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680 gesetzt, und seine Inschrift soll den Baldrmythus voraussetzen, andere Forscher schwanken zwischen der Mitte des 8. Jhd. und dem Jahre 1000. Der Pfeiler von Bewcastle wird auf das Jahr 670 zurückgeführt. Auf einem Grabstein des 13. Jhd. von St. Pierre in Monmouthshire scheint umgekehrt eine Übertragung von heidnischen Zügen auf christliche stattzufinden: der nordische Weltbaum ist als Lebensbaum dargestellt, dessen Blüte das Kreuz ist: auf ihm sind die dem nordischen Heidentum entlehnten Tiere, der Drache, Adler, Habicht und das Eichhorn abgebildet (vgl. die Abbildung unten: Weltenbaum). Die Möglichkeit ist zuzugeben, daß die Bevölkerung der Weltesche mit den verschiedenen Tieren durch den Anblick der Rankenmonumente hervorgerufen sei, aber gewiß ist es keineswegs, und die Hauptsache, der Mythus von der Yggdrasilesche

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sei unter dem Einflusse von Angaben über Christi Galgen (das Kreuz) gebildet, der zugleich ein Lebensbaum war, trifft auf keinen Fall zu.

Wiederholt finden wir Szenen aus der nordischen Sage auf christlichen Gegenständen dargestellt: z. B. auf dem Gosforthkreuz des 9. Jhd. in Cumberland den gefesselten Loki mit seiner Gemahlin Sigyn, und auf einem Steine bei der Gosforthkirche Thors Fischfang, auf dem Kreuze ferner Widars Kampf mit dem Fenriswolf und die Fesselung Fenris. Von den beiden ersten Bildern nimmt man wohl allgemein an, daß sie nordische Mythen darstellen. Aus den beiden letztern schließt man umgekehrt auf den christlichen Ursprung des Mythus von Fenri und Widar, da ein heidnischer Gott nicht als Sieger auf dem Kreuze dargestellt werden könne: der Mann mit dem Stabe sei der Messias, der mit einem eisernen. Stabe die Heiden weiden werde ( 2, Apok. 12,) und das Ungetüm sei der ,,lupus infernus" Fernir Fenrir. Aber es lässt sich nicht beweisen, daß nicht der Widar-Mythus auf dem Gosforthkreuze dargestellt sei. Über Thors Fischfang ist ein Hirsch abgebildet, der auf eine Schlange tritt; d. h. nach christlicher Symbolik: Christus zertritt die Schlange. Ebenso besiegt Thor das Ungeheuer, und ebenso ist das wölfische Ungetüm von Widar und Loki unschädlich gemacht. Der Künstler hat also Besiegungen von Dämonen darstellen wollen und trug darum kein Bedenken, heidnische Götter auf dem Kreuz anzubringen (vgl. die Abbildungen unter Tyr, Loki und Widar).

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Sprachliche Zeugnisse.

Die sprachlichen Zeugnisse, die Orts- und Personennamen enthalten, beweisen das Vorhandensein und die Verehrung des betreffenden Gottes. Aber diese Zeugnisse sind selbstverständlich nicht erschöpfend, und der Schluß wäre voreilig nur die Götter hätten einen Kult gehabt, die in Personen- und Ortsnamen vorkommen. Von geringerer Bedeutung ist die Etymologie. Oft genug zeigt die neueste, ja die allerneueste Etymologie, daß die aufgestellten

Gleichungen sich nicht halten lassen wollen, oder man kehrt reumütig zu den ältesten zurück. Abgesehen von den verschiedenartigsten Erklärungsversuchen (z. B. bei Höni), nützt es wenig, wenn man mit einiger Sicherheit bei manchen Namen (z. B. bei Frigg, Thor) ihre Grundbedeutung angeben kann. Die Bildung der Namen liegt so unendlich weit in der Zeit zurück, daß sich Wesen und Bedeutung des Gottes oft genug geändert haben können; der Name steht nur noch wie eine Versteinerung da und trägt nichts zur Geschichte des Gottes bei aber gerade diese muß doch klar gelegt werden. Mythologische Schlüsse aus Namen mit Hilfe der Etymologie sind also nur mit äußerster Vorsicht zu ziehen. Damit steht nicht im Widerspruche, daß im vorliegenden Buche wiederholt die an. Namen deutsch umschrieben sind. Das ist nur geschehen, um das Verständnis zu erleichtern, da die nordischen Bildungen erwiesenermaßen befremdend wirken. Daher sind, soweit angängig, belanglose Namen von Tieren, Gegenständen u. s. w. ausgelassen.

Die Volksüberlieferung.

Von außerordentlicher Wichtigkeit für die Erkenntnis von Mythus und Kultus, besonders der sog. niederen Mythologie sind die Quellen der volkstümlichen Überlieferung des Mittelalters und der Gegenwart, Sage, Sitte und Brauch, unnötig und unrichtig mit einem englischen Worte Folklore genannt. Zwar nicht so stark wie in Deutschland, aber immerhin noch mehr als wünschenswert, sind wir bei der Erforschung der germ. Altertümer, namentlich auf kultischem Gebiete, auf die Volksüberlieferung angewiesen, auf die von alters her überlieferten, von Geschlecht zu Geschlecht vererbten und natürlich oft verderbten Zeugnisse. Lassen sie sich aber auf gesicherten Grund zurückführen, so dürfen sie verwertet werden. Übertrieben ist der Grundsatz: was nicht schriftlich überliefert sei, müsse als niemals dagewesen behandelt werden. Oft genug erweist sich das, was niemals aufgezeichnet war und sich nur in der mündlichen Überlieferung erhalten hat, als Rest urältester Zeit. Das mythologische Quellenmaterial ist nicht nach dem Alter der schriftlichen Aufzeichnung

abzuschätzen. Freilich ist zur Beleuchtung der unverständlichen Gebräuche oft die Heranziehung von ethnologischen Parallelen nötig, aber die Methode ist noch wenig gesichert, und die Gefahr liegt nahe, sich im Grenzenlosen zu verlieren. Ziel der Forschung muß sein, das reiche Material kritisch zu sichten und auf bestimmte einfache Typen zurückzuführen. Nicht alles, was im Volke lebt, ist uralt und heidnischen Ursprunges, neben der Reproduktion ist auf die Produktion zu achten. Man muß genau zwischen Altem und Neuem, Einheimischem und Fremdem, Volkstümlichem und Gemachtem unterscheiden. Trotz dieser wichtigen Einschränkungen bleibt der nie stille stehende Fluß lebendiger Sitte und Sage, die Fülle des Aberglaubens, für die Mythologie als Quelle ergiebig und unentbehrlich.

Erster Hauptteil.

Der Seelenglaube.

Bedeutung des Todes für die Entstehung mythologischer Vorstellungen.

Vorstellungen vom Jenseits nach archäologischen Zeugnissen.

Aus den reichen archäologischen Funden Skandinaviens kann die Wissenschaft eine Entwickelung der Vorstellungen von dem Leben nach dem Tode geben und die verzweifelten Versuche aufdecken, die man gemacht hat zur Lösung des ersten und letzten großen Problems, den Tod zu verstehen und sich mit dem Beweise seiner Herrschaft abzufinden, dem leblosen Körper. So verschieden wie die Begräbnisbräuche, so mannigfach sind die Anschauungen vom Jenseits. Erklärend und ergänzend treten für die spätere Zeit die literarischen Zeugnisse hinzu.

Das älteste germanische Grab der jüngern Steinzeit, etwa im Beginn des dritten vorchristlichen Jahrtausends, ist eine kleine Stube, aus wenigen Tragsteinen errichtet, auf denen ein einzelner Deckstein ruht; an der Seite befindet sich eine Öffnung. In diesem Raume behielt der Abgeschiedene sitzend oder liegend den bescheidenen Hausrat seiner Wohnung zur Verfügung: irdenes Geschirr, Waffen und Schmucksachen der primitivsten Form. Neben den kleinen Stuben repräsen

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