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sofern es ihnen wirklich auf die Sache ankommt. Im vergangenen August ist von ihm ein neuer umfangreicher Band erschienen, mit dem bescheidenen Titel: Beiträge zur griechischen Inschriftenkunde. Mit einem Anhange über die öffentliche Aufzeichnung von Urkunden; als siebenter Band der Sonderschriften des österreichischen archäologischen Institutes in Wien und äusserlich als Pendant zu dem vor drei Jahren vorangegangenen sechsten Bande, den Urkunden dramatischer Aufführungen in Athen desselben Verfassers. Und wie viele kleinere Veröffentlichungen Wilhelms fallen dazwischen und für wie viele hat er seit Jahren den Stoff fast fertig! Die äussere Form ist diesmal, von dem Anhange abgesehen, eine kunstlose Aneinanderreihung einzelner „Beiträge von sehr verschiedenem Umfange in Wahrheit die praktischste Art, solche Beobachtungen, die sich auf ein weites Gebiet erstrecken, zu veröffentlichen. Wenn wir uns vergegenwärtigen, dass sie alle in unendlich vielen Zeitschriften zerstreut stehen könnten, so müssen wir uns gerade darüber freuen, dass wir sie hier vereint haben, benutzbar durch Indices, die an Brauchbarkeit noch das übertreffen, was W. früher geleistet hat, sodass ungenügsame Menschen ihn am liebsten bitten, möchten, durch Generalindices zu allen seinen opuscula das Werk zu krönen. Vom Inhalt eine volle Vorstellung zu geben, ist unmöglich und auch nicht nötig, da eben jeder leicht findet, was für sein Sondergebiet in Betracht kommt. Sehr reich sind grammatische Feinheiten vertreten; die Lautlehre, mit besonderer Rücksicht auf phonetisch erklärte Sprach- und Schreibfehler (denn „Fehler“ nenne ich sie doch trotz der geistreichen und einleuchtenden Begründung), die Bildung der Eigennamen, von denen viele Ungeheuer beseitigt werden, die Syntax, vor allem das Gebiet der Formeln in attischen und hellenistischen Urkunden und der mit den Formeln zusammenhängenden Institutionen. Dies besonders in der angehängten Abhandlung. Für jüngere und ältere Gelehrte, die in die Feinheiten der griechischen Urkundensprache eindringen wollen, gibt es heutzutage keinen besseren Rat, als alles was Wilhelm in den letzten zwanzig Jahren geschrieben hat durchzuarbeiten; auch jeder, der eine griechische Grammatik oder ein Lexikon grösseren Stils vorbereitet, wird auf Schritt und Tritt bei ihm lernen. Wilhelm hat auch das grosse persönliche Verdienst, durch seine Kritik, die keine noch so entlegene Veröffentlichung übersieht, dafür zu sorgen, dass auf dem ganzen Gebiete der griechischen Epigraphik nicht leicht grobe Irrtümer und Unterlassungen auftreten, ohne rechtzeitig gerügt und unschädlich gemacht zu werden. Uebrigens hat er auch zu manchen fremden Arbeiten in liebenswürdiger Hilfsbereitschaft wertvolle Ratschläge und neues Material gespendet; das Corpus von Amorgos enthält dank ihm schon manches. was man in diesen Beiträgen wiederfindet, nicht minder die Nachträge zum thessalischen Bande; und die attischen Arbeiten von Johannes Kirchner hat er in uneigennützigster Weise gefördert. Hoffen wir also, dass er auch in Zukunft nicht nur manches Corpus antiquieren, sondern auch zu manchem neuen verhelfen wird, das mehr und mehr den Ansprüchen der durch ihn so wesentlich verfeinerten epigraphischen té entspricht. Q. B. F. F. F. Q. S. 1).

1) Es kommt hier mehr auf die allgemeine Einschätzung des Werks als auf Nachweis einzelner Abweichungen an, deren man bei Wilhelm weniger finden wird als in jedem Corpus, da W., abgesehen von seiner wissenschaftlichen Ueberlegenheit, auch meist die Inschriften behandelt, für die er sicher ist etwas Besseres geben zu können, während der Herausgeber eines Corpus oft genug genötigt ist Texte zu behandeln, mit denen er noch lange nicht fertig ist und vielleicht erst nach Jahren. vielleicht nie ins Reine gekommen wäre. Die Ergänzung zu IG XII 3, 1226 (Melos) wäre m. E. besser unterdrückt (S. 321); zu XII 3 Suppl. 1586 (Thera) in nr. 222 ist nicht berücksichtigt, was der Kommentar über die Verschiedenheit der Schrift sagt. Charakteristisch für die Komposition ist es, dass W., wenn er einen Fehler rügt,

Sarapis.

Von Hans Philipp Weitz.

Die Einführung des Sarapis in Alexandria von Ernst Schmidt, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen philosophischen Fakultät der RuprechtKarls-Universität zu Heidelberg. Naumburg a. S. Druck von Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchbinderei. 1909) 1) lautet der Titel einer Schrift, die mir zu einer Zeit bekannt wurde, als die Drucklegung meines Artikels Sarapis-Typen für Roschers Lexikon 2) gerade abgeschlossen war. Meinem Aufsatz geht ein Artikel über die historischmythologische Bedeutung des Sarapis voran 3), dessen Verfasser Lehmann-Haupt ist. Auch diese Arbeit war schon beendet, als die oben zitierte Dissertation erschien. Da Schmidt sich in entschiedenen Gegensatz zu den bisherigen Forschungsergebnissen setzt, möge es mir gestattet sein, die Ansicht des Verfassers an dieser Stelle einer kurzen Besprechung zu unterwerfen, und zugleich noch einiges Material hinzuzufügen, dessen Verarbeitung für die Zwecke des mythologischen Lexikons als ungeeignet bei Seite gelassen werden musste1).

Hierbei sehe ich mich genötigt, nochmals auf den Literaturnachweis für Sarapis 5) hinzudeuten, da der von Schmidt gegebene") mir auch innerhalb der vom Verfasser gesteckten Grenzen noch einer Ergänzung bedürftig zu sein scheint. Schmidt geht bei seiner Behandlung des Sarapis-Problems durchaus sachgemäss von einer Kritik der antiken Ueberlieferungsgeschichte aus. Jedoch schlägt er hierbei den Weg ein, sich zunächst nur mit denjenigen Nachrichten auseinander zu setzen, denen eine Beziehung wenigstens eine unmittelbare auf Babylon scheinbar fehlt). Natür

dank seinem ausgezeichneten Gedächtnis oder seinen vorzüglich angelegten Notizen oder beiden sofort eine Unmasse analoger Irrtümer einfallen, zu denen er dann oft bei späteren Anlässen noch Nachträge gibt; so bei 1 verlesen zu H, ^^ verlesen zu M (u) u. a. m. Gewiss sind das wertvolle Beiträge für die Geschichte und Methodik des menschlichen Irrtums. Für die Benutzbarkeit sorgen jetzt die Indices, in denen 1) jeder, der über die Inschriften einer Stadt oder Landschaft arbeitet, sofort findet, wo eine von diesen behandelt ist, 2) zu allen wichtigen Publikationen die Nachweise geordnet geliefert werden. Gewiss also sind solche Bücher, die nicht Neubearbeitung ganzer Gebiete, sondern grosse und kleine Berichtigungen zu allem Möglichen geben, zunächst unbequem; aber was der Autor tun konnte, die Benutzung zu erleichtern, hat er getan. Dass er die Seiten nicht einseitig bedruckte, um das Zerschneiden zu erleichtern, ist ihm nicht vorzuwerfen; solche Munificenz leistet nur die Generalverwaltung der Königlichen Museen zu Berlin, und auch sie wohl nur für die Papyrusurkunden, denen wir es neidlos gönnen wollen, dass sie heutzutage noch etwas besser behandelt werden als die Inschriften dafür sind sie nicht mit der traditionellen Pflicht der Majuskeltexte belastet.

1) Schmidt macht den Zusatz: „Die Arbeit erscheint vollständig als Band VIII Heft 2 der Religionsgeschichtlichen Versuche und Vorarbeiten, herausgegeben von Richard Wünsch und Ludwig Deubner. (Verlag von Alfred Töpelmann in Giessen). 2) IV 1 Sp. 364 ff. 3) A. a. O. Sp. 338 ff.

4) Bei den aus diesem Grunde vorgenommenen Streichungen musste auch eine Besprechung der Vulgaritas Pelusii (Vita Marci 28, 3) in Anschluss an die Polemik zwischen O. Th. Schulz und U. Wilcken [Klio VIII (1908) p. 263 ff.; IX (1909) p. 131 ff.; 261 f.] geopfert werden, die dabei auch irrtümlich bei einer von mir gelesenen Korrektur des Ganzen aus dem Literaturnachweis (Roscher IV 1 Sp. 338) entfernt wurde. 5) Lehmann-Haupt a. a. O. Sp. 338 f. 6) p. 47 f.

7) Behandelt werden: Tac. Hist. 83 f.; Plut. nɛgì "Iaidos zaì 'Ooigidos 28; soll. an. 36; Eustathios zu Dionys. Perieg. 255; Geogr. min. ed. Müller II 262, 28; Clemens

lich kann Verfasser nicht umhin, auch bei diesen Quellen einige Widersprüche festzustellen 1); doch meint er 2), diese Widersprüche seien sämtlich derart, dass sie im Lauf der Zeit durch Weiterdichten in geläufigen Formen entstehen konnten". Diese auch schon früher3) dargelegte Beobachtung kann als vollkommen zutreffend bezeichnet werden. Ebenso zustimmend kann ich mich den Ausführungen gegenüber verhalten, in denen er wahrscheinlich zu machen sucht *), dass Tacitus seine Nachrichten dem jüngeren Plinius zu verdanken habe. Nun meint aber der Verfasser 5), dass man dazu neigen könne, der taciteischen Erzählung mehr Glauben zu schenken, erstens weil sie die ausführlichere ist, zweitens weil sie keine tendenziösen Zwecke verfolgt, während sie dem Plutarch nur als Beweis für eine theologische Spekulation dient", drittens endlich weil - worauf Petersen aufmerksam macht) - bei Tacitus noch ein Bruchstück der Antwort des Orakels zu Delphi erhalten sein solle. Nur dieser letzte Grund kann von mir allenfalls als stichhaltig anerkannt werden, da er als einziger einen gewissen literarischen Stützpunkt gewährt. Auf das zweite Argument ist zu erwidern, dass bei Plutarch zwar das religionsgeschichtliche Interesse stark in den Vordergrund tritt, dass darum sein Bericht aber doch keineswegs stärker tendenziös gefärbt ist als der taciteische; vollkommene Objektivität wird man wohl beiden nicht zusprechen wollen. Ich glaube daher auch nicht, dass Tacitus die Geschichte so ganz um ihrer selbst willen bringt". Ferner: der zuerst genannte Grund ist durchaus haltlos und steht auch im offenbaren Gegensatz zu der Ansicht, die Schmidt selbst auf Seite 80 seiner Arbeit äussert, die übrigens auch als Widerspruch gegen den zweiten Grund zu gelten hat. Verfasser sagt hier: „Die Existenz einer so ausführlichen Erzählung, wie sie bei Tacitus und Plutarch vorliegt, ist nur dann zu erklären, wenn man sie zu einem besonderen Zweck absichtlich erdichtet hat", was doch mit einer Geschichte um ihrer selbst willen schwer in Einklang zu setzen ist. Und wie steht es dann ferner um die dem Tacitus nachgerühmte stärkere Zuverlässigkeit gerade wegen seiner grösseren Ausführlichkeit?

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Im übrigen will mir dieses Abwägen zwischen Tacitus und Plutarch als Gewährsmann sowohl für Schmidts Zwecke als auch für meine ziemlich unwesentlich erscheinen, da ja das Endresultat in beiden Fällen nicht durch Vermittelung gerade dieser Quellen ausgesprochen wird. Denn ganz in Uebereinstimmung mit mir verwirft der Verfasser im Folgenden alle Vermutungen, zu denen die bisher erwähnten Berichte ohne Zuhilfenahme weiterer Angaben leicht führen könnten, als durchaus unwahrscheinlich und zum Teil unmöglich. So wendet er sich zuerst) gegen einen in Aegypten heimischen Sarapis 8), dann 9) gegen eine Einführung aus Sinope 10). Meine Zustimmung zu der Polemik gegen Sinope als Heimat des Sarapis kann ich allerdings nur mit einigen Einschränkungen erteilen 11). Schmidt wendet sich nämlich hier gegen den Nachweis Lehmann-Haupts 12), dass für die Umgebung von Sinope in den in Frage kommenden Zeiten auch die Bezeichnung 'Aoovoia Gültigkeit hat. Das ist für mich insofern von einer gewissen Bedeutung, da ich zwar ebenfalls Sinope nicht als Ursprungsort des Sarapis-Kultus anerkenne, andrerseits aber durchaus nicht darüber im Zweifel bin, dass diese Stadt für den Weg des Sarapis von seiner eigentlichen Heimat (s. u.) nach Aegypten ihren Einfluss ausgeübt.

Alexandrinus, Protr. IV 48, vol. I p. 37, 16 Stählin. a. a. O. Sp. 341 ff.

Hierzu vgl. Lehmann-Haupt

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2) p. 52.
4) p. 55.

5) p. 57.

1) Lehmann-Haupt a. a. O. Sp. 344 Z. 53 ff.
3) Lehmann-Haupt a. a. O. Sp. 343 Z. 19 ff.
6) Archiv f. Religionswiss. XIII (1910) Heft 1.7) p. 61 f.
8) Lehmann-Haupt a. a. O. Sp. 352.

10) Lehmann-Haupt a. a. O. Sp. 350 ff.

9) p. 64 ff.

11) Lehmann-Haupt a. a. O. Sp. 350 ff.

12) Klio IV 399 ff.; Sitzungsber. d. Berl. Ak. 1899 S. 117.

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Lehmann-Haupts Hinweis hierauf wird von Schmidt als ein unsicherer und auch unnötiger Kompromiss bezeichnet 1). Während aber der Vorwurf der Unsicherheit unbegründet bleibt, beruht die Erklärung für das Unnötige dieses Kompromisses" auf der Behauptung, dass mit 'Aoovoia nichts anderes als Zvola gemeint und dieses wieder nur eine Abkürzung für das kappadokische Aɛvzoovoia sei: eine Erklärung, die trotz der angeführten Belegstellen gleichfalls zum mindesten als höchst unsicher bezeichnet werden muss.

"

Erst nachdem alle diese Hypothesen eben als Hypothesen abgetan sind, kommt Schmidt auch auf die angenommene Möglichkeit einer babylonischen Herkunft zu sprechen, die er sowohl bei der Ueberlieferung selbst, wie auch in seinem zweiten, der Kritik der Ueberlieferung gewidmeten Kapitel nicht einmal streifte. Der Verfasser fühlt selbst, dass er für diese eigentümliche Einteilung einer Schrift, in deren Mittelpunkt des Interesses Sarapis steht, eine Aufklärung schuldig ist. Diese gibt er mit folgenden Worten2): Was Kaerst, Gesch. d. hell. Z. II 1, 268 von Sinope sagt, unsere Kenntnis der dortigen religiösen Verhältnisse sei nicht gross genug, um die Möglichkeit entschieden zu bestreiten, dass es dort Sarapiskult gegeben haben könne 3), das gilt mit noch viel grösserem Rechte von Babylon“. Bei dem heutigen Stand der Dinge muss ich mich jedoch gegen eine solche Verallgemeinerung der Unkenntnis über babylonische Verhältnisse mit aller Energie verwahren. Auch scheint es mit dieser Unkenntnis, die der Verfasser bescheidenerweise für sich beansprucht, nicht allzu schlimm bestellt zu sein; jedenfalls sieht er ein, dass der hierhergehörigen Kenntnisse wenigstens nicht ganz zu entraten ist, da er schon einige Seiten weiter1) wiederum zur babylonischen Mythologie seine Zuflucht nimmt, indem er der Vermutung Raum gibt: „Vielleicht besteht auch zwischen dem Wesen des babylonischen Gottes, dem Sterben das Beste dünkte, und dem chthonischen Charakter des Sarapis eine Beziehung". Schmidt hätte mit ruhigem Gewissen für das vielleicht“ ein „bestimmt einsetzen können. Zur Sache selbst werde ich mich noch weiter unten zu äussern haben; hier nur soviel, dass der Verfasser auf Grund derjenigen Quellen 3), von denen Lehmann-Haupt") gerade im Gegensatz zu ihm seinen Ausgangspunkt nimmt, gleich von vornherein zugeben muss 7): „dass es aber in Babylon einen Gott namens Sarapis gegeben haben muss, mag er nun schon gefunden oder noch zu finden sein, kann nach dem Zeugnis der Ephemeriden nicht mehr bezweifelt werden". Hätte der Verfasser sich weniger auf die Unkenntnis verlassen, so hätte er wissen müssen, dass dieser von ihm postulierte Gott schon längst gefunden ist. Die Ephemeriden sind die von Plutarch aus Hieronymus von Kardia exzerpierten Ephemeriden "), wodurch die hier so stiefmütterlich behandelte Quelle mit einem Schlage zu der hauptsächlichsten erhoben wird.

Ich will jedoch vorläufig noch dem Gedankengang der Schmidtschen Arbeit einfach weiter folgen, zumal wir uns nunmehr dem Augenblick nähern, an dem uns das Ergebnis seiner Untersuchung verkündigt werden soll. Auch die babylonische Hypothese teilt das Schicksal der ägyptischen und sinopensischen, da ihr die Bewertung der Quellen, wie auch das Kultbild des Bryaxis im Wege steht. Am Schluss meiner Arbeit will ich mich noch einmal mit den Sarapistypen beschäftigen, daselbst werde ich mich auch mit der Meinung Schmidts über diese Schöpfung des Bryaxis auseinanderzusetzen haben. Dann heisst es ): „Es gibt einen gewaltigen Grund dagegen, dass überhaupt eine fertige Religion übertragen wurde: Sarapis hat

1) p. 77 Anm. 3 zu p. 76. 2) p. 76 Anm. 1. 3) Lehmann-Haupt a. a. O. Sp. 355. 4) p. 80 Anm. 2. 5) Plut., Alex. 73; Arrian, Anab. 7, 26, 2.

6) Roscher IV 1 Sp. 339 ff. 7) p. 76.

8) Lehmann-Haupt Hermes XXXVI 1901, 319 f.; Roscher IV 1 Sp. 339 (dort auch weitere Literatur); Schmidt p. 74 Anm. 2. 9) p. 77.

keinen Mythos. So unbegreiflich das wäre, wenn man in Alexandria einen Gott eingeführt hätte, der irgendwo vorher schon Verehrung genoss, also auch Mythen entwickelt hätte, so wohl verständlich ist es, wenn der Gott eine künstliche Neuschöpfung ist. Das also ist das Evangelium, auf das wir fortan zu schwören haben! Neu ist diese Botschaft gerade nicht, was übrigens Schmidt trotzdem hier sein wichtigstes Resultat ist auch nicht behauptet: er beruft sich auf Dieterich 1). Verfasser begründet seine These mit der Behauptung 2), dass keine Gewalt der Erde die Aegypter hätte zwingen können, von ihrer viertausendjährigen Tradition zu lassen und sich einem griechischen Kulte zuzuwenden, aber der König wollte ebenso wenig die Griechen in ihrem Glauben zu Aegypter werden lassen. So war es nur möglich, dass ein Höheres beide vereinigte 3)". Und dieses Höhere, das eine solche Wundermacht besass, sollte eine ganz moderne Erfindung, ein junger Extrakt politischer Erwägungen gewesen sein! Das ist nicht nur unwahrscheinlich, das ist gerade aus den angeführten völkerpsychologischen Gründen unmöglich. Der mythenlose Gott ist ein Mythos, und zwar diesmal wirklich ein zu jenem Zwecke eigens geschaffener. Nie und nimmer wäre es auch der schlauesten Priestermachenschaft gelungen, einen völlig neuen, d. h. zur Zeit autoritätslosen Mythos zu kreieren, der es vermocht hätte, das religiös-konservative ägyptische Element mit dem leicht beweglichen Geiste hellenischer Philosophie in sich zu verschmelzen. Eine Verschmelzung aber, in der die einzelnen Bestandteile ihren Charakter jedoch nicht einbüssten, erstrebten Ptolemãos und seine Ratgeber. Schmidt muss selbst zugeben, dass von dem mythenlosen Gotte, wie er ihm vorschwebt, bis zum Allgotte, wie er dann später vom Jordanland aus der Welt verkündigt wurde, nur noch ein letzter Schritt ist. und kein grosser. Einem solchen Allgotte aber hätte der formenfrohe Hellenismus damals noch fremd und verständnislos gegenüber gestanden, das ägyptische Gedankenreich war von ihm noch himmelweit entfernt.

=

Nein, nur eine Gottheit mit einem weitverzweigten Mythos, der durch eigene uralte Tradition reich genug und fähig war, sich einem durch lange Vergangenheit geheiligten anderen Mythos zu umschliessen, konnte hier helfen, wofür man in Alexandria auch das richtige Taktgefühl besass. Wie wäre es umgekehrt möglich gewesen, von einem Gott, dessen ungeheure Bedeutung auch für die geschichtliche Entwickelung Schmidt selbst anerkennen muss ), nur den Namen zu entlehnen, ohne nicht zugleich seinen Kult zu übernehmen? Natürlich hat bei einer Auslese der unter diesen Bedingungen in Frage kommenden Gottheiten neben der engen Beziehung des Sarapis zu Alexander dem Grossen auch die Erwägung mitgesprochen, durch Namensanklang Sarapis Osiris-Apis ein sichereres Gelingen zu erreichen. Die Hauptvorbedingung aber bleibt doch immer die, dass die Mythologie des Sarapis durch ihren Reichtum geschmeidig genug war, über alle sich in den Weg stellenden Schwierigkeiten hinwegzutäuschen. Einem neugeschaffenen Mythos, der als homo novus im Pantheon diese Schwierigkeiten nur noch vermehrt hätte, wäre das nie gelungen. Schmidt zitiert 5) Clemens Alexandrinus Protr. IV 48, vol. I p. 37, 16 Stählin: *Αλλοι δέ φασιν ποντικὸν εἶναι βρέτας τὸν Σάραπιν, κτλ. und bemerkt dazu sehr richtig *), dass лovuzóv hier nicht als geographischer Eigenname, sondern als Appellativum zu dem Meergott Sarapis aufzufassen sei. Trotzdem hiermit ein weiterer Beleg für das Zutreffende der Ableitung des Wortes Sarapis von „šar apsi“, dem Beinamen des Ea, gegeben ist, kann sich Schmidt doch nicht entschliessen), die Konsequenzen zu ziehen. Er verhält sich hier vielmehr neutral, indem er wiederum Unkenntnis ), diesmal philologischer Natur, vorschützt").

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