ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

unter der Hand erwidern; Jan de Witts Befehl an de Ruiter mußte ein Versteckspiel selbst vor einem Teil der Staatenvertreter bleiben, um überhaupt möglich zu werden. Aber gerade dieses Ausweichen vor der offenen Stellungnahme, diese ent

Ruiter, der im Mittelmeer kreuzte, verfiegelte Befehle, die englischen Besatzungen aus den genannten Örtlichkeiten wieder herauszuwerfen. Er tat es in Afrika mit jedem Erfolg und segelte nach Nordamerika, doch hinderte ihn an der Wiedereinnahme von Neu-Amsterdam das Versiegen der schlußlähmende Kaufmannsangst um den Munition. Unterdessen schrie England über allgemeinen Handel sollte sich bitter beNeutralitätsverlegung und aufgezwungenen strafen. Man verlor, was man bewahren Krieg. Bis auf den heutigen Tag hat die wollte, nun erst recht. Obwohl beide Teile siegreiche Heuchellegende der britischen den offenen Kriegszustand wegheucheln Schriftsteller gedankenlose Darstellungen dahin beeinflußt, daß die Niederlande 1664 den Krieg von neuem begonnen" hätten. Staaten, wie die damaligen Niederlande, mit gesättigter Interessenausdehnung, mit gefährdeten Barwerten in aller Welt und von politischer Maßgeblichkeit ihrer Kaufmannschaft geleitet, beginnen“ überhaupt feine Seekriege. Im Gegenteil, trog der plumpen Herausforderung wollten sie lettere immer noch gewissermaßen isolieren und

"

wollten, wurden in der spanischen See 130 dem amtlichen Frieden vertrauende holländische Kauffahrer weggenommen, und in allen englischen Handelsstädten wurde das niederländische Privateigentum beschlagnahmt. Danach aber, am 14. März 1665, erklärte Karl II. den Generalstaaten als Friedensverlegern den Krieg.

Es ist der gewaltigste, der zornmütigste und herzhafteste der niederländischen Seekriege, der nun beginnt, selbst die einstigen

[graphic]

Abb. 8. Feuerndes Schiff bei Windstille. Gemälde von Wilh. van de Velde d. J. im Reichsmuseum

zu Amsterdam.

Heldenkämpfe zu Wasser und zu Lande gegen Spanien noch überstrahlend. Hier hat das kleine Staatswesen sich noch wieder in allen seinen Teilen ermannt und wahrhaft Gut und Blut an die Behauptung seiner See geltung gesezt. Und der Held des Krieges ist de Ruiter.

Ein Emporkömmling ohne Ehrgeiz und Streberei. Tüchtigkeit, Tapferkeit, Sachlich teit, rastlose autodidaktische Arbeit und eine stille, herzensfröhliche Weisheit sind alles in ihm. Sie haben den aus der Seilerlehre gelaufenen Bierfahrersohn und Schiffsjungen Schritt für Schritt zunächst zum Steuermann, zum Kauffahrteikapitän, zum staat lichen Kreuzerkapitän gemacht. Es war auch die Zeit für solche Naturen. Während die Deutschen hinter dem Ofen saßen oder höch stens, wenn sie's nicht aushielten, unter fremder Flagge mittaten, fuhr das frische junge Blut von Niederland und England ums Kap Hoorn und in die unerforschten Insel welten von „Neuholland" hinaus, focht heute mit Javanern, morgen mit Peruanern und übermorgen lief man den Barbaresten aus den Sklavenketten davon. Zahllos sind die Anekdoten, die von de Ruiters keckem Humor und schneidigen jungen Streichen übrig geblieben sind. Übrigens ist diesem Manne am wohlsten eigentlich immer fernab von

[ocr errors]
[ocr errors]

den staatlichen und staatsbeamteten Reibungen gewesen. Noch nachdem er unter Gysels später dem ersten Flottenberater des Großen Kurfürsten sich als Kontreadmiral gegen Spanien ausgezeichnet, fährt er danach wieder seelenzufrieden als Flütenkapitän seine Kaufmannsgüter durch die Gewässer von Tunis, und ihn plagen die Eifersüchteleien und Anciennitätsbeschwerden nicht, die ihn nur viel zu lange vom Oberkommando der Marine ferngehalten haben.

Auch der Krieg von 1665 begann zunächst nicht gut für die Flagge der Vereinigten Staaten. Nachdem in der Schlacht vom 13. Juni bei Lowestoft gleich anfangs der tapfere Kortenaar gefallen und Wassenaars, des Oberbefehlshabers, Schiff mit dem Admiral und fünfhundert Mann in die Luft geflogen, war's mit der Disziplin zu Ende; ehe sie überhaupt in den Kampf gekommen waren, flohen verschiedene Kapitäne aus Feigheit oder mitgebrachter Verstimmung. Ganz Niederland erloderte in Wut und Zorn, allerorten fanden Zusam menrottungen statt unter Spottliedern und tätlichen Angriffen auf Admirale und Regenten. Da bewährte sich wieder der Ratspensionär Jan de Witt. Unerschüttert bot er der Rebellion die Spize, aber drei der Kapitäne ließ er füfilieren, drei anderen

[graphic]

Abb. 9. Schlachtszene vom 13. Juni 1666: Der Prince Royal" streicht die Flagge.

Gemälde von Wilh. van de Velde d. J. im Reichsmuseum zu Amsterdam.

[graphic][merged small]

Offizieren vom Henker den Degen zerbrechen, den feigsten von allen mit dem Strick um den Hals den Exekutionen zuschauen und ihn dann aus dem Lande prügeln. Just in jenen Tagen der Krisis lief de Ruiter in Delfzijl am Dollart ein, von Afrika und Neuniederland heimkehrend, und erhielt nun sofort den Oberbefehl. Damit kehrten Ruhe und Zuversicht zurück.

Auf der Back seines Flaggschiffes, mit eigener Hand das Senkblei haltend, führte der größte Schiffer der Zeit die neu zusam mengezogene Staatenflotte aus der Südersee durch die Texelfahrt in die Nordsee hinaus, bei Südost, der bisher als absolutes Hemm nis dieser Ausfahrt galt. Es war höchste Zeit, nach Bergen zu eilen. In diesen neutralen dänisch-norwegischen Hafen war, den Kanal vermeidend und um Großbritan nien herumfahrend, die kostbar beladene große Ostindienflotte der Niederländer geflüchtet, was nicht hinderte, daß die Engländer sie im Hafen angriffen; er rettete fie und brachte trog Ungunst und Widrig keiten des Wetters fast alle Schiffe in die Heimat. Dann lief er aufs neue aus, und am 11. Juni 1666 begegnete sich seine Flotte von 90 Linienschiffen, 12 Fregatten und 48 Begleitschiffen mit Englands Seemacht, die neun Fahrzeuge weniger, aber, wie seit Jahrzehnten, viel stärkere Vieldecker und mehr Kanonen hatte. Hier befehligte Mond, Englands bester Mann, Wiederher

steller der Monarchie, Herzog von Albemarle und Erster im Rate Karls II. Mit den Niederlanden war diesmal Ludwig XIV. verbündet aus politischen Gründen sonstiger Weltlage; doch anstatt der zugesagten französischen Flotte kamen bloß ein paar französische Edelleute als Schlachtenbummler bei de Ruiter an Bord. Im Mastkorb des Admiralschiffes aber hatte Willem van de Velde mit Skizzenbuch und Silberstift sich eingerichtet, auch er ein rechter Typus dieses niederdeutschen Volkes mit seinem noch unverquälten Germanenhumor, seiner seelischen Gleichgültigkeit und jauchzenden Gefahrenlust; während das Holzwerk umher splitterte und der Eisenhagel die Segel durchlöcherte, hat er da droben die Studien zu seinen großen Schlachtgemälden dieses Krieges gemacht. Und zehn Jahre später ging er in englischen Königsdienst ubi bene, ibi patria!

So beginnt denn nun diese Riesenschlacht der vier Tage zwischen den vlämischen Bänken und der englischen Südostküste. Am dritten Tage war Englands Macht im vollen Rückzuge vor den gleichfalls arg verringerten Schiffen de Ruiters. Da tauchten plößlich um vier Uhr nachmittags von Westen neue Segel auf! Endloser Jubel erhebt sich auf den englischen Schiffen, jähe Niedergeschlagenheit erfaßt die gänzlich erschöpften Niederländer, denen der gewonnene Sieg zerrinnt. Prinz Robert Stuart ist's, wie

Abb. 11. de Ruiters Sohn, Viceadmiral Engel de Ruiter.
Gemälde von Ferdinand Bol in der Königl. Galerie des Haag.

[ocr errors]

' wil't overschot mijns

gnädigem Willen genug geschehen sei. 6000 Tote, zahllose Verwundete, 3000 Gefangene, 23 große Schiffe kostete diese Schlacht der englischen Nation.

Neue Rüstungen und neue Schlachten folgen bei wechseln. dem Siegerglück. Wunderbares geht in dieser Spannung durch die Seelen der Besten bei beiden ringenden Völkern. Noch einmal mitkämpfen und den Soldatentod finden zu dürfen, erbat sich von den Generalstaaten

[graphic]

der

wegen eines früheren Vorfalls zur Ruhe gesezte alte Admiral Jan Evertsen; das Lied hat's festgehalten, wie er sprach:

bloeds aan't heil van strijden! Neerland wijden." Hij gaat, beklimt de vloot, knot Englands dwinglandij En als zijn broedren, zoon en vader, sneuvelt hij!

,,Vier mijner broeders en mijn vader met mijn zoon Zijn, strijdend voor's ihn die Engländer nennen, d. h. niemand an- lands regt, gesneuveld; ook dat loon ders als Pfalzgraf Ruprecht, der Kavalier", 3ij aan mijn dienst vergund na veertig jaren des Heidelberger Winterkönigs Friedrichs V. tapferer und tüchtiger Sohn, der sich dereinst schon in den Bürgerkriegen Englands dichte Lorbeeren als bester jugendlicher Vorkämpfer des Royalismus erworben. Auch er hat vergeblich nach einer französischen Flotte gesucht und eilt nun mit seinen 25 intakten Schiffen heran. Aber de Ruiter hält Stand, und in einer seiner fernigen Ansprachen von wenigen Worten stellt er Mut und Vertrauen wieder her. Noch einen ganzen neuen Tag, der zweite Pfingst tag ist's, wird heiß gerungen, gegen Abend in einem mörderischen anderthalbstündigen Gemenge von Bord zu Bord. Und dieses entscheidet. Monck signalisiert den Rückzug; selbst jezt noch unermüdet, will de Ruiter aufs neue verfolgen da braut einer der dicken Nebel dieser Gewässer herauf, und der fromme Admiral erkennt, daß Gottes

[ocr errors]

Auf der Höhe von Harwich am 4. August 1666, wo eine verderbliche Eigenmächtigkeit des unter de Ruiter befehligenden van Tromp nur noch einen wiederum hochberühmten Rückzug aus der verlorenen Schlacht ermög lichte, ist Jan Evertsen, wie er wollte, im Seemannstode wie seine vier Brüder, sein Vater und sein Sohn, gefallen.

[ocr errors]

Die Entscheidung des großen Krieges brachte endlich im Juni 1667 de Ruiters Unternehmen gegen die Themse ein unvergleichliches Seemannswagnis ohne Lotsen gegen ein feindliches, schwieriges Fahrwasser ohne Seezeichen, dabei eine Tat so keck und lustig, wie ein ausgelassener Riesenscherz.

"

[ocr errors]

Schrecken ging durch die ganze Insel, kein Feind ward an den Küsten mehr gefunden, und zu Breda am 31. Juli 1667 schloß England Frieden. Es behielt Neuniederland mit New-York, verzichtete aber auf neu eingenommene Stellungen in Ostindien wenn man das Gewürzmonopol nur hütete, was schien es da den Mynhcers auf die genügsame, zukunftsarme Ackerbaukolonie im Urwald am Hudson und Delaware anzukommen! Zumal noch eine Milderung der Navigationsakte durchgesezt wurde: deutsche Erzeugnisse, soweit sie zu Lande oder auf dem Rhein zu den Niederländern kamen, durften von diesen nach England verschifft werden. Noch einmal sah man Handel, Wohlfahrt, Reichtum befestigt, aufs neue erweitert.

Die Feste Sheerneß an der Südspiße der herausgeschleppt; unter den ersteren der Mündung wurde sofort genommen; und „Royal Charles", von welchem anno 1660 12 000 Mann Truppen am Ufer nebst der scheidende Karl II. den Hochmögenden Schanzen, Forts, Kanonen, alle geopferten seine Dankesgrüße zugewinkt. und versenkten Schiffe hielten nicht auf, was dann geschah: die Einfahrt der Niederländer in die gesperrte Fahrrinne der Medway, wo eine Anzahl englischer Kriegsschiffe lag. Das Verwegenste vollbrachte der Kapitän van Brakel, der wegen einer Disziplinwidrigkeit im Arrest saß und sich durch diese Tat lösen zu dürfen erbat. Unterhalb Rochester war eine schwere Kette über das Fahrwasser gespannt, von versenkten und ankernden Schiffen umgeben. Mit der Fre gatte Friede", einen Brander im Schlepptau, vor heftigem Nordost, der die segelbelasteten Stengen wie Fligbogen spannte, lief Brakel gegen die Kette. Aber sie bricht nicht, die Fregatte sizt auf der Kette fest, Stengen und obere Raaen poltern an Deck und die feind lichen Kugeln hageln in das gelähmt hin- und herwiegende Schiff. Da läßt Jan Brakel über Bord werfen, was nur will, Kanonen und Kugeln und Fässer; die Fregatte hebt sich ein wenig, der Wind faßt von neuem heftig nach, und unter frenetischem Jubel der begeisterten Seeteufel schurrt der Kiel über die Kette, die hinter der furchtbaren Last in die Höhe schnellt und vor dem Brander klirrend zerspringt. Damit ist die Einfahrt frei. Acht große Kriegsschiffe der Engländer werden verbrannt oder als Prisen

Dann aber ging Ludwig XIV. an sein Totengräberwerk: an der Größe der Niederlande und an Frankreichs Weltzukunft. Nicht damit England lache, hatte Colbert Handel und Flotte Frankreichs geschaffen, hatte man in drei Weltteilen, namentlich riesenhaft in Nordamerika, Kolonien eingerichtet. Aber vergeblich mahnten private Stimmen an diese Aufgaben, wies Leibniz' die Welt umspannender Geist und Hofmannsehrgeiz den bourbonischen König auf eine Besetzung

[graphic]

Abb. 12. Nimwegen, der Ort des Friedensschlusses von 1678. Gemälde von Jan van Goyen im Reichsmuseum zu Amsterdam.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »