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gemute Helden, herben Gemütes, wilden Willens, sie wollten. des Waltenden Befehle nicht erfüllen, erhuben schlimme Fehde, erwuchsen zu Riesen. Der Riese auf Nideck duldet nicht, dass sich seine Tochter an den Menschen vergreift. Rübezahl, der schlesische Wetterherr, erweist armen Leuten Wohlthaten, wenn sie es verdienen. Die riesischen wilden. Frauen der Tiroler Sage treten als Mägde bei Bauern in den Dienst. Namentlich in Tirol kennt die Sage noch alte gute Eigenschaften der ungeheuern Gesellen. Weichherzig weinen sie über verunglückte Tiere, schützen die Waldvögel und das Alpenvieh, sagen das Wetter voraus und lehren die Bauern manches Nützliche, denn sie sahen den Urwald schon neunmal fällen und wachsen und erfuhren deshalb so mancherlei. Der und jener Wilde sperrt sich auch ein seliges Fräulein in den Singkäfig, statt es zu zerreissen, wie ihre Sitte sonst ist. Auch suchen sich einige den Menschen zu nähern. Mancher Riese kehrte über den Winter in Bauernhöfen ein und erwies sich im Sommer darauf für die Herberge dankbar, indem er den Hof vor wilden Wassern und Bergfällen schirmte. Riesentöchter spannen Liebschaften mit starken Bauern an, und wenn diese nicht beim ersten Kuss an gebrochenen Rippen verschieden, heirateten sie sich und wurden die Stammeltern der Unholde und der Starken', die an vielen Orten bis in die jüngste Zeit fortlebten. So zeigen die Riesen neben der plumpen Kraft eine gewisse treuherzige Gutmütigkeit. Aber wir verstehen auch, dass in den Bergen und Thälern der wilden Gebirgslandschaft, in der Wildnis des Tiroler Hochgebirges wie im Norden an der Küste des Meeres besonders das Furchtbare der Riesenerscheinung ausgebildet wurde, und können die Vorliebe nachempfinden, mit der mhd. Dichter altes mythisches Volksgut ihrer Heimat bearbeiteten. Dietrichs Kämpfe mit Riesen sind noch voll des frischen Naturlebens, von dem sie den Ausgang nahmen. Im Eckenliede tritt deutlich der alte Sturmriesenmythus zu tage, da rauscht noch immer der unbändige Sturmgeist, zum Schrecken der Vöglein und alles Getieres, durch die krachenden Bergwälder. Selbst in dem späten Dichtwerke Virginal waltet noch immer ein

reger Sinn für die grossartige Gebirgswelt, deren gewaltsame Erscheinungen als Riesenvolk und Drachenbrut dargestellt sind. Donnerartig wie ein niederstürzender Bergbach ertönt das grässliche Schreien der Riesen. Als Dietrich mit tödlichem Steinwurf einen jungen Riesen getroffen hat, stösst dieser einen so grimmen Schrei aus, als bräche der Himmel entzwei, und seine Genossen erheben eine Welklage, die man vier Meilen weit über Berg und Tann vernimmt, die stärksten Tiere fliehen aus der Wildnis, es ist, als wären die Lüfte erzürnt, der Grimm Gottes im Kommen, der Teufel herausgelassen, die Welt verloren, der jüngste Tag herangebrochen. Ein starker Riese Felsenstoss lässt seine Stimme gleich einer Orgel erdröhnen, man hört sie über Berg und Thal, überall erschrecken die Leute, und selbst der sonst unersättliche Kämpe Wolfhart meint, die Berge seien entzwei, die Hölle aufgeweckt, alle Recken sollen flüchtig werden. Die Riesen hausen wie die Drachen am betäubenden Lärm eines Bergwassers, bei einer Mühle und zunächst einer tiefen Höhle. Der Zusammenhang dieser riesischen Gestalten mit ihrer landschaftlichen Umgebung hat sich frisch und lebendig erhalten.

In der Volkssage hat sich die Eigenart der Riesennatur am echtesten fortgepflanzt. Aber einige altertümliche Züge finden sich auch in der höfischen Ritterdichtung des Mittelalters. Selbst in den Artusromanen gehören ungeschlachte Riesen, ungefüge Knaben zur notwendigen Ausstattung. In dem Romane des Strickers Daniel sind sie unverwundbar wie auch sonst (S. 120). Ihr Vater hat sie so hart gemacht, dass sie nur durch ein ganz besonderes Zauberschwert verwundet werden können. Dieses Schwert erwirbt Daniel vom Zwerge Juran und tötet sie (S. 142). Ebenso muss Dietrich erst vom Zwerge Alberich Nagelring, das gute Schwert, erhalten, um das Riesenpaar zu bezwingen. Ein altes mythisches Motiv ist auch, dass der Riese nur durch ein Schwert besiegt werden kann, das ihm selbst gehört: es muss Eisen und Stein wie Holz schneiden können. Mit der Waffe, die Kuperan ihm gewiesen, tötet Siegfried den grimmen Drachen ̧ Beowulf findet in Grendels Wohnung ein Riesenschwert, aller

Waffen Krone, das alte Erbkleinod und tötet damit das mächtige Meerweib, die Wölfin des Grundes (1558 f.). Ein gewöhnliches Eisenschwert schneidet auf die Riesen nicht ein, bloss mit dem Schwertknopfe können sie erschlagen werden (Ecke 178). Auch das komische Element fehlt nicht, das den Riesen anhaftet. Der Seneschall Keie schilt die Tafelbrüder, weil sie vor einem Riesen fliehen und reitet mutig auf ihn los. Der aber packt ihn wie die andern und schwenkt ihn wie eine Waffe in der Luft. Zufälligerweise hat er nur die Rüstung gefasst. Von dem Schwingen saust Keie aus Halsberg und Waffenrock heraus; vom tötlichen Fall wird er aber durch eine nahe Linde gerettet, die ihn mit ihrer Krone auffängt, sodass er von Ast zu Aste sachte niederfällt. Auch der Riese Widolt schwenkt einen Feind als Waffe und wirft einen über vier Mann hin, dass seine Füsse die Erde nicht berühren (Roth. 1701, 1718).

Steine und Felsen sind des Riesengeschlechtes Waffen. Mit Felsen und Bäumen bekämpfen sie einander und schleudern ungeheure Blöcke wider die verhassten Kirchen. Von grossen Steinen, die einsam in weiter Ebene liegen, sagt das Volk, dass Riesen oder Hünen sie geworfen hätten. Auch Steinhämmer und Äxte werfen sie sich zu (D. S. Nr. 20); ein Felsen bei Bonn heisst Fasolts Keule. Die Hünen bei Höxter werfen sich als Ballspiel Kugeln zu und lassen sie hin und her fliegen. Einmal fiel eine solche Kugel mitten ins Thal herab und schlug ein gewaltiges Loch in den Erdboden, das man noch heute sieht (D S. Nr. 16). Spätere Sagen geben den Riesen Stahlstangen, von vierundzwanzig Ellen, eiserne und stählerne Kolben. Widolt beisst in die Stahlstange, die zwei gewöhnliche Männer nicht zu heben. vermögen, dass Feuer daraus fährt und schlägt damit wie ein schneller Donner (Roth. 650, 2734). Mit einer eisernen Stange haut der Riese, der Siegfrieds Reich bewacht, dem Helden den Schild in Stücke (N. L. 461). Wiederholt wird ausdrücklich hervorgehoben, dass die Riesen ritterliche Waffen nicht führen, sondern nur eine mächtige Stange (Strickers Daniel; Er. 5384).

Kleine Sandhügel und erratische Granitblöcke schreibt norddeutsche Sage den Hünen zu, die erst vor hundert Jahren ausgestorben seien. Bauten der Vorzeit, die lange Jahrhunderte überdauert haben und die das heutige Geschlecht nicht mehr unternimmt, stammen von den Riesen her. Das Wort der Bibel (Matth. 5, 4),es mag die Stadt, die auf dem Berge liegt, nicht verborgen bleiben wird im Heliand so wiedergegeben: die Burg, die auf Bergen steht, der hochragende Fels, das Werk der Riesen, kann nicht verhohlen bleiben (1395 ff.). Die Höhle des Drachen, den Beowulf erschlagen, heisst der Riesen Werk: Felsenbogen halten mit Stützen das ewige Erdhaus innen fest (2717). In mhd. Dichtungen wird den Riesen in den alten Zeiten der Bau von Burgen zugeschrieben. In Bayern und Salzburg nennt man gepflasterte Heerstrassen, die dem Volke uralt und nicht geheuer erscheinen, enterisch. In Hessen zeigt man neun gewaltige, grosse, steinerne Säulen und daran die Handgriffe, wie sie von den Riesen im Arbeiten herumgedreht wurden; denn sie wollten damit eine Brücke über den Main bauen (D. S. Nr. 19). Überall verbreitet sind die Erzählungen, dass Riesen ganze Hügel von ihren Schuhen abstreifen oder daraus schütten,

es Sandkörner seien, oder kleine Berge aus der löcherigen Schürze verlieren (D. S. Nr. 323 ff.; S. 113): der Riese ist der Sand und Steinchen führende Wirbelwind, der Bäume entwurzelt und schwere Lasten in die Lüfte hebt. Ein Hüne fiel mit solcher Gewalt auf einen grossen Feldstein, dass er das Nasenbein zerschmetterte und ihm ein Strom von Blut entstürzte, dessen Überreste noch heute zu sehen sind. Ein anderer ritzte beim Springen seine grosse Zehe an der Turmspitze; das Blut spritzte in einem tausendfüssigem Bogen aus der Wunde und sammelte sich in einer nie versiegenden Lache (D. S. Nr. 325). Das Blut des versteinerten Sturmriesen und wilden Jägers Watzmann fliesst in ein weites, tiefes Seebecken.

Der Norden und Süden Deutschlands sind reicher an Riesensagen als das mittlere Deutschland; die Hochgebirge (Tirol) und die Küsten der Nordsee reden vorzugsweise von

ihnen. Aus der Urzeit stammt der allgemeine Typus, aber Farbe und Gepräge hat ihnen die Gegend gegeben, die sie zu lebensvollen mythischen Persönlichkeiten ausgebildet hat.

2. Luftriesen.

In den Luftriesen wird vorzugsweise das Ungestüm der Stürme dargestellt, aber wie das Volk Nebelzwerge kennt, giebt es auch Nebelriesen: sie können sich nach Belieben gross und klein machen (S. 124, 125). Steigt Dunst aus den Schluchten, der dem Lande Regen bringt, so sagt man in Tirol: die Riesen dahinten rauchen ihre Pfeife. Der Mantel, den sie bei gutem Wetter tragen, ist der Nebelmantel der Berge. Dampfen die Berge, so backen und brauen die Riesen wie die Zwerge. Nebel- und Sturmriesen berühren sich nah; der wilde Jäger ist nicht bloss im Sturmwinde zu spüren, sondern auch im Jagen der Wolken, im Flattern der Nebelfahnen zu sehen. Das Aufsteigen des weissen Brodems aus Sümpfen und Gewässern gab den Wasserriesen Nebelgestalt: Grendel, der unheimliche Dämon der Sturmflut und des Sumpffiebers, wohnt im Meere eine Meile tief unter dem Wasser. Unter den Nebelklippen kommt er vom Meere gegangen, schreitet dahin unter Wolken (711 ff.). Die zur Nachtzeit an den Berggipfeln haftenden und mit Sonnenaufgang schwindenden oder durch den Sturm vertriebenen Nebelgebilde riefen die Versteinerungssagen von Riesen und Zwergen hervor: der Steinblock bleibt zurück, während die Nebelgestalten zum Himmel entschweben.

Aus der bewegten Luft, dem brausenden Sturmwinde, der um die Hütte des Hirten heult, die Wolken scheucht, Eichen entwurzelt und selbst Steine mit sich führt, erwuchs das hochgewaltige Geschlecht der Sturmriesen. Sagen, die vom Windgotte Wodan berichten, kehren in charakteristischen Zügen bei den Winddämonen wieder; denn das Element, aus dem beide entstanden sind, ist dasselbe. Über ganz Germanien sind die Sagen vom wilden Jäger verbreitet; einige sind sicherlich jüngern Ursprunges, andere aber Erinnerungen an

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