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der politischen Gemeinden allmählich abgenommen hat. Die ersten Ptolemäer scheinen die autonomen Formen mehr als die späteren geachtet, die älteren Bürgergenerationen mehr politisches Bewusstsein als ihre Nachkommen gehabt zu haben. Wenn wir im Anfang als Quelle der im Königsrechte geltenden ψηφίσματα und πολιτικοὶ νόμοι politische Gemeinden vermuten mussten, so werden wir eine so weit gehende Wirkung der Autonomie nur für den Anfang der Ptolemäerzeit, etwa bis zu Euergetes I. annehmen dürfen, und auch für diese Zeit mit der Einschränkung, dass der König eine sehr wirksame Aufsicht über solche giouara ausübte; auch hier gilt, wie später in Antinoë: „allem und jedem gehen die Verordnungen vor". Selbst in ganz unpolitischen, rein kommunalen Angelegenheiten vermochte der König seinem Willen Geltung zu verschaffen, besonders in Alexandrien; so ist ja heute auch Berlin von der Krone tatsächlich abhängiger als die meisten andern Städte.

Je länger die Griechen unter den Aegyptern wohnten, je mehr die Könige ägyptische Selbstherrscher wurden, desto mehr verwischten sich die Spuren der Autonomie, ohne jedoch ganz zu verschwinden. Der Ptolemäerstaat ist ihr nicht günstig gewesen, aber nicht in dem Sinne, als hätte er sie von vornherein abgelehnt, sondern nur insofern, als er sie nicht kräftig zu erhalten vermochte.

Es wird vielleicht Einspruch hervorrufen, wenn ich aus wenig zahlreichen Zeugnissen und Andeutungen Schlüsse gezogen habe, die der geläufigen Vorstellung von der ptolemäischen Monarchie als einer überall absoluten Regierungsgewalt widersprechen. Aber ich meine, man darf über all den προστάγματα und διατάγματα, den Eingaben und Berichten, den amtlichen Listen und Steuern nicht vergessen, dass es Griechen in Aegypten gab, die sich anders fühlten als ein Petosiris oder Stotoëtis, und dass es Könige gab, die hellenisch dachten und Wert darauf legten, sich als Hellenen zu zeigen.

Steglitz.

72

Die armenischen Feldzüge des Lukullus.

Von Kurt Eckhardt.

II. Abschnitt.

Das Kriegsjahr 69.

1. Kapitel.

Bis zur Einschliessung von Tigranokerta.

§ 1. Lukullus entschliesst sich zum Kriege.

Nach dem Siege bei Kabira (a. 72) verfolgte Lukullus den fliehenden Mithradates bis an die Grenze Armeniens, dann kehrte er um und unterwarf zunächst das flache Land und nahm die reichgefüllten Schatzhäuser. Darauf wendete er sich zur Eroberung der festen See- und Landstädte des Pontos, die sich tapfer verteidigten. Diese Belagerungen zogen sich bis in das Jahr 70 hin. Solange noch seine Stellung in dem eroberten Lande nicht gesichert war, liess er den Mithradates ruhig in Armenien. Als aber die Belagerungen der Städte zu Ende gingen und schon einige erobert waren, beschloss er von Tigranes die Auslieferung des pontischen Königs zu verlangen.

Er war sich wohl bewusst, dass ihn dieser Schritt in einen neuen, gefahrvollen Krieg in einem unbekannten Lande verwickeln würde, da er annehmen konnte, dass diese Forderung den Stolz des Armeniers tief kränken und er daher die Auslieferung seines Schwiegervaters verweigern würde. Doch andererseits war er von der Notwendigkeit dieser Forderung überzeugt. Schon achtzehn Jahre dauerten die Kämpfe mit dem ehrgeizigen Pontiker, und bevor er, die Triebfeder jeglichen Widerstandes Asiens gegen Rom, nicht in den Händen der Römer war, war mit einem definitiven Ende der Kriege nicht zu rechnen. Zudem war es eine absolute Notwendigkeit für die Römer, auch mit Tigranes abzurechnen und die von ihm eroberten Länder zurückzugewinnen. Sicher hätte sich schon Sulla mit dem armenischen Eroberer auseinandergesetzt, wenn er nicht durch die Verhältnisse in Rom, die seine schnellste Anwesenheit erforderten, gezwungen worden wäre in aller Eile den Frieden von Dardanos abzuschliessen, der deswegen den Feinden weit günstigere Bedingungen gewährte, als sie je unter anderen Verhältnissen zu erreichen hätten hoffen können.

Wenn auch Tigranes seinen alten, landlosen Schwiegervater aus despotischem Dünkel nicht empfangen und sprechen wollte, so bot er doch

in seiner Hand eine gefährliche Waffe gegen Rom, die ihm Lukullus auf keinen Fall lassen durfte. Bei allen Unternehmungen der Armenier gegen die Römer, die diese irgendwo auf einem Kriegsschauplatz fesselten, konnte Tigranes dadurch, dass er den Mithradates mit ausreichenden Kräften in sein Stammreich zurückkehren liess, dort den Römern einen gefährlichen Feind in den Rücken senden, da die Pontiker ihren alten Herrscher jubelnd aufnehmen würden. So würden die Heere Roms immer zwischen zwei Feuern stehen. Dem konnte nur der Tod des Mithradates vorbeugen.

Es zeugt von einer völlig unrichtigen Auffassung der Sachlage, wenn in Rom die Gegner des Lukullus diesem vorwarfen, er habe den Krieg nur aus Ehrgeiz begonnen, um seinen früheren Siegen noch neue hinzuzufügen und weil er sein einflussreiches Kommando so lange wie möglich behalten wollte. Sein Unternehmen gegen Tigranes war nur der konsequente Schluss der früheren Kämpfe. Doch soweit reichte der staatsmännische Blick der hauptstädtischen Parteien zu jener Zeit nicht mehr, dass sie folgerichtig den letzten Schritt zum dauernden Erfolge machten. Die glücklichen Taten des bewährten Generals berauschten das Volk zwar im Augenblick, doch erhob sich sofort auch die Schar der Neider und Widersacher. Und gerade dieser stolze Aristokrat hatte es gar nicht verstanden, ja gar nicht einmal versucht, die Neigung des Volkes zu gewinnen. Rücksichtslos hatte er das durchgesetzt, was er für gut und richtig hielt, und sich dadurch zahlreiche Feinde von grossem Einfluss gemacht. Was den armen, ausgesogenen Bewohnern der Provinz Asien zum Segen gereichte, die Regelung der Schuldverhältnisse, gerade das zog ihm die erbittertste Feindschaft des einflussreichen Ritterstandes, der römischen Geldaristokratie, zu. Offenkundig und im Geheimen wühlten sie gegen den tüchtigen General, und leicht gewannen sie die allzeit der Bestechung zugänglichen Volkstribunen, die nun noch die willenlose Masse des Volkes gegen Lukullus aufhetzten. So wurde seine Absicht gegen Tigranes zu ziehen mit allen nur erdenklichen unlauteren Motiven erklärt, und das Volk, immer gegen die Aristokraten eingenommen, glaubte das allzu gerne.

Doch diese künstlich erregte Feindschaft des Volkes hätte wohl kaum solche Folgen gehabt, wenn nicht gerade im Jahre 70 durch das Konsulat des Pompejus und Krassus ein völliger Umschwung von dem aristokratisch-sullanischen Regierungssystem zur Demokratie erfolgt wäre. musste vor allem der damals wohl bedeutendste Aristokrat und Schüler Sullas, eben unser Lukullus, fallen. Daher wurden ihm alle Hilfsmittel versagt, auch der Senat, der natürlich ebenfalls, wenn auch ungern, völlig unter dem demokratischen Einfluss stand, nahm sich seiner nicht an, und mit eigenen Mitteln, ohne die notwendige Verstärkung musste der unerschrockene Führer seinen Plan ausführen.

Und das war der Grund, warum das so grossartig angelegte Unternehmen schliesslich scheiterte. Wie notwendig wäre es gewesen, die alten Soldaten, die ihre Kriegszeit fast abgedient hatten, durch neue Kräfte zu ersetzen. So folgten sie ihrem Führer nur widerwillig, ohne Lust zur Sache. Nachdem sie geglaubt hatten, in Ruhe die Früchte ihrer zahlreichen Siege ernten zu können, sollten sie jetzt gegen einen neuen, mächtigen Feind geführt werden. Unbekannt waren die Gefahren des fremden. Landes, hatte doch bis dahin noch kein Römerheer den Euphrat überschritten. Zwar fabelte man von dem grossen Reichtum des Landes, doch sie wussten, dass dieser nicht für sie vorhanden war. Wie in Rom das Volk, so hatte sich Lukullus auch hier seine Soldaten nicht zu gewinnen verstanden. Die Beute behielt er grösstenteils selbst und an Plünderungen war erst recht nicht zu denken. Zwar hatte Lukullus sich dadurch den Ruf des humansten Generals seiner Zeit erworben, doch die Liebe und Zuneigung seiner tapferen Soldaten, die diese nach der gewonnenen Beute und den erlaubten Freiheiten spendeten, hatte er nicht erlangt. So glaubten die Soldaten nicht mit Unrecht, dass nur Mühen und Strapazen ohne den erhofften Gewinn ihrer warteten, und folgten ihrem Führer nur ungern und gezwungen. Doch gerade darin zeigte sich der grosse unerschrockene Geist des Lukullus, dass er, obwohl der Senat und das Volk den Krieg nicht wollten und ihn nicht unterstützten, obwohl seine Truppen ihm nur missvergnügt gehorchten, dennoch im Vertrauen auf ihre so oft bewährte Tapferkeit, im Vertrauen auf sein Glück aus eigenen Mitteln den Krieg zu führen und die Auslieferung des Mithradates zu fordern beschloss.

§ 2. Die Gesandtschaft des Lukullus an Tigranes.

Während Lukullus selbst in Asien die Verhältnisse seiner Provinz regelte, sandte er im Winter 71/70 seinen Schwager Appius Claudius an den armenischen König mit dem Auftrage, die Auslieferung des Mithradates zu verlangen oder eine Kriegserklärung zu überbringen. Gleichzeitig sollte er sich wohl unter der Hand über die Stimmung der Untertanen gegen Tigranes informieren und womöglich mit einigen unterworfenen Fürsten geheime Beziehungen anknüpfen und sie für Lukullus gewinnen, so dass dieser wenigstens auf einige freundliche Gesinnung rechnen konnte.

Und gerade zur Ausführung des zweiten Teiles seines Auftrages gab Tigranes dem römischen Gesandten ausreichend Zeit. Da er selbst in Phönikien stand), wo er um die Befestigung seiner Stellung bemüht war und wo er noch einige feste Plätze unterwerfen wollte, so lag ihm viel daran, dass der Empfang der ihm so widerwärtigen Gesandtschaft so lange wie möglich hinausgeschoben wurde. Ehe er nicht in Syrien freie Hand

1) Plut. Luc. c. 21.

bekommen hatte, wollte er sich in keinen neuen Krieg stürzen. Darum hatten die Führer des Claudius den Auftrag ihn auf weiten Umwegen durch das Land zu geleiten. Endlich merkte der Gesandte die Absicht, als ein Freigelassener, ein Syrer, ihm den geraden Weg zeigte. Deshalb schickte er seine armenischen Führer fort, überschritt den Euphrat und gelangte nach Antiochia, wo ihm Tigranes zu warten befahl, bis er seine Pläne in Phönikien ausgeführt haben würde.

In dieser Zeit knüpfte der Römer mit vielen Fürsten der Umgegend geheime Verhandlungen an und brachte sie auf seine Seite. Sogar der mächtige Zarbienos von Gordyene, dessen Land Tigranes unterworfen und tributpflichtig gemacht hatte, versprach ihm seine Hilfe. Doch auch viele unterdrückte Städte wandten sich an Claudius und baten um den Schutz der Römer, so dass diese Gesandtschaft für den Krieg von grösster Wichtigkeit war, da gerade die Landschaften, die Lukullus zuerst durchziehen musste, um die feindliche Hauptstadt zu erreichen, ihm freundlich gesinnt wurden, wodurch sein Anmarsch viel leichter vonstatten gehen konnte, als wenn er sich den Weg erst mühsam hätte erkämpfen müssen. Doch auch sehr schwer wurde es dem Claudius nicht, die Bewohner und Fürsten zu gewinnen. Besonders den Griechen war die armenische Herrschaft unerträglich und die Willkür des Königs, mit der er alles nahm, was seine Bewunderung erregte, bis ins Innerste verhasst. So konnte Lukullus mit Recht hoffen bei seinem Einmarsch auf eine freundliche Gesinnung der Unterdrückten zu treffen.

Wie ich schon oben erwähnte, befand sich Tigranes zu dieser Zeit in Palästina, wo er vor allem darnach trachtete, die festen Seestädte in seinen Besitz zu bekommen, um dann das Hinterland zu erobern. So hatte er sich vor Ptolemais, das heutige Akkon, gelegt und belagerte die Stadt. Doch kaum hatte es Tigranes gewonnen, als er seine weiteren Unternehmungen aufgab, da sich die Kriegswolken immer drohender um sein Haupt zusammenzogen '). So stellte er denn alle Pläne bis auf weiteres zurück und eilte nach Antiochia, wo er den römischen Gesandten mit allem Prunk eines orientalischen Despoten empfing, in der Hoffnung den jungen Römer dadurch zu blenden und einzuschüchtern. Doch dies gelang ihm nicht. Offen und frei forderte Appius die Auslieferung des Mithradates, den sein General für seinen Triumph brauche, und drohte im Falle einer Weigerung mit Krieg. Zum erstenmal in seinem Leben hörte der asiatische Tyrann die Sprache der Freiheit, und alle Umstehenden merkten deutlich seinen Unwillen, obwohl er ihn durch ein Lächeln zu verbergen suchte. Jedoch um die Antwort war er nicht verlegen: Er würde die Verachtung aller Menschen auf sich ziehen, wenn er den Vater seiner Gattin ausliefern würde. Zwar kenne er genau die Schlechtigkeit des

1) Vergl. Josephus, Antiqu. Jud. XIII 16.4 und bell. Jud. I 5,3.

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