ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Erde als Speise aufrafft. Endlich gebietet ihr Gott durch einen Engel, die Verzauberung rückgängig zu machen, widrigenfalls ihr der Donner in dreien Tagen das Leben nehmen werde. Alsbald stellt sie sich Wolfdietrich wiederum dar, und jetzt willigt er ein, sobald sie getauft sein werde. Sie führt ihn zu Schiffe über Meer in ein Land, drin sie als Königin schaltet, lässt sich da in einem Jungbrunnen taufen, legt in ihm ihre rauhe Haut ab, steigt mit dem neuen Namen Sigeminne aus ihm als die schönste aller Weiber hervor und stärkt den Helden wunderbar. Die Verchristlichung der Sage knüpft an das Wasserbad im Jungbrunnen an, in ihrer älteren Gestalt berichtete sie, dass die Waldfrau zugleich Wasserweib war und vielleicht in einem Weiher gefangen wurde (S. 156). Auch Züge aus dem Alpmythus mögen untergemischt sein. Else kriecht heran und wirft sich über ihn, wie der Alp auf dem Schläfer hockt und wollüstige Träume hervorruft. Dass sie ihm zwei Locken vom Haupte und die Nägelspitzen abschneidet, erklärt sich aus dem Aberglauben, es sei gefährlich, Nägelabfälle oder Haare fortzuwerfen; denn dadurch gebe man. fremder Zauberkraft einen Anhalt zu schaden. - Dieselbe Volkssage findet sich auch im Lanzelot wieder (S. 76) und in den Artusromanen des Pleiers Tandarois' und Meleranz'. Tandarois reitet in das wilde Gebirge, verirrt sich und muss sein müdes Ross am Zügel nachziehen. Endlich gelangt er am Abend an ein rauschendes Wasser, das eine schöne Aue mit einem einsamen, leeren Hause durchströmt. Da naht ihm plötzlich Albiun, die Königin von den wilden Bergen, die die wilden Männer und Weiber und Zwerge dieses Landes beherrscht (S. 143). Sie bewirtet ihn köstlich und klagt ihm den Raub eines ihrer Mädchen. Der Held rüstet sich gegen den Entführer, trifft, überwindet ihn und sendet ihn seiner Geliebten. In dem anderen Romane des Pleiers reitet Meleranz in den Bergen irre, wie Wolfdietrich und Tandarois, zieht wie diese sein Ross an der Hand und kommt auch auf einen Anger mit einer schönen Linde. Drei Jungfrauen fliehen vor ihm, trotz seines Rufes, von einem Brunnen fort. Als er sein Pferd an den Baum gebunden hat, erblickt er im Bade die

Königin von Kamerie; sie ist nach der zwischen Tännenund Höllengebirge sich erstreckenden Kämmerei, dem Salzkammergute oder nach dem am Kammersee gelegenen Schlosse Kammer benannt. Auch sie ist der Zukunft kundig, schilt zwar den Ritter, was er auf ihrem Plane zu suchen habe, nimmt ihn aber doch freundlich auf, und beide entbrennen in heftiger Liebe zu einander. Deutlich spricht heimische Überlieferung, die Salzburger Seegegend mit ihren Sagen, und es kann nicht zweifelhaft sein, dass die Verfasser des Wolfdietrich, des Lanzelot (Ulrich von Zazikhoven) und der Artusromane deutsche volkstümliche Mythen ihren Heldengedichten einverleibt haben. Während Albiun Herrin über Waldgeister und Zwerge ist, die also befreundet und gleichartig gedacht sind, befreit Dietrich nach dem jüngeren Sigenotliede einen jämmerlich schreienden Zwerg, den ein wilder Mann entführen will (S. 143). Dieser wilde Mann ist durch ein Zauberkraut unverwundbar.

Denn die Waldgeister kennen naturgemäss die Kräuter des Waldes gut und verstehen Krankheiten zu heilen. Wate hat von einem,wilden wîbe' die Heilkunst gelernt und heilt mit guten Wurzeln die Wunden auf der Walstatt (Gudrun 529). Auch im Eckenliet gräbt das von Vasolt gejagte,wilde vrouwelin' eine Wurzel, zerreibt sie in der Hand und bestreicht damit den wunden Dietrich und sein Ross, davon das Weh verschwand und alle Müdigkeit wich (174-176). Die Waldfrauen wissen, wozu die wilden weissen Heiden und die wilden weissen Selben (Salbei) gut sind, und wenn die Bauern das wüssten, würden sie mit silbernen Karsten hacken. Als ein Bauer in Tirol das Wichteli, das ihm beim Streurechen und bei andern Arbeiten zu helfen pflegte, fing und band, warf es ihm seine Undankbarkeit vor: ich würde dir Kräuter für Menschen und Vieh heilsam gezeigt haben, und du wärest ein grosser Arzt geworden. Zur Zeit der Pest kamen die Holzfräulein aus dem Walde und riefen: esst Bimellen und Baldrian, so geht euch die Pest nicht an. Als in Graubünden die Pest unzählige Opfer forderte, starben keine wilden Weiblein und Männlein, und

man kam zu dem Schlusse, dass sie ein Geheimnis besitzen müssten. Da man es von ihnen nicht erfahren konnte, suchte man sie zur Mitteilung ihres Mittels gegen die Pest durch List zu bewegen, indem man sie berauschte. Ein Bauer füllte die Höhlung des Steines, aus dem das Fänkenmännlein zu trinken pflegte, mit Wein. Es kam, kostete nach längerer Zeit neugierig und vorsichtig. Endlich lustig geworden, ward es von dem aus dem Verstecke Hervorspringenden überrascht und nach dem Heilmittel befragt. ,Ich weiss es wohl, sagte es, Bibernell und Eberwurz, aber das sage ich dir noch lange nicht. Oder man füllte zwei Brunnentröge mit Wein, den einen mit rotem, den andern mit weissem. Der Waldfänke trinkt von dem weissen, da er die Farbe des Wassers hat, wird im Rausche gebunden und soll als Lösegeld seinem Peiniger die Kunst aus Milchschotten Gold zu bereiten oder ein anderes seiner Geheimnisse verraten. Losgebunden findet er sich schelmisch mit der Wetterregel ab:

Ists Wetter gut, so nimm dein Oberwamms mit,
Wirds dann leidig, kannst thun, wie du willst.

Auch dieser Sagentypus ist weitverbreitet, und wenn von einem Fenggaweibchen und einem schlauen Bauern, der sich listiger Weise Selb nennt, die gleiche Geschichte erzählt wird, die Homer an den Kyklopen Polyphem und Odysseus knüpft (S. 90, 91), so müssen die Sagen von der Todankündigung, von der Gefangennahme im Weinrausche (Ovid. Fast. III. 285, 344. Plutarch, Num. 15) und von der Überlistung des Geschädigten durch den Namen Selb (Niemand) in die Urzeit zurückreichen.

Neben der Gabe der Heilkraft besitzen die Waldgeister die Gabe der Weissagung. Der wilde Mann im Langtaufersthal sah die künftige Witterung voraus und verkündete sie den Bauern. Bei schönem Wetter und Sonnenschein stand er in seinen Mantel gehüllt und vom breitkrämpigen Hute beschattet da, wie wenn er vor Frost zitterte, bei Regen und Unwetter sass er mit vergnügtem Gesicht ohne Hut und Mantel auf dem Steine. Wenn in der Gegend von Fulda

jemand sterben sollte, kam das wilde Weib aus dem Wildfrauenloch heraus und zeigte sich wehklagend in der Nähe des Sterbehauses. Ein Ritter zog nachts durch den Wald und hörte die Stimme eines singenden Weibes. Er ging hin und fand ein Weib, das mit erhobenen Händen unter einem Baume stand und sang. Er sprach: sage mir, ich beschwöre dich, wie wird es mir noch ergehen? Da weissagte sie ihm Sieg über seine Feinde und Tod im heiligen Lande (Thom. Cantiprat. [vgl. D. S. Nr. 168, 150]). Auch die rauhe Else, Albiun und die Meerkönigin von Kamerie wissen das Schicksal ihrer Helden voraus (S. 174).

Die Volkssage kennt die Berg- und Waldfrauen, die weissen oder seligen Fräulein als wilde, schöne Geister des Waldes und Gebirges, die über und unter der Erde segnend wirken, hilfreich den Menschen, schützend die Tiere. Die Tiroler seligen Fräulein hat man mit Recht die lieblichsten Schöpfungen unseres Heidentums genannt. Deutlich zeigt sich bei ihnen der Einfluss, den die Natur des Landes auf die Ausprägung mythischer Gebilde ausübt. Sie wohnen in den innersten Thälern und Berggegenden, ihre Behausung sind schimmernde Eis- und Krystallgrotten, die sich im Schosse der Berge zu prachtvollen Räumen erweitern und oftmals von grünen Wiesen umgeben sind. Hier hegen sie als ihr Hausgetier die Gemsen, schützen sie vor den Jägern und bestrafen deren Verfolgung (D. S. Nr. 300, 301. Vgl. Schillers Alpenjäger). Wo sie weilen und schaffen, stellt sich Segen und Überfluss ein. Aber sie verschwinden wie der Alp und mit ihnen Gedeihen und Reichtum, sobald man in ihrer Gegenwart flucht, nach ihnen schlägt, ihnen Speisen vorsetzt oder ihren Namen nennt; oder sie werden durch Ansagen eines Todesfalles unter den Ihrigen abberufen. In den erzählenden Dichtungen des 13. Jahrhunderts aber werden die wilden Leute im Gegensatze zu den feinen höfischen Rittern und Frauen als grobe Tölpel und ungeschlachte Gesellen hingestellt. Im Jwein (425 ff.) weiss der wilde Mann nicht einmal, was ein Abenteuer ist. Sein Kopf ist grösser als der eines Ur, sein Antlitz ellenbreit, voll tiefer Runzeln, seine

Wimpern und Brauen sind lang, rauh und grau, seine Haare nussfarben, seine Zähne gleichen den Hauern des Ebers. Er ist bekleidet mit Tierhäuten, trägt einen Kolben in der Hand und wird ein Waldthor genannt. Zugleich ist er der Hüter wilder Tiere, Wisente und Auerochsen, die in einem Gereute des Waldes, unfern des wunderbaren Brunnens, weiden. Im Wigalois (162, 20) wird als Gegenbild des wilden Mannes im Jwein ein wildes Weib geschildert. Es zeichnen sie kaum die Länge ihres Haares und ihre weit herabhängenden Brüste aus. Auch das Märchen (K. H. M. Nr. 136) kennt einen. wilden Mann, der braun am Leib ist wie rostiges Eisen, und dem die Haare über das Gesicht bis zu den Knieen herabhängen. Wie der Waldthor steht er mit dem Wasser in Berührung und ist Gebieter über eine Rossherde. Aus dem tiefen Pfuhle streckt er seinen nackten Arm und zieht seine Beute hinab; was in seinen Brunnen hineinfällt, wird zu Golde. Kämpfe zwischen Rittern und wilden Männern müssen ein beliebter Spielmannsstoff gewesen sein.

Im Jahre 1515 fand während der Zwölfnächte zu Greenwich vor Heinrich VIII. eine Schaustellung statt: aus einer Walddekoration sprangen acht wilde Männer heraus, alle in grünes Moos gehüllt, aber mit seidenen Ärmeln; sie hatten fürchterliche Masken und fochten mit hässlichen Waffen gegen acht Ritter, Mann gegen Mann. Nach langem Kampfe trieben die Ritter die wilden Männer aus der Halle heraus. Dann folgte das feine Gegenstück: ein Zelt öffnete sich, und sechs reichgekleidete Herren erschienen mit ebensoviel Ladies und tanzten eine lange Zeit. Auch Abbildungen des wilden Mannes sind nicht selten. Ein von einem abendländischen Künstler in der Alhambra ausgeführtes Gemälde (Mitte des 14. Jhd.) zeigt einen wilden Mann mit Ausnahme von Händen und Füssen völlig behaart, mit fliegendem Haar, den die Lanze eines christlichen Ritters in die Brust trifft. Ein Wandteppich des 13. Jahrhunderts auf der Wartburg schildert die Berennung und Verteidigung einer wildmännischen Königsburg durch feindliche Wildmänner. Aber die Pfeile tragen statt der Eisenspitzen Rosen und Lilien, und

Herrmann, Mythologie.

12

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »