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Das weitaus gebräuchlichste Wandbekleidungsmittel ist die Papiertapete, ob auch das schönste, das freilich ist eine andere Frage. Jedenfalls ist sie im Bereiche der Mietswohnungen so gut wie unumschränkte Herrscherin. Und das durchaus mit Recht. Freilich, der Hauswirt hat sie wohl nur der Billigkeit halber genommen. Der Umstand der Billigkeit aber bringt besonders auch die Möglichkeit mit sich, nötigenfalls ohne viel Aufwand an Geld und Zeit den Wänden einen anderen Ton zu geben. Gerade deswegen will uns die Tapete für eine Mietswohnung als die einzig angebrachte Art der Wandbekleidung erscheinen. Ja, wir würden es sogar für sehr erfreulich halten, wenn die Sorge für die Tapeten vielleicht unter entsprechender Herabseßung des Wohnungszinses ausschließlich Sache des Mieters würde.

Gegen die Tapete pflegt in künstlerisch empfindenden Kreisen ein heftiges Mißtrauen zu herrschen. Doch hat das seinen Ursprung weniger in allgemein- ästhetischen Gründen als vielmehr in dem Umstande, daß die Tapete während ihres verhältnismäßig recht furzen Entwickelungsganges sehr unter der Ungunst der Verhältnisse hat leiden müssen und es daher bis auf unsere Tage nie zu etwas Ordentlichem gebracht hat. Fast alle anderen Stücke unserer Einrichtung, mag

ihre jezige Form auch viel zu wünschen übrig lassen, haben wenigstens schon einmal bewiesen, daß sie künstlerischer Ausbildung zugänglich sind; die Tapete kann mit keinerlei glänzenden geschichtlichen Erinnerungen aufwarten. Aus kleinen Anfängen im XVII. und XVIII. Jahrhundert erwachsen, hat sie erst zu Anfang des vorigen mit der Erfindung der Papiermaschine, die Papier von beliebiger Länge zu liefern imstande ist, und mit der Einführung des Walzendruckes die technischen Grundlagen erhalten, auf denen in großem Umfange künst lerisch hätte weitergebaut werden können, — wenn es damals so etwas wie Kunst gegeben hätte.

Das aber gab es zu jener Zeit nicht, am allerwenigsten in Deutschland. In Fragen des Geschmackes war man ganz von Frankreich abhängig. Im französischen Flächenmuster nun hatte sich aus dem XVIII. Jahrhundert her eine die klassicistischen Formen überlebende Blumenornamentik erhalten, die jedoch mit dem allmählichen Verblassen der Überlieferung immer mehr die dem Flachmuster gesteckten Grenzen vergaß und einem ganz unornamentalen Naturalismus verfiel. Die tapezierten Wände der damaligen Zeit sind alles andere, nur nicht das, was sie eigentlich sein sollen, ruhige, den Raum abschließende Flächen. Sie machen den

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Allmutter Nacht. Wandteppich von Aug. Wilkens. Ausgeführt in der Schule für Kunstweberei in Scherrebek.

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Connenuntergang. Aus der Folge ,,Aspect de la nature" von Henri Rivière. Verlag von Dietrich & Co. in Brüssel.

Eindruck, als habe man, nachdem die Wand offenbar mit irgend einem Klebemittel bestrichen ist, mit einer gewissen treffsicheren Regelmäßigkeit allerhand Blumen und Blät ter, ja ganze Sträuße darauf geworfen. Man ist erstaunt, daß Bilder an diesen Wänden senkrecht hängen können, denn diese dicke Rose da, dieses sich windende Blatt, sie quellen ja geradezu aus der Fläche heraus. Da die Bilder aber zweifelsohne gerade hängen, so müssen die Blumen und Blätter wohl in die Wand hineingequetscht sein: schließlich auch kein besonders wohlthuender Gedanke. Berücksichtigt man dann noch den bereits angedeuteten Widerspruch, der zwischen der naturalistischen Zufälligkeit der einzelnen Ziermotive und ihrer mathematisch-regel mäßigen Anordnung auf der Fläche besteht, so wird man wohl willig zugeben, daß etwas Stilloseres, als es diese Tapeten waren man darf auch noch sagen: sind, kaum gedacht werden kann.

Bald nach der Mitte des Jahrhunderts aber kam jene bekannte, noch längst nicht völlig überwundene Bewegung auf, die für die dekorativen Künste alles Heil in der engsten Anlehnung an die Leistungen der

Vergangenheit sah. Was die Tapeten betrifft, die sich an keinem stolzen Stammbaum aufrichten konnten, so wurden ihnen die alten Stoffmuster als Berater zur Seite gestellt. Das brachte den Vorteil mit sich, daß sie wieder das wurden, was sie eigentlich sein müssen, nämlich Flächenmuster. Doch diese Zeit kannte im künstlerischen Schaffen keinerlei Freiheit, aus der Anlehnung ward sklavische Nachahmung. Fabrikanten vergaßen, daß sie es mit Papier zu thun hatten, und seßten ihre Ehre darin, durch Nachahmung des streifigen Fadencharakters und anderer Gewebeeigentümlichkeiten den Eindruck von Stoffen hervorzurufen. Diese Erzeugnisse sind Triumphe der Technik, mit Kunst aber haben sie herzlich wenig zu thun.

In England trat noch in den siebziger Jahren, dank dem Eingreifen von William Morris, die Wendung zum Besseren ein. Diese neue Tapete zeichnet sich im Unterschiede von ihrer unwahrhaften Vorgän gerin durch ein erfreuliches Selbstbewußtsein aus. Sie verschmäht es, durch allerhand künstliche Vortäuschungen den Eindruck gewebter Stoffe hervorzurufen, und will nichts anderes vorstellen, als was sie ist,

nämlich Papier. Diese Ehrlichkeit nimmt züge verbinden sich auf seinen Tapeten zu von vornherein für sie ein. Im übrigen reizvoller Einheit. aber kann man die Bewunderung, die diesen englischen Tapeten auch in Deutschland zu teil wurde, heute kaum noch begreifen. Ihre Muster, meist pflanzliche Motive, sind nach unserem heutigen Geschmack zu aufdringlich. Namentlich vermißt man Einheitlichkeit in der farbigen Wirkung, ja man fühlt sich oft, zumal bei Walter Cranes figürlichen Kompositionen, durch unruhige, grelle Buntheit abgestoßen.

Alles in allem bedeuten hiergegen die Tapeten moderner deutscher Künstler einen gewaltigen Fortschritt. Anerkennung verdient es, daß sich einige Fabriken fanden, die dem zahlreichen künstlerischen Angebote das Feld zur Bethätigung gaben. Den ersten Schritt wagte vor etwa vier Jahren die Firma H. Engelhard in Mannheim. Da es ihr gelang, eine so bedeutende künst lerische Kraft wie Otto Eckmann für sich zu gewinnen, konnte ihren Bestrebungen der Erfolg nicht ausbleiben. Alle Vorzüge dieses Künstlers, sein ungemein feiner Farbensinn, seine ausgezeichnete, in solchem Maße nicht oft anzutreffende Fähigkeit, aus Formen der Natur Zierformen zu schaffen, seine nie versagende Erfindungskraft, alle diese Vor

Im Gegensatz zur puritanisch-strengen, abstrakten Linienornamentik der belgischen Künstler, eines van de Velde, Lemmen, Ryffelberghe, ist die Kunst Eckmanns wie auch der Mehrzahl seiner deutschen Genossen sinnenfreudiger, phantasievoller. Da draußen auf den Feldern, im Wald und auf den Wiesen, im Garten, da grünen und blühen die Blumen, die Gräser, Sträucher und Bäume; und aus ihnen allen und ihren einzelnen Gebilden, den Knospen und Blüten, Stengeln und Blättern weiß das Auge des Künstlers fruchtbare Anregung zu schöpfen. Alpenveilchen, Narzissen, Tulpen, Maßliebchen, Löwenzahn, Ahorn- und Kastanienblätter, alles das und noch vieles andere findet man von geschickter Hand über die farbenschönen Flächen verstreut. geheiligten Akanthus würde man vergebens suchen. Ein Fries, auf dem sich für gewöhnlich das Muster in entsprechender Umformung wiederholt, pflegt der Tapete nach oben hin den Abschluß zu geben.

Aber auch Friese mit freierem, anspruchsvollerem Schmucke stehen zu Gebote, und in dieser Hinsicht sind namentlich aus den Händen Walter Leistikows, des Malers

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Die Schwaneninsel. Aus der Folge .,Paysages parisiens" von Henri Rivière.

Verlag von Dietrich & Co. in Brüssel.

märkischen Landschaftsreizes, ausgezeichnete Schöpfungen hervorgegangen, die von der Berliner Firma Adolf Burchardt Söhne in den Handel gebracht werden. Einige Kiefernstämme, ein paar segelnde Kähne und einiges Ufergebüsch dahinter, das sind die geringen Mittel, mit denen er wahrhaft prächtige dekorative Wirkungen zu erreichen weiß.

Auf die Leistungen anderer deutscher Künstler, z. B. Hans Christiansens in Darmstadt, Heinrich Vogelers in Worpswede und mehrerer Münchener Maler können wir nicht näher eingehen. Hier kommt es im wesentlichen auch nur auf die Feststellung der Thatsache an, daß uns heute eine stattliche Anzahl guter, künstlerischer Tapeten zur Auswahl vorliegt und zwar zu leicht erschwinglichen Preisen. Solche mit lebhafter Musterung, die weiteren Wandschmuck unnötig machen wollen, ja oft geradezu ausschließen, und solche, die mehr in einem Ton gehalten Bildern und dergleichen einen wirksamen Hintergrund geben, kurz und gut Tapeten, die den verschiedensten Ansprüchen und Geschmacksabarten Genüge leisten.

Wir haben die Tapeten so ausführlich behandelt, nicht weil wir sie für besonders erstrebenswert hielten, sondern weil sie uns unter den nun einmal herrschenden Verhältnissen als die angebrachteste Wandbekleidung erscheinen. Dafür können wir uns bezüglich der übrigen Arten kurz fassen. Der Tapezierung am nächsten steht das Ausschlagen der Wände mit Stoffen. Daß das bei weitem kostspieliger ist, wird die verehrliche Hausfrau vermutlich besser wissen als ich. In ästhetischer Hinsicht, was Farbe und Musterung betrifft, unterliegt die Stoffwandverkleidung mutatis mutandis denselben Gesehen wie ihre bescheidenere Genossin.

Im Anschluß hieran sei ein kurzer Hinweis auf die neu aufblühende Kunst der Wandbehangwirkerei gestattet. In den skandinavischen Ländern war man zuerst wieder auf die Reize der alten Webetechniken aufmerksam geworden, und die von da aus er gehende Anregung fiel auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden. Ganz oben an der nordschleswigschen Grenze, in einem Orte, dessen Namen man zuvor nie gehört, in Scherrebek wurde von dem Pfarrer Jakobsen eine Webeschule gegründet, aus der in den wenigen Jahren ihres Bestehens eine stattliche Anzahl schöner Werke hervor

gegangen ist. Unter den Künstlern, die Entwürfe geliefert haben, ragen Otto Eckmann, Hans Christiansen und Heinrich Vogeler hervor. Am bekanntesten ist wohl Eckmanns prächtiger Pfeilerbehang mit den schwimmenden Schwänen geworden.

Ein Hauptfehler unserer Wände ist ihr gänzlicher Mangel an architektonischer Gliederung. Das menschliche Auge, überhaupt die menschlichen Sinne verlangen Abwechslung, Einteilung, Über- und Unterordnung, Rhythmus. Angesichts einer größeren ungegliederten Fläche vermißt das Auge festen Halt, eine leitende Richtschnur. Die breiten oberen Abschlüsse der neueren Tapeten, die Friese kommen dem angedeuteten Bedürfnis schon einigermaßen entgegen. Ganz können sie es jedoch nicht befriedigen, das ist ja auch gar nicht ihre Aufgabe. Eine etwa anderthalb bis zwei Meter hohe Holzvertäfelung dagegen mit oben herumlaufendem Bort würde für gewöhnliche Verhältnisse allen Anforderungen vortrefflich genügen. Es braucht ja nicht immer gleich eine kostbare Eichen- oder Nußholzverkleidung zu sein; auch billigere Stoffe, z. B. gut gewachsenes Tannenholz, unter voller Ausnuzung der feinbelebenden Maserung in passendem Tone leicht gebeizt oder lasiert, kann sehr hübsch wirken. Nur darf sich das Tannenholz nicht schämen, Tannenholz zu sein. Man streiche es also nicht mit Ölfarbe an und male dann eine wunderbare künstliche Maserung darauf, kurz, frisiere es nicht in Eichenholz um. im wirklichen Leben, so soll man auch in der Kunst nicht lügen und betrügen. Genügt einem die Wirkung des leicht getönten Holzes allein nicht, zieht man einen deckenden Anstrich vor, so muß man auch Farbe bekennen, mit anderen Worten, dann muß Farbe Farbe sein, und man bedenke dabei, daß Braun oder Grau nicht das Alleinseligmachende ist. Warum nicht auch einmal ein Grün, Blau oder Rot? Nur nicht ängstlich sein!

Wie

Das eben Gesagte gilt mit entsprechenden Änderungen auch für Thüren und Fenster. Die letteren ziehen, bei Tage wenigstens, als helle Flecke naturgemäß am stärksten die Blicke auf sich. Man sollte meinen, daß dies ein Grund sei, ihrer Bildung und Dekoration besondere Sorgfalt zu widmen. Bisher ist das sicherlich nicht der Fall gewesen. Denn etwas Scheußlicheres kann man sich doch kaum denken, als diese

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Tapete von Otto Edmann, von H. Engelhard in Mannheim ausgeführt; darauf ein farbiger Kupferdruck von M. Robbe in Mahagoni-Rahmen.

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