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Zarbienos hinter seinem Rücken mit Appius Claudius Verhandlungen angeknüpft und ihm Unterstützung zugesagt hatte, deshalb hatte er, noch bevor die Römer anrückten, den Zarbienos mit Gattin und Kindern hinrichten lassen. Um ihn zu ehren und zugleich die Gordyener auf seine Seite zu bringen, veranstaltete Lukullus ein feierliches Leichenbegängnis, als er nach Gordyene kam. Er liess den Scheiterhaufen mit kostbaren Stoffen und Beutestücken schmücken und zündete ihn eigenhändig an. Bei dem Totenopfer erklärte er den verstorbenen Fürsten für seinen Freund und einen Bundesgenossen der Römer und liess zu seinem Andenken ein prunkvolles Denkmal errichten. Aus Dank dafür öffneten sich ihm die Burgen des Landes ohne Schwertstreich, und so gross waren die Reichtümer und Vorräte, dass er, ohne ein As vom Senat zu erhalten, den Krieg führen konnte1).

So hatte Lukullus durch einen grossen Sieg alle Landschaften um den Tigris bis zum Masios in seine Gewalt gebracht und konnte nun durch die Winterruhe seine Soldaten stärken, um dann von einer gesicherten und gefestigten Position aus im nächsten Jahre seine Truppen noch tiefer in das fremde Land führen zu können.

$ 2. Tigranes auf der Flucht.

Doch jetzt wollen wir zu den Armeniern zurückkehren, die wir auf ihrer Flucht nach der Schlacht von Tigranokerta verlassen haben. Während hier die Hauptarmee unter Tigranes völlig vernichtet wurde, rückte Mithradates mit den zehntausend armenischen Reitern, die ihm Tigranes gegeben hatte, und seinen Truppen, welche dem Verderben bei Kabira entronnen waren, langsam heran, da er in der Ueberzeugung, dass Lukullus wieder ebenso langsam und vorsichtig operieren werde, wie in allen Feldzügen gegen ihn selbst, keine augenblickliche Gefahr für seinen Schwiegersohn fürchtete. Auch hatte er ihm ja seinen erfahrenen Taxiles als Ratgeber beigegeben, um ihn von allen unüberlegten und vorschnellen Schritten zurückzuhalten. Doch wir haben oben gesehen, welche Deutung diese redlichen Bemühungen des alten Römerkenners erfuhren.

So kam es, dass Mithradates, als er auf derselben Strasse anrückte, die Tigranes vorher gezogen war, auf die ersten Flüchtlinge der Schlacht von Tigranokerta stiess, denen in kurzer Zeit grössere Mengen folgten 2). Durch sie erfuhr er zu seiner grössten Bestürzung von der furchtbaren Niederlage und erkannte, dass hier Lukullus im Gegensatz zu seinen früheren Unternehmungen durch kühne Entschlossenheit und Schnelligkeit den Sieg errungen hatte.

Bald traf er auch seinen unglücklichen Schwiegersohn in einem Kastell), bis wohin dieser mit geringer Begleitung und völlig niederge1) Plut. Luc. c. 29. 2) Vergl. dies und das Folgende bei Plut. Luc. c. 29. 3) Memnon c. 57.

schlagen seine Flucht fortgesetzt hatte. Sofort stieg er vom Pferde, begrüsste den bedauernswerten Herrscher und tröstete ihn über sein Missgeschick. Als er den erbärmlichen Zustand dieses vor kurzem noch so prunkvollen Königs sah, gab er ihm seine eigenen königlichen Kleider, die an Pracht den anderen, die Tigranes sonst zu tragen pflegte, nichts nachgaben1). Nachdem er ihn noch mit Leuten aus seiner Leibwache umgeben hatte, erreichte er, dass der vom Schicksal so hart getroffene Sultan wieder mit grösserer Zuversicht in die Zukunft blickte.

Wie unendlich verschieden war dieses Verhalten von dem des Tigranes gegen ihn, als er flüchtig und ohne Heer nach Armenien kam! Wir können aber wohl sicher annehmen, dass nur kluge Berechnung den harten und grausamen Mithradates, der sich nicht gescheut hatte seine Mutter, seinen Bruder, drei Söhne und drei Töchter zu töten 2), zu dieser Milde und Selbstlosigkeit bestimmt hat. Denn Tigranes war in diesem Augenblick seine einzige Rettung und der einzige, mit dessen Hilfe er seine ehrgeizigen Pläne verwirklichen konnte, und bei dem schwachen Charakter dieses vom höchsten Glanze jäh herabgestürzten Despoten, lag die Befürchtung nahe, dass er nun alle Widerstandskraft verloren hatte und den Römern seinen Schwiegervater ausliefern würde. So war es vielleicht die grösste Tat des greisen Königs, dass er seinen Stolz und das Gefühl der Genugtuung und Rache für die erlittene Kränkung überwand und den gebeugten Herrscher durch seinen Zuspruch wieder aufrichtete. 1) Memnon c. 58. 2) Appian, Mithr. c. 112.

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Mitteilungen und Nachrichten.

Griechische Inschriften.

(Vgl. VIII 521.)

Von F. Hiller v. Gaertringen.

Im November 1909 erschienen zwei neue Teile des Inselcorpus (IG XII). Der achte Fasciculus umfasst die inscriptiones insularum maris Thracici und hat Carl Fredrich zum Bearbeiter. Es sind die Inseln Lemnos Halonnesos und Imbros, Samothrake, Thasos, Skiathos, Peparethos, Ikos und Skyros. Den Inschriften werden historisch-topographische Einleitungen vorausgeschickt, die durch das Mittelalter bis auf die neueste Zeit der Erforschung durchgeführt sind; auch die Besiedlungsverhältnisse durch Barbaren und Griechen finden eingehende Erörterung. Ueberraschend wirken die reichen Notizen über die fränkischvenezianisch-türkische Zeit, deren Zusammenbringen viel Mühe gemacht haben mag; aber sie werden manchem, der das Geschichtsstudium nicht um 336 vor Chr. oder 375 nach Chr. abbricht, willkommen sein. Alle archäologischen, topographischen und manche religionsgeschichtlichen Fragen waren schon vorher ausführlich mit reichem Bilderschmuck, der endlich auch der Landschaft voll gerecht wurde, in den Athenischen Mitteilungen behandelt worden; mancher möchte daraus wohl ein zusammenfassendes hübsches Buch im Stile von Rossens Inselreisen entstehen sehen. Am Anfang steht Lemnos mit seiner Tyrrhenerinschrift, deren Bild leider etwas zu dunkel gedruckt ist. Bei seinen Städten Myrina und Hephaistia, sowie bei Imbros interessiert besonders die attische Zeit. So wie hier alles Lemnische und Imbrische aus Literatur und Epigraphik aller Landschaften zusammensteht, so möchte man die ausserhalb Attikas verstreuten attischen Steinurkunden und aus den Schriftstellern wenigstens die echten Volksbeschlüsse, Gesetze und andere nicht mehr im Original erhaltene, ehemals auf Stein oder Bronze geschriebene Texte einmal zusammengedruckt sehen) - aber freilich gehört dazu ungemein viel; man denke allein an Delos! Samothrake bietet ausser den Dekreten und dem schönen Hippomedonstein, der seit seiner Auffindung und O. Kern's erster Ausgabe durch die kritische Arbeit vieler gefördert ist, die Verzeichnisse der fremden Festgesandten und die Kataloge der Mysten, unter diesen vieler Römer, zum Teil in lateinischer Sprache, die, sobald die Texte nicht bilingue sind, in der Einleitung stehen. Thasos hat die bekannten und oft behandelten, aber immer noch nicht erledigten Urkunden des V. und IV. Jahrhunderts. Für epigraphische Methode ist der Beschluss von Smyrna n. 269, den Wilamowitz redigiert hat, als Beispiel hervorzuheben: Corrosas lapidis formas imitari relle inane esset, cum saepe umbrae tantum appareant neque litteram adgnoscas, antequam vocabulum idoneum mente praeformaveris. Nostra igitur emendaturo aut lapis adeundus est aut certe ectypa. Lapicida rem suam summa socordia peregit, Litterae tam inaequales ut spatia dimetiri non liceat. Litterae, syllabae, rocabula haud raro omittuntur; scribendi vitia non desunt neque correcturae; aliquotiens enim alia videtur subesse scriptura, nec tamen audemus fallacia haec vestigia singula percensere, Zum Glück sind solche bösen Steine selten; die älteren thasischen Steine haben off wunderschöne, klare Schrift. Sehr bekannt sind unter diesen die Theoren

1) Dass man andererseits in einem attischen, oder einem lakonischen Corpus die Softquellen nicht so zusammenstellen kann wie für Peparethos oder Imbros, bedart keiner Begründung.

Verzeichnisse, wo Fredrich über die trefflichen Leistungen seiner Vorgänger, Bechtel und Jacobs, noch erheblich hinausgekommen ist; die Indexarbeit hat hier aus prosopographischen Beobachtungen noch mehr ergeben. Man weiss, wie wichtig diese Listen für Hippokrates und die Kunstgeschichte (Polygnot) sind; hoffentlich ergänzt eine Ausgrabung die Funde Millers, bevor es zu spät wird. Reich und wichtig sind für Thasos auch die Weih- und Grabinschriften; dass da bisweilen der Wertung der O-Laute (0) = w, 2 = o) eine gleiche der E-Laute (H = ɛ, E = ŋ) entspricht, mag als Kuriosität hervorgehoben werden (395). Die späten Grabschriften (und Theorenlisten) zeichnen sich durch ganz absonderlich verschnörkelte Buchstaben aus, die Grabschriften auch durch manche interessante Spitznamen. Bei Nr. 445 bedauert man trotz oder wegen des Zusatzes ludendo omnia supplereram, quae adscribere nolui, die Zurückhaltung; dem bilderreichen Grabgedicht hätte man eine wenn auch noch so willkürliche volle Ergänzung gegönnt; weiss doch jeder, dass das, was in Klammern steht, Ergänzung oder Interpretation des Herausgebers ist. Auch Skiathos und Peparethos sind für Athen von Wichtigkeit. Der Namenindex enthält zahlreiche Personen, die aus der Literatur, Amphorenhenkeln oder sonstigen Inschriften bekannt sind; der der römischen Namen berücksichtigt zum ersten Male die Zusammengehörigkeit von Nomen und Cognomen, einem Wunsche Dessaus entsprechend. Auch sonst spürt man allenthalben die Individualität des Verfassers, wie denn eine griechische Inschriftensammlung noch freier von schematischer Gleichförmigkeit sein muss als jede andere, da jede griechische Landschaft und Insel ihre scharf abgerissene besondere Physiognomie besitzt und dafür auch im Corpus den adäquaten Ausdruck verlangt.

Endlich kommt nun auch der zweite, Schlussteil des Kykladenfasciculus (XII 5), vom Unterzeichneten. Der Anfang steht schon seit 1903 als Torso da. Die Ausgrabungen der Belgier auf Tenos, begonnen von H. De moulin, fortgeführt von P. Graindor, konnten unter denkbar starker Beteiligung dieser beiden Gelehrten, von denen der zweite jeden unserer Korrekturbogen sorgfältig durchgesehen hat, benutzt werden. Ungewöhnlich reich, wenn auch teilweise etwas eintönig ist so die Zahl der Dekrete des III. und II. Jahrh. vor Chr.; ihre chronologische Reihenfolge liesse sich auf Grund des index honorum IV 4 (z. B. s. v. ȧvayooɛiɛıv) und einiger Formeln (wie der hier, in Andros Sikinos Pholegandros belegten zai iu лoléμωι εἰρήνην καὶ ἐν σύλωι ἀσυλίαν oder ähnlich noch besser feststellen; auch würde vielleicht eine verfassungsgeschichtliche Dissertation über alle Kykladen, mit Berücksichtigung des übrigen Griechenlands, lohnen. Die Verzeichnisse der лoάIS etc., vor allem die bekannte des British Museum (Nr. 872), bedurften einer kritischen Nachlese, werden aber auch juristisch und archäologisch noch manches ergeben. Von den zahlreichen Weihungen ist die des Andronikos von Kyrra, dem auch der Turm der Winde in Athen sein Dasein verdankt, und die von Servilius Isaurikus wiederhergestellte (917) Basis mit der Künstlerinschrift des Agasias von Ephesos hervorzuheben.

Erheblich sind die Addenda zu den anderen Kykladen, für Ios und Keos, besonders Karthaia, ebenfalls durch Graindors Ausgrabungen veranlasst, und zahlreicher, als für eine bequeme Benutzung erwünscht wäre — doch daran darf sich die Wissenschaft nicht kehren. Durch die neuen Steine haben auch die altbekannten sehr gewonnen, deren richtige Ergänzungen ohne die hinzugekommenen Analogien kaum zu finden gewesen wären. Für Paros wurden die Kumanudesschen Scheden von 1849 benutzt, die zu spät für den ersten Teil im Akademiearchiv entdeckt waren; beim Archilochosdenkmal hat der Bearbeiter einige seiner früheren Unvollkommenheiten gutzumachen gesucht, ist aber noch lange nicht zum Ziele gelangt. Sehr gewonnen hat Keos; aber diese hochwichtige Insel verlangt noch grosse Ausgrabungen und wird sie in Poiessa sicher und reichlich lohnen; die Geschichte der ovvoizɩguoi von

Poiessa mit Karthaia, Koresia mit Julis (Anfang III. Jahrh.), die ptolemäische Gründung Arsinoe und die Dementopographie müssen noch weit besser herauskommen 1). In der Einleitung ist nach einem kurzen historischen Ueberblick eine Art Geschichtstabelle für alle Kykladen gegeben, unter Berücksichtigung, aber freilich auch nicht entfernter Ausschöpfung der Delischen Funde. Die Inschriften von Delos, an denen Dürrbach als Leiter unter der tätigen Mitwirkung von Holle aux u. a. rastlos arbeitet, werden erst, wenn sie gesammelt und geordnet vorliegen, aus diesen Steinen einen Bau aufzuführen gestatten. Für die Topographie der einzelnen Inseln ist in einem folgenden Teile das Wichtige beigetragen, unter Beigabe möglichst anspruchsloser, meist aus Philippson und Meliarakes geschöpfter von Lübke für diesen Zweck umgezeichneter Kartenskizzen. Ein Münzanhang, dessen Stoff fast ausschliesslich H. von Fritze verdankt wird, gibt kurz und ohne den Anspruch auf Selbständigkeit, der langwierige Arbeit bedingen würde, das was wir besitzen an Münzen der Kykladen und an Annahmen der Neueren über ihre Zeit.

Die Philologenversammlung in Graz hat in der historisch-epigraphischen Sektion Berichte von Ziebarth über sein Corpus von Euboia (XII 9) und von Kirchner über Attika (II III) gebracht, worauf hier nur hingewiesen sein soll. Samos und Chios wird A. Rehm abschliessen, sobald er die höchst wertvollen Urkunden des Delphinion von Milet herausgegeben hat. Kolbes Sammlung der Steine Lakoniens und Messiniens (V 1) ist soeben (Oktober 1909) im Manuskript vollendet worden. Andere Pläne werden später zu erwähnen sein, wenn sie weiter gereift sind.

Ueber das grosse Unternehmen des österreichischen Instituts, die Tituli Asiae minoris, erfuhr man in Graz privatim, doch so, dass ein Glückwunsch dazu keine Indiskretion sein wird, dass das Corpus der griechischen Texte Lykiens von Kalinka im Manuskript beendigt ist und dass v. Premerstein auch Lydien, womöglich nach einer letzten Bereisung, zum Abschluss bringen will.

Die alte Klage, dass es in der griechischen Epigraphik unmöglich ist, den vorhandenen Bestand zu übersehen, gilt namentlich auf den Gebieten, für die seit längerer Zeit kein Corpus erschienen ist. Ihr würde am radikalsten und besten abgeholfen, wenn überall nach Bedarf neue und wieder neue Corpora gemacht würden, mit unbegrenztem Einsatze von Kraft und Geld und ohne Rücksicht auf Buchhändler und Zahl der Käufer. Solange dieser paradiesische Zustand noch nicht erreicht ist und man kann ja nicht wissen, ob die Welt besser oder schlechter wird erhofft mancher von einer Ephemeris Epigraphica die Erlösung. Und man könnte sich denken, dass ein praktischer und tätiger Mann im Bunde mit anderen, der seine ganze Zeit dieser Aufgabe widmen dürfte, dieses Ideal) verwirklichte, zu dem er freilich erst das richtige Rezept erfinden müsste. Mittlerweile sind wir schon für die regelmässigen Jahresberichte dankbar, die Joseph Reinach und vor ihm andere Gelehrte in der Revue des études grecques geliefert haben.

Die Corpora werden langsam vollendet und veralten um so schneller, durch neue Funde und durch zerstörende Kritik. Von allen jetzt lebenden Kritikern aber hat keiner, wenn man will, mehr zur Antiquierung aller bestehenden Inschriftsammlungen und, setzen wir gleich hinzu, durch positive Beiträge zur besseren Fundamentierung der kommenden Corpora getan als Adolf Wilhelm. Daher müssen ihm von allen die am meisten dankbar sein, die von seiner Kritik betroffen werden,

1) Leider ist der für die Zeitbestimmung sehr wichtige 'Agotoчwν Oεo- Ez Koono[i]a[s], der unter den [K]ɛio steht und durch einen in derselben Liste vertretenen Elevzeug gegen zu hohen Ansatz geschützt wird (Wilamowitz Abh. Berl. Ak. 1909, Nordionische Steine 21 Anm.) nicht aufgenommen.

2) Beiläufig wäre es vielleicht wünschenswert, dass solche Mitforscher, die bereits ein Ideal fertig in sich herumtragen, darüber in der Klio sich äussern wollten.

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