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Wenn es je noch eines Beweises bedurfte, daß die Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts in Deutschland durchaus das Werk der Politik gewesen und ihre Erfolge hauptsächlich dem Auftreten der kleinen Fürsten verdankte, dann brauchte man nur die einzelnen Ländertheile durchzugehen und deren religiöse Verhältnisse etwas näher in's Auge zu fassen. Fragt man dann, wie es gekommen, daß diese Gegend, jene Stadt, ja ein einzelnes Dorf katholisch geblieben oder protestantisch geworden, und dadurch eine Ausnahme von der Umgebung macht, so wird stets eine Erklärung erfolgen, welche obige Behauptung bestätigt. Ueberall war die Erhaltung des alten Glaubens, dem Deutschland seine Größe verdankt, oder die Einführung der Kirchenspaltung das Werk der betreffenden Machthaber und Obrigkeiten.

Gehen wir heute noch das weiland heilige römische Reich durch, dann finden wir, daß bis zu den Umwälzungen am Anfange dieses Jahrhunderts alle katholischen Gebiete auch von katholischen Fürsten beherrscht wurcen. Der weltlichen Fürsten waren aber nur wenige: mit Desterreich und Bayern,

dann einigen unbedeutenden Reichsständen, wie Baden-Baden, Hohenzollern, Leyen u. s. w. ist deren Liste abgeschlossen. Was sonst noch katholisch geblieben, sind ehemals geistliche Herrschaften, namentlich die kurfürstlichen Erzbisthümer Mainz, Köln und Trier, die Bisthümer Münster, Paderborn, Würzburg, Bamberg, Passau, Speier, Basel, Constanz, Hildesheim, Osnabrück, die gefürsteten Abteien Fulda, Corvey, Ellwangen u. s. w. oder auch ehemaliges Deutschordensgebiet. In Schlesien wurde der Katholicismus nur durch die weltliche Stellung des Fürstbischofs von Breslau und dann auch durch die polnische Sprache (in Oberschlesien) gerettet. Von dem ehemaligen Ordensland Preußen wurde eine Provinz, Ermeland, dadurch der Kirche erhalten daß dessen Bischof zugleich deutscher Reichsfürst gewesen und so eine unabhängige Stellung dem abtrünnigen Ordensobern gegenüber einnahm. Von den Reichsstädten sind außer Köln und Aachen nur einige unbedeutende, wie Schwäbisch-Gmünd 2c., der alten Kirche treu ge= blieben.

Die folgenschwerste Veränderung die seit Jahrhunderten in der innern Verfassung Deutschlands vollzogen worden, ist die Aufhebung aller geistlichen Fürstenthümer. Da deren Länder den weltlichen Herren zugetheilt und diese fast alle protestantisch waren, so kamen dadurch viele Millionen Katholiken unter protestantische Negierungen, deren Macht und Ansehen sie also verstärken halfen. Auch die theilweise schon früher erfolgten Verluste Desterreichs, nämlich Schlesien, Breisgau, Belgien und Luremburg, kamen protestantischen Fürsten zu gute. So wurde natürlich auch die politische Stellung der Katholiken bedeutend herabgedrückt. Seitdem nun Oesterreich, das freilich seit 1815 den deutschen Katholiken mindestens ebensoviel geschadet als genügt hat, ganz aus Deutschland ausgeschieden und Bayern in eine ganz ab= sonderliche innere und äußere Lage gerathen, fehlt auch noch jenes äußere Ansehen, das dem Katholicismus wenigstens noch den Anschein einer Machtstellung gewahrt hatte. Damit

soll aber durchaus nicht gesagt seyn, daß wir dieß beklagen müssen; im Gegentheil, die Katholiken Deutschlands dürften froh seyn, daß endlich einmal das unheimliche Gespenst des österreich - bayerischen Schußes oder Rückhaltes gründlich in sein Nichts zerflossen ist und Niemanden mehr täuschen oder zum Vorwurf werden kann. Namentlich ist dadurch den protestantischen Regierungen, denen wir schon seit Langem fast ohne Vorbehalt an Händen und Füßen gebunden überliefert sind, jeglicher Vorwand genommen, irgend ein Mißtrauen gegen ihre katholischen Unterthanen zu haben. So hat das Jahr 1866 eine größere Klarheit in die Stellung der Katholiken gebracht und ihnen ein richtigeres Bewußtseyn ihrer Lage und ihrer Pflichten auferlegt. Es gilt nun, auch der neuen Lage entsprechend zu handeln.

Anderntheils wird durch die Zunahme des Verkehrs und durch die politische Centralisation eine eigenthümliche Verschiebung und Verallgemeinerung der Interessen bewirkt. Die katholischen Gegenden geben fortwährend einen bedeutenden Theil ihrer Bevölkerung an Amerika und an die großen Mittelpunkte ab, wo dieselben unter der Uebermacht der protestantischen und unchristlichen Elemente verschwinden. Die gleichmäßigere Mischung der beiden Confessionen macht überall Fortschritte. Zwischen allen Theilen des Vaterlandes ist in dieser Hinsicht eine Wechselwirkung eingetreten, die alle Aufmerksamkeit verdient. Soll der Katholicismus nicht jeden Einfluß auf das öffentliche Leben verlieren, soll er von thatsächlichen Verlusten bewahrt bleiben, dann muß ein enger Zusammenhalt unter seinen Gliedern geschaffen werden. Es muß vor allem dafür gesorgt werden, daß überall da wo Katholiken sind, dieselben auch die einer Religionsgesellschaft unentbehrlichen Rechte und Anstalten besigen.

Zunächst wird hier eine Uebersicht der Bevölkerungszahlen nach der Confession am Plaze seyn. In seinen alten Provinzen zählte Preußen 1864: 11,736,734 Protestanten und 7,201,911 Katholiken; in den seitdem annexirten Län

dern dagegen 3,685,199 Protestanten und 607,080 Katholiken, zusammen also 15,421,933 Protestanten und 7,808,991 Ka= tholiken. Leştere bilden somit 33,08 Procent nach, und 37,40 Procent vor der Annexion. Das Verhältniß hat sich also zu ihren Ungunsten verändert. Die Juden und andere unbedeutenden Religionstheile sind hiebei außer Acht gelassen. Die 1867er Zählung ergab für die alten Provinzen 11,970,635 Protestanten, 7,335,836 Katholiken. Erstere haben um 233,901 Seelen oder 1,99 Procent, lettere um 133,925 Seelen oder 1,85 Procent zugenommen.

In den einzelnen Provinzen wechselt das Verhältniß gar sehr und läßt sich genau auf die geschichtlichen Ereignisse und politischen Zustände früherer Zeiten zurückführen. Die Provinz Preußen zählte 1864: 2,137,397 Protestanten und 815,142 Katholiken (1867: 2,192,095 Protestanten, 836,439 Katholiken). Etwa ein Viertheil der lezteren bewohnt das ganz katholische Ermeland, das in den vier Kreisen Braunsberg, Heilsberg, Allenstein und Rössel zwölf Städte zählt, in denen allein kleine protestantische, meist aus Beamten bestehende Colonien sich befinden. Eine größere katholische Bevölkerung bewohnt Westpreußen, wo sich beide Religionsparteien fast gleich stehen. Nur haben die Protestanten den Vortheil, daß sie in allen größern Städten weitaus die Oberhand haben. Ostpreußen dagegen ist, das deutsche Ermland abgerechnet, durchaus protestantisch und zum guten Theile auch litthauisch und masurisch. Ueberall in den Städten und Städtchen haben sich aber Katholiken, natürlich meist Ermeländer oder Flüchtlinge aus dem angrenzenden russisch Polen angesiedelt, denen es meist an Gelegenheit zur Uebung ihrer Religion fehlt. In Königsberg (3000 Katholiken), Memel, Tilsit und einigen andern größern Städten sind ältere katholische Pfarreien. Sonst muß man aber in der großen Provinz Tage lang reisen um eine katholische Kirche oder eine kümmerliche Missionsstation aufzufinden. In dem ungeheuer ausgedehnten, an der polnischen Grenze sich hin streckenden

Regierungsbezirk Gumbinnen leben etwa 10,000 Katholiken unter 745,736 Protestanten.

Schlesien hatte (1864) 1,704,919 Protestanten und 1,755,507 Katholiken, 1867: 1,707,231 Protestanten, 1,795,837 Katholiken unter seinen Bewohnern. Oberschlesien, das den Regierungsbezirk Oppeln bildet, zählt über 100,000 Katholiken und 100,000 Protestanten. Mittelschlesien (Negierungsbezirk Breslau) ist ziemlich gleichmäßig gemischt, Niederschlesien (Regierungsbezirk Liegniß) hat nur 260,000 Katholiken unter nahezu 1 Million Seelen. Dieser Theil ist also wiederum ein Diasporagebiet. Die Lage der schlesischen Katholiken hat sich besonders durch die Klosterberaubung verschlimmert ebenso wie durch die stete Begünstigung der Protestanten Seitens der preußischen Regierung. Sogar in Oberschlesien befinden sich ein guter Theil des Grundbesißes, namentlich des größern, und die meisten Bergbau- und Hüttenwerke in protestantischen Händen. In Verbindung mit glaubenslosen Katholiken und Juden haben sie es so weit gebracht, daß selbst in den weit überwiegend katholischen Städten die städtischen Behörden, Bürgermeister mit inbegriffen, meist Protestanten sind. An paritätische Gerechtig keit gegen die Katholiken ist in den überwiegend protestantischen Städten erst recht nicht zu denken. In Breslau, wo doch zwei Fünftel Katholiken gegen drei Fünftel Protestan= ten stehen, befinden sich kaum drei oder vier der ihrigen unter mehr denn hundert Stadtverordneten. Als vor mehreren Jahren bei einer Bürgermeisterwahl sich auch ein höchst befähigter Katholik, dazu noch Stadtkind, um die Stelle bewarb, erhob sich ein gewaltiger Sturm gegen eine solche Anmaßung. Die Sprache der liberalen Blätter, welche in der Stadt den Ton angaben, wurde gefährlich drohend gegen den vermessenen Eindringling".

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Posen zählt (1864) 501,578 Protestanten und 949,952 Katholiken (1867: 504,823 Protestanten, 962,960 Katholiken). Unter den leztern gibt es etwa 150,000 bis

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