ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

mit seinen beiden Kohorten und vor ihnen das andere Römerheer standen, blieb ihnen nur ein Ausweichen nach links, wenn sie sich nicht durch die Thraker und Galater hindurch in den Fluss stürzen wollten. Da sich aber links das ganze Fussvolk anreihte, so warfen sie sich, nur auf die eigene Rettung bedacht, in dieses und brachten es dadurch in völlige Unordnung. Man gab jetzt die Schlacht verloren, und so wurde dieses grosse Heer geschlagen, ohne dass die Mehrzahl den Feind überhaupt gesehen hatte. Alles strömte in Unordnung den Abhang hinauf zum Lager, auf dem Fusse gefolgt von den römischen Kohorten. Durch das Lager hindurch ging die wilde Jagd, keiner dachte an Widerstand. 120 Stadien weit erstreckte sich die Verfolgung, bei der die Römer so gute Manneszucht zeigten, dass sie achtlos an den kostbarsten Beutestücken vorbeieilten, nur von dem Bestreben erfüllt, so viele Feinde wie möglich zu töten. Und die Natur des Geländes half ihnen bei ihrem grausigen Werk. Im Norden und Nordosten geht das Plateau in ein schluchtenreiches Gebiet über, in dem die Wände der Schluchten oft 30 und 40 m hoch senkrecht hinabstürzen1). Hierhin wurden die Armenier zusammengedrängt und fielen scharenweis dem Schwerte der Verfolger zum Opfer.

Nur Tigranes selbst entkam mit kaum 150 Begleitern 2), da er schon frühzeitig das Schlachtfeld verlassen hatte, doch gab er, um unerkannt zu bleiben, die königlichen Abzeichen seinem Sohne zur Aufbewahrung. Dieser aber wagte es nicht, sie zu behalten, sondern vertraute sie einem treuen Diener an, der dann in die Hände der Römer fiel. So konnte Lukullus in seinem Triumph auch das Diadem des armenischen Grosskönigs als Beutestück aufführen.

§ 6. Die antiken Quellen über die Schlacht. Dies war der Verlauf der denkwürdigen Schlacht von Tigranokerta. Wir wollen nun auf die Abweichungen unserer Berichte eingehen. Im allgemeinen habe ich, wie schon oben erwähnt, den Bericht Plutarchs zugrunde gelegt, der hier wieder aus Sallust, der besten Quelle, schöpft. Viel unklarer stellt Appian die Schlacht dar3). Zuerst spricht er von keinem Fluss, an dem die Schlacht stattgefunden hat, doch erklärt sich dies daraus, dass er im allgemeinen ziemlich oberflächlich und leichtfertig exzerpierte und diese Schlacht nur kurz darstellt.

So ist denn auch seine Erzählung so verworren, dass man daraus durchaus kein klares Bild von den Vorgängen gewinnen kann. Sein Bericht lautet kurz: Lukullus sieht einen geeigneten Hügel im Rücken des Tigranes. Darum lässt er die Feinde von seiner Reiterei in der Front beunruhigen und durch verstellte Flucht zerstreuen. Mit den Fußsoldaten gelangt er auf einem Umweg unbemerkt auf den Hügel, bricht in den

1) Belck, a. a. O. S. 274. 2) Orosius, VI. 3, 7. 3) Mithr. c. 85.

unter diesem aufgestellten Tross, der sich auf die Fusstruppen wirft und sie verwirrt. Diese fliehen auf die Reiter, die auch in Unordnung geraten, worauf eine vollständige Flucht entsteht. Dies ist alles eher als eine klare Schlachtdarstellung, so dass man sie als unbrauchbar übergehen kann. Einige Worte seien mir aber noch dazu gestattet.

Lukullus geht mit seinem Fussvolk auf einen Hügel im Rücken der Feinde. Das stimmt, doch kann er unmöglich mit dem ganzen Fussvolk dieses Umgehungsmanöver unbemerkt" ausgeführt haben, wie es bei Appian heisst, der von dem Fussvolk im Gegensatz zur Reiterei spricht, die in der Front den Feind beunruhigen soll. Nun wird mir doch jeder zugeben, dass man mit 10000 Mann nicht einen Marsch unbemerkt " ausführen kann, wenn nur 3000 Reiter als eigentliche Kämpfer von dem ganzen Heere zurückbleiben. Tigranes hätte sicher nach dem Verbleib der Infanteriemassen geforscht und Gegenmassregeln getroffen. Zwei Kohorten, also 8-900 Mann, dagegen können wohl unbemerkt eine Armee umgehen, noch dazu, wenn das Terrain so günstig ist wie am Batman-Su.

99

Die römischen Reiter sollen den Feind zur Verfolgung locken, um ihn zu zerstreuen. Wer wird sie verfolgen? Sicher wieder die Reiterei, und zwar die leichte, da die schweren Panzerreiter die flinken Galater und Thraker schwerlich einholen konnten. Da Lukullus später die Feinde auf der Flucht weit verstreut sieht, erkennen wir, dass seine List geglückt Unter лoleuiovę wollen wir also nur die Reiter verstehen, da das Fussvolk sicher an der Verfolgung nicht teilgenommen hat.

Es steht noch in Schlachtordnung vor dem Tross unter dem Hügel. Nun ist diese Aufstellung schon ein Nonsens, denn jeder Feldherr ist zufrieden, wenn er das Gepäck, dieses so notwendige Uebel, möglichst weit vom Schuss hat. Und da soll es Tigranes noch zwischen Hügel und Fussvolk einkeilen, damit es sich bei einer Niederlage ja nicht retten kann? Er hat es sicher im Lager gelassen, wenn auch Appian von keinem solchen spricht. Vielleicht wäre es am besten, wenn man für ozɛvopóga zaraq qazıoι setzt, die dann auf dem rechten Flügel stehen, den Angriff nicht aushalten und das sich links anschliessende Fussvolk niederreiten, welche Rolle bei Appian dem Tross zufällt, dann würde sich die Verworrenheit wenigstens einigermassen klären. Leider lässt aber der Text solche Aenderung kaum zu.

Endlich flieht das Fussvolk auf die Reiter, die doch, wenn jemand die römischen Reiter verfolgt hat, fern auf dem Felde zerstreut sind. Dann müssen die armenischen Fusstruppen schnelle Füsse haben, wenn sie ihre Reiter einholen und verwirren konnten, die leicht die 500 römischen Reiter, die Appian angibt, aus dem Felde geschlagen haben und dann den Legionen gefährlich werden mussten, wie bei Kannä die numidischen Reiter Hannibals und so oft die feindlichen Reiter. Doch auch sie lassen sich ruhig von dem fliehenden Fussvolk in Unordnung bringen, eine

Leistung, die in der Kriegsgeschichte einzig dasteht, und fliehen, wodurch die Flucht allgemein wird.

Man könnte bei den Reitern jedoch auch an die Kataphrakten denken, die die Verfolgung ihren leichteren Kameraden überlassen haben könnten und noch auf ihrem Platze standen. Doch Appian erwähnt von ihnen nichts, und wenn er sie auf den rechten Flügel stellte, wie Plutarch, dann wäre es unbegreiflich, warum das Fussvolk gerade nach rechts, in die Panzerreiter geflohen sein sollte, da doch links so viel Platz war!

Die Verfolgung erstreckte sich über 120 Stadien, bis die Nacht einbrach. Durch diese Worte glaube ich die Unbrauchbarkeit der Darstellung Appians bewiesen zu haben, und ich bin deshalb so genau auf sie eingegangen, weil sie in unseren modernen Darstellungen der Schlacht ausserordentlich viel Unheil angerichtet hat.

Es bleiben uns nun noch die ganz kurzen Berichte bei Memnon und Frontin. Memnon erzählt'), Lukullus habe zuerst den rechten Flügel geschlagen, darauf die Nächsten und dann alle der Reihe nach, so dass eine unaufhaltsame Flucht die Folge war, die mit dem Verderben der Kämpfenden endete. Mit anderen Worten, Lukullus rollte die feindliche Armee vom rechten Flügel aus auf. Dies deckt sich vollkommen mit unserer Darstellung, den Fluss, und wie es im einzelnen war, übergeht Memnon in seiner kurzen Beschreibung.

Auch Frontin 2) stimmt mit uns völlig überein: Lukullus besetzt mit einem Teil seiner Truppen den breiten Kamm eines Hügels, dringt von da in die unter ihm stehenden Feinde und greift ihre Reiterei in der Flanke an, schlägt sie in die Flucht (aversum) und verfolgt die Infanterie, nachdem er auch diese in die Flucht gejagt hatte. Hier findet sich ebenfalls kein Widerspruch mit unserer Darstellung. Er führt die Umgehung mit einem Teil seiner Truppen aus, die feindliche Reiterei (= Kataphrakten) lässt er in der Flanke angreifen, d. h. durch seine Galater und Thraker vom Flusse aus. So glaube ich unter Berücksichtigung aller Quellen eine erschöpfende Darstellung der Schlacht gegeben zu haben.

7. Die moderne Literatur über die Schlacht. Ich möchte nun, bevor ich mich wieder der Belagerung von Tigranokerta zuwende, noch mit einigen Worten auf die Darstellungen einiger unserer Gelehrten eingehen, die über dieses Gebiet geschrieben haben.

Da ist zunächst Drumann, der in seiner Geschichte Roms 3) eine genauere Schilderung der Schlacht gibt. Sie unterscheidet sich von der 1) C. 57.

2) Strategem. II. 2, 4. Vgl. hierzu auch II, 1, 14, wo noch besonders hervorgehoben wird, dass Lukullus zum Angriff schritt, bevor noch die grosse Armee einigermassen geordnet war.

3) Band IV S. 147 ff.

meinigen besonders dadurch, dass auch bei ihm, wie bei Appian, Lukullus den Tross angreift und auf das Fussvolk wirft, während seine leichten Reiter durch verstellte Flucht die feindlichen Kataphrakten aus ihrer Stellung locken sollen. Meine Ansicht über den Angriff auf den Tross habe ich schon bei der Beurteilung Appians dargelegt. Ich möchte mich nun gegen die Ansicht wenden, dass Lukullus die Kataphrakten habe aus ihrer Stellung locken lassen.

Nach der Schilderung Appians mussten wir annehmen, dass, wenn Lukullus wirklich ein solches Manöver mit seinen verhältnismässig wenigen Reitern ausgeführt hat, die leichte feindliche Reiterei die Verfolgung aufgenommen hat. Ferner kann Lukullus, wenn wir den Tross ganz ausschalten, nur die Panzerreiter angegriffen haben, die bei ihrer Unbeweglichkeit den Trossmassen wohl 'annähernd gleichgekommen sein dürften. Das feindliche Fussvolk anzugreifen hat Lukullus wohl unterlassen, da auch bei noch so disziplinlosen Horden der einzelne so behende ist, dass er durch eine Schwenkung seinem Gegner die Stirn bieten kann, zumal die kleine Zahl der Römer sicher nur für die Ueberrumpelung ungefüger Massen bestimmt war und von einem kleinen Teil des tiefstehenden Fussvolkes abgewehrt werden konnte. So würden die 80 000 Mann den Angriff der 800 kaum sehr gespürt haben, sicher wäre nicht eine solche Deroute der ganzen Armee die Folge gewesen. Sie kann nur dadurch entstanden sein, dass schwere Massen, die wegen ihrer Schwerfälligkeit den Rückenangriff auch einer kleinen Schar nicht aushalten konnten, sich auf das Fussvolk geworfen und dieses niedergetreten haben. Und das war nicht der Tross, sondern die Panzerreiter. Das erkannte Lukullus sofort. Und dann sollte er dieses grossartige Ziel seines Angriffes erst durch verstellte Flucht seiner Reiter in die Ebene haben locken lassen, so dass er, wenn seine zwei Kohorten ihr Ziel erreicht hatten, nur die leere Stelle vor sich hatte, wo die Panzerreiter gestanden hatten? Das ist doch kaum möglich. Der Angriff der Thraker und Galater geschah also nicht von vorn, wo die Panzerreiter in geschlossenem Gegenstoss sich leicht Luft gemacht hätten, sondern vom Fluss aus, wohin sie wegen des engen Geländes und ihrer Ungefügigkeit nicht aufschwenken konnten.

So diente der römische Reiterangriff erstens dazu, die Aufmerksamkeit der Feinde von dem Umgehungsmarsch der zwei Kohorten abzulenken, und zweitens ihn vorzubereiten, da die Panzerreiter, durch den Angriff in ihre ungedeckte Flanke erschüttert, schon mutlos geworden waren, als die Legionare in ihren Rücken stürmten. So denke ich, dass hiermit der Zweck und die Ausführung des römischen Reiterangriffes genügend geklärt worden ist1).

1) Vergl. auch Mommsen, Röm. Gesch. III. S. 70, der hier ebenfalls von dem Tross nicht spricht.

Auch Neumann1) kann sich von dem Tross hinter dem Heere nicht trennen, doch spricht er nur von einem Beschäftigen der Kataphrakten durch die leichten Reiter, was der Tatsache schon näher kommt, da damit noch nicht ein Herauslocken aus ihrer Stellung in die Ebene verbunden zu sein braucht. Doch auch bei ihm ist der Tross das Ziel des Angriffes.

[ocr errors]

Sehr dunkel stellt auch Reinach 2) diesen Vorgang dar, der auch von dem Tross und dem Hinablocken der Panzerreiter in die Ebene spricht. Als die Trossknechte und Zugtiere in den Reihen des feindlichen rechten Flügels Verwirrung gesät hatten, macht die römische Reiterei plötzlich kehrt und treibt in raschem Ansturm die ihr gefolgten armenischen Panzerreiter vor sich her, während sie Lukullus in den Rücken fasst". Dieser Vorgang lässt sich nur dann erklären, wenn die Kataphrakten rückwärts vor den römischen Reitern her geflohen sind. Das ist aber wohl kaum anzunehmen; wenn es wirklich den 3000 leichten Reitern gelungen sein sollte, die 10000 Kataphrakten vor sich herzutreiben, dann werden sie auch wohl keine Ausnahme von der Regel gemacht und den Verfolgern den Rücken zugekehrt haben. In diesem Fall hätten dann die zwei Kohorten den ganzen Stoss der Zehntausend aushalten müssen. Ob da wohl von ihnen viel übrig geblieben wäre? Bei Fussvolk liesse sich ein Zurückweichen mit der Front gegen den Feind gut erklären, aber ein noch dazu schwer gepanzertes Ross zum Rückwärtsgehen zu bewegen, hat wohl nur ein Kunstreiter erreicht, sicher nicht 10000 Krieger. Auch an ein staffelweises Zurückgehen kann hier nicht gedacht werden, da auch dazu die schweren Reiter zu unbeholfen waren.

Ich wende mich nun zu der Darstellung Sachaus 3), der die Lage von Tigranokerta bei Mardin, auf der Stelle von Tell Ermen annimmt und sich eine für sein Gelände passende Schlacht konstruiert. Er sagt selbst, dass es schwierig sei, sich von der Aufstellung der Römer und ihren Bewegungen eine klare Vorstellung zu machen. Und es musste dies auch so sein, da das Terrain, auf dem er die Schlacht stattfinden lässt, mit unseren Quellen absolut nicht übereinstimmt. Auf die Lage der Stadt will ich nicht näher eingehen. Ich will nur versuchen darzulegen, dass so, wie Sachau die Schlacht an der Hand seines Geländes schildert, sie sich unmöglich abgespielt haben kann. Zur näheren Erläuterung füge ich hier eine Kartenskizze aus Sachaus Aufsatz bei.

Die Armenier überschreiten den Tor auf dem Pass von Mardin und lagern sich höher als die Römer auf den Vorbergen. Ihr rechter Flügel lehnt sich an den Pass an, während sich das Zentrum und der linke bis über Horrin erstrecken. Lukullus steht im weiten Bogen um Tigranokerta auf beiden Seiten des Gyrs. Jetzt lässt er den Murena mit 6000 Mann

1) Gesch. Roms II 113 f. - 2) S. 359.

3) Abh. d. kgl. Akad. d. Wiss. z. Berl. 1880.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »