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Walther Geniel.

Mit zwei Einschaltbildern und siebzehn Cextabbildungen.

(Abdruck verboten.)

an hat das XIX. Jahrhundert das ihre Eindrücke durchaus persönlich wiederJahrhundert der Malerei genannt gaben. Und die Saat, die sie gesäet, beginnt nicht in dem Sinne, daß diese im Vorder- jezt aufzugehen. Wer hätte noch vor wenigrund des öffentlichen Interesses gestanden gen Jahren geglaubt, daß ein so allen Traoder die aller früheren Epochen übertroffen ditionen ins Gesicht schlagendes Werk wie hätte. Allein noch nie war sie zugleich in Lederers Entwurf für das Hamburger Bisallen Ländern in dem Maße die herrschende marckdenkmal preisgekrönt werden könnte, unter den bildenden Künsten gewesen, noch daß Klingers Beethoven auf seinem Zuge nie hatte sie die andern so in den Hinter durch die deutschen Städte Stürme der grund gedrängt. Die Architektur spielte, Begeisterung entfachen könnte? Und so wenigstens bei dem weitaus größten Teile beginnt auch das Verständnis für die drei des Publikums, nur eine untergeordnete größten lebenden Plastiker von Tag zu Tag Rolle, in der Bildhauerkunst übten nur am zu wachsen: für Hildebrand, Rodin und Anfang des Jahrhunderts einige Männer Meunier. Die drei größten. Denn so einen wahrhaft tiefgreifenden Einfluß aus: packend die Werke Klingers sind, das durch der Italiener Canova, der Däne Thor- und durch plastische Gefühl, das die drei waldsen, vielleicht noch der Deutsche Rauch. andern auszeichnet, besißt er doch nur bis Und auch sie vermehrten nur in geringem zu einem gewissen Grade. Aber wie verMaße unseren Besit, da sie fast nur einen schieden sind jene drei wieder untereinander! Wiederschein einer größeren Epoche gaben. Rodin kommt von den Impressionisten her, So unendlich viele Denkmäler geschaffen sein Ziel ist die Darstellung der inneren worden sind, kaum ein Dußend befinden und äußeren Bewegung; Hildebrand geht sich darunter, auf die man in späteren auf die Verdeutlichung der Form aus;

Zeiten noch mit

Stolz blicken wird.

Kein Millet oder Manet, kein Turner oder Watts, fein Böcklin ist in der Zeit von 1820 bis 1880 unter den Bildhauern erstanden.

Erst in der allerneuesten Zeit macht sich hier, bei den Künstlern wie beim Publikum, ein Wandel bemerkbar. Gegen das Ende des verflossenen Jahrhun derts haben wir wieder Bildhauer erhal ten, die in stolzer Unabhängigkeit von den hergebrachten Schönheitsregeln vor die Natur traten und

Abb. 1. Constantin Meunier. (Mit Grlaubnis von Paul Gassirer, Berlin W, Viktoriaftraße 35.) Velhagen & Klasings Monatshefte. XVII. Jabrg. 1902 1903. I. Bd.

Meunier wirkt vor allem durch die Silhouette. Die beiden ersten sind Bildhauer, sie entwickeln die Form aus dem Steinblock, der leztere ist Plastiker, Tonbildner. Und ebenso repräsentieren sie geistig ganz verschiedene Strömungen. Hildebrand verkörpert die Sehnsucht unserer Zeit nach reiner Formenschönheit, Rodin den modernen Sensitivis mus, Meunier ist Anhänger der Kunst, die man bisher als naturalistisch zu be zeichnen pflegte und die man dereinst viel

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leicht pantheistisch taufen wird. Denn nicht betätigt.
das Behagen am Häßlichen ist ihr Merk-
mal, wie man uns glauben machen wollte,
sondern - neben dem sozialen Mitleid,
das allerdings mit hineinspielt die Freude,
auch an den unscheinbarsten, verachtetsten
Dingen des täglichen Lebens Schönheit auf
zeigen zu können. Der Franzose Millet,
der Holländer Israels, der Deutsche Uhde
und der Italiener Segantini sind ihre Haupt-
vertreter unter den Malern. Liebermann
möchte ich nicht zu ihnen rechnen, denn es
war wohl mehr ein Zufall oder sein Wider-
spruchsgeist als sein Herz, das ihn auf
diese Bahnen trieb. Was Millet für die
Bauern von Barbizon, Israels für die alten
Leute des Amsterdamer Judenviertels getan
hat, Meunier hat es für die Bewohner der
schwarzen Erde", die Hüttenarbeiter des
wallonischen Belgiens, getan.

Unser Künstler ist erst sehr spät zu dieser Kunst gekommen, in einem Alter, wo die Kraft der meisten schon erlahmt oder sie sich damit begnügen, ohne rechts und links zu blicken in den einmal betretenen Geleisen weiterzufahren. Weitaus die längste Zeit seines Lebens hat er sich als Maler

Zwar war er im Alter von sechzehn Jahren in Brüssel, wo er 1831 in der Vorstadt Etterbeek geboren ist, in das Atelier des seiner Zeit berühmtesten belgischen Bildhauers, Auguste Fraikin, eingetreten, aber er verließ es bereits nach drei Jahren, um sich der Schwesterkunft zu widmen. Immerhin ist diese Schulung nicht spurlos an ihm vorübergegangen, denn auch seine Bilder zeigen oft einen skulpturalen Zug. Auch dürfen wir uns seinen Lehrer nicht als den öden und frostigen Akademiker denken, als der er jetzt zuweilen hingestellt wird. Wenn uns auch sein einstmals vielbewundertes Hauptwerk, das Standbild der Grafen Egmont und Hoorn, heute nicht mehr sonderlich zu begeistern vermag, die Wiege des Bacchus und manche andere Werke atmen ein so warmes Leben, wie es damals nicht eben häufig anzutreffen war. Ein Bindeglied mit Meuniers späterem Schaffen ist in ihnen freilich kaum zu finden.

Der sechs Jahr ältere Maler Charles de Group war es, der ihn zur Malerei hinüberzog, jener stille Künstler, dessen schwärzliche, etwas aufdringlich moralisierende

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So sehr uns alle diese Werke als Etappen im Entwickelungsgange des Künstlers zu fesseln vermögen, der Meunier, den wir ohne Überlegung sofort bewundern und lieben, ist in ihnen allen noch nicht zu finden. Zu dem wurde er erst, als ihn eine Anregung des bekannten Schriftstellers Camille Lemonnier in die Hüttendistrikte seines Vaterlandes führte. Doch lassen wir ihm selbst das Wort: „Dann führt mich der Zufall in das schwarze Land, das Land des Gewerbefleißes. Ich bin betroffen von dieser tragischen und wilden Schönheit. Ich fühle in mir wie eine Offenbarung eines lebendigen Werkes, das es zu schaffen gibt. Unendliches Mitleid erfaßt mich. Noch dachte ich nicht an die Bildhauerei. Ich zählte fünfzig Jahre und fühlte in mir

Bilder aus dem Leben der Ärmsten und heimbrachte.
Elendesten im Brüsseler Museum so seltsam
gegen die damals herrschende Kunst abstechen
und darum wie die Vorboten einer neuen
Zeit erscheinen. In einer ganzen Reihe
junger Köpfe gärte es damals, regte sich
der Widerspruch gegen die Phrasenhaftigkeit
der romantisch-koloristischen Schule. Neben
dem Sinn für festliche Farben und große
Begebenheiten regte sich wieder der echt
vlämische Wirklichkeitssinn. Courbets Stein
flopfer, die 1852 in Brüssel erschienen,
gaben nicht den Anstoß zu der neuen Be-
wegung, sondern klärten nur die Ideen der
jungen Generation, wurden für sie ein
leuchtendes Vorbild. In den ersten Jahren
seiner neuen Tätigkeit verdiente sich Meunier
hauptsächlich durch industrielle Arbeiten seinen
Unterhalt, insbesondere arbeitete
er mit de Groux zusammen Ent-
würfe für den Glasmaler Ca-
pronnier. Ganz unter des
Freundes Einfluß scheint auch
sein erstes, verloren gegangenes
Tafelbild gestanden zu haben:
„Ein Saal im Rochuskranken-
hause", auf dem eine barm-
herzige Schwester einer im Lehn-
stuhl gestorbenen armen Frau
die Füße wäscht. Das nächste
größere Bild: Das Begräbnis
eines Trappisten" verdankt seine
Entstehung den Eindrücken, die
er in der Landschaft Campine
nördlich von Antwerpen von
dem Leben dieses strengsten aller
Mönchsorden empfangen hatte.
Überhaupt mischen sich in den
Bildern Meuniers aus dieser
Zeit vielfach religiöse und so-
ziale Empfindungen. Auch malte
der Künstler, meist auf Be-
stellung, einige rein kirchliche
Gemälde, die sich jetzt in den
Kirchen von Löwen, Châtelineau
und andern Orten befinden.
Das bekannteste, „Die Steini-
gung des heiligen Stephanus",
bewahrt das Museum von Gent.
Ziemlich spurlos scheint eine Reise
nach Spanien an ihm vorüber-
gegangen zu sein, wenn er auch
einige Bilder von Hahnenkämp
fen und Tänzen von ihr mit

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Abb. 3. Der alte Bergmann.

(Mit Erlaubnis von Paul Gassirer, Berlin W, Vittoriastraße 35.)

unterirdisches Geschlecht, Schwarzalben, zum Sonnenlicht empor und habe die ganze Gegend unterminiert. Ja, die Gänge der Steinkohlengruben erstrecken sich wirklich zum Teil bis unter die Straßen der Stadt. Trotz alledem überwiegt hier noch der freundliche Eindruck. Kommt man dann aber über Namur nach Mons, in das eigentliche ,,Borinage", so ist der Anblick völlig verändert. Alle die grünen Höhen, die lachenden Triften, die hier einst das Auge entzückten, sind spurlos verschwunden, Hochofen reiht sich an Hochofen, Schlackenhalde an Schlackenhalde. Zumal zur Nachtzeit bietet die Gegend, für die es keine Ruhe gibt, ein geradezu gespenstisches Bild. Wohl ergreift den Wanderer zunächst starkes soziales Mitleid, wenn er ihre Bewohner, diese in

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Abb. 4. Boulogner Fischer.

(Mit Erlaubnis von Paul Cassirer, Berlin W, Viktoriastr. 35.)

noch ungekannte Kräfte, eine Art neue Jugend, und tapfer ging ich ans Werk. Kühn war es, denn ach! ich besaß eine zahlreiche Familie."

Vielleicht muß man dieses IndustrieLand kennen, um die Größe des Vorwurfs ganz zu verstehen. Vor kurzem stand ich auf der Zitadelle von Lüttich. Bewaldete, hier und da von einer Ruine bekrönte Höhen, soweit das Auge reicht, fruchtbare Wiesen, Gemüsefelder und Obstgärten, dazwischen die Windungen des in der Morgensonne glitzernden Flusses und die weißen Mauern und roten Ziegeldächer freundlicher Dörfer, ein paradiesischer Anblick. Aber mitten in diesem Paradies glühen Hochöfen, recken sich qualmende Schornsteine zum Himmel empor. Es ist, als dränge ein

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