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Das Ross, das die fliehende Jungfrau am Zügel leitet, wird mit Schätzen beladen, auf die sie im Mythus Anspruch gehabt hat. Im Walthariliede ist es allerdings Gunther, der dem Helden die Schätze rauben will (470), und Hagen ist voll Eifer bemüht, dem Gebieter den Plan zu verleiden, aber nur der Vater Hagen, dem die Tochter entführt ist, kann die Schätze beanspruchen. Wie der Name Hagen für den Gegner des fliehenden Helden wiederkehrt, so sind auch Walther und Hagen Blutsbrüder und erneuern ihren Bund nach Beendigung des blutigen Streites. Als letzten Versuch, Gunther vom Kampfe abzuhalten, schlägt Hagen vor, Walther zur freiwilligen Herausgabe seines Schatzes zu bewegen; der Verfolgte bietet 100 goldene Ringe und verdoppelt nach her sogar das erste Angebot: auch dieser doppelte Versuch des Verfolgten, sich den Frieden zu erkaufen, kehrt in der Hildesage wieder. Der endlose Kampf der Hedeninge ist zu einem zweitägigen Kampfe mit Gunther und seinen zwölf Helden geworden. Nachdem Walther den Angriff von Gunthers Mannen siegreich abgeschlagen hat, und Gunther und Hagen sich zurückgezogen haben, gönnt sich der Held die verdiente Ruhe, lagert sich auf den Schild und versinkt in Schlummer. Aber die Jungfrau sitzt ihm zu Häupten und wacht und hält mit Gesang die schläfrigen Augen offen (1180). Auch hier wirkt eine dunkle Erinnerung an den Zaubergesang der Hilde nach, mit dem sie die Erschlagenen zu erneutem Kampfe erweckt. Selbst der tragische Ausgang des Mythus schimmert noch durch: Hagen schlägt Walther die rechte Hand ab, und Hagen büsst ein Auge ein.

Die alemannische Fassung der Walthersage, wie sie aus Scheffels schöner Nachdichtung bekannt ist, liegt auch in zwei ags. Fragmenten des Waldere aus dem 8. Jahrhunderte vor. Das erste enthält eine Rede der Hildegunde, worin sie Walther zum Kampfe antreibt: auch hier blickt die Totenerweckerin Hilde noch durch, wenn auch stark verblasst. Das zweite Bruchstück enthält die Trotzreden, die Walther und Gunther vor dem Kampfe wechseln. Die Handlung fällt in die Frühe des zweiten Schlachttages, wo Walther

seinen Schlupfwinkel verlassen hat und sich von Gunther und Hagen auf offenem Felde angegriffen sieht. Auch die ags. Dichtung hat den Versuch des Verfolgten erhalten, den Frieden zu erkaufen. Walther bietet ausser den Kleinodien auch ein Schwert an, der Waffen beste; Mimming, Wielands Werk, wird es genannt. Aber Hildegund will lieber tot als sieglos und gefangen sein, ein starkes Herz schlägt ihr in der Brust, wie den altgermanischen Frauen des Tacitus (Germ. 8). Sie spornt den Geliebten zum Entscheidungskampfe an und preist sein Schwert: ihm sei das herrlichste Kleinod geworden, ihnen beiden zur Hilfe; Gunther habe das Schwert und die Schatztruhen gefordert, nun solle er, beide entbehrend, aus diesem Kampfe gehen. Nicht minder rühmt Gunther, der für Hagen eingetreten ist, sein Schwert, und auch im Walthariliede fechten Walther und Hagen die letzte Entscheidung mit dem Schwerte aus; der ursprüngliche Schluss kann nur gewesen sein, dass beide sich gegenseitig getötet haben. Wenn das leuchtende Sonnenschwert in die Gewalt der finstern Mächte gefallen ist, bringt es seinem ursprünglichen Besitzer, dem Himmelsgotte, selbst den Tod.

Der Name Hagen ist offenbar die gewöhnlichste und verbreitetste epische Benennung des südgermanischen Gottes der Finsternis; Mythen von diesem, aber auch aus dem Seelen- und Marenglauben sind auf ihn übertragen (S. 9, 67). Nur die hohe Bedeutung, die der Gott im Mythus inne hatte, erklärt die alte und weite Verbreitung des epischen Namens, mag er den Beschliesser, den Gott, der alles endet' bedeuten. oder den gespenstischen Nebelsohn.

Dem in der Finsternis hausenden Gotte Requalivahanus brachte im 2. Jahrhundert nach Christus ein Q. Aprianus Opfer und Gelübde dar, wie ein 1883 bei Köln gefundener Votivstein zeigt. Das erste Glied ist unfraglich germ. *rekvaz (got. riqis, an. røkkr., gr. &-08ßos, aind. rájas dunkel, armen. erek Abend) Finsternis, Dunkelheit; in den got. Namen Reccared, Reccaulfus, Riccitanc, Reccesuinth, Recimerus, Riccifrida, Riccila wird eine ähnliche mythische Beziehung enthalten sein wie in Nibelung. Der zweite Teil

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wird verschieden gedeutet, als der ,dunkelfarbige' (lat. liveo, lividus) oder als ,der, dem die Finsternis überlassen ist (got. leihvan, leihen) oder der in der Finsternis als Herrscher waltet oder der Gott, der in der Finsternis lebensvoll ist," im Gegensatze zu der Helligkeit, dem Lichte, das seine Lebensfülle schädigt. Gemeint wird ein Unterweltsgott sein: ob derselbe, dessen mythischer Gegner Tius ist, wird mehr als zweifelhaft sein; man könnte auch an Wodan als Gott der Unterwelt denken.

Der Tag wird allnächtlich von der Nacht ver schlungen, um zur Zeit der Morgendämmerung wieder freigelassen zu werden. Sagen und Märchen von einem Helden oder einer Jungfrau, die von einem Ungeheuer verschlungen und später wieder befreit werden, haben sich in der Volksmythologie erhalten. Wenn sich das Licht der Sonne oder des Mondes verfinsterte, dann glaubte man, der klaffende Rachen eines Wolfes drohte sie zu verschlingen. Überreste dieses alten Glaubens bekunden sich vornehmlich in dem lärmenden Geschrei, das zur Verteidigung der gefähr deten Gestirne und zum Abschrecken des Verfolgers erhoben wird, auch durch Waffen suchte man den Bedrängten zu Hilfe zu kommen. Die Bekehrer griffen den heidnischen Aberglauben an und verboten, solche Rufe auszustossen und ,siege Mond (vince luna) zu schreien, um dem Monde in seiner grossen Bedrängnis beizustehen (Indiculus Nr. 21). In alten Kalendern war das Bild von der Sonne oder dem Monde im Rachen eines Drachen ein Symbol zur Bezeichnung von Finsternissen. Und stracks verschlingt den Tag die fürchterlichste Nacht', heisst es in Wielands Oberon (Ges. V).

Auf ursprüngliche Naturmythen weist das Märchen von Rotkäppchen zurück (K. H. M. Nr. 26). Man ist geneigt, das Märchen von der kleinen süssen Dirne, die alle Leute so lieb haben, die mit ihrem schimmernden roten Sammetkäppchen samt der Grossmutter von einem Wolfe verschlungen wird, bis der Jäger dem schlafenden Tier den Bauch aufschneidet und beide wieder gesund und heil herausspringen, als einen volkstümlichen Mythus von dem alten Gegensatze.

zwischen Licht und Finsternis, Sonnenaufgang und Untergang anzusehen. Nur darf man nicht den Jäger, der den Verschlinger, die Nacht, erlegt, als den Sonnengott auffassen, oder die Flasche Wein, die Rotkäppchen im Korbe trägt, als das helle Nass der Wolke deuten, das erquickend auf die Fluren niedertropft, oder das Schnarchen des Wolfes auf das ferne Rollen des Donners zurückführen. Im 10. Jahrhundert bereits wird von einem kleinen Mädchen erzählt, das eine rotgefärbte Kappe zum Geschenke erhielt und von einem Wolfe im Walde den Jungen zum Frasse vorgeworfen wurde; aber diese spielten mit ihr und streichelten ihr den Kopf. Das Mädchen sagte: Zerreisst mir ja nicht diese Kappe, ihr Mäuse, denn die hat mir mein Pate geschenkt, als er mich aus der Taufe hob. Denselben Vorgang des Tagesanbruches stellt auch die Auffindung des Berchtung, d. h. des Lichtsohnes, Wolfdietrich dar. Zu dem ausgesetzten Knäblein kommen die Wölfe, wie zu Romulus und Remus, eine symbolische Bedeutung der Nacht, aus dem Walde und schnobern es an; das Kind greift nach ihren Augen, die in der Dunkelheit wie Lichter glänzen, aber keines der Tiere thut ilm etwas zu Leide. Auch auf das Waldleben Siegmunds und Sintarfizzilos ist vielleicht dieser Mythus übertragen, und erst später wurde die Sage durch Züge des Werwolfglaubens entstellt (S. 30).

Nahe verwandt ist das Märchen,der Wolf und die sieben Geislein. Es erzählt, wie der Wolf die Geislein mit Ausnahme des jüngsten verschlang, das sich in dem Kasten der Wanduhr versteckt hatte. Wie im Rotkäppchen der Jäger, schneidet hier die heimkehrende Mutter dem Wolfe den Bauch auf und füllt ihn mit Steinen. Der Erzähler scheint nicht an wirkliche Zicklein und an einen wirklichen Wolf gedacht zu haben, sondern an die Tage der Woche, die von der Nacht verschlungen werden. Wie sollte er sonst auf den Einfall gekommen sein, dass er nur das jüngste nicht habe finden können? Es ist das Heute, dem er nichts anhaben kann. Der Uhrkasten ist natürlich junge Einfügung; er ist. erst nach Erfindung der Uhren in das Märchen gekommen.

3. Tages- und Jahreszeitenmythen.

Bei vielen Völkern, nicht nur bei den Indogermanen, wird das Verhältnis des Himmels zur Erde als ein bräutliches oder eheliches aufgefasst. Im rauschenden Gewitter regen vollzieht sich ihre Vermählung. Der Dichter Logau giebt dieser Vorstellung in seinem bekannten Epigramm vom Mai Ausdruck:

,,Dieser Monat ist ein Kuss, den der Himmel giebt der Erde,
Dass sie jetzund eine Braut, künftig eine Mutter werde."

Geibel singt:

Der Himmel selbst ist tief herabgesunken,

Dass liebend er der Erde sich vermähle."

Hatte zunächst der Wechsel von Tag und Nacht die Einbildungskraft des Menschen beschäftigt, so lag es nahe, diese Anschauung zu erweitern und auf Sommer und Winter zu übertragen; so gehen auch in der Sprache die Bezeich nungen für Tag und Sommer in einander über: germ. *dagaz Tag', preuss. dagas,Sommer'. Die feindlichen Dämonen, die in ewigem Kampfe mit dem Tagesgotte liegen, werden die Widersacher des Natur- oder Jahresgottes; sie trachten danach, ihm seine Macht und seine Gattin, die mütterliche Erde, zu entreissen. Die Dürre des Winters, seine unaufhörlichen Regengüsse, die starre Herrschaft von Frost und Eis werden je nach dem Klima die räuberischen Freier, die die Geliebte des Jahresgottes zur Zeit seiner Abwesenheit umbuhlen oder den Gott selbst gefangen halten, ursprünglich gewiss auch töten. Wenn aber die ersten Zeichen des Lenzes sich melden, erscheint der Gott wieder, wirft die Fesseln der Knechtschaft und das armselige Gewand der Flucht und Gefangenschaft ab, erschlägt im ersten Frühlingsgewitter die frechen Buhler und vereinigt sich wieder mit der harrenden Gemahlin.

In der griechischen Heroensage ist Odysseus der Träger des Jahreszeitenmythus geworden. Schon sein Name (der Zürnende oder der vom Zorne der Götter Verfolgte) wird nur einem mythischen Wesen gerecht, ebenso der der Gewandwirkerin Penelope. Die Rückkehr eines der Helden vom trojanischen Kriege wurde mit der Rückkehr des Jahresgottes verbunden. Die Bedrängnis der Gattin des Verschol

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