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Zum Wertverhältnis von Gold und Silber.

Von C. F. Lehmann-Haupt.

Bis vor Kurzem war nur ein altpersisches Gewichtsstück (Nr. 1) bekannt (dunkelgrüne Pyramide aus Diorit), das als ein Drittel Mine bezeichnet war und das 166,724 gr wog, also auf eine Gewichtsmine von 500,172 gr führte, d. h. diejenige Form1) des babylonisch-persischen königlichen Gewichtes darstellte, auf die der Dareikos (8,4 g) als Goldschekel ausgebracht ist und die normal 504 g wiegt.

F. H. Weissbach2) ist der Nachweis eines zweiten Gewichtsstückes (Nr. 2), von 2222,425 g, zu verdanken. Es ist zwar in keiner seiner, in den drei Sprachen der achämenidischen Inschriften abgefassten Legenden als Gewicht bezeichnet, aber die Gestalt, ein vierseitiger oben abgerundeter Pyramidenstumpf, entspricht nicht nur der des sicheren Gewichts Nr. 1, sondern ist auch eine sehr häufige zu allen Zeiten verbreitete Gewichtsform. Auch das Material (harter, grünlich schwarzer Stein) entspricht dem von Nr. 1. Weissbach hat nun scharfsinnig und richtig erkannt, dass das neue Stück das 40, fache der Mine darstellt, auf die Nr. 1 führt, mit anderen Worten, metrologisch ausgedrückt, was Weissbach von seinem Standpunkte aus vermeidet, dass Nr. 2 vier Silberminen derselben Norm darstellt, deren Gewichtsmine gedrittelt in Nr. 1 vertreten ist. Denn die Silbermine ist eben ihrer Entstehung nach 10, der Gewichtsmine. Das 1/60 der Gewichtsmine, der Gewichtsschekel, bildet die Goldeinheit, den Goldschekel, dessen 50 faches die Goldmine ist, die sich also zur Gewichtsmine wie 5:6 verhält. Nach dem Wertverhältnis: 360: 273) 40:3 = 13/3:1 zwischen Gold und Silber entspricht einem Goldschekel das 40/3 fache Gewicht in Silber. Als Ganzes wegen seiner Schwere unverwertbar, wurde

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1) Und zwar ist dies die königliche Norm C, auf welcher die königlich persische Reichsprägung beruht und die aus der gemeinen Norm, die auch der lydischen Frägung zugrunde liegt, durch Erhöhung um 1/36 entstanden ist, Hultsch, Die Gewichte des Altertums S. 12 Anm. 2; vgl. meine Ausführungen Hermes 36, S. 122 ff. und Tabelle bei S. 113 und Haeberlin, Zeitschr. f. Num. 27 (1909) S. 5 f.

2) Die sogenannte Inschrift von Kerman. Bulletin de l'Académie Impériale des Sciences de St.-Pétersbourg 1910, p. 481 ff. („Der Akademie vorgelegt am 10/23. März 1910*).

3) Darüber Verh. Berl. anthrop. Ges. 1895 S. 434; 1896, S. 447; Hermes 36 (1901) S. 118; Klio VI, 1906, S. 327 Anm. 3; Jahresber. d. Geschichtswissenschaft XXX (Jahrg. 1907) I, 195 und jetzt besonders ZDMG 63 Heft 4 (1910) S. 716 ff. Anm. 1.

es in 10 Stücke geteilt; jeder dieser Silberschekel, von denen 10 einem Goldschekel entsprachen, wog also / Goldschekel (bezw. der uŋdızòs oiyλos als Silberhalbschekel 2/3 Goldschekel) und die Silbermine von 50 solchen Silberschekeln verhielt sich zur Goldmine wie 4/3. Da die Goldmine - 5/6 Gewichts mine, so war die Silbermine */35/6 war die Silbermine / 5/6 = 10/9 der Gewichtsmine. Vier Silberminen sind also 40, der Gewichtsmine.

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Weissbach aber legt seiner an sich richtigen Ermittelung eine methodische Bedeutung bei, die ihr nicht zuerkannt werden kann und verwertet sie zur Stütze anderer früher geäusserter irriger Anschauungen1), gegen die deshalb wiederholt Verwahrung einzulegen ist.

Er schreibt: Vergleichen wir, unter Vernachlässigung der soeben ermittelten geringfügigen Differenz, das Gewicht des Petersburger Steines mit dem des Londoner, so ergibt sich das Verhältnis

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40/9: 1/3 = 40/9: 3/9 =40:3 = 13:12).

Dies ist aber nichts anderes als das Wertverhältnis des Goldes zum Silber, wie man es für den alten Orient angenommen hatte. Ein Silberblock von der Schwere des Petersburger Gewichtes hatte also den gleichen Wert wie ein Goldblock von der Schwere des Londoner Gewichtes. Auch zum Abwiegen geprägten Geldes waren beide Gewichte bequem zu benutzen: das Londoner Gewicht wog 20 Dareiken auf, das Petersburger 400 medische Sigloi. Im Werte kamen beide Quantitäten einander gleich".

„Damit ist das Rätsel der sogenannten Inschrift von Kerman gelöst. Die Vergleichung der beiden Darius-Gewichte von Petersburg und London liefert auf mathematischem Wege den bisher vermissten Beweis), dass das längst vermutete, bezüglich behauptete Wertverhältnis 2) zwischen Gold und Silber 13/3:1 in der Achämeniden-Zeit wirklich bestand“ 2).

Darauf ist zu erwidern:

Zunächst ist es nur Zufall, dass das Londoner Gewicht 9/40 des Petersburgischen ist und dass so zwischen diesen beiden Gewichtsstücken. das Verhältnis 13/31 besteht. Wäre zufällig das Londoner Stück eine halbe, eine Viertel- oder eine Sechstel- Mine (also das Gewichtsäquivalent von 30, 15 oder 10 Dareiken), so würde sich dieses Verhältnis nicht ergeben. Welchen Bestandteil der Mine das Londoner Gewicht darstellt, ist im Sinne der Untersuchung belanglos.

Richtig und wesentlich an Weissbachs Beobachtungen ist nur die Tatsache, dass die ganze Mine des Petersburger Stückes um 1, grösser ist als die des Londoner Stückes. Und das beruht eben auf dem Wertverhältnis von Silber zu Gold 13/3:1. Dieses Verhältnis würde man aber aus zwei Gewichtsstücken, die weder als für Silber, noch 1) Ueber die babylonischen, assyrischen und altpersischen Gewichte, Zeitschr. d. Deutschen morgenländ. Ges. [ZDMG] 61 (1907) S. 379 ff.

2) Auch bei Weissbach durch den Druck hervorgehoben.

als für Gold gültig irgendwie bezeichnet sind, natürlich niemals ermitteln können, wenn es nicht ohnehin numismatisch und literarisch längst feststünde. Das Petersburger Stück bestätigt also im besten Falle das längst erwiesene, nicht etwa nur , vermutete oder behauptete" Wertverhältnis für die Achämenidenzeit.

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Weissbach hatte vor einiger Zeit das Vorhandensein dieses Wertverhältnisses bei den Babyloniern und Assyrern in Abrede gestellt oder doch für unerwiesen erklärt1). Dagegen hatte er ausdrücklich zugegeben 2), „dass das Wertverhältnis des Goldes zum Silber 133:1 für eine gewisse Periode", nämlich für die Achämenidenzeit Geltung hatte. Die Goldmünzen (Dareiken) der Achämenidenkönige waren genau 1 šiklu schwer, ihre Silbermünzen (medische Sekel) 2/3 šiklu". In der hier erörterten Arbeit betrachtet er es auch für die Achämenidenzeit als unerwiesen. In diesem weiteren Rückschritt bekundet sich das Fortwirken eines methodischen Irrtums, der, wie Regling und ich 3) Weissbach inzwischen entgegengehalten haben, hauptsächlich darauf beruht, dass er als metrologisches Material mit wachsender Ausschliesslichkeit die Gewichtsstücke in Betracht zieht, das numismatische Material aber, besonders die einander kontrollierenden Gewichtsbeträge der Gold- und Silbermünzen einer und derselben Prägung und die literarischen Angaben so gut wie völlig ausser Acht lässt. Die lydische und die altpersische Prägung sind ein vollkommen einwandfreier Beweis für die Existenz des Wertverhältnisses 40:3 schon für die babylonisch-assyrische Zeit, und zwar für die mit der lydischen Prägung gleichzeitigen Periode ebensowohl wie mittelbar für eine ältere Zeit, geschweige denn für die Achämenidenzeit. Für letztere wird es ausserdem durch Xenophon Anab. I, 7, 18 literarisch bezeugt). Für die babylonische Zeit ist neben der lydischen Prägung die Tatsache voll entscheidend, dass Herodot ein gesondertes Silbergewicht kennt, das er ausdrücklich als das babylonische bezeichnet. Herodots Angaben über das Wertverhältnis dieses babylonischen Silbergewichts zu dem Goldgewicht und damit überhaupt über das Wertverhältnis von Gold zu Silber liegen uns allerdings in einer Verschiebung vor, die teils längst durch Mommsen und Brandis, teils aber erst neuerdings meinerseits erkannt und erklärt worden ist. Ich möchte diese Erklärung, da sie an einer den Historikern weniger zugänglichen Stelle veröffentlicht ist 5), hier wiederholen. 1) ZDMG 61, S. 390 ff. 2) A. a. O. S. 392 f.

3) Die Sonderformen des babylonischen" Gewichtssystems, ZDMG 63, Heft 4, S. 701 ff., ausgegeben Ende April 1910. (Weissbach bei der Drucklegung seines hier besprochenen Artikels wohl auch im Sonderdruck noch nicht bekannt, vgl. S. 243 Anm. 2.) 4) S. zuletzt K. Regling, ZDMG 63, S. 308 f.

5) ZDMG 63 S. 719 ff. Dort ist auch S. 728 ff. eine, Bourgets Nachweis über die Grösse des pheidonischen Medimnos (Revue archéol. 1903, II p. 23 ff.) verwertende Erklärung für Aristoteles' ('49. лoi. X) Angabe gegeben, dass unter Solon

Zunächst ist zu betonen, dass Herodot uns wiederholt annähernde Angaben statt der genauen bietet, so, wenn es heisst, dass die königliche Elle um drei Finger länger ist als die gemeine Elle, während das richtige 313 Finger wäre (Actes VIII. Or.-Kongr. II S. 196 Anm.). Aber immerhin würde man sich nur ungern dabei beruhigen, wenn wirklich das Verhältnis von Silber zu Gold auf 13:1 statt auf 13/3:1 angegeben wäre, wie es nach dem Wortlaut bei Herodot III, 95 den Anschein hat. Und die Sache wird dadurch noch bedenklicher, dass Herodot selbst, wie sich bestimmt nachweisen lässt, für Zahlen und Massverhältnisse gar kein eigentliches Verständnis besass; wo er selbst einmal aus eigenem Derartiges bietet, ist es von einer rührenden oder erschreckenden Kindlichkeit. So tut er sich (IV, 86) ungeheuer viel darauf zugute, dass er bei den Massangaben des Pontus die Stadien schliesslich in Orgyien umrechnet, d. h. nichts weiter tut, als mehrmals mit 10 multipliziert. Alles ernstlich Metrologische und Chronologische geht auf ältere, von Herodot verwertete sachliche Quellen unter den ionischen Logographen zurück, vor allem auf den ernstesten und bedeutendsten, Hekataios von Milet und seinen Schüler und Anhänger Dionysios von Milet, dem und denen eine Angabe, die das Gold um 1/39 zu niedrig bewertet, kaum zuzutrauen ist. In der Tat verhält es sich denn auch nicht so.

„An der betreffenden Stelle (III, 95) wird nämlich offenbar das persische Goldtalent einfach dem euböischen Talente an Gewicht gleichgesetzt, während beide Talente einander in Wahrheit an Gewicht nur nahekommen und der Entstehung nach gänzlich von einander verschieden sind. Die euböische Mine ist entstanden als 4/5-Gewicht der babylonischen Silbermine gemeiner Norm und beträgt 436,6 g1). Das persische Goldgewicht war die Goldmine königlicher Norm, entstanden aus der leichten Goldmine gemeiner Norm durch einen Zuschlag. Von den drei Formen (A, B, C) dieses Zuschlags, Erhöhung um 1/20, um 1/24 und um 1/36, gilt die letztgenannte im Betrage von 420 g für das persische Reichsgeld (Dareikos 8,4 g), die zweite für die persische Provinzialprägung. In beiden Fällen bleibt das Gewicht der königlichen Mine um so viel hinter dem der euböischen Mine zurück, dass sich daraus die Angabe des Verhältnisses 13/31 statt 13:1 erklärt. Herodots Quelle weiss also, dass in Persien Gold und Silber nach verschiedenen Gewichten verwogen wird, kennt auch die Silbermine königlicher Norm, Form C 560 g, Form B 568,5 g, hält aber die Goldmine (in Wirklichkeit 420 g Form C und 426 g Form B) für identisch mit der attisch-euböischen Mine von 436,6 g. Statt also. bei dem ihm bekannten Verhältnis (10 Goldminen an Wert = 10 Silberminen) wie folgt zu errechnen 10. 560: 420 13,333... (oder 10. 568,5: ἐγένετο τὰ μέτρα (die Hohlmasse) μείζω τῶν Φειδωνείων, auf die ich, bis ich etwas ausführlicher auf sie zurückkommen kann, verweisen möchte.

1) Hermes 27 (1892), S. 597 f.

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426 = 13,333 ...) und also zu sagen,Gold: Silber wie 13/3: 1', sagt er entweder ,10.560:436,6 12,83 (d. h. rund 13): 1' oder ,10. 568,5: 436,6 = 13,01 (d. h. so gut wie genau 13): 1. Letzteres ist, wie man sieht das Wahrscheinlichere. Und dass die an der Küste gebräuchlichere Form B der Erhöhung überhaupt vorherrscht, ergeben weitere Betrachtungen.

„Im Texte des Herodot steht die Gleichung 70 Goldtalente = 60 Silbertalenten, die Herodots Angaben direkt widerstreitet. Hier ist von Mommsen, Geschichte des römischen Münzwesens, S. 23 ff. und Brandis, Münz-Massund Gewichtswesen S. 64 die 70 in 78 berichtigt worden, und dieses Verhältnis trifft, wie ich gezeigt habe 1), für die beiden Grössen, wenn man lediglich ihre organische Stellung im babylonischen Gewichtssystem der königlichen Form B in Betracht zieht, zu. Die euböische Mine ist 4/5, die königlich babylonisch-persische Silbermine der Form B 25/24 der gemeinbabylonischen Silbermine . . . . : 25/24 verhalten sich aber wie 60: 78,125.

, Aber, und auch darauf habe ich gleichzeitig schon vor Jahren hingewiesen1), selbst Herodots Gleichung von 60 Silbertalenten mit 70 andern Talenten, so verkehrt sie in dem Zusammenhange ist, in dem er sie bringt, liegt etwas Tatsächliches zugrunde. Denn es gibt tatsächlich ein babylonisches Talent, das dem Gewicht von 70 euböischen Minen so gut wie gleichkommt: nämlich das Talent der leichten königlichen babylonischen Gewichts mine. Letztere beträgt 25/24 der leichten gemeinen Gewichtsmine, die euböische Mine / der babylonischen Silbermine, die ihrerseits 10, der Gewichtsmine beträgt, d. h. /, der leichten gemeinen Gewichtsmine. 9 verhalten sich aber zu 25/24 wie 60: 70,31, also rund wie 60: 70. „Das ist für die Kritik des Herodot von Bedeutung. Steht ohnehin fest, dass Herodot bei seinen metrologischen Angaben fast nirgends auf eigenen Füssen steht, so erkennen wir hier, dass er, wie so häufig auch in anderem Zusammenhange, nicht zusammengehörige Angaben seiner Vorlage missverständlich zusammenfügte. Es liegt hier also nicht etwa ein Fehler der Handschriften, sondern ein äusserst belehrender Lapsus des Herodot selbst vor."

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Kehren wir nunmehr zu Weissbachs Anschauungen zurück. Während er, wie gezeigt, früher nur die Existenz des Währungsverhältnisses im Zweistromlande für die vorachämenidische Zeit mit Unrecht bezweifelte, bezeichnet er sie jetzt auch für die Achämenidenzeit als bisher unbewiesen und nur vermutet oder behauptet", indem er sich lediglich auf die Gewichtsstücke stützt und die literarischen und vor allem die numismatischen Beweise ganz beiseite lässt. Darauf beruhte es denn auch, wenn Weissbach ferner s. Z. den Anspruch erhob, aus dem einen Londoner Gewichtsstück das Gewicht des Dareikos etwas genauer als bisher" (nämlich als aus dem Münzbefund) auf 8,3326 gr anstatt auf 8,4 g berechnen zu können. Der Münzbefund von Hunderten von erhaltenen 1) Hermes 27, S. 551 Anm. 1.

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