Aber dem weisen Schlachtenlenker Odin. gegenüber ist er mehr der ungestüme Gott des wilden Schlachtgetümmels. Das irische Wort dīberc ist aus dem altnorw. Týwerk entlehnt und bezeichnet den Inbegriff des Tuns und Treibens der Wikinger im 9. Jhd., Werke des Ty" nannten die Nordmannen ihre Greueltaten, weil sie diese zu Ehren des Kriegsgottes Ty vollbrachten. Am Hardangerfjord in Norwegen, von wo sie nach Irland hinüberfuhren, Kirchen und Klöster verbrannten und die Christen niedermachten, muß also in der Wikingerzeit ein bedeutender Tykultus bestanden haben. Wer Sieg zu erringen wünschte, sollte Siegesrunen auf das Heft, in die Blutrinne und die blanke Spitze des Schwertes ritzen und dabei zweimal den Namen Tys anrufen (Sigrdr. 6). Schon bei den ältesten Skalden des 9. Jhd. heißen Fürsten Tys Geschlecht (Yngl. 27).

Ty ist unbeweibt; die Verbindung seiner ehemaligen Gattin Frigg mit Odin erscheint im Norden ganz fest. Nur einmal wird Tys Gemahlin erwähnt; Loki schmäht ihn, mit ihr einen Knaben erzeugt zu haben, ohne dafür von dem beleidigten Gatten bestraft zu sein (Lok. 40). Ob darin eine bewußte, von Loki frech verdrehte Erinnerung an die Sonnenoder Erdgöttin zu suchen ist, die während der Trennung vom göttlichen Gemahle von feindlichen Mächten umbuhlt. ist, muß dahin gestellt bleiben; ebenso, ob dieser Anspielung der Mythus von den göttlichen Söhnen des hohen Himmelsherrn zu grunde liegt, die mit Gold und blitzendem Geschmeide die Gunst der lichten Göttin gewannen. Beschränkt man sich auf die Mythen, die unter Tys Namen im Norden überliefert. sind, so legt allein der Mythus von der Fesselung des Fenriswolfes noch Zeugnis für seine alte Stellung als Himmels

oder Tagesgott ab. Denn ob es ein altertümlicher Zug ist, wenn Ty und Thor, der Himmels- und der Donnergott, als Gefährten auftreten, um von dem Riesen Hymi im fernen Osten den Metkessel zu holen, unterliegt sehr starkem Zweifel. Als Sohn des Eis- und Meerriesen Hymi und einer goldglänzenden Frostriesin mit leuchtenden Brauen soll er die aus dem Meere sich erhebende Tageshelle sein, oder gleichsam der Widerschein seines ursprünglichen Ichs, die Sonne, die die schneeumzäunten Gletscher vergoldet (Hym. 5, 8; s. u. Thor, Hymiskviþa). Aber das Lied, dem wir diese Angaben verdanken, ist ganz auf Märchenmotiven aufgebaut, Ty spielt keine rühmliche Rolle; nur das wäre möglich, daß der Mythus von einem Besuche des Gottes im Riesenreiche mit dem Märchen von der Bewirtung des Sterblichen in der Wohnung des menschenfressenden Riesen verschmolzen wurde.

Deutlich aber geht auf Tys alte Herrlichkeit als Herrschers des Lichtes seine Gegnerschaft zu Fenri, dem Dämon der Finsternis zurück (Gg. 25, 34):

Die Götter erfuhren durch Orakel, daß ihnen durch Lokis Sippe großes Unheil bevorstünde, und daß darunter der Wolf Fenri das gefährlichste Scheusal wäre. Töten wollten sie ihn nicht; denn sie achteten ihre Heiligtümer und Friedensstätten so hoch, daß sie diese nicht mit dem Blute des Wolfes beflecken wollten. Sie zogen ihn daher bei sich auf, aber nur Ty hatte soviel Mut, ihm seine Speise zu reichen. Als sie sahen, wie er täglich an Größe und Kraft zunahm, und alle Weissagungen meldeten, daß er ihnen Verderben bringen würde, beschlossen sie, ihn in eine unzerreißbare Fessel zu legen und so unschädlich zu machen. Zweimal wurden Bande von gewaltiger Stärke geschmiedet, aber sobald der Wolf seine Glieder streckte, zersprangen sie. Da ließen die Götter von den Zwergen eine Fessel herstellen, die Gleipni hieß sie war aus sechs Dingen gemacht, aus dem Geräusche der Katze, und dem Barte des Weibes, den Wurzeln des Berges und den Sehnen des Bären, dem Hauche des Fisches und dem Speichel des Vogels; sie war glatt und weich wie ein seidenes Band, aber zuverläßig fest und erstaunlich stark. Als die Götter sie erhielten, begaben sie sich mit dem Wolfe auf eine mit Heidekraut bewachsene Insel inmitten eines Sees und forderten das Ungetüm auf, das Seidenband zu zerreißen sie selbst hätten es nicht vermocht. Der Wolf witterte eine List; um aber nicht für feige gehalten zu werden, erklärte er sich bereit, wenn einer von den Göttern seine Hand in sein Maul legte, zum Pfande, daß keine Hinterlist dabei im Spiele sei. Da sah einer der Asen den

andern an, niemand wollte seine Hand hergeben; nur Ty streckte seine Rechte vor und legte sie dem Wolf in den Rachen. So konnte die Fessel angelegt und an zwei Felsen befestigt werden. Je mehr der Wolf sich anstrengte, sie zu zerreißen, desto tiefer schnitt sie ein; je wilder er zerrte, desto stärker zog sie sich zusammen. Da lachten alle Götter nur Ty nicht, denn er mußte seine Hand lassen; der Wolf biß sie ihm an der Stelle ab, die seitdem Wolfsglied (d. h. das Handgelenk) heißt, und Ty besaß nur noch eine Hand. Furchtbar riß der Wolf seinen Rachen auf und schnappte gewaltig um sich. Da schoben ihm die Götter ein Schwert in das Maul, so daß der Griff im Unterkiefer seine Stütze fand, die Spitze aber im oberen Gaumen steckte; das ist die Gaumensperre des Wolfes“. Er heulte entsetzlich, und Geifer rann aus seinem Maule, das ist der Fluß, der Wan heißt. Dort liegt er bis zum Untergange der Götter.

Es ist ein hübscher Witz, daß aus dem feinsten und zartesten Stoffe das stärkste und festeste Band wird, und da die Götter den Wolf überreden, sich mit der scheinbar ganz harmlosen Fessel wie im Scherze binden zu lassen, heißt das Band vermutlich Gleipni, d. h.,,Spaßmacher". Auch bei der Fesselung Lokis mit den Därmen seines Sohnes erlangt das aufangs weiche Band erst nach der Anlegung Härte und Festigkeit. Ähnliche scheinbare Unmöglichkeiten, wie sie hier zusammengestellt sind, kennt Sage und Märchen auch sonst, überhaupt ist der Bericht ganz im Stile des Märchens gehalten. Aber als mythischer Kern bleibt die Fesselung des Wolfes durch Ty und die Gaumensperre des Ungeheuers bestehen.

Der Hohn der Götter über den tapferen Wagemut ihres opferfreudigen Genossen verrät, daß eine jüngere Zeit sich in die Handlungsweise Tys nicht mehr zu finden vermochte. Als Oberhaupt der Götter mußte er für ihre Sache eintreten - erst spätere Zeit machte aus seiner heldenhaften Tat blinde Tollkühnheit. Wie der einhändige Ty sich am besten dem' einäugigen Odin vergleichen läßt, so bietet auch das Verpfänden des Auges an Mimi die passendste Parallele für die Verpfändung der Hand an den Fenriswolf. Der himmlische Lichtgott war wesentlich Tagesgott; darum mußte er sich zur Nachtzeit irgendwie geschwächt zeigen: das Verpfänden der Hand bezeichnete ursprünglich wohl das zeitweise Verschwinden des Tageslichtes überhaupt. Denn die Hand scheint eine

ähnliche Bedeutung wie das Schwert Freys, Heimdalls oder Baldrs zu haben; die gewöhnlich mit dem Schwerte bewaffnete Hand kann dem Schwerte selbst gleichgesetzt werden, und dieses bedeutet den Strahl des Lichtgottes. Aus diesem Gegensatze des Lichtes gegen die Finsternis, weil jenes für die hauptsächlichste Äußerung der Tätigkeit des Himmelsgottes angesehen wurde, wird es erklärlich, wie gerade er zu dem wilden Schlachtengotte werden konnte.

Beim letzten Kampfe zwischen den Göttern und den feindlichen Mächten treffen sich Thor und die Midgardsschlange, Heimdall und Loki nicht zum ersten Male, sondern stehen einander schon von früher her feindlich gegenüber. Man sollte erwarten, daß dabei auch Ty mit Fenri kämpfen sollte, daß Ty, der lichte Himmel, vom Wolfe der Finsternis verschlungen würde. Nach einer Angabe verschlingt auch Fenri dann die Sonne (Vafpr. 46), nach der andern aber den Odin, während Ty mit dem Höllenhunde Garm streitet, und beide den Tod erleiden (Gg. 51). Für Odin, den Windgott, paßt dieser Kampf ursprünglich nicht. Vermutlich hat eine Übertragung stattgefunden: der jüngere Götterkönig übernahm die Stelle des älteren.

Verschiedene Seen scheinen in Schweden nach dem Gotte genannt zu sein: Tibon, Tigotten, Tisan, Tisaren, Tynn und Tisjön; bestimmt trägt die öde Waldlandschaft Tiveden zwischen dem Wenern- und Wettersee (an. *Tyviper) nach ihm ihren Namen. Merkwürdigerweise ist keine schwed. Ortschaft mit Ty gebildet, während doch die anderen Götter mehr oder weniger häufig begegnen. Mit gutem Grunde hat man daraus geschlossen, daß zu einer Zeit, wo Namen wie Odensåker, Torsharg, Fröwi, Ullersäter und Närdalunda aufkamen, der Gott Ty nicht mehr für würdig angesehen wurde, einem Orte den Namen zu geben, oder auch, daß er zu wenig bekannt war. Da aber sein Name gleichwohl bei Wäldern und Seen vorkommt, die natürlich älter sind als diese Ortsnamen, so darf auch das als eine Stütze für die Annahme gelten, daß Tys Macht im Laufe der Zeit gesunken ist.

Der an. Name für die Blüte von Daphne Mezereum

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Tyvidr scheint eine Beziehung auf Ty als Gott des lichten Frühlingshimmels zu enthalten und damit die Pflanze als Frühlingsverkündigerin zu bezeichnen. In ähnlicher Weise heißt das Veilchen auf Island Tírsfíóla (Viola canina), und ein Ort in Dänemark Tiislund (Hain des Tius). Vor allem war dem über Kampf und Recht entscheidenden Gotte die Hasel heilig. Erst als er hinter Odin und Thor zurücktrat, konnten die Dänen bei Dublin einen aus Haseln bestehenden Wald dem Thor weihen (s. u. Thor). Aber die Verwendung, die die Haselstauden in den Gerichtsverhandlungen und Kampfordnungen zur Umhegung des unter göttlichen Schutz gestellten Platzes hatten, auf dem das Recht, sei es durch Urteil, sei es durch die Waffen, gefunden werden sollte, weist deutlich auf Ty als Thinggott hin. Durch Haselstangen, die als Waffe des Himmelsgottes

galten,

Herrmann, Nordische Mythologie.

Fig. 6.

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