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Acker hin oder sitzt selbst in Wolfsgestalt im Korne, von kleinen Hündchen begleitet, die die verlaufenen Kinder in ihre eiserne Umarmung führen. In Westfalen haust der Hafermann im Felde, mit grossem schwarzem Hute und einem gewaltigen Stocke; er führt die Begegnenden durch die Luft hinweg, umwandelt die Kornhaufen, verlockt und neckt den Wanderer. Hat der Wind das Getreide an einer Stelle nach allen vier Seiten gelagert, so hat der Alte dort gesessen. Wie man die letzten Getreidebüschel als Talisman stehen lässt, weil sich der tiergestaltige Korndämon in sie zurückgezogen hat, so liess man in Anhalt an der letzten Ecke des zuletzt geschnittenen Feldes einige Halme übrig: die mag die Kornmuhme verzehren. Über ganz Deutschland verbreitet, aber erst seit dem 13. Jahrhundert bezeugt, ist ein Brauch, der sich an den Namen des Alten knüpft. Wer das letzte Korn schneidet oder bindet, dem ruft man zu: Du hast den Alten, und musst ihn behalten (d. h. den Winter über ernähren). Aus der letzten Garbe wird eine Puppe in Mannesgestalt gefertigt und bekleidet; die Mäher und Binderinnen strömen herbei, rufen jubelnd seinen Namen und knieen nieder, küssen auch wohl die Kornfigur. Vom Felde wird dann der Alte feierlich heimgetragen oder hereingefahren. Zuhause wälzen die Arbeiter die Puppe dreimal um die Scheune, setzen sie auf dem Hofe nieder, bilden einen Ring um sie, umtanzen sie dreimal, nehmen sie mit an das Erntemahl, setzen ihr Speise und Trank vor und laden sie zum Essen ein. Die letzte Binderin eröffnet mit dem Strohmann den ersten Tanz auf der Dreschdiele. Später wird er in der Scheune oder im Herrenhause aufgehängt. Der Hofherr soll ihn da wohl in Acht nehmen, heisst es in der gereimten Ansprache an jenen, er werde ihn behüten Tag und Nacht.

Die Riesen.

1. Name und Art der Riesen.

Eine uralte germ. Bezeichnung der Riesen hat bereits Tacitus überliefert (Germ. 46). Jenseits der Finnen im hohen

Nordosten beginnt die Fabelwelt: die Ellusier und Etionen haben Gesichter und Antlitze von Menschen, Leiber und Gliedmassen wilder Tiere (S. 167). Êtja, Etio (urgerm. *etanaz), an. iotunn, ags. eoton, as. etan (as. Etanasfeld, thür. Etenesleba) gehört zu etan ,essen und bedeutet gefrässig. Noch im 11. Jahrhundert (Adam. Brem. 4, 25. 19) wird wie in der nordischen Mythologie durchgängig das Heim aller Unholde und Riesen in den Nordosten verlegt. Diese merkwürdige Übereinstimmung lässt sich nur dadurch erklären, dass seit unvordenklichen Zeiten die germ. Weltansicht sich die Riesen im Nordosten hausen dachte. An der Grenze der Welt lebt nach der Dichtung des Mittelalters ein ungeheueres, nur zu Fuss und mit Stahlkolben kämpfendes Geschlecht, das mit dem grünen Horne der Drachen bedeckt und mit ihrer Schnelligkeit begabt ist (S. 120), und ein besonderes Riesenreich begegnet auch sonst in der Sage (Rother 767). Eine andere urgerm. Bezeichnung war *purisaz, stark, kraftvoll (ahd. turs; vgl. den Ortsnamen Tursinriut, Tirschenreut; Turislôon = Riesenwalden, jetzt Dorla bei Fritzlar, und die Eigennamen Thurismund, Thurisind; mhd. türse, schweiz. türsch, dürst, ags. dyrs, an. purs). Der Name von Armins Gattin, Thusnelda, gehört nicht hierher, er bedeutet nicht die Riesen (Thursen) Kämpferin (Thursinhilda), sondern pus-snello ist die Kraftkühne.

Nur in Deutschland findet sich der Name Riese, der Kräftige, Männliche, Starke (skr. vṛšan, ahd. risi, riso, as. wrisil, mhd. rise; nicht zu rîsan sich erheben gehörend). Auch urgerm. *hûnaz ist der Kräftige, Starke (mhd. hiune, mds. hûne, Hüne; vgl. an. hunn Bär, skr. çûra der Held, und die Ortsnamen: Hauna, Hünfeld, Personennamen: Hûnila, Hûnirix, Hûnimund, Humbert, Hûnbolt Humboldt; S. 139). Ein anderer alter Ausdruck liegt noch vor in ags. ent, bayer.österr. Enz, enterisch, enzerisch = ungeheuer gross, seltsam: Enzenberg (Inselberg) Riesenberg.

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Alle diese Namen bezeichnen das Gewaltige, Ungeheure. In einem ags. Gedichte heisst es: ich kann mächtiger schmausen und essen als ein alter Riese. Von der Gefrässigkeit der

Riesen ist der allgemeine Name Etionen wie der besondere Eigenname Wolfesmâge entlehnt (Virg. 882). Selbst von rohem Fleische oder gar von Menschenfleische nähren sie sich so entstand der Menschenfresser unserer Märchen. Soweit an leiblicher Grösse und Stärke der Mensch den Zwergen überlegen ist, bleibt er hinter den Riesen zurück. Den ungefügen Ecke vermag kein Ross zu tragen, in weiten Sprüngen, einem Leoparden gleich, rennt er durch den Wald; das Wild flüchtet in den Wald und schaut neugierig seinem gewaltigen Laufe nach. Der Bauch eines auf der Erde ausgestreckten Riesen sieht aus wie ein kleiner Berg (K. H. M. Nr. 134); ihre Leiber sind elf und wohl sechzehn Fuss lang (D. S. Nr. 326). Für das Pferd eines Riesen muss ein besonderer Stall gebaut werden, es ist mehr denn zehn Ellen hoch und liegt an einer gewaltig dicken Kette, die ihm statt des Halfters dient; die Königstochter muss auf einer Leiter hinaufsteigen und drückt dem Rappen die ellenlangen Sporen in die Seite, als er vom Hexentanzplatz über die brausende Bode setzt; vier Fuss tief schlägt das Ross seinen Huf in das harte Gestein, das noch heute die Rosstrappe heisst (D. S. Nr. 318). In fast allen gebirgigen Gegenden ist die Sage vom Riesenspielzeuge bekannt. Das Riesen fräulein von der Burg Nideck streicht mit einer Hand Bauern, Pferde und Pflug in ihre Schürze, erreicht mit einem Schritte den jähen Berg, wo die väterliche Burg ragt, und stellt das Spielzeug auf den Tisch (D. S. Nr. 17, 319, 324). In Steine, mit denen. sich die Riesen geworfen oder auf denen sie gestanden haben, findet man die Male von ihren Händen und Füssen eingedrückt (D. S. Nr. 19, 134 ff., 166). Der kleine Sohn der Riesenkönigin Frau Hütt knickt sich eine Tanne als Steckenpferd ab (D. S. Nr. 233). Der junge Riese zerbricht eine eiserne Stange, die kaum vier Pferde fortschaffen können, reisst zwei der grössten Bäume aus und schleppt sie mit dem Wagen und den Pferden nach Hause; Mühlsteine, die auf ihn geworfen werden, hält er für Sandkörner und trägt einen Mühlstein als Halsband (K. H. M. Nr. 90).

Die Fusstritte der Riesen bilden Thäler in die weiche

Erde, sie machen meilenweite Sprünge, von den Thränen eines Riesenweibes rühren die Flüsse her, und die Berge sind nur Helme der Riesen, die tief in der Erde stecken. Die Kraft und Wildheit der Riesen übt sich am liebsten in mächtigen Steinwürfen, Bergversetzungen und ungeheuern Bauten. Wenn sie von Wut entbrennen, so schleudern sie Felsen, reissen sechzigjährige Eichen samt den Wurzeln aus und fechten damit (K. H. M. Nr. 90. D. S. Nr. 318), werfen Löwen an die Wand (Rother 1150), reiben Flammen oder drücken Wasser aus den Steinen (Roth. 1048, K. H. M. Nr. 20), flechten Tannen wie Weiden (Nr. 166) und stampfen mit dem Fusse bis ans Knie in die Erde (Roth. 943). Sie müssen von den Helden, denen sie dienen, in Fesseln gelegt werden, und nur im Kriege lässt man sie gegen den Feind los. Nach Tiroler Sagen fährt der Bauer in einen gestrüppvollen Hohlweg es ist aber das Nasenloch eines Waldriesen, der ihn samt Ochsen und Wagen in die weite Welt hinausniest; von dem Brüllen eines Riesen in seiner Höhle wird ein ganzer Berg morsch und stürzt ein; der Riese, dem ein Bauer dient, ist so hoch, dass das Erdenwurm auf eine Tanne steigen muss, wenn es seinem Herrn etwas zurufen will. Der Riese Harpîn fällt wie ein Baum zu Boden (Iwein 5074), Asprian tritt den Verwundeten in den Mund (Roth. 4275), die Stimme des Riesen Velsenstôz erbraust wie eine Orgel, davon Berg und Thal erschallt (Virg. 732, 864, 870): auch Glockebôz, der Glockenschläger und Klingelbolt sind Sturmriesen, deren heulender Ruf furchtbar im Hochgebirge erdröhnt. Wenn der schlafende Sigenot atmet, biegen sich die Baumäste, er rauft in dem Tann Bäume aus und trägt den Berner unter den Armen fort (60, 73, 74, 110, 158). Die Riesin Runse nimmt einen Baum mit Wurzeln und Ästen, dass zwei Wagen sie nicht gefahren hätten; eine andere schreitet über alle Bäume und bedarf der Häute zweier Rinder zu ihrer Beschuhung. Der ungeheure Körper der Riesen ist zuweilen mit mehreren Händen und Häuptern ausgestattet: ein mhd. Gedicht nennt einen dreihäuptigen Thursen; Heime, der Sohn einer Meerminne, hat vier Ellen

bogen, Asprian vier Hände. Seit alter Zeit waren Sagen vom Streite berühmter Helden gegen die Riesen berühmt, vor allem Beowulfs herrlicher Sieg über Grendel und seine Mutter. In der Vorrede zum Heldenbuche heisst es:,Gott schuf zuerst die kleinen Zwerge, damit sie das wüste Land bauten und das Gebirge mit seinen Schätzen ergründeten. Darauf liess er die Riesen werden, damit sie die wilden Tiere und die grossen Würmer erschlügen, auf dass die Zwerge sicherer wären und das Land besser bebaut werden könnte. Die Riesen wurden jedoch böse und untreu und thaten den Gezwergen Leid an. Da schuf Gott die starken Helden, zwischen Zwergen und Riesen in der Mitte, die die Zwerge vor den Riesen schützten und die wilden Tiere und Würmer bekämpften. Er gab deshalb den Helden die Natur, auf Mannheit und Ehre, auf Streiten und Jagen Mut und Sinn zu stellen.'

Das Altertum kannte zwar auch die Riesen als wild und gefährlich, stellte sie sich aber auch leiblich schön, erfahren, gutmütig, wenn auch plump vor. Die schönste geistige Blüte der Riesenwelt ist der urweise Herrscher der Binnengewässer *Mîmiaz. Noch in vielen Sagen lagert der kindliche Frohsinn friedlich heiterer Verhältnisse über ihnen, und daraus entspringt ihre Treue und Redlichkeit. Hoher, strebender Sinn ist ihnen eigen, wie der Name Hôhermuot zeigt (Virg. 890). Als sie aber vertrieben wurden, ward ihr gutmütiger heiterer Sinn bitter und finster, dumpf und stumpf: so erklären sich die Namen Bitterbûch, Bitterkrût und Tumbo. Die Volkssage hat die Erinnerung an die Riesen als ein uraltes, längst vergangenes Geschlecht bewahrt: vor tausend und mehr Jahren war das Land rings um den Harz von Riesen bewohnt (D. S. Nr. 318, 324); im Elsass auf der Burg Nideck waren die Ritter vor Zeiten grosse Riesen (D. S. Nr. 17). Gewissermassen die Mitte zwischen den guten und bösen Seiten der Riesen nehmen in der as. Genesis die Nachkommen Kains. ein (119 ff). Der Dichter folgt zwar der Bibel, nimmt aber die lebhaftesten und eindrucksvollsten Farben aus dem heimischen Glauben. Von Kain stammen kräftige Leute, hart

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