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mals: alles das, was uns das Wort „Freiheit" wirklich werth macht, bleibt vom Determinismus durchaus unangetastet.

In der Annahme, dass wir alle Handlungen des Menschen ,,niemals anders als alle übrigen Erscheinungen der Natur, nämlich nach unwandelbaren Gesetzen derselben erklären müssen,"

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dass,, alle Handlungen des Menschen aus seinem empirischen Charakter und den mitwirkenden anderen Ursachen nach der Ordnung der Natur bestimmt" sind, dass wenn wir alle Erscheinungen seiner Willkür bis auf den Grund erforschen könnten, es keine einzige Handlung geben würde, die wir nicht mit Gewissheit vorhersagen und aus ihren vorhergehenden Bedingungen als nothwendig erkennen könnten" (KANT): in dieser Annahme sind fast sämmtliche grosse Philosophen der neuern Zeit differirend sonst in ihren Systemen! einig: die HOBBES, SPINOZA, LEIBNIZ, HUME, LESSING, KANT, SCHELLING, SCHLEIERMACHER, HERBART, SCHOPENHAUER!! KANT hat zwar mit Hülfe seines transscendentalen Idealismus den Versuch gemacht, das Zusammenbestehen der Lehre von der fatis avolsa potestas mit der Lehre von der Nothwendigkeit alles Geschehens denkbar erscheinen zu lassen, und an ihn haben sich SCHELLING und SCHOPENHAUER in gewisser Hinsicht angeschlossen: aber auch dieser Versuch muss als gescheitert betrachtet werden. Ehe wir jedoch hierauf näher eingehen, wird es sich empfehlen, in möglichster Kürze die Gründe zusammenzufassen, die uns zu Gegnern der liberté de caprice machen müssen (wie LEIBNIZ jene crux metaphysicorum nennt), und zugleich die Gründe der Vertheidiger dieses Dogmas zu entkräften.

Eben das, was alle jene grossen Männer zu „,,Genien der Vernunft" machte, die Energie ihrer nach Bethätigung treibenden Denkkräfte, ebendieses war es, was sie zu Gegnern der populären Auffassung der menschlichen Willensacte machte. Denn das erste und wichtigste, positive Denkgesetz ist der Satz vom Grunde, der Vater aller Wissenschaft: und nur indem man diesen (bewusst oder unbewusst) verläugnet, kann man jener Ansicht huldigen. Wiederholen wir hier HELMHOLTZ' goldene Worte, mit denen wir unsre Einleitung begannen: Das Gesetz vom zureichenden Grunde ist nichts anderes als die Forderung, Alles begreifen zu wollen. . . . Wir müssen aber versuchen, die Naturerscheinungen

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(zu denen ja selbst nach KANT auch alle Willensacte gehören) zu begreifen; wir baben keine andere Methode, sie der Herrschaft unsers Verstandes zu unterwerfen; wir müssen also an ihre Untersuchung gehen mit der Voraussetzung, dass sie zu begreifen sein werden." Diese Voraussetzung ist die Grundvoraussetzung aller Wissenschaft, ihr Widerspiel ist wissenschaftlicher Selbstmord: und dies und nichts anderes ist in der That die Annahme irgend . eines liberum arbitrium indifferentiae oder indifferentia aequilibrii und alles, was, wenn man näher zusieht, doch nur hierauf zurückführt.

Man hat eine Erscheinung dann erklärt, wenn man ihre Ursache aufgefunden hat, aus der sie als Wirkung unausbleiblich folgt; im Begriffe der „Ursache" liegt aber schon das unausbleibliche, d. h. nothwendige Eintreten ihrer Wirkung: sonst ist sie keine Ursache;

wie ja auch KANT sagt, dass der Begriff der Ursache die Nothwendigkeit eines Erfolges unter einer vorausgesetzten Bedingung aussagt." SCHOPENHAUER erklärt sehr treffend: „Als die Real-Erklärung des Begriffes nothwendig stelle ich diese auf: nothwendig ist, was aus einem gegebenen zureichenden Grunde folgt: welcher Satz, wie jede richtige Definition, sich auch umkehren lässt. Je nachdem nun dieser zureichende Grund ein logischer, oder ein mathematischer, oder ein physischer, genannt Ursache ist, wird die Nothwendigkeit eine logische (wie die der Conclusion, wenn die Prämissen gegeben sind), eine mathematische (z. B. die Gleichheit der Seiten des Dreiecks, wenn die Winkel gleich sind), oder eine physische, reale (wie der Eintritt der Wirkung, sobald die Ursache da ist) sein: immer aber hängt sie mit gleicher Strenge der Folge an, wenn der Grund gegeben ist"). Wir sehen uns durch die Gesetze unseres Denkens genöthigt, zu jeder eintretenden Veränderung eine ihr vorangehende Veränderung zu suchen, deren Wirkung jene ist; und wir behaupten seit Jahrtausenden, mit apriorischer Gewissheit: dass nur dann überhaupt etwas geschehen kann, wenn eine Ursache dazu da war: nihil fit sine causa. Wir reden zwar vom ,,Zufall"; aber dieser Begriff ist stets nur ein relativer: man nennt Zufall „das

8) ARTHUR SCHOPENHAUER, Ueber die Freiheit des Willens. (S. 7 in der Gesammtausgabe der Werke).

Aufeianderfolgen oder Zusammentreffen, Zusammenfallen in der Zeit von Begebenheiten, die mit einander nicht in Causalverbindung stehen;" jede von diesen Begebenheiten aber ist für sich begründet. Wenn mir, gerade in dem Momente, wo ich vor die Hausthüre trete, ein Ziegel vom Dache auf den Kopf fällt, ohne dass ich dies irgendwie verursacht habe; so nenne ich dies (relativ-) zufällig: der Stein musste aber gerade in diesem Momente herabstürzen, und auch mein derzeitiges Erscheinen vor der Hausthür war wohl begründet. Absolut zufällig wäre eine Begebenheit dann, wenn dieselbe schlechthin ohne Ursache einträte; und ein solches ursachloses Geschehen müsste, weil es vollständig unser Denkvermögen übersteigt, das hierbei eben „ganz eigentlich still steht“, sogar als Wunder bezeichnet werden. Von den menschlichen Willensacten behaupten nun Viele dieses causal nicht begründete Eintreten; jene wären daher absolut zufällig und ihr Erscheinen in der Welt ein Wunder. Da wir nun für ein solches, selbst nach JACOBI „ungereimtes Vermögen" des menschlichen Willens doch auch eine kurze, adäquate Bezeichnung brauchen, und der Ausdruck,,Willensfreiheit“, wie gezeigt, durchaus unpassend ist; so werde ich mir erlauben, das hyperphysische Phantom im Folgenden Zufallswillkür zu nennen. Ich höre schon manchen Leser unwillig gegen diese Bezeichnung protestiren: die modernen philosophischen Gegner des Determinismus behaupteten ja gar nicht, dass die menschlichen Willensacte, oder auch nur gewisse menschliche Willensacte, ohne Ursache geschähen: vielmehr wären dieselben wohl verursacht, aber die Ursachen eben nur nicht necessitirend. Allein dieser Versuch, zwischen dem Determinismus und dem Indifferentismus mit seinem liberum arbitrium indifferentiae zu vermitteln, ist nicht haltbar. „Dies Vermögen“, sich ohne Gründe zu entscheiden, sagt HERBART mit vollstem Rechte, „,kann man nicht ablehnen, wenn der Begriff präcis sein soll; denn die Meinung ist, dass die Gründe, auch nachdem sie vernommen sind, doch nichts entschieden haben: mithin geschieht die Entscheidung ohne Gründe" 9). Nehmen wir ein Beispiel. Ich befinde mich in einer moralisch bedeutsamen und schwierigen Lage, die ein Handeln von mir fordert; ich überlege

9) J. F. HERBART, Werke. IX. II. S. 372.

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mir, was ich thun soll; viele verschiedenartige Motive liegen vor und messen sich in meinem Bewusstsein gegen einander; dieser Kampf der einander widerstreitenden Motive dauert fort, bis das für meinen Charakter in diesem bestimmten Zustande am schwersten wiegende den Sieg davonträgt: solange die Ueberlegung, d. h. der Conflict der verschiedenen Motive, dauerte, war ich in Unentschiedenheit; jetzt bin ich entschlossen, gerade dieses und nichts anderes zu thun. Gerade dieses Motiv nun ist das moralische, und mein daraus resultirendes Handeln ebendarum ein sittliches. So sagt der Determinist; und nun bittet er jene philosophischen Mittler, ihn in diesem vorliegenden Falle zu belehren, wie sie sich denn die Sache vorstellen. Wenn sie meinen, es sei hier auch eine andere Handlung möglich gewesen: warum geschah denn gerade diese und keine andere? was ist der Grund oder die Ursache davon? oder giebt es keinen Grund dafür? und war es also doch zufällig, dass gerade dieses und kein anderes Motiv den Ausschlag gab? Meinen sie aber, es sei freilich keine andere Handlung möglich gewesen; so waren also alle anderen Handlungen in diesem Falle unmöglich, die thatsächlich erfolgte also nothwendig! Nothwendig oder zufällig: zwischen Contradictorisch-Entgegengesetztem darf man kein Mittleres suchen!

Ich nannte oben die Annahme jeder Art von Zufallswillkür in der Wissenschaft einen ,,wissenschaftlichen Selbstmord"; und ich werde dies noch weiter rechtfertigen. Alle Wissenschaft sucht die Gesetze der Erscheinungen ihres speciellen Gebietes zu erforschen: Natur aber und Wunderfreiheit oder Zufallswillkür unterscheiden sich, auch nach KANT, „wie Gesetzmässigkeit und Gesetzlosigkeit, davon jene zwar den Verstand mit der Schwierigkeit belästigt, die Abstammung der Begebenheiten in der Reihe der Ursachen immer höher hinauf zu suchen, weil die Causalität an ihnen jederzeit bedingt ist; aber zur Schadloshaltung durchgängige und gesetzmässige Einheit der Erfahrung verspricht: da hingegen das Blendwerk von (Wunder-),Freiheit zwar dem forschenden Verstande in der Kette der Ursachen Ruhe verheisst, indem sie ihn zu einer unbedingten Causalität führt, die von selbst zu handeln anhebt, die aber, da sie selbst blind ist, den Leitfaden der Regeln abreisst, an welchem allein eine

durchgängig zusammenhängende Erfahrung möglich ist." „Man kann nicht sagen, dass anstatt der Gesetze der Natur Gesetze der ‚Freiheit in die Causalität des Weltlaufs eintreten, weil, wenn diese nach Gesetzen bestimmt wäre, sie nicht,Freiheit, sondern selbst nichts anderes als Natur wäre“ 1o). ,,Eine Gunst ist die Nothwendigkeit" für die Wissenschaft!

Die Annahme einer Zufallswillkür verletzt nicht weniger als unser wissenschaftlich-logisches auch unser wissenschaftlichästhetisches Interesse. Die modernen wissenschaftlichen Gegner des Determinismus sind zwar meist mit ihren indifferentistischen Ansprüchen sehr genügsam geworden; sie wollen ausdrücklich die strenge Folge der Wirkung aus ihrer Ursache bei menschlichen Handlungen nur ein ganz klein wenig beugen *); sie meinen daher auch, dass die menschliche Zufallswillkür die allgemeine, materielle Ordnung der Dinge nicht stören könnte, da die Grenzen ihrer Macht doch schon durch die körperliche Organisation sehr beschränkt wären, und zudem die bedeutenderen individuellen Abweichungen im grossen und ganzen durch ihr Widerspiel ausgeglichen werden würden: aber wir dürfen nicht das Mindeste von der Gesetzmässigkeit alles Geschehens abhandeln, da ihr Begriff dahin ist, wenn auch nur ,,ein Haar aus unserm Haupte" ohne zureichenden Grund fällt. In den Rahmen der Theorie nun vollends, deren Consequenzen wir hier untersuchen, passt eine Zufallswillkür am allerwenigsten. Die gesammte Entwicklungstheorie, in sich begreifend die KANT'sche, die LYELL'sche und die LAMARCK-DARWIN'sche Theorie, hat uns auch auf den bisher vom Schleier der täuschenden Maja am dichtesten bedeckten Gebieten der Natur eine unbedingte, allbeherrschende, wandellose Gesetzmässigkeit, eine festgefügte Ordnung und einheitliche Continuität alles Geschehens nachgewiesen, worin Nichts ohne ewige Folgen und kein Sprung möglich ist. Wir begreifen die Welt als eine organische Einheit, deren höchstes uns bekannte Erzeugniss, der Mensch, in seinem Ursprunge denselben ewigen und allgemeinen Gesetzen unterworfen ist, wie alle anderen Wesen, und nicht mit

10) KANT, Kritik der reinen Vernunft. 3. Antinomie. Antithesis.

*) quare etiam atque etiam paulum inclinare necesse est corpora, nec

plus quam minimum. (Lucr. II. 243 sq.)

v. Giżycki, Entwicklungstheorie.

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