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Gleichungen sich nicht halten lassen wollen, oder man kehrt reumütig zu den ältesten zurück. Abgesehen von den verschiedenartigsten Erklärungsversuchen (z. B. bei Höni), nützt es wenig, wenn man mit einiger Sicherheit bei manchen Namen (z. B. bei Frigg, Thor) ihre Grundbedeutung angeben kann. Die Bildung der Namen liegt so unendlich weit in der Zeit zurück, daß sich Wesen und Bedeutung des Gottes oft genug geändert haben können; der Name steht nur noch wie eine Versteinerung da und trägt nichts zur Geschichte des Gottes bei aber gerade diese muß doch klar gelegt werden. Mythologische Schlüsse aus Namen mit Hilfe der Etymologie sind also nur mit äußerster Vorsicht zu ziehen. Damit steht nicht im Widerspruche, daß im vorliegenden Buche wiederholt die an. Namen. deutsch umschrieben sind. Das ist nur geschehen, um das Verständnis zu erleichtern, da die nordischen Bildungen erwiesenermaßen befremdend wirken. Daher sind, soweit angängig, belanglose Namen von Tieren, Gegenständen u. s. w. ausgelassen.

Die Volksüberlieferung.

Von außerordentlicher Wichtigkeit für die Erkenntnis von Mythus und Kultus, besonders der sog. niederen Mythologie sind die Quellen der volkstümlichen Überlieferung des Mittelalters und der Gegenwart, Sage, Sitte und Brauch, unnötig und unrichtig mit einem englischen Worte Folklore genannt. Zwar nicht so stark wie in Deutschland, aber immerhin noch mehr als wünschenswert, sind wir bei der Erforschung der germ. Altertümer, namentlich auf kultischem Gebiete, auf die Volksüberlieferung angewiesen, auf die von alters her überlieferten, von Geschlecht zu Geschlecht vererbten und natürlich oft verderbten Zeugnisse. Lassen sie sich aber auf gesicherten Grund zurückführen, so dürfen sie verwertet werden. Übertrieben ist der Grundsatz: was nicht schriftlich überliefert sei, müsse als niemals dagewesen behandelt werden. Oft genug erweist sich das, was niemals aufgezeichnet war und sich nur in der mündlichen Überlieferung erhalten hat, als Rest urältester Zeit. Das mythologische Quellenmaterial ist nicht nach dem Alter der schriftlichen Aufzeichnung

abzuschätzen. Freilich ist zur Beleuchtung der unverständlichen Gebräuche oft die Heranziehung von ethnologischen Parallelen nötig, aber die Methode ist noch wenig gesichert, und die Gefahr liegt nahe, sich im Grenzenlosen zu verlieren. Ziel der Forschung muß sein, das reiche Material kritisch zu sichten und auf bestimmte einfache Typen zurückzuführen. Nicht alles, was im Volke lebt, ist uralt und heidnischen Ursprunges, neben der Reproduktion ist auf die Produktion zu achten. Man muß genau zwischen Altem und Neuem, Einheimischem und Fremdem, Volkstümlichem und Gemachtem unterscheiden. Trotz dieser wichtigen Einschränkungen bleibt der nie stille stehende Fluß lebendiger Sitte und Sage, die Fülle des Aberglaubens, für die Mythologie als Quelle ergiebig und unentbehrlich.

Erster Hauptteil.

Der Seelenglaube.

Bedeutung des Todes für die Entstehung mythologischer Vorstellungen.

Vorstellungen vom Jenseits nach archäologischen Zeugnissen.

Aus den reichen archäologischen Funden Skandinaviens kann die Wissenschaft eine Entwickelung der Vorstellungen von dem Leben nach dem Tode geben und die verzweifelten Versuche aufdecken, die man gemacht hat zur Lösung des ersten und letzten großen Problems, den Tod zu verstehen und sich mit dem Beweise seiner Herrschaft abzufinden, dem leblosen Körper. So verschieden wie die Begräbnisbräuche, so mannigfach sind die Anschauungen vom Jenseits. Erklärend und ergänzend treten für die spätere Zeit die literarischen Zeugnisse hinzu.

Das älteste germanische Grab der jüngern Steinzeit, etwa im Beginn des dritten vorchristlichen Jahrtausends, ist eine kleine Stube, aus wenigen Tragsteinen errichtet, auf denen ein einzelner Deckstein ruht; an der Seite befindet sich eine Öffnung. In diesem Raume behielt der Abgeschiedene sitzend oder liegend den bescheidenen Hausrat seiner Wohnung zur Verfügung: irdenes Geschirr, Waffen und Schmucksachen der primitivsten Form. Neben den kleinen Stuben repräsen

tieren die großen, die sogenannten Riesenstuben die reinen Formen des Grabes in der Steinzeit; es sind Massengräber, die nicht selten 20-30, 70 und selbst 100 Leichen beherbergen, sehr geräumige Bauwerke, mehr einer Hausanlage als einer Stube vergleichbar, bald ärmlich wie die kleinen Stuben, bald wohlhabend und reich ausgestattet. Der Ruheort der Toten ist eine Nachbildung des Hauses der Lebenden. Der Grabbau soll den Toten schützen, damit er dadurch sein Leben gewissermassen fortsetzen kann. Wenn der Leib erhalten blieb, ging die Seele nicht zu grunde; sie konnte sich für kürzere Zeit zwar entfernen, aber kehrte doch beständig zurück, und das Grab war ein Haus, in dem sie ihr Dasein fortsetzte. Die Beigaben, mit denen man den Toten für das Jenseits ausstattete, die primitiven Symbole, die die Grabsteine bedecken, bezeugen einen ausgebildeten Seelenglauben; ihn beweisen auch die Spuren von Feuer: an dem Lebenselemente, an Licht und Wärme sollte sich der Tote erfreuen.

Neben der Beerdigung war Verbrennung der Leichen üblich, namentlich in der nordischen Bronzezeit. Diese reicht mit ihren Anfängen bis in das zweite Jahrtausend v. Chr. zurück, und ihr Abschluß fällt etwa in das vierte Jhd. v. Chr. Die Sprache zeigt, daß Leib (Leben) das ,,Dauernde" ist, während altgerm. lik-hamo nur die Umhüllung bedeutet, die für die Existenz des ,,Dauernden" nicht wesentlich ist. Dieser Gegensatz zwischen dem Leben und der Leiche lehrt, daß der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele wandellos derselbe blieb, ob die,,Hülle" verfaulte oder verbrannt wurde. Mit der Sitte, die Leiche zu verbrennen, ändert sich das Grab: es wird in der jüngern Bronzezeit klein und kleiner, wird zu einem viereckigen Behälter, der gerade zur Aufnahme verbrannter Gebeine ausreicht, oder diese werden in einem Tongefäße niedergelegt. Schließlich sind die Überbleibsel in einem Holzkistchen oder ohne jede Umhüllung der Erde anvertraut. Darum ist das Grab jetzt nicht mehr wie das Wohnhaus ausgestattet, denn es war als solches nicht mehr gedacht und gebaut; darum kommen Arbeitsgerät und Werkzeug in den

Gräbern fast gar nicht vor. Man hat den Glauben verloren, daß der eigentliche Körper fortlebt, dafür ist die edlere Vorstellung aufgekommen, daß nur die Seele nach dem Tode fortdauert. Nach der Verbrennung des Leibes und Vernichtung der liebsten Besitztümer des Verstorbenen im Feuer hielt keine Haft die Seele mehr im Diesseits fest: so sorgte man für die Toten, die nun nicht mehr rastlos umherschweifen, aber noch mehr für die Lebenden, denen die Seelen nie mehr begegnen konnten. Trotzdem hielt man an dem altehrwürdigen Brauche fest, auch nachdem er sinnlos geworden war, die Seelen mit Speise und Trank zu laben: aber was früher zum wirklichen Gebrauche des Toten bestimmt war, ward jetzt mehr als Andenken und Liebeszeichen aufgefaßt. Eine neue Stufe des Glaubens bezeichnet dann die Vorstellung, daß die Totengaben, zusammen mit dem Toten verbrannt, diesem ins bessere Jenseits folgten und dort ihm nützlich wären. Diese Behandlung der Grabbeilagen ist im Norden bis zum Ende der heidnischen Zeit festgehalten: ein jeder wird in Walhall besitzen, was auf seinen Scheiterhaufen gelegt wird. (Yngl. S. Prol.).

In der Eisenzeit (die ältere reicht vom 4. Jhd. v. Chr. bis zum 5. Jhd. n. Chr., die jüngere von da bis zum 10. Jhd. n. Chr.) verbreitet sich zugleich mit den römischen Einflüssen die Sitte der Bestattung unverbrannter Leichen. Obwohl die Leichenverbrennung keineswegs aufhört, nehmen die Begräbnisse doch mehr und mehr überhand. Aber es handelt sich in diesem Falle nur um Aufnahme ausländischer Mode. Neben der Hügelbestattung finden sich unterirdische Begräbnisstätten. Die Gräber liegen meist einzeln, die Leiche ruht in einem Holzsarge, der mit Winkelbändern und Eisennägeln verbunden und mit Tragringen versehen ist. Zuweilen liegen die Leichen in stattlich gezimmerten Holzkammern teils auf gestopften Kissen, teils sitzen sie auf Stühlen. Der Tote wurde bekleidet und geschmückt beigesetzt, umgeben von Speise und Trank, Spielsteinen und Würfeln, wie bei einem Festmahle. Man dachte sich also das Dasein im Jenseits als ein Leben in bloßem Genusse. Von kriegerischem Leben und Siegen, Taten und

Herrmann, Nordische Mythologie.

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