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Die Verbindung der Wielandsage mit der vom Raube der Schwanenjungfrau ist vielleicht nicht ursprünglich, war aber sicher bereits im 5. Jahrhundert vollzogen, und Wielands Beziehungen zu ihr wie zu Baduhilt entsprechen dem Wesen des Feuergottes. Aus dem weissen Nebel der irdischen Gewässer stammen die lieblichen Gestalten der Schwanenmädchen; dass dieser Teil der Sage schon vor der Übersiedlung nach England hinzugetreten ist, zeigen das ags. und an. Gedicht, und die Ortsnamen Wielandsbrunnen und Wielandstann, denn um Wald und Weiher schweben die holden Göttinnen, und eine von ihnen fängt Wieland im Bache. Der Dampf der Schmiedeesse führt zu dem Nebel des Wassers. Ohne Luft und Wasser ist das Feuer des Schmiedes machtlos. Die verheerende, tückische Natur des Feuers spiegelt Wielands Rache an Nidhads Kindern wieder. Sein Aufenthalt endlich im Berge, bei den Zwergen, zeigt ihn gleichfalls als Herrn des irdischen Feuers; denn auch das Erdinnere birgt Feuer, und die schmiedenden Zwerge schaffen an der Bereitung des Erzes, das wir dem Innern der Erde entnehmen.

Der Kirche musste die Person des tückischen Schmiedes willkommen sein, um an ihr den christlichen Begriff des Bösen zu veranschaulichen. Schmied und Teufel haben im späteren Volksglauben zahlreiche Züge gemeinsam. Der Teufel ist der,svarze meister' in der russigen Hölle, treibt unsichtbar seine Arbeit, schmiedet und baut wie Wieland und ist vor allem Hinkebein, ags. hellehinca.

Mythenkreise.

2. Der Wechsel von Tag und Nacht.

Wie der Siegfriedsage liegt der Gudrunsage ein alter Mythus von einem ewigen, Tag um Tag sich erneuernden Kampfe, dem Kampfe zwischen Licht und Finsternis zu Grunde. Bei den seeanwohnenden Deutschen bildete er sich zur Hilde-Gudrunsage heraus, bei den Stämmen des Binnenlandes entwickelte sich aus ihm die Waltharisage.

Die Hildes age ist von den das Meer berührenden

Stämmen ausgebildet, wanderte dann nach Norden und ist hier in ihrem alten Zusammenhange erhalten geblieben. König Hogni (deutsch Hagen), so erzählt die altnordische Sage, hat eine Tochter Hilde; sie raubt der junge schöne König Hedin (mhd. Hetele), der Sohn des Hjarrandi (ags. Heorrenda, ahd. Herrant, Horand), obwohl beide Blutbrüderschaft geschlossen haben, während Hognis Abwesenheit, und sie entfliehen mit den Schätzen, sei es ihres Vaters oder denen, die Hedin ihr zugebracht. Hogni setzt ihnen nach und erreicht sie bei der Insel Háey,,Hochinsel', einer der südlichsten Orkneys oder nach dänischer Volkssage auf Hiddensee (Hithins ö) bei Rügen. Hilde begiebt sich zu ihrem Vater und bietet ihm [ein Halsband zur Sühne an. Willst du aber das nicht', sagt sie, ,so ist Hedin zum Kampfe bereit, und keine Schonung darfst du von ihm erwarten'. Auch Hedin bietet seinem Schwiegervater Hogni Vergleich und vieles Gold zur Busse an. Hogui aber antwortet: Zu spät bietest du mir das, denn nun habe ich mein Schwert aus der Scheide gezogen, das von Zwergen geschmiedet ist und jedesmal einem Manne den Tod bringt, wenn es entblösst wird; nie wird ein Hieb vergeblich mit ihm geführt, und nimmer heilt die Wunde, die es geschlagen'. Hedin entgegnet: ‚Du rühmst dich des Schwertes, doch noch nicht des Sieges, ich nenne jedes Schwert gut, das seinem Herrn treu ist'. So scheitert an Hognis starrem Sinne der Versöhnungsversuch, und es kommt auf der Insel zum heissen Kampfe zwischen den beiden Königen und ihren Heeren, der der Hedeninge Unwetter' genannt wird; er währt den ganzen Tag, am Abend aber begeben sie sich zu ihren Schiffen. In der Nacht geht Hilde auf die Walstatt und weckt mit Zauberkunst alle Toten wieder auf. Am nächsten Morgen eilen die Könige wieder auf das Schlachtfeld und fechten und mit ihnen alle, die am Tage vorher gefallen sind. So wird die Schlacht fortgesetzt. einen Tag nach dem andern, indem jedesmal bei Sonnenuntergang alle erschlagenen Männer und alle Waffen zu Stein werden, die auf dem Schlachtfelde liegen. Aber sobald es tagt, stehen alle die Toten wieder auf und kämpfen, und alle

Waffen werden wieder neu und so, heisst es in Liedern, wird es fortgehen bis zum Ende aller Dinge.

In der Hildesage, wie sie im Norden und im süddeutschen Gudrunepos erzählt wird, kehren einmal die Namen wieder, dann aber auch die Thatsachen: Hedin-Hettel entführt Hilde, der Vater Hogni-Hagen setzt dem Paare nach, es kommt zu einem Kampfe zwischen Vater und Schwiegersohn. Im Epos endet er mit einer Versöhnung (488 ff.). Eine blutige Schlacht wird am Strande geschlagen. König Hettel wird von Hagen verwundet, der mit grossem Heere der entführten Tochter nachgefahren ist; Wate aber schlägt den wilden Hagen, dass an des Helmes Spangen sein Schwert hell erglänzt und das Tageslicht seinem Blicke vergeht (V. 519). Da fleht Hilde für den Vater, der Streit wird beigelegt, Hagen versöhnt sich mit der Tochter und dem Eidam, und Wate, der von einem wilden Weibe Heilkunst gelernt hat, heilt auf Hildes Bitten ihren Vater und die übrigen Verwundeten (S. 174). In Hildes kindlicher Liebe, die Wate bittet, die Wunden zu heilen, die Wate selbst geschlagen, ist ein Nachklang an die mythische Totenerweckung unverkennbar. Der Versöhnungsversuch der nordischen Überlieferung führt in der deutschen Heldensage zur wirklichen Versöhnung. Jüngere Zeit hat die alte herbe Tragik gemildert, und die Verbindung mit der Gudrunsage erforderte einen anderen Abschluss. Aber um 1130 war der tragische Schluss auch in den deutschen Rheinlanden bekannt (Alexanderlied 1320 ff.). Der Kampf um Hilde ist auf den Wülpenwerder in der Gegend der Scheldemündung verlegt, Hagen und Wate stehen einander gegenüber, und Hagen, Hildes Vater, wird von Wate getötet.

Die Hildesage hat also in Deutschland selbständig bestanden, sie spaltete sich später in zwei Entführungsgeschichten, deren Heldinnen Mutter und Tochter sind, Hilde und Gudrun. Die Entführung der Heldin, die Verfolgung des Vaters und sein Tod in dem Kampfe sind beibehalten (847 ff.), aber neu ist die Einführung des gewaltthätigen Liebhabers (Hartmut) neben dem Bräutigam (Herwig), das lange Leiden und standhafte Dulden Gudruns, ihre Befreiung durch einen Rachezug

und der glückliche Ausgang, den das Epos nimmt. Alles Mythische ist in der Gudrundichtung abgestreift, es ist eine schöne, farbenprächtige Fortsetzung der Hildesage, und auf Grund eines Doppelliedes von Hilde und Gudrun entstand nicht lange nach 1210 das Epos eines bayerisch-österreichischen Dichters. Noch heute lebt auf der deutschen Sprachinsel Gottschee in Krain die alte Nordseesage fort, wie Balladen von Sigurd und Brynhild und Dietrich auf den meerumbrausten Faröern noch heute zum Tanze gesungen werden.

Der endlose Kampf,,der Hedeninge Unwetter' (d. h. der Nachkommen des Hedin-Hetel) ist offenbar der Kern des alten, urgermanischen Mythus, er ist die Heroisierung eines beständig sich erneuernden Naturvorganges, ein Bild des unaufhörlichen, allgemeinen, aber nie entschiedenen Kampfes entgegengesetzter Mächte, des Wechsels von Tag und Nacht, des Aufgangs und des Niedergangs, des Entstehens und Vergehens, des Seins und des Nichtseins. Nur des Nachts ruht der allgemeine Kampf alles Lebendigen, aber bei Tagesanbruch entbrennt er von neuem. Der junge schöne HedinHettel vertritt den leuchtenden Tagesgott Tius, Hilde, die ihrem Vater mit den goldenen Schätzen geraubt wird und ihm [ein goldenes Halsband d. i. die Sonne zur] Sühne anbietet und jede Nacht die gefallenen Krieger wieder zum Leben erweckt, vertritt die Sonnengöttin Frija, auf den finsteren, unversöhnlichen Hagen-Hogni endlich, dessen Schwert, sobald es gezogen ist, jedem Manne den Tod bringt, sind mythische Züge des alles beendigenden und beschliessenden Gottes der Finsternis übergegangen. Mit dem lichten HedinHettel hat der wilde Hagen einen Bruderbund geschlossen, wie Entstehen und Vergehen von jeher Gesellen sind. Mit dem Sonnengolde ist Hilde entflohen; am Mittag, auf der Höhe des Himmels, entbrennt dann der Kampf. Die Gegnerschaft zwischen Vater und Eidam ist nur aus der mythischen Vor stellung zu denten; in Walthari-Hagen, Siegfried-Hagen, Rüdiger-Hagen, Eckehart-Hagen, Berchtung (der glänzende)Saben (der verschlagene'), Eckehart (der mit dem Schwert standhaltende) - Sibich (der kluge, verschlagene') kehren die

selben Gegensätze wieder, und diese heroisierten Namen sind. an Stelle von Göttern des Himmels und der Finsternis getreten. Der germanische Himmels- und Tagesgott ist Tius, der Name seines Gegners ist in Deutschland verloren gegangen. Auch in der Volkssage steht Eckehart-Tius noch in Beziehung zur Sonnengöttin Frija; er ist der Warner am Eingange des Venusberges, der Hölle, oder zieht mit weissem Stecken in der Hand an der Spitze des wilden Heeres der Holda einher (D. S. Nr. 7). Dem Mythus ist endlich eigen, dass Hedin-Hettel und Hogni-Hagen ein Schwert schwingen, dessen Trefflichkeit besonders hervorgehoben wird. Sie stehen einander als Schwertbewaffnete gegenüber wie Rüdiger und Hagen, Eckehart und Hagen im Nibelungenliede. Hagen führt die Waffe - Schwert des Todes' ist ihr alter mythischer Name, die gezogen jedermanns Tod ist, die in keinem Hieb versagt und unheilbare Wunden schlägt, Hedin aber preist jedes Schwert, das seinem Herrn hold ist, das sich ihm treu beweist. Keiner wird Herr des anderen werden, bis es der Finsternis gelingt, das goldene Sonnenschwert mit der nächtlichen Waffe zu vertauschen: dann fällen beide einander. So reicht der Mythus in das Ende aller Dinge, in den Weltuntergang, hinein.

Zu derselben Zeit, wo der Heteningenmythus bei den Stämmen an der Nordsee umgebildet wurde, im 6. Jahrhundert, geschah die Ausbildung der Waltharisage bei den Alemaunen, den alten Tiusverehrern. Die Walther-Hildegundesage ist nur eine Erneuerung und Erweiterung der von Hettel und Hilde; alle Hauptzüge stimmen überein. Auf einen vielleicht geschichtlichen westgotischen Helden Walther wurde die mythische Entführung und Verfolgung übertragen. Der Name Hildegund ist gewissermassen eine Verdoppelung des Namens Hilde. Nur dadurch kann Walther in den Besitz der Geliebten kommen, dass er sie entführt, und darum flieht er mit ihr von Attilas Hofe. Wäre Hildegund seine Mitverbannte oder seine Braut gewesen, würde er nicht solche Überredungskünste nötig gehabt haben (V. 230 f.); denn sie traut seinen Liebesversicherungen anfangs durchaus nicht.

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