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Die Burenkämpfer, die in genügender Entfernung für die Sehkraft seines Geistes waren, so daß sie ihm als reckenhafte Helden von schier sagenhafter Größe vorschwebten, begeisterten ihn über die Maßen.

Plöglich sagte er, mitten aus seinen Träumereien heraus, wie er zuweilen zu tun pflegte, ein großes Wort: „Des Lebens allerhöchste Kraft ist doch, sterben zu können!"

Natalie von Höllen, die Hausfrau, saß in einem der Korbsessel, die von den Gebirgsbewohnern angefertigt wurden, etwas vom Tisch abgerückt; sie war längst mit Frühstücken fertig. Mit ihren großen, etwas schmachtenden Augen blickte sie den Kandidaten an.

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„Wie Sie das so sagen!" bemerkte sie nach der zarten kleinen Frau hinüber. empfindsam.

Auch der Freiherr und die neunzehnjährige Tochter Gunne blickten den Kandidaten an. Doch in beider Augen sah man, daß sie nicht ganz mit seinem Ausspruch einverstanden waren oder doch eben nichts damit anzufangen wußten.

Nur die beiden jüngsten Kinder, Hilmar und Käthchen, frühstückten noch. In ihre großen Milchtassen brockten sie das Hausbackene Roggenbrot, soviel als die Milch nur faffen wollte, und drückten das geweichte Brot mit den Teelöffeln in eine feste Form: manchmal gelang es, diese auf die Untertasse umzustürzen. Sie nannten das Pudding backen und vergnügten sich sehr damit. Mit dem Aufeffen dieser Puddings ging es aber nicht recht von der Stelle.

„Hilmar und Käthchen sind wie junge Raffehunde: schlechte Fresser," bemerkte Gunne.

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Wer sechs Kinder hat, wie du, mein Natchen, hat das Seine getan."

„Acht!" verbesserte sie seufzend.

Acht Kinder hatte sie geboren, und es waren, bis auf die lezten zwei, immer schwere Geburten gewesen, die die Kräfte der Mutter start mitgenommen hatten. Zwei von den achten waren klein gestorben. Die älteste Tochter, die an den Sohn des alten Grafen Dieters verheiratet war, war nun selbst wieder Mutter. Lies' war jezt mit ihren beiden kleinen Töchterlein bei den Schwiegereltern in der benachbarten Dietersburg. Die beiden ältesten Söhne Nataliens, Werner und Dietrich, lebten bei Verwandten in Dresden und besuchten dort das Vißthumsche Gymnasium. Nur Gunne (welche mit Taufnamen Kunigunde hieß) und die beiden jüngsten waren noch zu Hause. „Wann wollen die Dietersburger also herüberkommen?" fragte Natalie ihren

„Aber Gunne!" tadelte die Mutter. Mann. So darf eine junge Dame nicht sprechen!"

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Gunne ist doch keine junge Dame?!" rief Hilmar.

Was denn sonst, du Dummköpfchen?" „Sie ist einfach Gunne. Ich will aber gern ein junger Hund sein! Am liebsten natürlich ein Jagdhund, wie der Tell."

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Bald."

„Ja, aber was verstehen sie unter ,bald?"

„Das kann ich Dir nicht genau sagen, liebes Herz."

„Sei doch nicht so kurz, Heinrich. Du hast noch gar nicht erzählt, wie Du Lies' und Pussi und Mukki gefunden hast. Überhaupt nie erzählst Du richtig. Man muß oder ein alles wie mit einem Korkzieher aus Dir herausholen. Ist es nicht so, Herr Biensaam?"

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„Nein," sagte das sechsjährige Käthchen mit einem süßen Kinderstimmchen, ich möchte ein Entchen sein, Schwan. Ich glaube aber: lieber noch ein Schwan."

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Damit meint sie mir," scherzte Höllen in Nachahmung des alten Wrangel. Wenn Du nur ein einziges mal, das was ich sage, ernst nehmen wolltest!" beschwerte sich Natalie.

Allein niemand im ganzen Haus nahm das Klagen und Seufzen der Baronin sehr

„Ach nein, Du kannst ganz gut. Es ernst, und das war gut, denn es hörte lohnt Dir nur nicht." selten auf. Alle hatten sich längst daran gewöhnt, es war einmal so.

Natalie warf die Lippen etwas auf und sah schmollend vor sich hin. Er war nicht immer so wortkarg gewesen, das wußte sie gut.

Er aber hatte den besten Willen, sie zufrieden zu stellen, und sagte: „Die Gabriele will kommen, sobald sie kann; aber sie framt einmal wieder das ganze Haus um, nach ihrer Gewohnheit. Sie ist von einer merkwürdigen Ruhelosigkeit. Aber was für eine Energie in dieser Frau!"

Mit dieser bewundernden Schlußbemerkung hatte er es wieder bei Natalien verschüttet.

"

Andere Leute haben auch Energie, kann ich Dir versichern. Sie machen nur nicht so damit Parade. Gabriele Dieters ist aber herrschsüchtig! Despotisch! Ja, das ist sie. Ich glaube nicht, daß Du Dich sehr wohl fühlen würdest, wenn die Deine Frau wäre."

Er lachte und sagte neckend: „Dafür hab' ich mir weislich ein so sanftes Täubchen, wie mein Natchen ausgesucht."

Sie seufzte halb belustigt: „Ach Du!" Gleich darauf klagte sie wieder: „Wenn wenigstens Lies' mit den Kinderchen käme!"

„Gedulde Dich, mein Herz, sie werden alle kommen, sobald es ihnen paßt. Und cher möchten wir sie doch gar nicht beunruhigen. Nicht?"

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,Papa," sagte Gunne, eine alte Uhr, die noch richtig

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hast Du nicht geht?"

Du verlierst sie ja doch wieder, Du Wildfang.“

"Ich will sie gar nicht für mich.“
„Für wen denn ?“

„Für den Niedergauschacher Geishirten. Dem ist seine neulich entzwei gegangen. Sie geht nicht mehr. Und da ist er betrübt. Gestern traf ich ihn auf der Hut beim Grenzweg. Weißt Du, Papa, die Ühr ist seine Unterhaltung gewesen. Ich glaube, sie war ihm etwas wie ein Freund."

„Früher schauten sie nach der Sonne," sagte Höllen.

"

"

Wenn aber der Himmel bewölkt war?" Dann hatten sie die Uhr im Kopf. Diese Kopfuhr, die ja auch meine liebe Gunne benußt, seit sie darauf verzichtet, eine Kunstuhr zu behüten, ging besonders bei den Hirten ganz vorzüglich. Mit dem Eindringen all der klugen Mechanismen, die für uns denken und aufpassen und arbeiten, verkümmern viele unserer natürlichen Fähigkeiten."

Gunne streckte über den Tisch herüber die Hand nach ihrem Vater aus und sagte bittend und schmeichelnd: „Papa!“

Er nahm die kleine, feste, auffallend weiße Hand in seine beiden großen braunen Hände.

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,Nun, Du rotes Herlein?"

Darf ich dem Geis-Tobi keine Uhr schenken?"

Doch, Du sollst ihm eine geben." Gunne lief um den Tisch herum und umarmte den Vater zärtlich. Sie strahlte vor Glück. Das Leuchten der Freude und der Zärtlichkeit ließ das unregelmäßige Gesicht des jungen Mädchens schön erschei nen und mehr als schön: bezaubernd.

Gunne hatte, wie ihr Vater und wie

der achtjährige Hilmar, rotgoldenes Haar und die entsprechende ungemein zarte, schimmernde Haut. Sie glich dem Vater auch in dem hohen, kräftigen Wuchs und im Ausdruck.

Der aber schob die Ungestüme sachte zurück. Ein nur ihr bemerkliches Zwinkern seiner Augen machte sie plößlich still und stumm.

Er hatte sie daran erinnert, daß die Mama solche Zärtlichkeitsausbrüche zwischen Tochter und Vater gar nicht gern sah.

Nataliens Empfindlichkeit litt sehr darunter, daß die Liebe aller ihrer Kinder zärtlicher und stürmischer dem Vater zuströmte als ihr. Sie konnte nichts dagegen tun, aber es schmerzte sie.

Er war einige Jahre jünger als sie, dazu von Haus aus gesund und kraftvoll und, bei seiner einfachen abhärtenden Lebensweise, jung geblieben und unverbraucht.

Sie dagegen war immer schwächlich gewesen und nun nach all den schweren Wochenbetten erschöpft. Für ihn und die Kinder hatte sie ihre Jugendfrische geopfert. Es schien bitter, daß sie jest dafür weniger geliebt werden sollte als er, der sich hatte schonen können!

Aber sie war auch eifersüchtig auf die Lebhaftigkeit, mit der ihr Mann sich für alles interessierte, was Gunne betraf. Gunne, das große gesunde Mädchen, war ihm so lächerlich wichtig. Er nahm sie ernster und wichtiger als seine Frau!

Natalie machte sich selbst nicht klar, wie sehr sie sich gehen ließ und wie sie durch ihre üble Laune ihre Umgebung elendete.

Jezt schalt sie plöglich auf die noch an ihren Puddings löffelnden Kinder. Sie wurde ärgerlich und heftig dabei.

"Jezt hab' ich die Manscherei aber satt, Jhr unartigen Dinger! Könnt Ihr nicht lernen, manierlich zu essen? Macht jezt augenblicklich, daß Ihr fertig werdet, sonst sezt's was."

Warum jezt auf einmal? dachte Höllen. Der Kandidat sah ganz erschrocken aus seiner Verträumtheit auf. habe ich etwas versäumt? dachte er.

Hilmar schlang ruhig seinen Puddingrest hinunter. Ihn focht Mamas Heftig feit nicht an.

Aber Käthchen, die ein sehr zartes Kind war, hatte gleich die Augen voll Tränen, zitterte und war wie gelähmt.

Höllen war aufgestanden. Seine Hand legte sich beruhigend auf des Kindes Köpfchen.

„Siehst Du, Heinrich," sagte Natalie vorwurfsvoll, so machst Du es immer! Wie soll ich die Kinder erziehen, wenn Du sie so grenzenlos verwöhnst!“

"

"

Sei gut, Natchen."

„Es ist aber nicht recht, daß Du mir alles Schelten und Strafen überläßt und Du gibst nur das Zuckerbrot."

„So, Kinder, lauft jezt hinaus,“ sagte Höllen.

Die Kinder gehorchten augenblicklich. Gunne und der Kandidat folgten.

Höllen sezte sich mit dem gemütlichsten Gesicht seiner Frau gegenüber.

So, mein Natchen. Nun schilt Deinen Mann weiter. Er hört."

Ich schelte gar nicht. Ich sage nur, daß Du es Dir sehr leicht machst. Ich bin die strenge Mama, und Du immer nur der liebe Gute."

"

Du kannst ja auch die liebe Gute sein! Warum nicht? Ich würde mich sehr freuen."

Ihre großen, dunkel umrandeten Augen füllten sich mit Tränen.

Nun komm, sei gut," sagte er zuredend und streckte ihr die Hand hin.

Sie wandte sich ab. Auf diese billige Weise wollte sie sich nicht beschwichtigen. lassen.

Da sie weder von seiner Hand, noch von seinem freundlichen Blick Notiz nahm, ging er gelassen aus dem Zimmer.

Sie weinte. Er tut mir weh, dachte sie, und dann strect er bloß die Hand aus und lacht, und es soll sein, als wäre nichts gewesen."

6.

,Du Kind von meiner Art! fühlte Heinrich Höllen zärtlich, als er seine Tochter Gunne eben vor dem Haus stehen sah. Sie war ihm von allen sechs Kindern am ähn lichsten und erinnerte ihn in manchem Zug an seine verstorbene Mutter, die ihm das Teucrste, Geliebteste auf Erden gewesen war.

Das Herrenhaus von Klostergauschach, welches seit 1770 an Stelle des einstigen Klosters stand, hieß im Volk noch heute

der Klosterhof. Es bildete mit seinen und dieses Dorf und dieser Wald. Wirtschaftsgebäuden und zwei höher ge- Dort wohnt der und hier der. Dort hat legenen Bauerngütchen, dem Martinshof ein neuer Steinbruch jenem Hügel ein rötund dem Dietrichshof, zusammen den Berg- liches Mal auf die Stirn gegraben, hier ort Klostergauschach. die Trümmer waren die Mühle des So und So, welche abbrannte, jener fasernenhaft nüchterne Backstein Gebäude-Komplex ist Grusenau, das eine Aktiengesellschaft baute, um daselbst landwirtschaftlichen Großbetrieb einzurichten, nachdem ihre Agenten den mit Branntwein dumm gemachten Bauern von Niedergauschach für einen Spottpreis die besten Äcker abgeluchst hatten.

Mit jedem Punkt der Landschaft sind bestimmte Vorstellungen, bestimmte Erinnerungen verknüpft.

Der Klosterhof lag auf einer Berghalde über dem Gauatal. Die alten Mönche hatten hier, wie so oft, das schönste Fleck chen der Landschaft für ihre Niederlassung ausgespürt. Die im Zopfftil angelegten Gartenterrassen durchfloß ein starkes Bergwässerchen, der Hundsbach. Der Wirt schaftshof mit seinen Stallungen lag jenseits des Gartens. Gleich hinter dem Herrenhaus aber stieg der Bergwald ziemlich steil an, und dieser Wald war von geschlängelten Fußwegen durchseßt, auf welchen Man kennt die Entfernung von einem man mühelos zu den schönsten Aussichts- Ort zum anderen, kennt fast jede Steile, punkten gelangte. Diese Waldwege, die jede Biegung. Das alles redet und erzählt auch zu den beiden Nachbarhöfen führten, so herzlich vertraut. Es ist kein schönes waren der Lieblingsausgang der Familie stummes Bild wie für den fremden WanHöllen. derer, sondern tausendfach pulsierendes warmes Leben, das uns innig zugehört und von dem wir ein Teil sind.

Auch jezt wanderten Vater und Tochter, wie sie eben aus dem Haus getreten waren, durch den Wald, bis sie auf einer Plattform standen, welche von Großvaterzeiten her noch den Namen Bellevue führte.

Hier sah man weit ins Land hinein. Nicht nur das Gauatal mit seinem geschlängelten Flüßchen, seinen Steinbrücken und im grünen Baumkranz halb versteckten Dörfern sah man, sondern weite Waldungen, Berge und Bergreihen bis zu der blauen Kette des Thüringer Waldes im Nordosten.

Lange standen Vater und Tochter in den Anblick der vielgeliebten Landschaft versunken.

Im Westen weitete sich das Gauatal und mündete in ein breiteres Flußtal ein. Dort sah man die Türme des Städtchens Milsfeld, wo in dem viertürmigen Schloß ehemaliger Fürstbischöfe der Landrat wohnte und das Amtsgericht seinen Sig in einem ehemaligen Kloster aufgeschlagen hatte. In Milsfeld waren die Eisenbahnstation, die Post und der Arzt. Dort wohnten auch Schneider und Schuhmacher, Fleischer und Apotheker 2c. Wer von ihnen etwas begehrte, mußte sich nach Milsfeld bemühen.

Der Fremde sieht eine Landschaft anders als der Einheimische. Es sind für den Heimischen nicht einfach Linien und Farben, Waldungen, Flußläufe und Ortschaften, sondern ihm ist es dieser Berg

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„Fahr nur zu, Christian,“ sagte Höllen, ein Päckchen aufgelegt, Guste," sagte der „ich geh' einstweilen hinauf." Freiherr eintretend.

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Und, als der Wagen weiter fuhr, zu Gunne: Lauf nach Haus, Kind, und bring den Verbandkasten nach dem Martinshof." Gunne eilte, ohne ein Wort zu verlieren, davon, und Höllen stieg mit langen Schritten bergan.

Die Martinshofbäuerin war eine Tochter vom Dietrichshof, mit der Heinrich Höllen als kleiner Junge herumgetollt hatte. Seit Jahren ans Bett gefesselt, regierte die verständige und energische Frau ihr Hauswesen dennoch musterhaft.

Ihr Bett stand im Hintergrund der großen vierfenstrigen Eckstube in einer Art Nische. Sie konnte von dort aus nicht nur das ganze Zimmer übersehen, sondern sah auch durch die Fenster jeden, der auf das Haus zukam oder vorüberging. Ihren wachsamen und klaren Augen entging nicht leicht etwas.

Dennoch war es ihr entgangen, daß der Knecht der einzigen Tochter zu nahe getreten war, oder sie hatte es doch erst erraten, als das Unglück geschehen war.

Der Lude wollte die Rosine heiraten und mit ihr den Martinshof erheiraten. Doch dem Bauern und seiner Frau paßte er nicht als Nachfolger.

Nun war der Bauer in jähen Zorn geraten und der Knecht auch. Der Alte hatte den jungen Mann mit maßlosen Schimpfreden überschüttet, und der, in befinnungsloser Wut, hatte dem Bauern mit dem Peitschenstiel einen Schlag ins Ge sicht versezt, der die Kinnlade zerschmettert batte.

Der Schwerverlette saß auf der Ofen bank und fühlte unter schmerzlichem Stöhnen das Gesicht aus einer irdenen Schüssel mit kaltem Wasser.

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Gott sei Dank!" rief die Bäuerin, „da kommt unser Baron. Wenn ich den nur sehe, ist mir immer, als müßt' nun alles in gute Wege kommen."

Die Martinshöfer brauchten keinen Portier. Die Haustür war Tag und Nacht unverschlossen und alle anderen Türen gleichfalls, so daß jeder Fremde geradewegs in die Stube kommen fonnte, wo die Bäuerin im Bett lag. Aber freilich die fich hier herauf verstiegen, waren zu zählen.

„Der liebe Gott hat Euch 'mal wieder

Er drückte erst seiner alten Freundin die Hand, dann ging er zu dem Bauern. „Ja, der arme Mann ist für seinen Zorngeist schwer gestraft," sagte die Bäuerin ruhig.

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Wo ist der Übeltäter ?“

„Der Lude is gleich weggerannt, so hat er sich verschrocken vor dem, was er angericht' hat, der schlimme Mensch.“

Höllen wollte die Verlegung untersuchen, aber mit Angstgestöhn wehrte der Bauer ihm ab.

„Was hat's denn gegeben?" fragte

Höllen.

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„Die Rosine, das leichtfertige Ding, ist vom Lude in andere Umstände gekommen,“ sagte die Bäuerin mit ihrer ruhigen Stimme, und nun hat der Lude gemeint, der Bauer müßt sie ihm geben. Richtig überrumpeln hat er den Mann wollen, der Nichtsnuz. Der Bauer is nur zu hizig."

„Und die Rosine?"

„Die hab' ich nur schnell mit dem Wagen nach Wüstenkaltheim geschickt, ob sie nicht die Schwester möcht' bekommen. Der Herr Doktor hat zu viel auf den Dörfern 'rum zu tun, den find't man ja nie zu Haus.“

Wenn aber jeßt Eure Rosine mit samt ihrem Lude und Pferd und Wagen durchbrennt!" meinte Höllen etwas erschrocken. Es schien ihm naheliegend.

Aber die Bäuerin antwortete vollkommen ruhig: „Nein, Herr Baron. Mit dem durchbrennen, der ihren Vater zusammengeschlagen hat? Das tut die Rosine nie und nimmermehr."

,,Du glaubst, sie trägt lieber Strafe und Schande ?"

„Das muß sie."

Höllen nahm das Waschbecken, trug es auf den Hof hinaus und goß das blutgefärbte Wasser auf die Miste. Dann füllte er es mit frischem Wasser vom Bergquell.

Gleich darauf kam Gunne atemlos gelaufen, heiß und rot. Sie brachte Verbandzeug, tropfte Karbol in das Wasser und legte, so gut sie es verstand, Kompressen auf. Der Bauer ächzte freilich erbärmlich, aber ließ es sich doch gefallen. Höllen sah ihr zu.

Mein tapferes Mädchen, dachte er stolz.

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