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Archelaus; die Prokuratoren.

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licheren Günstling, dem König Agrippa, überlassen und starb in der Verbannung.

Judäa, Samaria und Idumäa mit den Meerstädten Joppe und Cäsarea fiel bei der Theilung Archelaus zu, der den etwas höhern Titel eines Ethnarchen (Volksfürsten) erhielt. Aber nur neun Jahre lang ertrugen die Juden sein rohes, tyrannisches Regiment. Eine Gesandtschaft ging von Jerusalem ab, um ihn beim Kaiser Augustus zu verklagen, und dieser schickte ihn nach Gallien in die Verbannung. 6 n. Chr.

Das Gebiet des Archelaus wurde nun als Provinz Judäa zu Syrien geschlagen, erhielt aber einen eigenen Statthalter, Prokurator, der die finanziellen Angelegenheiten zu ordnen und die Ruhe im Lande aufrecht zu halten hatte; in manchen Dingen hatte er freie Hand, doch war er dem Prokonsul von Syrien untergeordnet. Mit beiden Beamten konnten die Juden sofort Bekanntschaft machen. Der Prokonsul Quirinius erschien mit dem Prokurator Coponius in Jerusalem, um eine Volkszählung anzuordnen und die Steuerkraft des Landes danach zu be messen. Da zeigte sich zum erstenmal, wie schwer ein friedliches Zusammengehen römischen und jüdischen Geistes zu erreichen war. Den Römern kam nichts einfacher und selbstverständlicher vor als diese vorzunehmende Maßregel und höchlich verwunderten sie sich, als die Juden ihrem Vorhaben mit religiösen Bedenken entgegen traten. Schon die beabsichtigte Volkszählung verstieß wider die UeberLieferung; auf Grund einer Erzählung aus dem Leben. David's (2 Sam. 24) behauptete man, eine Volkszählung bringe die Pest, man müsse sich damit begnügen, aus der Zahl der im lezten Frühling geschlachteten Passahlämmer einen Schluß auf die Bevölkerungszahl zu ziehen. Doch als eine noch ärgere Gesezwidrigkeit erschien es, daß man dem Kaiser Steuern zahlen sollte; Gott allein fei der Herr und Eigenthümer des Landes, an den die Zehnten der Landesfrüchte und Geldabgaben zu entrichten seien; wenn

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man dieß auch gegenüber dem Kaiser thue, so seze man ihn neben Gott. Dem Hohepriester Joazar, einem Verwandten der Herodier, gelang es, die stürmisch aufgeregten Gemüther zu besänftigen und den drohenden Volksaufstand zu verhüten, aber den Gesezeseifrigen war mit der Durchführung der Maßregel hart an's Herz gegriffen und es blieb fortan in vielen Volkskreisen eine schwer beängstigende und peinlich aufregende Frage, welche die Pharisäer einst auch an Jesum stellten: ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen?" Damals ließ auch der oben genannte Galiläer Judas wieder von sich hören; entrüstet über die Nachgiebigkeit, mit der sogar ein großer Theil der Pharisäer sich der römischen Ordnung fügte, veranlaßte er eine Spaltung in dieser Genossenschaft, indem er die revolutionären Elemente derselben zu einer besondern Fraktion sammelte; es waren Diejenigen, die mit Rom nicht markten wollten, sondern unerbittlich entschlossen, an der theokratischen Sitte festzuhalten, jeden Augenblick bereit waren, den Kampf auf Leben und Tod mit den Römern aufzunehmen; sie nannten sich die Eiferer, Zeloten. Ihren fortwährenden Heßereien ist es zuzuschreiben, daß die Juden von nun an nie mehr zur Ruhe kamen, daß ein wilder Römerhaß mehr und mehr. die Gemüther erfüllte und das Land bald einem Vulkane glich, in dessen Innerem sich der furchtbarste Ausbruch vorbereitete.

Die Prokuratoren, unter deren Verwaltung und Justiz nun Judäa stund, hatten ihren Sit in Cäsarea am Meer, von wo aus sie nur zuweilen, namentlich an hohen Festen, nach Jerusalem kamen, lezteres deßhalb, weil sowohl die große Zahl zusammenströmender Volksgenossen, als auch die durch die Feste wachgerufenen großen Erinnerungen an die alte Volksgeschichte eine immerwährende Gefährdung der politischen Ruhe waren. In Jerusalem nahmen die Prokuratoren ihre Wohnung in dem ehemaligen Palaste des Herodes, der von jezt an das römische Amthaus

war.

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Aus Josephus kennen wir alle Prokuratoren, aber ein Interesse hat für uns nur der fünfte, der von 26 bis 36 n. Chr. das Amt bekleidete: Pontius Pilatus. Während seine Vorgänger gegen jüdische Sitten und Privilegien die größtmögliche Schonung bewiesen, so verlegte er durch sein rücksichtsloses, hochfahrendes Wesen die religiösen Gefühle des gesegestreuen Volks auf's äußerste. Gleich bei seinem Amtsantritt erlaubte er sich eine höhnende Herausforderung. Während nämlich die früheren Prokuratoren darauf gesehen hatten, daß die Garnison von Jerusalem die an den Feldzeichen angebrachten Brustbilder des Kaisers entfernte, so ließ sie Pilatus bei Nacht mit diesen Kaiserbildern in die Stadt einziehen. Als am Morgen das Volk die Sache ge= wahr wurde, zog es in hellen Haufen nach Cäsarea und bestürmte Pilatus fünf Tage lang, den Gräuel an heiliger Stätte zu beseitigen. Endlich am sechsten Tage beschied Dieser das Volk in die Rennbahn, gleichzeitig aber stellte er daselbst eine Abtheilung Soldaten auf, welche auf ein gegebenes Zeichen plöglich hervorbrachen und die Volks=/ menge mit gezückten Schwertern umringten. Aber die Juden blieben standhaft, entblößten ihren Nacken und erklärten, lieber sterben zu wollen, als die Gesetzesverlegung zuzugeben. Ueber diese Zähigkeit des Widerstandes sich höchlich verwundernd, gab Pilatus nach und ließ die anstößigen Bilder aus Jerusalem entfernen. Bald darauf aber griff er zur Erstellung einer Wasserleitung die Tempelgelder an und erregte dadurch neuerdings einen Sturm von Unwillen, den er nur durch gewaltthätige Maßregeln zu stillen vermochte. Auch im Neuen Testament (Luk. 13, 1. Mark. 15, 7) ist aus der Zeit des Pilatus von Aufrührern die Rede, gegen die er zu blutigen Mitteln greifen mußte; jedoch ist uns über diese Vorgänge nichts Näheres bekannt. Schließlich bereitete sich Pilatus durch seine Rücksichtslosigkeit selbst den Untergang. Er überfiel nämlich mit Waffengewalt eine harmlose Menge Samaritaner, die sich behufs einer Wallfahrt auf den Garizim um einen Propheten oder vielmehr

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Inneres Leben des Judenthums.

religiösen Gaukler versammelt hatte; Viele kamen dabei um, Andere ließ Pilatus gefangen nehmen und hinrichten. Die Samaritaner aber waren sich bewußt, daß ihrer Versammlung kein aufrührerischer Zweck zu Grunde gelegen hatte, und verklagten Pilatus beim Prokonsul von Syrien. Dieser entsegte ihn seines Amtes und schickte ihn zur Verantwortung nach Rom. Ueber seine weitern Schicksale weiß zwar die christliche Sage Manches zu erzählen (Verbannung, Selbstmord, gespenstisches Umgehen an dem Berge gleichen Namens), aber geschichtliche Nachrichten besigen wir keine.

Da wir hiemit in demjenigen Jahrzehnte der jüdischen Geschichte angelangt sind, in welches das Auftreten Jesu Christi fällt, so brechen wir die Berichterstattung über die politischen Ereignisse ab und schauen uns noch in den innern Zuständen des damaligen Judenthums um.

2. Inneres Leben des Judenthum 3. Wiewohl wir bisher mehr nur den äußeren Geschichtsverlauf in's Auge faßten, so hatten wir doch mehrfach Gelegenheit zu betrachten, in welch' steigendem Maße sich der Jude für sein Gesez begeistern, ja vielmehr fanatisiren ließ. Verschiedene Einflüsse, von innen und von außen, waren es, die ihn in diese Bahn drängten. Zunächst nämlich ist diese gefeßliche Zurichtung des ganzen jüdischen Geistes und Lebens auf die unermüdliche Thätigkeit der pharisäischen Schriftgelehrten zurückzuführen, denen das Gefeß ihre ganze Welt war und die dem Volke keine Ruhe ließen, bis es mit ihnen in das schwere Joch sich einspannte. Aber dieses Drängen der Schriftgelehrten fand eine mächtige Unterstützung im Gang der politischen Ereignisse. Wie oft war das Judenthum mit seinen Weltreichshoffnungen von der Geschichte nun schon übergangen worden! Wie vielfach hatte seit den Glanztagen Ninive's der Schwerpunkt politischer Macht gewechselt, aber nie war er nach Jerusalem verlegt worden. Die bitterste von all' diesen Enttäuschungen war die lezte gewesen, als die Herrlichkeit des hasmonäischen

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Reiches, freilich durch eigene Verschuldung, in sich zusammenfiel und die Stadt, die über Könige zu herrschen hoffte, von Neuem eine Provinzialstadt, ein dürftiger Zipfel des römischen Weltreichs wurde. Wie groß dieser Umschlag war, gab sich zwar erst nach und nach zu erkennen, als man unter Herrschern stund, denen an einer Gunstbezeugung der römischen Machthaber mehr gelegen war, als an der Liebe ihres ganzen Volkes, und als die kalte Verständigkeit der römischen Staatsmaxime mit Gefeß und Vätersitte zusammenstieß. Damals aber, unter der Herrschaft der Herodier und der Prokuratoren, vermochte man zu ermessen, auf welcher Höhe des Glücks man vor Rom's Einmischung gestanden und in welch' hoffnungslose Lage man seither gefallen war. Es war bitter, sich sagen zu müssen, daß man nach der äußern Lage wieder nichts anderes sei, als alle die übrigen. Völker, daß das Schicksal sie alle, das Volk Jehova's und das unreine, gößendienerische Heidenthum unter dasselbe Joch zusammenkopple und an Rom's Siegeswagen kette; um so leidenschaftlicher regte sich der Drang, zu zeigen, daß man eben doch nicht zusammen gehöre, daß hier das gottgeadelte Volk, der alleinige Sohn des Höchsten, dort aber ringsum der unreine Menschenpöbel wohne. Solch' adelige Reinheit des Gottesvolkes darzustellen, gab es kein anderes Mittel, als das Gesez mit all' seinen pharisäisch-rabbinischen Zuthaten, die eben diesen Zweck der stolzen Absonderung deutlich an der Stirne tragen; so war nach dieser Seite der Gesezesgehorsam nichts anderes, als der Ausdruck des Trozes und der Verachtung gegen die ganze übrige Völkerwelt. Aber auch Gott sollte diese mühsamen geseßlichen Leistungen sehen; zu ihm empor stiegen sie wie ein Schrei der Verzweiflung, wie ein leidenschaftlicher Angstruf um seine Hülfe, um die endliche Erfüllung seiner Verheißungen. „Sieh' doch nach deinem Weinberg, so hörten wir einen der makkabäischen Dichter klagen, das Schwein aus dem Walde verwüstet ihn, die Thiere des Feldes zernagen ihn! O Herr, schaue doch und siehe nach deinem Weinberg!"

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