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Wasserriesen Grendel als vampyrischen Alp (1251 ff.). Allnächtlich sucht der Unhold Grendel die Halle des Dänenkönigs heim, würgt die Schläfer, trinkt ihr Blut und frisst sie auf. Da kommt Beowulf und besteht das Scheusal, das mit Einbusse eines Armes tödlich verwundet entflieht. Aber statt des toten Grendel stellt sich dessen Mutter ein und entführt einen schlafenden Helden, dessen Blut man nachher am Meeresufer verspritzt findet. Beowulf steigt ins Wasserreich, ringt mit der Riesin in ihrer Halle, erschlägt sie mit einem Schwerte, das er dort findet, haut der Leiche Grendels den Kopf ab und kehrt zurück, nur das Riesenhaupt und den Schwertgriff als Beute mit sich führend. Die am Ufer Zurückgebliebenen aber waren entflohen, weil sie den empordringenden Blutstrahl für ein Zeichen von Beowulfs Tode ansahen. Die abergläubische Vorstellung von dem Toten. gespenste und dem die Menschen des Nachts quälenden Alp ist in späterer Zeit mit einem Naturmythus verbunden. Auch in der Odyssee ist die Volkssage vom menschenfressenden Alp in der Gestalt des Polyphem mit dem Göttermythus verflochten.

Seelische Geister, die mit den Erscheinungen des Alptraums eng zusammengehören, sind auch die Hexen. Den scheusslichen Unholden, denen das Verderben des Menschen Lust ist, konnte nichts Entsetzlicheres nachgesagt werden, als dass sie auf Bergeshöhen in der Frühlingsnacht Menschen schlachteten und ihr Fleisch, namentlich die Herzen verzehrten. Bei Franken, Langobarden und Sachsen war dieser Aberglaube im Schwange, und man pflegte Weiber um solcher Sachen willen zu verbrennen. Der Indiculus verbietet, nach Heidenart zu glauben, dass Frauen, weil sie dem Monde befehlen, die Herzen der Menschen aus deren Körper herausnehmen könnten, um sie zu essen (Nr. 30: de eo, quod credunt, quia feminae lunam comendent, quod possint corda hominum tollere iuxta paganos). Burchard von Worms eifert gegen den Glauben, dass man bei verschlossenen Thüren auszugehen vermöge, die Menschen töten, ihre gekochten Herzen verzehren, an Stelle des Herzens einen Strohwisch oder ein Stück Holz einsetzen und sie wieder lebendig machen

könne. Mit ihm fast gleichzeitig weiss auch Notker Teutonicus, dass hier zu Lande die Hexen wie die Menschenfresser thun sollen, und der Münchener Nachtsegen nennt neben den auf dem Zaune reitenden Hexen (zûnrite) die manezzen, die Menschenfresser. Wäre der Deutsche selbst nicht vor dieser grauenvollen Vorstellung zurückgeschaudert, so hätte er unmöglich seinen unheimlichsten Feinden den Blutgenuss als etwas besonders Fürchterliches zuschreiben können.

Den Hexenwahn auf dem Standpunkte, wo man annimmt, dass die Seele eines Menschen aus dem Leibe wandern und andere Seelen aus gesunden Körpern in ihrem Blute verzehren könne (Vampyrismus), erwähnt noch Luther in den Tischreden: Es schrieb ein Pfarrherr Georg Röser zu Wittenberg, wie ein Weib auf einem Dorfe gestorben wäre und nun, wie sie begraben wäre, fresse sie sich selbst im Grabe; darum wären schier alle Menschen im selben Dorfe gestorben. Denn der erste, der an einer herrschenden Seuche stirbt, ist ein Nachzehrer; er sitzt im Grabe aufrecht und zehrt an seinem Laken, und das Sterben dauert so lange, bis er damit fertig ist, wenn man ihn nicht vorher ausgräbt und ihm mit dem Spaten den Hals absticht. Schon im 11. Jahrhundert erwähnt Burchard von Worms, dass man die Leiche einer Frau im Grabe mit einem Pfahle durchstach, ohne Zweifel, weil man sie für eine Nachzehrerin hielt.

Wenn aber Hagen und die Burgunder im brennenden Hunnensaale das Blut der Erschlagenen im Helme auffangen und es trinken (N. L. 2050 f.), so ist das nur ein alter Zug der Sagendichtung, die durch den entsetzlichen Rat Hagens und sein Befolgen die fürchterliche Hitze schildern will, in der die Helden beim Saalbrande verschmachten müssen.

2. Die Seele in Tiergestalt.

Die Seele, die den Leib verlassen hat, ist zum Geist geworden. Menschen, denen die Rufe der Vierfüssler und Vögel wie menschliche Sprache erscheinen und ihre Handlungen, wie wenn sie von menschlichen Gedanken geleitet wären, schreiben ganz logisch den Tieren so gut wie den.

Menschen Seelen zu. Wie das Tier gleich dem Menschen von Mut, Kraft und Schlauheit beseelt ist, muss es auch von einer Seele belebt sein, die nach dem körperlichen Tode ihr Dasein fortsetzt. Diese Seele kann auch ein menschliches Wesen bewohnt haben, und somit kann das Geschöpf ihr eigner Ahne oder ein einst vertrauter Freund sein. Hierin beruht die Vorstellung, dass, da alles in der Welt lebendig ist, auch alles Lebendige seine Gestalt wechseln, sich verwandeln kann. Der Mensch kann auf einige Zeit zum Tiere werden, das Lebendige kann auch zum Stein oder Baum werden, scheinbar starr und leblos erscheinen, aber dennoch seine lebendige Menschheit im Innersten der unbeweglichen Masse bewahren. Die Märchen und die mythischen Sagen der kultiviertesten Völker bezeugen diesen Totemismus aller Orten.

Unter den Tieren, in die sich die Seele verwandelt, nimmt die Schlange einen hervorragenden Platz ein. Ihr geräuschloses Gleiten, ihr stummes Züngeln, ihr plötzliches Erscheinen und Verschwinden, ihre stete Verjüngung, als welche die Ablegung der alten Haut und deren Ersetzung durch eine neue erschien, hatten etwas Geheimnisvolles und riefen die Vorstellung hervor, dass sie Alter und Tod nicht kenne, dass sie eine Art göttliches Wesen wäre. Ihr Leben in der Dunkelheit, das sie mit den spukhaften Seelen teilte, ihre Vorliebe für Schlupfwinkel, die sie in die Nähe der Gräber wie in die Wohnungen der Lebenden führte, konnte dazu führen, die Schlange als die endlich vom Leibe ganz entwichene Seele zu betrachten, sie als den Wohnsitz der Seele anzusehen.

Der fränkische König Guntram war eines gar guten, friedliebenden Herzens. Einmal war er auf die Jagd gegangen, und seine Diener hatten sich hierhin und dahin zerstreut; bloss ein einziger, sein liebster und getreuster, blieb noch bei ihm. Da befiel den König grosse Müdigkeit; er setzte sich unter einen Baum, neigte das Haupt in des Freundes Schoss, und schloss die Augenlider zum Schlummer. Als er nun entschlafen war, schlich aus Guntrams Munde ein Tierlein

hervor in Schlangenweise, lief fort bis zu einem nahe fliessenden Bach, an dessen Rand stand es still und wollte gern hinüber. Das hatte alles des Königs Gesell, in dessen Schoss er ruhte, mit angesehen, zog sein Schwert aus der Scheide und legte es über den Bach hin. Auf dem Schwerte schritt nun das Tierlein hinüber und ging hin zum Loch eines Berges, da hinein schloff es. Nach einigen Stunden kehrte es zurück und lief über die nämliche Schwertbrücke wieder in den Mund des Königs. Der König erwachte und sagte zu seinem Gesellen: „Ich muss dir meinen Traum erzählen und das wunderbare Gesicht, das ich gehabt. Ich erblickte einen grossen, grossen Fluss, darüber war eine eiserne Brücke gebaut; auf der Brücke gelangte ich hinüber und ging in die Höhle eines hohen Berges; in der Höhle lag ein unsäglicher Schatz und Hort der alten Vorfahren.“ Da erzählte ihm der Gesell alles, was er unter der Zeit des Schlafes gesehen hatte und wie der Traum mit der wirklichen Erscheinung übereinstimmte. Darauf ward an jenem Ort nachgegraben und in dem Berg eine grosse Menge Goldes und Silbers gefunden, das vor Zeiten dahin verborgen war (Pls. Diac. 3, 34; D. S. Nr. 428).

Anstatt eines Kindes wird eine Schlange geboren, diese aber solange mit Ruten gestrichen, bis sie sich in ein Kind verwandelt; es soll aber oft geschehen, dass die Schlange verschwindet, und alsdann findet sich kein Kind mehr. In einer adeligen Familie kamen alle Kinder mit einem Schlangengesicht oder in Schlangengestalt zur Welt. Sobald aber das Kind zum erstenmale gewaschen wurde, legte es das Schlangengesicht ab und entdeckte seine menschliche Gestalt. Denn so lange das germanische Kind die heidnische Wassertaufe noch nicht erhalten hatte, mit der die Namengebung verbunden war, galt es als Scele; der Körper wurde als Gewand gedacht, das die Seele anzicht; durch einen Ring oder ein Seil wird nach deutschen Sagen die Verbindung zwischen Körper und Seele hergestellt. Man darf eine Schlange nicht töten, das bringt Unglück und kann das Leben kosten, Der Cistercienser - Prior Cäsarius von Heisterbach (13. Jhd.)

weiss, dass die Schlange als Schutzgeist mit dem Kinde zur Welt kommt und dass das Leben des Neugeborenen an das ihre geknüpft ist. Im Spreewald sagt man: jedes Haus hat zwei Schlangen, eine männliche und eine weibliche; aber sie lassen sich nicht eher sehen, als bis der Hausvater oder die Hausmutter stirbt; dann teilen sie ihr Los.

Das Schlangenpaar, das als Schutzgeist im Hause wohnt, sind die Seelen des Ahnherrn und der Ahnfrau des Geschlechts, die in dem Hause der Familie geblieben sind. Darum ist die Schlange von der Schweiz bis Niederdeutschland ein erwünschter Gast im Hause, den man nicht töten darf, soll dem Hause nicht grosses Unglück widerfahren; vielmehr muss man sie mit Spenden, besonders mit Milch und Brot gewinnen. Auf der Thürschwelle darf man nach bayerischem und voigtländischem Aberglauben nicht Holz spalten, weil die Hausotter darunter liegt.

Als die Seele, die ihren Schatz nicht hergeben will, ist die Schlange die Hüterin des Grabschatzes; nach süddeutschem Glauben trägt sie daher einen Schlüsselbund am Halse, im deutschen Märchen kehrt als ähnliches Symbol die Krone des Otternkönigs wieder. Gelingt es, der Schlange dieses Krönchen zu entwenden, so hat man entweder an diesem selbst einen unerschöpflichen Schatz, oder man zwingt den Schatzwächter. zur Auslieferung eines solchen.

Aus dem Seelenglauben ist also ein Teil der Schatzsagen zu erklären. Dem Toten werden reiche Schätze mit in sein Grab gegeben; bei späteren Geschlechtern erwacht die Gier nach den nutzlos vermodernden Kleinodien; der Mensch überwindet das Grauen, steigt in das Grab hinab und holt sich den Schatz. Die gewaltige Scheu vor der lebhaft gebliebenen Vorstellung, durch das Eindringen in sein Haus und in seinen Frieden die Seele des mächtigen Toten zu beleidigen, war es, die in Wirklichkeit den Schatz hütete; aber ihr mit menschlichen Waffen entgegenzutreten, war das Verwegenste, das die Phantasie erfinden konnte. Die Seele bewacht als Schlange oder in jeder anderen Tiergestalt den Hort, wie schon die alte Sage von König Guntram erzählt; um das ungeheure Wagnis hervorzuheben, werden die grellsten Farben aufHerrmann, Mythologie.

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