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Augen mich befremdet ansah, und endlich wie mit gebrochenen Gliedern fortschwankte.

Auch die Grabmäler der Scaliger sind unfern der Piazza delle Erbe. Sie sind so wundersam prächtig wie dieses stolze Geschlecht selbst, und es ist Schade, dass sie in einem engen Winkel stehen, wo sie sich gleichsam zusammendrängen müssen, um so wenig Raum als möglich einzunehmen, und wo auch dem Beschauer nicht viel Platz bleibt, um sie ordentlich zu betrachten. Es ist, als sähen wir hier die geschichtliche Erscheinung dieses Geschlechtes vergleichnisst; diese füllt ebenfalls nur einen kleinen Winkel in der allgemeinen italiänischen Geschichte, aber dieser Winkel ist gedrängt voll von Thatenglanz, Gesinnungspracht und Übermuthsherrlichkeit. Wie in der Geschichte, so sieht man sie auch auf ihren Monumenten, stolze, eiserne Ritter auf eisernen Rossen, vor Allen herrlich Can Grande, der Oheim, und Mastino, der Neffe.

Kapitel XXIV.

Über das Amphitheater von Verona haben Viele gesprochen; man hat dort Platz genug zu Betrachtungen, und es giebt keine Betrachtungen, die sich nicht in den Kreis dieses berühmten Bauwerks einfangen ließen. Es ist ganz in jenem ernsten thatsächlichen Stil gebaut, dessen Schönheit in der vollendeten Solidität besteht und, wie alle öffentlichen Gebäude der Römer, einen Geist ausspricht, der nichts Anderes ist, als der Geist von Rom selbst. Und Rom? Wer ist so gesund unwissend, dass nicht heimlich bei diesem Namen sein Herz erbebte, und nicht wenigstens eine traditionelle Furcht seine Denkkraft aufrüttelte? Was mich be= trifft, so gestehe ich, dass mein Gefühl mehr Angst als Freude enthielt, wenn ich daran dachte, bald umherzuwandeln auf dem Boden der alten Roma.

Die alte Roma ist ja jezt todt, beschwichtigte ich die zagende Seele, und du hast die Freude, ihre schöne Leiche ganz ohne Gefahr zu betrachten. Aber dann stieg wieder das Falstaff'sche Bedenken in mir auf: Wenn sie aber noch nicht ganz todt wäre und sich nur verstellt hätte, und sie stände plöglich wieder auf es wäre entseglich!

Als ich das Amphitheater besuchte, wurde just Komödie darin gespielt; eine kleine Holzbude war nämlich in der Mitte errichtet, darauf ward eine italiänische Posse aufgeführt, und die Zuschauer saßen unter freiem Himmel, theils auf kleinen Stühlchen, theils auf den hohen Steinbänken des alten Amphitheaters. Da saß ich nun und sah Brighella's und Tartaglia's Spiegelfechtereien auf der= felben Stelle, wo der Römer einsst saß und seinen Gladiatoren und Thierheßen zusah. Der Himmel über mir, die blaue Krystallschale, war noch derselbe wie damals. Es dunkelte allmählig, die Sterne schimmerten hervor. Truffaldino lachte, Smeral- . dina jammerte, endlich kam Pantalone und legte ihre Hände in einander. Das Volk klatschte Beifall und zog jubelnd von dannen. Das ganze Spiel hatte keinen Tropfen Blut gekostet. Es war aber nur ein Spiel. Die Spiele der Römer hingegen waren keine Spiele, diese Männer konnten sich

nimmermehr am bloßen Schein ergößen, es fehlte ihnen dazu die kindliche Seelenheiterkeit, und, ernsthaft wie sie waren, zeigte sich auch in ihren Spielen der barste, blutigste Ernst. Sie waren keine große Menschen, aber durch ihre Stellung waren sie größer als andre Erdenkinder, denn sie standen auf Rom. So wie sie von den sieben Hügeln herabstiegen, waren sie klein. Daher die Kleinlichkeit, die wir da entdecken, wo ihr Privatleben sich ausspricht; und Herkulanum und Pompeji, jene Palimpsesten der Natur, wo jest wieder der alte Steintext her= vorgegraben wird, zeigen dem Reisenden das römische Privatleben in kleinen Häuschen mit winzigen Stübchen, welche so auffallend kontrastieren gegen jene kolossalen Bauwerke, die das öffentliche Leben aussprachen, jene Theater, Wasserleitungen, Brunnen, Landstraßen, Brücken, deren Ruinen noch jezt unser Staunen erregen. Aber Das ist es ja eben; wie der Grieche groß ist durch die Idee der Kunst, der Hebräer durch die Idee eines heiligsten Gottes, so sind die Römer groß durch die Idee ihrer ewigen Roma, groß überall wo sie in der Begeisterung dieser Idee gefochten, geschrieben und gebaut haben. Je größer Rom wurde, je mehr er weiterte sich diese Idee, der Einzelne verlor sich darin, die Großen, die noch hervorragen, sind nur

getragen von dieser Idee, und sie macht die Kleinheit der Kleinen noch bemerkbarer. Die Römer sind desshalb zugleich die größten Helden und die größten Satiriker gewesen, Helden wenn sie handelten, während sie an Rom dachten, Satiriker wenn sie an Rom dachten, während sie die Handlungen ihrer Genossen beurtheilten. Gemessen mit solchem ungeheuren Maßstab der Idee Rom, musste selbst die größte Persönlichkeit zwerghaft erscheinen und so= mit der Spottsucht anheim fallen. Tacitus ist der grausamste Meister in dieser Satire, eben weil er die Größe Rom's und die Kleinheit der Menschen am tiefsten fühlte. Recht in seinem Elemente ist er jedesmal, wenn er berichten kann, was die malitiösen Zungen auf dem Forum über irgend eine imperiale Schandthat raisonnierten; recht ingrimmig glücklich ist er, wenn er irgend eine senatorische Blamage, etwa eine verfehlte Schmeichelei, zu erzählen hat.

Ich ging noch lange umher spazieren auf den höheren Bänken des Amphitheaters, zurückfinnend in die Vergangenheit. Wie alle Gebäude im Abendlichte ihren inwohnenden Geist am anschaulichsten offenbaren, so sprachen auch diese Mauern zu mir in ihrem fragmentarischen Lapidarstil tiefernste Dinge; sie sprachen von den Männern des alten

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