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Blick auf die Wartburg zur Winterszeit. Liebhaberaufnahme von v. Cranach.

TH • NEW YORK PUBLIC LIBRARY.

ASTOR, LENOX AND TILDEN FOUNDATIONS.

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De

Künstlerfächer.

Uon

Georg Buß.

Mit einem Einschaltbild und elf Abbildungen nach den Originalfächern.

er moderne Kulturmensch verbindet Fächer und Fächeln mit frischem Lebensgenuß und ungetrübter Freude am Dasein. Schöne Frauen in rauschenden Seidenroben und strahlenden Diamanten, halb erblühte Mädchenknospen in duftigen Wolfen von Mull und Spizen, märchenhaft ausgestattete Säle, Walzermelodien und feurig dahinwirbelnde Paare bilden das Milieu, in dem der Fächer gleich einem bunten Schmetterling sommerschön umhertändelt, mögen draußen auch Flocken wirbeln und Stürme brausen.

Daß der Fächer eine Geschichte hat, daß er uralt ist, wer denkt daran? Er erscheint zu modern, zu unmittelbar dem Leben entsprossen, zu jugendlich, um eine lange und wechselvolle Geschichte zu verraten. Ja, es widerstrebt uns, den leichten Falter für ein hochbetagtes Geschöpf zu halten, dem auf seinem langen Lebenswege eine Fülle galanter Abenteuer und Erfahrungen in Sachen der Liebe zugeströmt sind. Und doch ist es wahr: schon in paradiesischer Zeit galt der Fächer als notwendig, denn Weib und Koketterie sind eins. Wer weiß, ob die Geschichte der Menschheit nicht anders verlaufen wäre, wenn damals unsere Stammesmutter mit dem Palmblatt weniger verführerisch gefächelt hätte.

(Abdruck verboten.)

Die Hochburgen des Fächers sind seit Jahrtausenden Indien, China und Japan. Eine ungefähre Zeitbestimmung für das erste Auftreten des Fächers in dem Wunderlande Brahmas und Buddhas läßt sich nicht geben. Fächer werden schon erwähnt im Mahabharata und Ramajana, deren künst lerische Gestaltung zu mächtig wirkenden Epen auf Grund älterer Sagenkreise um die Mitte des ersten Jahrtausends vorchristlicher Zeit erfolgt sein mag. Gegen die Glut der Leidenschaft und der Sonne haben Sita, Damajanti, Savitri und die übrigen Frauengestalten dieser Epik bereits mit Grazie den Fächer in Bewegung gesezt, falls sie nicht vorzogen, sich nach dem Brauche des Orients von Dienern oder Dienerinnen fächeln zu lassen.

Anmutige Sagen verbinden sich mit dem Fächer. Eine von ihnen steht im Mahabharata. Die liebreizende Tochter des Königs Nila hütete, damit das Glück ihres Vaters sich mehre, unter eifrigem Fächeln das heilige Feuer, aber dieses brannte trüber und trüber und drohte endlich zu erlöschen. Da berührte sie in höchster Not das heilige Feuer mit dem balsamischen Hauche ihrer Lippen, und siehe da dieses flammte sofort freudig empor, denn es war sterblich verliebt in sie und hatte das Ver

löschen nur geheuchelt, um von ihrem Atem geküßt zu werden.

Selbst die nüchternen Chinesen haben für die Entstehung des Fächers eine recht poetische Sage erfunden, deren Heldin die jugendschöne Lam-si, die Tochter eines angeschenen Mandarinen am Hofe des Sohnes des Himmels, ist. Sie nahm, bedrückt von der Hize, bei einem öffentlichen Feste die Larve von dem niedlichen Gesichtchen und fächelte sich mit ihr, und sie tat dies so bezaubernd, daß alle Anwesenden gleichfalls zu fächeln begannen. Seit diesem Tage fächeln in China Weib und Mann, alt und jung, arm und reich, obwohl Lam-si gar nicht diese Wirkung beabsichtigt hatte.

Tiefer noch als die Asiaten haben die Griechen den innigen Zusammenhang des Fächers mit dem Erotischen begründet. Psyche war es, die zuerst den Fächer geschwungen hat, und zwar mit einem Flügel, den Eros dem Äolus, dem Gott der südlichen Winde, in wilder Eifersucht entrissen hatte. So berückend wußte sie den Fächer zu führen, daß Eros bald seinen Zorn vergaß und in seligem Entzücken auf die Geliebte hinschaute. Und es war Aphrodite, der man im Lande der Hellenen den Fächer weihte. Manches schöne Kind, das unglück liche Liebe im Herzen trug, mag damals seinen Fächer aus farbenschillernden Pfauen federn zum Tempel als Weihegeschenk gebracht und mit den herrlichen Worten der Sappho vor dem starren Marmorbilde der Unvergleichlichen gefleht haben:

Die Du thronst auf Blumen, o schaumgeborne Tochter Zeus', listsinnende, hör mich rufen, Nicht in Schmach und bitterer Qual, o Göttin, Laß mich erliegen!"

Mit einem anderen Fächer wurde dann das Kokettieren finngefällig fortgesezt und unter dem gnädigen Beistande der Göttin der Sieg errungen.

Das Vaterland des Faltfächers ist Japan. Die Provinz Tamba nimmt die Ehre für sich in Anspruch, jenen findigen Kopf, dem die Erfindung des Faltfächers entsprang, gezeugt zu haben. Die Geschichte soll schon unter der Regierung des weisen Kaisers Tenji zwischen 668 und 672 n. Chr. geschehen sein. Angeblich haben dem klugen Tambaner die Flügel einer Fledermaus als Modell gedient. Seine Erfindung erregte, da sie das Allerneueste bot, die Bewunde

rung der Frauen: der Ogi wurde ihr Liebling und ist es geblieben bis auf den heu tigen Tag. Mögen die Damen im niedlichen Hausgärtchen unter blühenden Bäumen sißen und träumen, mögen sie in dem von flinken Kulis gezogenen zweirädrigen Jinrikishawägelchen eine Ausfahrt unternehmen, mögen sie ein kleines Teekränzchen veranstalten, um ihre Kunst im Zubereiten und eleganten Kredenzen des köstlichen Trankes zu beweisen und die Schleusen erstaunlicher Beredsamkeit zu öffnen, mögen sie lachen, weinen, trauern, lieben oder haffen: der Ogi ist ihr treuer Begleiter.

Anfangs wurden die Faltfächer nur aus 25 dünnen, unten durch einen Dorn zusammengehaltenen Brettchen von Hi-noki Holz hergestellt, später aber fertigte man sie auch aus dem Gerippe von Bambusstäbchen mit einem aufgeklebten Blatte von Papier. Malerei trat hinzu und gab dem leichten Ding das liebenswürdige Gepräge, das uns noch heute für die japanischen Fächer, mögen sie auch der billigsten Sorte angehören, unwiderstehlich einnimmt. Zu Fushimi, zwischen Osaka und Kioto, zu Atsuta in der Provinz Awari und an verschiedenen anderen Orten steht das Gewerbe der Fächermacher in höchster Blüte. Die fleißigen Gewerbsleute werden unterstüt von kleinen Mädchen, deren Arbeiten wie die Räder einer Maschine ineinandergreifen. Daß ein Tausend der gewöhnlichen Fächer nach unserem Gelde etwa zehn Mark kostet, nimmt bei der Billigkeit der Arbeitskräfte kaum wunder. Bessere Sorten steigen natürlich im Preise, und Künstlerfächer sind ebenso teuer wie in Europa. Die großen Maler der Kakemonos und Makemonos, welche religiöse und historische Stoffe be handeln oder Landschaftsidyllen mit ent zückender Farbenfrische dichten, ein Kose Shōseki oder Gaho Hashimoto, von denen dieser augenblicklich der größte Maler Japans ist und jener der schon seit 859 n. Chr. bestehenden Malerdynastie Kose Kanaokas angehört, beschäftigen sich nur selten mit einer Fächermalerei. Und wenn sie es tun, so hat sie mehr die Laune, nicht aber ein materieller Grund dazu bewogen. Immerhin steht für das Fächermalen eine Reihe geschulter Kräfte zur Verfügung, die teilweise sogar ihre Ausbildung auf der Kunstschule in Tokyo genossen haben, meist aber

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