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solchen wachen Mahner in Euch zu wissen, leicht noch nicht heute wäre mir etwas sehr Wertes."

„Ach Pfarr'!"

„Ja, Müller. Seh' ich Euch also am Sonntag in der Kirche ?"

„Ja. Da kann Er sich ruhig verlassen drauf," sagte der Eschenmüller im Ton eines Biedermanns, der etwas auf sich hält.

Vacha ging. Die freudige Erregung des Sieges, den er nicht ohne Anstrengung errungen, machte, daß er wie beflügelt den Berg hinauf schritt. Jezt fühlte er sich wieder stark und leicht. Die eigenen Worte, die ihm so leicht von den Lippen geflossen waren und ihr Ziel so gut erreicht hatten, umschmeichelten noch sein Ohr. Er wußte, daß nicht vielen diese Gewalt über Menschenherzen gegeben war.

Als er im vergangenen Herbst sein Amt hier antrat, waren die Schwierigkeiten ihm fast über die Kraft gegangen. Die Leute, die eine ganz wunderliche Mundart sprachen, hatten ihn so wenig verstanden, wie er sie. Dazu wurde er krank. Doch je größer die Hindernisse, desto lebhafter sein Wille, sie zu überwinden. Wie ein Fieber brannte das Verlangen in ihm, die Macht des lebendigen Geistes zu bezeugen. Er wollte ein Feuer in den Gemütern dieser vor Armut stumpf und blöde gewordenen Einödbewohner anzünden, welches die Finsternis, in der sie lebten, mit Licht und Wärme füllen sollte.

Es focht ihn nicht an, daß er oft auf einen Schritt vorwärts zwei Schritte zurück machen mußte. Das war überall so. Jezt hatten. die Leute ihn wenigstens verstehen gelernt und er sie. Die alte Dorfkirche war jetzt immer gefüllt. Wenige fehlten. Die Leute verlangten bereits nach seiner Predigt. Ja, es wurde Licht um ihn, es wurde Licht!

Doch die Siegesfreude dauerte bei Vacha niemals lange. Sie schlug leicht in Verzagtheit und in Zweifel um.

Die Erweckung des Eschenmüllers erschien ihm plöglich wie eine Komödie! Nach allen Regeln der Kunst, mit kalter Planmäßigkeit hatte er den Mann bearbeitet, um ihn zu erschüttern. Aber wie niedergetrampelte Grashalme sich in die ihnen natürliche Stellung aufrichten, wenn der tretende Fuß weiter geschritten, so würde des Eschen müllers vergewaltigter Geist alsbald in die gewohnten Bahnen zurückschnellen, viel

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gewiß.

aber morgen

Ach, er wußte es wohl: immer und immer wollte sein Ungestüm übers Knie brechen und erzwingen, was nach Gottes Willen nur durch unablässige, demütig ausharrende Geduld zu erreichen war.

„Gott, der du mich schufst,“ seufzte er aus bedrängtem Herzen, „werde ich niemals ein echter Christ werden?!"

Mit der Siegesstimmung war auch das Gefühl physischer Kraft verflogen. Schwer atmend klomm er den Bergpfad weiter, dessen steiniger, holperiger Boden ihm wieder störend zum Bewußtsein kam. Und doch, wie viel leichter gingen sich jezt diese Bergpfade, als vor einigen Wochen noch bei Tauschnee und Glatteis!

„He! Vacha! Holla!" rief eine fröhliche Stimme hinter ihm.

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"Ja. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“

Der Pfarrer Leonhart war eben in fröhlichster Wanderstimmung und gar nicht auf ein Gespräch über ernste Seelenangelegenheiten vorbereitet. Liebenswürdig und nachgiebig von Natur, legte er jedoch sein Gesicht in freundlich-ernste Falten und fragte: Welcher Todsünde klagen Sie sich denn 'mal wieder an, Sie Missetäter?"

Vacha seufzte: „Ach, sie sind wie Sand am Meer! Man taugt eben verzweifelt wenig!"

„Ich meine nun: Jeder von uns tut das Seine nach seinen besonderen Kräften und Gaben. Das ist alles, was wir können, und darum ohne Zweifel auch alles, was wir sollen.“

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„Wissen Sie, was ich immer gefunden Grasleinen, die Hosen steckten in den Stiehabe, mein lieber Vacha? Ein Uebermaß feln. Sein grüner Lodenhut baumelte an von Selbstdemütigung ist die Lieblingsmaske einem Joppenknopf, und auf den Schultern des geistlichen Hochmuts." hingen die Lederriemen eines mächtig geschwollenen Rucksacks.

Vacha erwiderte hierauf nichts. Er stand und schaute mit seinen strengen, fanatischen Augen in die Ferne.

Leonhart hatte sich gleichfalls umgewandt, um den weiten Ausblick zu genießen. Sogleich kam wieder die Fröhlichkeit seiner kernfrischen, gesunden Natur zum Durch bruch. Er fing aus voller Brust zu singen an:

„Wie bist Du doch so schön, o Du weite, weite Welt!" Dann stieß er einen echten Hochgebirgsjodler aus, den das Echo der nahen Felswand aufnahm.

Vachas feines Gesicht färbte sich rot, und er blinzelte, als habe ihm eine Hand vor den Augen gefuchtelt.

Aber er lachte. „Die Welt ist freilich schön," sagte er mit scherzhaftem Vorwurf, aber dies Geschrei, welches wie das Juch zen angeheiterter Kirmseburschen klingt, finde ich einfach gräßlich."

Ach wirklich?" meinte Leonhart vergnügt. Es ist doch ein frischer Naturlaut, der in die Berge gehört wie das Echo."

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"

Sie sind mir doch unverständlich!" rief Vacha. „Jezt springen Sie jodelnd und singend, ausgelassen wie ein Ferienschüler über den Berg, um drüben am Grab zu einer Trauerversammlung zu reden! Wie ist Ihnen das möglich ?“

Leonhart antwortete sehr ruhig: "Jezt wandere ich, hernach werde ich am Grabe stehen. Alles zu seiner Zeit, sagt Salomo. Es wäre wahrhaftig schlimm um mich bestellt, wenn es mir auf dem Friedhof an Ernst fehlen sollte, weil ich beim Wandern durch Gottes schöne Frühlingswelt fröhlich gewesen bin."

"

Sie können doch aber den Priesterernst nicht mit dem Chorrock an- und ausziehen?!"

"

„Mein lieber Vacha: Wir Protestanten wollen ein inneres Priestertum und kein „Wenn einer allein auf der schwindeln äußeres. Sie werden mich, wie ich hoffe, den Höhe eines Alpengrates ist, mag es jeden Augenblick bereit finden, Trost oder einen Sinn haben," sagte Vacha, aber in Rat in Gottes Namen zu erteilen, sobald unmittelbarer Nähe eines mit hörenden es gefordert wird. Sonst bin ich einfach Ohren und Nerven versehenen Nebenmenschen ein Mensch wie andere. Ich hasse alles, finde ich es roh. Es tut mir geradezu weh." was an Pose und Drapierung erinnert.“ Vacha schwieg.

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Dies erschien dem Pfarrer Leonhart sehr komisch. Seine Augen zwinkerten voll Schelmerei.

„Was Sie sagen! Jhre Nerven sind zu zart, verehrter Vacha, die müssen wir ein wenig abhärten."

Und er jodelte nochmals. Bacha ließ diesen erzieherischen Versuch unbeachtet.

„Waren Sie auf dem Weg zu mir, Herr Amtsbruder?" fragte er höflich.

„Nein, nach Kaltenfranken. Der Pfarrer Rezlob bat mich, ihn bei einem Begräbnis zu vertreten. Der Husten plagt ihn wieder so, den armen Kerl."

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„Ja, wahrhaftig: ein vortreffliches Mädchen! Wissen Sie, was ich täte, wenn ich Sie wäre, Vacha?“

„Nein, nicht genau. Was täten Sie denn?"

„Eine Frau tät' ich nehmen! Und zwar suchte ich mir eine praktische, tätige, tapfere, heitere, kleine Frau. Warum nicht die Schwester Christine? Das Gute liegt Ihnen so nah.

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"

„Die Schwester Christine kann in ihrem Wirkungskreis als Gemeindediakonissin mehr Gutes tun, als wenn sie Pfarrfrau wäre." Nun, es braucht ja auch nicht not wendig die Schwester zu sein. Haben Sie nicht irgend eine alte Liebe in Berlin oder sonstwo wohnen? Unsereiner ist wirklich nur ein halber Mensch ohne Frau. Sie macht das Pfarrhaus erst zum rechten Pfarrhaus."

Vacha bewegte energisch verneinend den Kopf.

„Nein, Leonhart, für mich ist das Heiraten nichts. Meine Kraft reicht nicht für eine arme Gemeinde und für eine Familie gleichzeitig. Ich würde das eine oder das andere vernachlässigen."

"Im Gegenteil!" rief Leonhart lebhaft. „Es ist eine Erfahrungstatsache, daß mit dem Pflichtenkreis die Kraft wächst. Nun, Sie werden Ihren Tag von Damaskus schon noch erleben. Übrigens, da fällt mir ein: wollen Sie nicht mal bei meinem Onkel Höllen in Niedergauschach Besuch machen? Das ist ein Haus, um Hagestolze zu bekehren. Famose Menschen, besonders der Onkel."

Vacha lächelte. „Troßdem werde ich dort keinen Besuch machen,“ sagte er ruhig; „der pflichtmäßige Besuch, den ich in der Dietersburg machen muß, genügt mir um und um. Die sogenannte Gesellschaft gleicht darin wirklich dem Teufel: gibt man ihr den kleinen Finger, so faßt sie gleich die ganze Hand."

„Nun, ich gestehe," rief Leonhart, dies klingt nicht gerade nach Bescheidenheit, Vacha."

„Was ich meine, hat mit Bescheidenheit oder Unbescheidenheit nichts zu tun. Ich bin sogar innig überzeugt, daß dieser Landadel auf seinen behaglich schönen Herrensizen nicht im geringsten das Bedürfnis nach unserer Gesellschaft fühlt."

„Man kann natürlich kein Bedürfnis

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Der Kandidat Franz Biensaam, der als Hauslehrer bei den Höllens von Kloster. gauschach war, schwärmte von der Stadt aus in allen Tonarten für das Landleben; wohnte er jedoch, wie eben jezt, auf dem Lande, so fand er den Genuß recht mäßig. Seine Scele war gleichsam übersichtig: erst im blauen Duftschleier der Ferne konnte sie Poesie und Schönheit erkennen. Die Nähe dagegen machte für ihn alles banal, nüchtern und zum unharmonischen Wust einander störenden Einzelheiten.

Eben saß er am Frühstückstisch, die Brille über den kurzsichtigen Büchermenschenaugen, inmitten der Familie Höllen, aber er nahm an der Unterhaltung nicht weiter teil, denn sie war meist unendlich trivial, wie er fand, und langweilte ihn. In Abwesenheit des Hausherrn, wenn er, Biensaam, den Ton angeben konnte, war es besser, denn die Baronin war eine empfindsame und empfängliche Seele. Des Freiherrn nüchterne Alltagsnatur aber ließ höheren Schwung nun einmal nicht aufkommen.

Darum überließ sich Biensaam seinen Gedanken und dichtete im stillen an seinem lezten Buren-Schlachtgesang weiter. Er liebte markige Mannesworte, die wie Hammerschläge auf Erz dröhnten, weil er selbst zart, fast schwächlich war.

,,und säe, blut'ge Satansbrut,
Die Drachensaat des schnöden Goldes!“

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