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Simon, dem Makkabäer, und noch unter Johann Hyrkan geblüht hatten, war Niemand mehr, am wenigsten Herodes gewachsen. Die Sympathien des Volks, auf die er wegen mancher persönlicher und Herrschertugend hätte zählen können, verdarb ihm von vornherein sein edomitischer Ursprung; den „Halbjuden“, den „idumäischen Sklaven" auf dem Throne der Hasmonäer zu wissen, war für jüdische Empfindlichkeit und Reizbarkeit eine beständige Herausforderung. Aber auch sonst stunden ihm ernste Schwierigkeiten entgegen. Die Bevölkerung seines Reiches war schon zu gemischt, an der Meeresküste, in Samaria, Galiläa, im Ostjordanland wohnten zu viele Griechen, Shrer, Araber, als daß er sich lediglich als König der Juden hätte benehmen dürfen; in politischen und Handelsverhältnissen galt es mancherlei Rücksichtnahmen, für die sich das starre, pharisäische Judenthum grundsäglich Auge und Ohr verschloß, die aber für den König unbedingte Nothwendigkeit waren. Dazu kam aber, daß seiner ganzen Regierung immer deutlicher erkennbar der Zweck zu Grunde lag, dasjenige friedlich und allmälig durchzuführen, was einst Antiochus Epiphanes mit Gewalt versucht hatte: die Hellenisirung des jüdischen Volkes. Er gedachte seine Unterthanen dahin zu führen, daß sie durch Aufnahme griechischer Sitte und Kultur Anspruch erhielten, nicht länger für asiatische Barbaren zu gelten, sondern zu der gebildeten Welt gerechnet zu werden. So zog er griechische Gelehrte an seinen Hof und baute in Jerusalem Theater und Amphitheater; aber so angelegentlich er dem Volke seinen Kulturtrank einzuflößen versuchte, so höhnisch spie dieses ihn wieder aus und begehrte die Milch der Vätersitte unvermischt. Dabei war übrigens Herodes selbst, mit so großer Gewandtheit er sich in der griechischen Kultur zurechtgefunden hatte, von derselben nur äußerlich beleckt; im tiefsten Innern blieb er zeitlebens ein Barbar, dem jeder ideale Zug und jedes feinere Gefühl fern lag, der vielmehr jählings in wilde Despotenlaune und in tigerhaftes Wesen ausbrach, sobald Argwohn sich in ihm regte

Tod und Testament des Herodes.

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oder seine Wege durchkreuzt wurden. Häusliches Elend trug vollends zu seiner Verwilderung bei. Von den zehn Frauen, die er hatte, bildete natürlich Jede mit ihren Söhnen und Töchtern eine Hofpartei, die gegen die andern den geheimen Krieg der Intrigue und tückischen Verläumdung führte. Diesen Zuständen aber durch überlegene moralische Kraft und väterliche Autorität ein Ende zu machen, war Herodes nicht der Mann; der Stimme des Argwohns lieh er immer häufiger Gehör und wüthete mit Mordbefehlen gegen seine nächsten Angehörigen, Frauen und Söhne. Aber auch seine Regierung wurde in dem Maße, wie der Unwille des Volkes lauter wurde, mehr und mehr eine SchreckensHerrschaft; ein Nez von Angebern verbreitete sich über das ganze Land, der König sebst durchwandelte in der Dämmerung als Spion die Straßen der Hauptstadt und eine aus Galliern und Germanen bestehende Leibwache stand ftets bereit, die Verdächtigen aus dem Wege zu räumen. Er war ein vollendeter Wüthrich geworden, als er zur Freude Aller in seinem siebzigsten Jahre starb. (4 v. Ch.)

Herodes hinterließ ein Testament, das drei seiner Söhne: Archelaus, Herodes Antipas und Philippus zu Erben seines Reichs einsette. Sie mußten aber vom römischen Kaiser Augustus die Bestätigung einholen und reisten deßhalb nach Rom. Der Haß der Juden gegen das ganze Geschlecht der Herodier war aber so stark, daß auch sie eine Gesandtschaft zum Kaiser sandten mit der Bitte, er möge das Testament nicht bestätigen, sondern das Land unmittelbar feiner eigenen Regierung unterstellen. Augustus, lange unschlüssig, bestätigte endlich dennoch das Testament, gab aber den Erben Rathschläge und Vorschriften behufs guter Regierung.

Wie wohlbegründet diese Rathschläge waren, konnten die Brüder aus den Vorgängen lernen, die sich unterdessen zu Hause ereignet hatten. Dort hatte sich der Volkshaß gegen die Herodier, namentlich gegen den tyrannischen Archelaus, in einer Reihe von Aufständen Luft gemacht,

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die zwar alle durch den Prokonsul von Syrien, den durch die Teutoburgerschlacht bekannten Varus, niedergeschlagen wurden, aber sowohl in Jerusalem als in Galiläa waren Ströme von Blut geflossen; in Schutt gelegte Städte, Schaaren von Kriegsgefangenen, die auf den Sklavenmarkt geführt wurden, und 2000 Kreuze, an denen Patrioten qualvoll endeten, verkündeten dem Volke, was eine AufLehnung gegen die Römerherrschaft auf sich habe.

Bon all jenen Unruhen, denen Varus dieses Ende bereitete, erwähnen wir nur den Aufstand Judas' des Galiläers. Dieser kühne, freiheitsliebende Mann hatte neben der nationalen Sache noch einen persönlichen Grund, gegen das Regiment der Herodier ergrimmt zu sein. Sein Vater Ezechias war als „Räuberhauptmann“, d. h. als Anführer politisch-religiös fanatisirter Freibeuterschaaren durch Herodes zur Zeit seiner galiläischen Statthalterschaft gefangen genommen und enthauptet worden. Mehr als 40 Jahre waren darüber verstrichen, aber der entschlossene Geist des Vaters lebte racheglühend im Sohne fort und kaum war kund geworden, daß der alte Wüthrich gestorben, die Herrschaft aber in der Familie verbleiben solle, so erhob Judas die Fahne des Aufruhrs, brach mit seinen Freischaaren das königliche Zeughaus in Sepphoris auf und machte ganz Galiläa unsicher. Wohl mochte der glänzende Heldenname des frühern Judas, der mit ähnlichen Freischaaren die Heere des Antiochus geschlagen hatte, die Gemüther zur Hoffnung erheben, daß die Zeit der Makkabäer wiederkehre, aber die Römer waren nicht die Seleuciden. Ihrer überlegenen Kriegskunst und der eisernen Disziplin. ihrer Truppen vermochte Judas nicht Stand zu halten; bald war Sepphoris wieder in der Hand der Römer und erfuhr die herbste Züchtigung; nachdem die Stadt geplündert und in Brand gesteckt war, wurden die Einwohner auf den phönizischen Märkten als Sklaven verkauft. Auf dieses Ereigniß werden wir später zurückkommen und auch Judas wird uns noch einmal erscheinen.

Der Vierfürst Philippus.

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Zunächst also kehrten die Söhne des Herodes in ihr Land zurück und traten mit des Kaisers Genehmigung ihre Regierung an. Der Beste von ihnen war Philippus, der mit dem Titel Tetrarch (eig. Viertelsfürst, Theilfürst, Luther: Vierfürst) den Norden des Ostjordanlandes vom Hermon bis zum Hieromar erhielt, ein Gebiet von vorwiegend heidnischer Bevölkerung. In seiner siebenunddreißigjährigen Regierung wußte er sowohl mit seinen Nachbarn als mit seinen Unterthanen Frieden zu halten, hielt einen einfachen. Hofstaat, beschwichtigte das Räuberwesen durch Hebung friedlicher Gewerbe und ließ sich besonders auch die Rechtspflege angelegen sein; wenn er ausging, erzählt Josephus, war er nur von wenigen Auserwählten begleitet und hatte stets den Sessel, auf welchem er Recht sprach, bei sich. So oft ihm Einer begegnete, der seiner Hülfe bedurfte, ließ er sofort, wo immer er sich befinden mochte, den Sessel niedersehen, hörte den Fall an, verurtheilte die Schuldigen und entließ die unschuldig Angeklagten. Er erweiterte in der Nähe der Jordanquellen das alte Paneas (Dan) und erhob es unter dem Namen Cäsarea zu seiner Residenz, ebenso Bethsaida am nördlichen Ende des galiläischen Sees, das er der Kaisertochter zu Ehren Julias nannte. Er starb 34 n. Chr.

Ebenfalls mit dem Titel eines Tetrarchen wurde Herodes Antipas über Galiläa und Peräa gesezt. Dieses Gebiet umfaßte einerseits das galiläische Hügelland vom Meromsee dem ganzen Westufer des galiläischen See's entlang bis zum Tabor und den Bergen von Nazaret, andrerseits einen Streifen am östlichen Jordanufer, etwa von der Jabbok- bis zur Arnonmündung. (Diese lettere Hälfte war von der erstern sowohl wie auch vom Gebiete des Philippus getrennt durch die Dekapolis, das „Gebiet der 10 Städte", die mit vorherrschend griechischer Bevölkerung reichsunmittelbar waren.) Seinem Charakter nach war Antipas ein ächter Sohn des alten Herodes, klug, ehrgeizig und prachtliebend, nur liebte er die bequeme Ruhe mehr als

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jener. Jesus nennt ihn Luk. 13, 32 einen Fuchs" und deutet damit auf schlaue, glatte Verschlagenheit*). Er ververheirathete sich mit der Tochter des Araberkönigs Aretas, um Peräa vor dessen räuberischen Einfällen zu schüßen; später aber verstieß er diese Gattin und erhob die bekannte Herodias, die Frau seines Halbbruders Herodes, an deren Stelle. Antipas hatte sie in Rom gesehen, wo ihr Gatte als einfacher Privatmann lebte, und da ihrem Ehrgeize dieses ruhige Leben nicht genügte, verband sie sich mit dem Tetrarchen und entfloh mit ihm nach Palästina. Der Araberkönig Aretas aber, über den seiner Tochter angethanen Schimpf erbittert, überzog Antipas mit Krieg und brachte ihm eine so schwere Niederlage bei, daß nur die Vermittlung der Römer ihn vor dem völligen Ruin rettete. Wie alle Herodier machte auch er die Sitte jener Zeit mit, sich durch luxuriöse Bauten hervorzuthun; so erbaute er sich in der schönsten Gegend seines Reiches, am Westufer des galiläischen See's die glänzende Hauptstadt Tiberias. Doch so anmuthig diese Ufergegend auch war und so prachtvolle Paläste und öffentliche Gebäude sich hier erhoben, so viele Mühe kostete es den Fürsten, die neue Stadt zu bevölkern. Der Plak, auf dem sie stand, war nämlich, wie sich beim Graben der Fundamente zeigte, eine alte Begräbnißstätte, deren Bewohnung das jüdische Gesez verbot. Herodes mußte daher, um die leeren Häuser zu bevölkern, viele Fremde, Abenteurer und Bettler zwangsweise ansiedeln. Die andere Residenz, die er in der Ebene Sebulon, am Fuß der Berge von Nazaret besaß, Sepphoris, hatte er aus den Trümmern, welche Varus hinterlassen, neu und schön wieder aufgebaut. Er regierte bis in die Zeit des Kaisers Caligula, fiel dann aber (39 n. Chr.) in deffen Ungnade, mußte (wovon später die Rede sein wird) sein Reich einem glück

*) Andere, wie z. B. Volkmat, verstehen den Fuchs" nicht im Sinne von Schlauheit, sondern von offener Räuberei und Gewaltthat, wobei dann an Johannes den Täufer zu denken wäre.

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