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gründlich überraschen, wie es ihm denn auch in der Tat gelungen ist. Denn jetzt konnte nur noch eine starke Armee die Römer von den Mauern der Hauptstadt fernhalten. Doch eine solche stand dem Tigranes in diesem Augenblicke nicht zur Verfügung.

§ 5. Mangelhafte Vorbereitungen der Armenier.

Die Armenier hatten die lange Zeit, die ihnen Lukullus nach der Gesandtschaft des Claudius gelassen hatte, fast gar nicht benutzt. Nur das eine Ergebnis hatte die Kriegserklärung, dass Tigranes endlich seinen alten Schwiegervater zu sehen wünschte, nachdem dieser ein Jahr und acht Monate aus seinen Augen verbannt gewesen war1). Wahrscheinlich im April oder Mai 70 fand die Begegnung der beiden Könige unter Entfaltung des grössten Pompes statt. Drei Tage lang hatten beide Herrscher eine Unterredung unter vier Augen, die zum Schaden ihrer vertrautesten Minister endigte. Sie wurden nun natürlich für die Entfremdung ihrer Herren verantwortlich gemacht. Metrodorus von Skepsis, der gegen das Interesse seines Herrn dem Tigranes einen Rat gegeben haben sollte, fiel der Rache des Mithradates zum Opfer, und der Redner Amphikrates aus Athen, der am Hofe des Tigranes weilte, fand damals auch seinen Tod 2). Die Unterredung der beiden Fürsten schloss mit prunkvollen Festessen ab.

Das strategische Ergebnis dieser Zusammenkunft war jedoch, dass Mithradates 10000 armenische Reiter erhielt, mit denen er sein altes Reich zurückerobern oder, wenn ihm das nicht gleich gelang, wenigstens die Römer beunruhigen sollte. Schon hierin zeigte es sich, wie recht Lukullus hatte, als er glaubte, nur der Tod würde den alten König unschädlich machen. Doch dieses Absenden des Mithradates ist alles, was von Unternehmungen gegen den Einfall der Römer berichtet wird, und auch das scheint erst sehr spät unternommen worden zu sein, da Mithradates erst auf dem Marsche war, als er schon wieder zurückgerufen wurde, um in Armenien gegen die Römer Verwendung zu finden3).

So verstrich das ganze Jahr 70, ohne dass die Armenier Schritte zur Abwehr getan hätten. Wenn ja auch Tigranes so dünkelhaft war, dass er ernstlich die Frage erwog, ob die Römer noch in Ephesus standhalten oder gleich nach Griechenland hinübergehen würden1), so war doch Mithradates, durch trübe Erfahrungen gewitzigt, frei von solchen unsinnigen Gedanken. Daher ist es schwer zu erklären, warum er nicht auf genügende Abwehrmittel gedrungen hat. Vielleicht traute er dem Lukullus keine schnellen Unternehmungen zu, da er ihn selbst ja nur durch Zögern und Aushungern, nie durch eine kühne Schlacht besiegt hatte.

Als dann die Nachricht eintraf, dass die Römer schon im Lande ständen, war es zu spät. Der erste, der diese Unglückskunde brachte,

1) Memnon c. 55. — 2) Plut. Luc. c. 22.

3) Memnon, c. 56.

4) Plut. Luc. c. 25.

wurde aufgeknüpft, da Tigranes glaubte, er wollte seine Untertanen durch diese Botschaft aufwiegeln1). So verlor man wieder viel kostbare Zeit. Als sich dann endlich Mithrobarzanes, ein Günstling des Grosskönigs, ein Herz fasste und seinem Herrscher die Nachricht brachte, konnten nur 3000 Reiter) und eine grössere Menge Fusstruppen den Anrückenden entgegengeworfen werden. Mithrobarzanes erhielt das Kommando, weil er selbst die Meldung überbracht hatte, und dass Tigranes immer noch nicht von seinem Dünkel lassen konnte, zeigt der Befehl, den er seinem General gab: Den Lukullus bringst Du mir lebendig, die anderen zertritt!"

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§ 6. Erster Zusammenstoss der Gegner.

Nach den Eilmärschen durch Sophene marschierte jetzt Lukullus, als er alle Marschhindernisse glücklich überwunden und die Tigrisebene, wo er jeden Augenblick von leichten Reitern angegriffen werden konnte, betreten hatte, äusserst vorsichtig, durch Vorposten gut gedeckt, damit er nicht auf dem Marsche (ovz év Táže) überfallen werden konnte3). Dies zeigt deutlich, dass er sich in einer Ebene befand, schliesst also ebenfalls den Marsch durch die Berge über Piran und Hani aus. Denn dort konnte die Sicherung nur gering sein, und an eine wirksame Entfaltung einer so grossen Reitermasse, wie sie Mithrobarzanes befehligte, war erst recht nicht zu denken.

So blieb ihm denn der Anmarsch des armenischen Korps nicht verborgen. Sein Heer wollte gerade das Lager schanzen und befand sich auch zum Teil noch auf dem Marsche, als Lukullus die Nachricht erhielt. Er selbst übernahm mit dem Hauptheere die Deckung des Lagers, da er fürchtete, es könnten noch mehr Feinde in der Nähe sein und ihn angreifen, bevor er sein Heer in Schlachtordnung aufgestellt hatte. Seinen Legaten Sextilius jedoch schickte er mit 1600 Reitern und fast ebenso vielen (où лo nhɛloves) Legionaren und Leichtbewaffneten voraus, um den Feind aus nächster Nähe zu beobachten und die Vollendung des Lagers zu decken. Sextilius wollte diesem Befehle Folge leisten und einen Kampf vermeiden, doch Mithrobarzanes sprengte auf die Römer los, und es kam zu einem Handgemenge, indem er selbst fiel und seine Truppen völlig zersprengt und auf der Flucht zum grössten Teil getötet wurden.

Auf die Nachricht von dieser Niederlage verliess Tigranes, ohne zu zögern, seine Hauptstadt, über die er das Kommando dem Mankaios übertrug. Alle Truppen, die sich zu ihm auf dem Marsche befanden, zog er

1) Appian, Mithr. c. 84 u. Plut. Luc. c. 25. Hier wird der Bote jedoch enthauptet.

2) Für dieses und das Folgende: Plut. Luc. c. 25. Nach Appian, Mithr. c. 84, erhielt Mithrobarzanes sogar nur 2000 Reiter im ganzen.

3) Auch ferner noch: Plut. Luc. c. 25.

so schnell wie möglich zusammen. Zu diesen gehörten auch die des Statthalters von Syrien, Magadates, den Tigranes bei dem Einfall des Lukullus zu sich beordert hatte 1). Doch hierzu wollte ihm Lukullus keine Zeit lassen. Seine beiden tüchtigsten Legaten, Murena und Sextilius, sandte er aus, damit dieser ein stärkeres Araberkorps, das im Anmarsch begriffen war, aufhob, während jener die anderen zu Tigranes eilenden Truppen abfangen sollte.

Beide lösten ihre Aufgabe. Sextilius überfiel die Araber, als sie gerade ihr Lager aufschlagen wollten, und hieb die meisten nieder. Murena aber verfolgte den abziehenden Zug des Tigranes und erreichte die Nachhut in einem unwegsamen und schmalen Tale, wahrscheinlich in dem des Kulp-Su, durch das der nächste und bequemste Weg in das Innere von Armenien führt. Tigranes und seine Begleitung konnten sich vor der Gefangennahme nur dadurch retten, dass sie ihren Tross den Römern preisgaben, die dessen Bedeckung teils niederhieben, teils zu Gefangenen machten. Jedenfalls muss der Kampf mit Mithrobarzanes schon ziemlich nahe an der Hauptstadt stattgefunden haben, da es dem Murena noch gelungen war, den abziehenden Feind einzuholen. Auch das zeigt deutlich, wie unvorbereitet Tigranes gegen einen römischen Angriff ge

wesen war.

2. Kapitel.

Lukullus vor Tigranokerta.

§ 1. Beginn der Belagerung der Stadt.

Jetzt wandte sich Lukullus sofort gegen Tigranokerta, da ihm sehr viel daran liegen musste, diese Stadt in seine Gewalt zu bekommen. Denn erstens beherrschte er durch sie den Hauptpass nach Armenien, und zweitens befanden sich hier die Schätze des Königs und seine Frauen. es nun die grösste Schande für einen asiatischen Herrscher war, wenn sein Harem in die Hände der Feinde fiel, so konnte Lukullus hoffen durch seinen Angriff auf die Hauptstadt den Tigranes aus seinen Bergen zu locken, um seine Frauen vor der schimpflichen Gefangenschaft zu bewahren. In der Ebene aber fürchtete er die disziplinlosen Horden des Armeniers nicht, denn er wusste wohl, dass seine Römer jeder noch so grossen Uebermacht gewachsen waren.

So schloss er denn Tigranokerta von allen Seiten ein und belagerte es mit grösstem Nachdruck. Die ungeschützten Teile der Stadt, die vor der Mauer lagen, so das königliche Schloss, nahm er sofort. Die Stadt jedoch und die Zitadelle schloss er mit Wall und Graben ein, baute Belagerungsmaschinen und liess gegen die Mauern Minengänge vortreiben 2). 1) Appian, Syr. c. 49.

2) Appian, Mithr. c. 84. Appian hat hier offenbar den ausführlichen Bericht, wie er uns bei Plutarch vorliegt, wie so oft durch Zusammenziehung stark entstellt.

Diese Aufgabe fiel nach Appian, dem Sextilius zu, doch scheint das ein Irrtum zu sein, da er den Lukullus selbst nicht nennt. Sicher hat der Imperator, wie auch Plutarch erzählt1), selbst die wichtige Belagerung geleitet. Auch hat er sicher nicht sein an sich schon schwaches Heer noch durch Belagerungen anderer armenischer Städte, die doch nur unbedeutend sein konnten, zersplittert, wie es Memnon darstellt 2). Denn mit der Hauptstadt fiel dieser Teil Armeniens ohne grosse Anstrengungen von selbst.

Indessen suchte Tigranes so viel Truppen wie möglich an sich zu ziehen. So erhielten denn auch die Reiter, die er dem Mithradates für den Einfall in Pontos mitgegeben hatte, den Befehl, wieder zu ihm zu stossen. In der grössten Sorge schwebte er um die Sicherheit seiner Frauen, die er um jeden Preis aus der belagerten Stadt zu sich zu retten wünschte. Doch er selbst fühlte sich noch nicht stark genug, um die Römer vor der Stadt anzugreifen. Darum erhielten 6000 Reiter den Befehl die Frauen und die kostbarsten Schätze aus der Stadt zu holen.

Die Leute führten ihren Auftrag sehr geschickt aus. Mitten in der Nacht griff ein Teil das Lager der Römer an und verhinderte durch einen Hagel von Pfeilen, dass sich jemand aus den Toren des Lagers herauswagte, während der andere Teil ungehindert in die Stadt eindrang, Frauen und Schätze herausholte und sofort zu dem Könige vorausschickte. Dies waren denn auch die einzigen, die unversehrt zurückkehrten. Denn am Morgen, als die Römer die Sachlage überschauen konnten, rückten sie, unterstützt von ihren thrakischen Reitern zum Kampfe aus und vernichteten die feindliche Abteilung zum grössten Teil. Auch viele Gefangene hatte ihnen der Tag gebracht, doch auch Tigranes hatte seinen Zweck erreicht und das, was ihm am meisten am Herzen lag, gerettet bei sich. Soweit die Darstellung bei Memnon, die Plutarch ganz übergangen hat. Nach Appian3) sandte Tigranes diese Reiterschar erst von dem Marsche aus gegen Tigranokerta, nachdem sich sein ganzes Heer bereits gesammelt und mit ihm gegen Lukullus in Bewegung gesetzt hatte. Doch geht aus Memnon klar hervor, dass diese Expedition schon viel früher unternommen worden ist. Und das ist auch ganz natürlich. Wahrscheinlich hat er gleich nach seiner kopflosen Flucht den Gedanken gefasst, seinen Harem und einen Teil seiner Schätze zu retten, und diesen Gedanken zur Ausführung gebracht, sobald er nur einige Truppen dafür zur Verfügung hatte. Später wären auch die armenischen Reiter wohl kaum mehr so bequem in die belagerte Stadt hineingekommen, wenn die römischen Einschliessungswerke schon ganz vollendet gewesen wären. So lässt alles darauf schliessen, dass diese Unternehmung schon kurz nach dem Beginn der Belagerung stattgefunden hat.

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Jedenfalls liess sich Lukullus durch derartige Misserfolge nicht entmutigen und setzte der Stadt heftig zu. Doch auch die Verteidiger wehrten sich mit Geschick und Ausdauer. Sehr viel hatten die Römer schon von den gutgezielten Geschossen der armenischen Besatzung zu leiden. Dazu liess Mankaios noch brennendes Naphtha gegen die Belagerungsmaschinen schleudern und als die Römer zum Löschen herbeieilten, fanden sie, dass die ihnen unbekannte Materie sehr schwer zu löschen war und sie die Maschine, die der Feind damit getroffen hatte, nicht mehr retten konnten 1). So wurde die Belagerung auf beiden Seiten mit der grössten Energie geführt, doch scheint Lukullus schon vor der Ankunft der Entsatzarmee einige Erfolge gehabt zu haben, da seine Truppen auf Leitern emporklommen, die Brustwehren und Verschanzungen einrissen und sich eines höher gelegenen Punktes bemächtigten 2).

$ 2.

Anmarsch des Tigranes und Gegenmassregeln

des Lukullus.

Während sich so seine Hauptstadt gegen die Belagerer wehrte, hatte Tigranes im Inneren Armeniens ein grosses Heer gesammelt. Natürlich durfte das nicht in zu grosser Entfernung von Tigranokerta geschehen, da es für ein so grosses Heer, wie es das der Asiaten immer war, äusserst schwer sein musste, auf den verhältnismässig schmalen Bergpfaden durch die Gebirge Armeniens zu marschieren. Es musste daher im Interesse des Königs liegen, sein Heer in der Nähe der Feinde zu vereinigen, in einer grossen, fruchtbaren Ebene, die imstande war ein grosses Heer mit Proviant zu versorgen.

Und in der Tat findet sich vier bis fünf Tagemärsche (ca. 100 km) von Tigranokerta entfernt die grosse Ebene von Musch, die der Kara-Su, der Teleboas Xenophons, durchströmt und die ungefähr 75 km lang und 10 bis 15 km breit ist. Dieser Platz ist wie geschaffen zur Konzentrierung und Verpflegung grosser Truppenmassen und schon Kiepert hat darauf hingewiesen 3), dass Tigranes nur hier sein Heer zusammengezogen haben konnte. Warum sollte er aber so weit in die Berge seiner Heimat hineinflüchten, um in Ruhe seine Truppen zu sammeln, wenn der Feind in Mesopotamien stand, von ihm durch den Masios und den breiten, undurchwatbaren Tigris getrennt? Auch dies gibt uns die Gewissheit, dass Tigranokerta auf dem linken Tigrisufer gelegen hat. Dann allerdings musste er die hohen Bergketten von Kulp und Sasun zwischen sich und die Feinde legen, um ungestört seine Rüstungen vollenden zu können. Von Musch führt ein fast direkter Weg über den Gebirgssattel zwischen dem Darkosch- und dem Antogh-Dagh in das Tal des Kulp-Su, eines

=

1) Xiphilinos Cassius Dio frgm. 178, 2. Vgl. auch Sallust, IV. frgm. 61–62. 2) Sall. IV. frgm. 63. 3) Akad. d. Wiss. 1873, S. 173 u. Hermes IX S. 137.

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