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Er war, wie jeder echte Mann, ein warmer Bewunderer des weiblichen Geschlechts, aber von Haus aus war es nicht gerade die Tapferkeit, die ihn an den Frauen entzückte, sondern vielmehr das Zarte, Rüh rende und Hilflose.

Er kannte ein altes Liedchen, das er vor sich hinzusummen liebte:

,,Kleines Dinglein, Feines Dinglein,

Gäb' der Himmel, du wärst mein! Wollt' dich pflegen,

Ach, und hegen,

Und mein Herzblatt sollst du sein.“ Es hatte eine seltsame Melodie, die sich dem Inhalt anpaßte, als wäre sie mit ihm zugleich gefunden. Gunne nannte es „Papas Leitmotiv".

Allein dem Drang, das ihn entzückende zarte Wesen für lebenslang in seine Obhut zu nehmen, hatte er natürlich nur einmal nachgeben können, nämlich das erste Mal.

Als er der reizenden Natalie seine Liebe erklärt hatte, war er neunzehn Jahre alt gewesen und sie zweiundzwanzig. Er hatte sich sogleich mit ihr verlobt und damit für sein Leben entschieden. Drei Jahre später hatte er sie heiraten dürfen. Seine sorgende Güte für die zarte kleine Frau war unermüdlich gewesen. „Der trägt seine Frau aber wirklich auf Händen," sagten die Nachbarn. Dennoch hatte er sie vor Kränk lichkeit und vorzeitiger Kräfteerschöpfung nicht bewahren können.

Viel später erst, als seine ältesten Töchter, Lies' und Gunne, heranwuchsen, kam er zu der Erkenntnis, daß ein Weib Tapferkeit und Willenskraft beinahe noch notwendiger braucht, als ein Mann, und daß nicht der ihr Wohltäter ist, der sie in Watte wickelt und unter eine Glasglocke sezt, sondern der, der ihren Körper abhärtet und ihren Willen stählt.

Er erkannte zu spät, daß er zum großen Teil selbst schuld war an der körperlichen und seelischen Verweichlichung seiner Frau.

Die zierliche Lies' war der Mutter nachgeartet, aber sie hatte einen Mann bekommen, der nicht sehr viel Rücksichten nahm, und das war wohl ganz gut für sie. Gunne dagegen gehörte nicht zu den kleinen feinen Dinglein!"

Sie machte eben zum drittenmal einen frischen Umschlag, als Rosine mit der Schwester kam.

„Gott sei Dank!" rief nun Gunne, die schon ganz ratlos war.

Die kleine Diakonissin, mit ihrer Gelassenheit und Hurtigkeit, erschien wie cin rettender Engel.

Gunne ging ihr beim Anlegen eines regelrechten festen Kopfverbandes zur Hand. „Ja, Martinbäuerin," sagte die Schwe ster Christine, „da hilft nun nichts: der Bauer wird für eine Woche oder zwei in die Klinik müssen. Unser Doktor Philipps hat die Zeit nicht."

Wer soll ihn aber in dem elenden Zustand hin nach der Stadt bringen?" "Ich," sagte Schwester Christine.

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Drei Stunden Bahnfahrt und zweimal umsteigen?! Und vorher noch die Wagenfahrt nach Milsfeld ?“

„Das ist alles nicht so schlimm," meinte die Schwester Christine seelenruhig. ,,Am besten wär's aber, wir führen gleich, weil wir dann noch mit dem Mittagszug von Milsfeld fortkommen.“

„Gut," sagte Höllen; „ich fahre Sie in meiner Halbkutsche hinüber. Die hat gute Federn. Aber können Sie denn so vom Fleck weg reisen, Schwesterchen ?"

"

„Ja gewiß. Ich finde ja dort im Mutterhaus alles."

„Rosine," rief die Bäuerin mit ihrer klaren Stimme, „pack dem Vater sein' Sach' zusammen.“

Rosine, die leise mit Gunne gesprochen hatte, gehorchte eilig.

,,Nur meinem Herrn Pfarrer müßt' ich's wissen lassen!" bemerkte die Schwester Christine überlegend.

„Ich reit' hinüber und meld' es ihm!" rief Gunne. „Darf ich, Papa?"

„Ja, das kannst Du gern."

Heinrich Höllen dachte später zuweilen, daß er auf diesen Vorschlag Gunnes ebensogut hätte „nein“ sagen können und statt ihrer irgend einen Boten nach Wüstenkaltheim schicken. Ob dann alles anders gekommen wäre?!

7.

Gunne kam wie der Sturmwind gelaufen. Das feine rotgoldene haar flog

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der Knecht doch fort ist und der Dietrichshof-Christian nach dem Doktor."

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Da wird er wohl nicht sobald zurückkommen," meinte Natalie etwas ironisch, denn sie hatte den Doktor Philipp auf dem Strich, weil er niemals zu Hause anzutreffen war.

„Und der Papa fährt doch besser, wie jeder," fuhr Gunne eifrig fort. „Er läßt Dich bitten, das Effen eine halbe Stunde später auftragen zu lassen. Und ich muß jest gleich nach Wüstenkaltheim, um dem Pfarrer dort Bescheid zu sagen."

,,Deswegen brauchst Du doch nicht bis da hinauf! Du triffst gewiß unten in Niedergauschach oder in Dietenhausen jemand, der es ausrichten kann."

"

Ach Mamachen, es macht mir ja soviel Spaß. Denke Dir, was der Pfarrer da oben für ein verwundertes Gesicht machen wird. Eine reitende Botin sieht man doch dort nicht alle Tage. Und auf dem Rückweg sag' ich der Lies' guten Tag und sehe mir Muffi und Pussi an und sage der Lies', daß Du Dich schon gräßlich nach ihnen sehntest."

„Ja, das sag' nur. Aber bitte: nimm den Schleier vor oder seg' wenigstens den großen Strohhut auf."

(Fortsetzung folgt.)

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