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an den Eingang der Burg und bewacht die Pforte, bis Orendel einzieht und die Freier totschlägt, die drinnen sind.

Dieser dritte Teil ist offenbar nur eine andere Erzählung des ersten er behandelt ausführlicher die Schilderung, wie der wiederkehrende Held sein Reich und Heimwesen vorfindet, die buhlerischen Werber erschlägt und Gattin und Herrschaft von neuem gewinnt. Dass Orendel eine Brautfahrt unternimmt, ist für den Geschmack des Publikums umgedichtet, ebenso wie die Fahrt nach dem heiligen Grabe: es handelt sich um eine Heimkehr wie in der Odyssee. Orendel, der Gemahl der Königin Bride, ist gescheitert und in die Knechtschaft des riesischen Fischers Ise geraten. Unkenntlich, in schlechter Tracht, kehrt er endlich heim zu seiner Frau säubert sein Haus von den Freiern und nimmt die Herrschaft wieder in die Hand. Aber daneben findet sich eine zweite Vorstellung: diese Herrschaft ist nicht von Dauer, der Loskauf ist nur scheinbar gewesen, der Held muss abermals in die Knechtschaft zurück und Thron und Gattin verlassen. Es liegt ohne weiteres nahe, hinzu zu fügen: abermals kehrt er zurück und erschlägt die Freier, und abermals muss er in die Dienstbarkeit zurück; d. h. wir haben einen ewig wiederkehrenden Mythus vor uns, einen Jahreszeitenmythus, der vielleicht mit einem Schiffermythus verbunden ist, jedenfalls naturgemäss ähnliche Züge aufweist wie dieser. Im hohen Nordosten lag nach der Vorstellung der alten Germanen das Riesenheim (S. 182), das Reich des Eises und des Frostes, hierhin verlegte man den Aufenthalt des milden Jahresgottes während seiner Abwesenheit. Orendel ist also gegen Osten in das Eisland, in die Herrschaft der Kälte und des Schnees, des Winters gezogen und kehrt von hier im Frühjahre zurück, erschlägt im ersten Frühlingsgewitter die argen Dränger und vereinigt sich wieder mit der Geliebten, die ihn sehnsüchtig erwartet hat. Aber sobald die. Herbststürme beginnen, das Meer unbefahrbar wird, der Glanz des Himmels vor den trüben, schweren Winterwolken erbleicht, verfällt der Naturgott dem harten Dienste des Wintersturmriesen (S. 204). Die schnellen apfelgrauen Rosse, die der

graugewandige Ise am Strande jagt, sind die dunkeln Sturm wolken; er ist als Wintersturmriese ihr Gebieter, er wähl unter ihnen (vielleicht zweimal) ein Ross für Orendel aus: die schwarzen Sturmwolken führen den guten Jahresgott fort und bringen ihnen wieder; die Wolken, die Segler der Lüfte, sind aber zugleich das Fahrzeug, auf dem die Reise in die eisige Winterlandschaft, ursprünglich in das Totenreich, zurückgelegt wird; der sie lenkt mit einem furchtbaren Ruder, ist gleichfalls Ise, und darum erscheint er auch als Fährmann. Die winterlichen Stürme nehmen während der Abwesenheit des Gottes sein Reich ein und umbuhlen seine Gattin. Der Mythus selbst hat eine ältere und jüngere Gestalt; nach der ersten muss sich Ise zurückziehen, sobald der Jahresgott seine Herrschaft angetreten hat, aber er weiss, dass sein Knecht nach kurzer Frist in seine Gewalt zurückkehren muss; die jüngere Fassung weiss nichts von einem ewig wiederkehrenden, sondern nur von einmal geschehenem Ereignis; der Naturgott ist aus der Macht des Winters befreit und herrscht wieder in altem Glanze.

Welche Naturerscheinung daher unter Frau Bride zu verstehen ist, dürfte klar sein: sie ist wie die Gewandwirkerin Penelope die mütterliche Erde, die sich nach der Umarmung des Himmels- und Jahresgottes sehnt und während seiner Abwesenheit von den winterlichen Stürmen umdrängt wird. Orendel-Auriwandalus ist nicht der Flutenwaller, der auf der See hin und her Schweifende (an. aurr. Feuchtigkeit), sondern der Glanzliebende, Morgenfrohe (skr. vas, gr. os, lat. aurora, ags. eár, und ven sich freuen', an. vanr gewöhnt'), oder der Glanzwandler, ein Beiwort des germ. Himmelsgottes. Aus dem Wasser erhebt sich die lichte Tagessonne, und daher ist auch der Name des Vaters Oeugel verständlich (aus *awjô, ahd. ouwa Wasserland'). Bringt man Oeugel mit ahd. ouga,Auge und ougan vor die Augen bringen, zeigen, weisen' zusammen, so bedeutet es den Zeiger oder Weiser, der (etwa als Gestirn) dem Gotte den Weg weist: so macht Oeugel seinen Sohn auf Frau Bride aufmerksam. In der Edda wird ein Heiligtum des Wandil, Wandilsve erwähnt, und wie

die Ingväonen, Istväonen und Erminonen sich nach dem Himmels- und Jahresgotte benannten, so haben sich vielleicht auch die Vandalen nach dem Gotte als Wanderer bezeichnet. Ihr Königsgeschlecht nannte sich nach dem Kultus der taciteischen Alcis (Germ. 43), und eine Verehrung der göttlichen Dioskuren ohne den Himmelsgott selbst ist unmöglich.

Die Gattin des germanischen Jahres- und Himmelsgottes ist durch einen herrlichen Brustschmuck ausgezeichnet, der die Sonne bedeutet (S. 234). Damit ist die Erdgöttin zu einer Lichtgöttin aufgerückt; dem Gotte des alles überwölbenden und bedeckenden Himmels ist die Erde als Gemahlin eigen, dem Gotte des lichten Tages die helle Sonne. So entsteht ein vermischter Mythus, dessen Einzelzüge sich bald auf die Werbung des Jahresgottes um die Erdgöttin, bald auf die des Lichtgottes um die Sonnenjungfrau beziehen. Den Zusammenhang von Wärme und Licht mit Blühen und Leben hat das Märchen von Rapunzel in seiner alten Natursymbolik bewahrt (k. H. M. No. 12). Rapunzels Mutter hat von der Pflanze gegessen, die sie, von einem plötzlichen Gelüste gefasst, aus dem Garten einer Hexe entwendet hat. Die Hexe aber hat durch den Diebstahl der Mutter Gewalt über das Kind erhalten und sperrt es in einen im finstern Walde gelegenen Turm, der ausser einem kleinen Fensterchen oben keine Öffnung hat der Vegetationsgenius verschwindet zeitweilig im Erdinnern durch eine feindliche Gewalt. Aber durch dieses Fensterchen naht der Gefangenen heimlich der Liebhaber, der sie befruchtet; die Sonnenstrahlen bahnen ihm den Weg: es sind die sonnengleichen, langen Goldhaare, die Rapunzel aus dem Fenster bis auf die Erde hernieder hangen lässt, und an denen der liebende Königssohn zu ihr heraufklettert. So ist der Vegetationsgenius zugleich ein Sonnengenius. Auch den Märchen von Sneewittchen und Dornröschen liegt die gleiche mythisch-poetische Auffassung vom Absterben und Wiederaufleben der Vegetation oder schönen Jahreszeit zu Grunde (K. H. M. No. 53, 50): in beiden wird. die Jungfrau in den Zustand des Scheintodes versetzt, der eindringende Frühlings- und Sonnengenius erweckt die Ver

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schlossene wieder und vermählt sich mit ihr (S. 211). Die Grundlage des Märchens von Dornröschen bildet also viel leicht ein Mythus von einem weiblichen Vegetations- und Wärmegenius, der durch den höchsten Gott entführt, befruchtet und wegen der Nachstellungen seiner Gemahlin eine Zeit lang unter der Erde verborgen gehalten wird, von wo dann ihre Kinder die Blumen und Gräser aus Tageslicht treten und so auch das Leben der Mutter wiederum kund thun (vgl. die eifersüchtige Stiefmutter in Sneewittchen).

Tages- und Jahreszeitenmythus sind in der Siegfriedsage vereinigt; es ist nicht immer möglich, mit Bestimmtheit zu sagen, welcher Zug dem einen oder andern Mythus zukommt. Am Rande des Himmels auf hohem Felsen ist der Wohnsitz der Sonnenjungfrau Brünhild gelegen; böse Dämonen, die das Licht wie die Fruchtbarkeit unterdrücken wollen, halten sie gefangen. Der flammende Zaun der Morgenröte umgiebt ihr Lager: ihn muss der Tagesgott durchdringen, wenn er sich mit der Jungfrau vereinigen will. Unerkannt wie Orendel dringt er, von der Tarnkappe verborgen, zu ihr auf den Felsen. Der Schatz, den er von den Söhnen der Finsternis, des Nebels, den ,,Nibelungen" erbeutet, ist der himmlische Schatz, das goldene Sonnenlicht, oder der Schatz der Erde, die Vegetation. Dafür, dass Brunhild an Stelle der Sonnengöttin getreten ist, zeugen die in Westdeutschland an mehreren Punkten als alt und volkstümlich nachgewiesenen Benennungen wie Lager der Brunhild' auf dem Feldberge im Taunus und Brunhildenstein oder -Stuhl bei Dürkheim in der Rheinpfalz (heute entstellt zu Brummholzstuhl). Diese Namen bezeichnen die Stelle, wo die Sonnengöttin von der Lohe ihres auf oder untergehenden Lichtes umschlossen, Ruhe hält. Der Brunhildenstuhl bei Dürkheim ist als alte Fastnachts-(Frühlings-)feuerstätte überliefert; in der Römerzeit sind hier Sonnenräder und fünf Inschriften eingehauen, von denen eine dem Mercurius Cisustius Deus geweiht ist. Der mit dem Brünhildemythus in Verbindung gebrachte Fels, der zum Frühlingsfeuer dient, war also von ältester Zeit her ein heiliger Ort, und der Mythus selbst muss auch Beziehung auf

den Frühling gehabt haben. Das Aufschneiden der Brünne bedeutet das Durchbrechen des die schlummernde Natur umschliessenden Frostpanzers durch den Licht- und Sonnengott. Eine dunkle Erinnerung an die mythische Entrückung der Göttin des Wachstums in die Unterwelt mag es sein, wenn im Siegfriedsliede Siegfried erst acht Klafter unter der Erde den Eingang zu dem Drachensteine gewinnt, auf dem Kriemhild, ursprünglich Brünhild, von dem Drachen bewacht wird. Wie die Göttin aus der Waberlohe durch den Geliebten geholt wird, so sprangen der junge Bursch mit der Geliebten durch die sprühenden Flammen der Frühlingsfeuer. Auch die idg. Aurora, die altgerm. Austrô war bei den Germanen aus einer Göttin der täglichen Morgenröte in eine Göttin des Frühlings. lichtes, in eine Frühjahrsgöttin verwandelt worden, und Ostern war vermutlich schon der Name der alten deutschen Frühlingsfeier.

Aber die Sonne erliegt den dunklen Nebelmächten, die grünende, blühende Erde fällt wieder in die Fesseln des Winters, der Naturgott wird von den Kindern der Dunkelheit ermordet oder gefangen genommen. Wie Odysseus den dämonischen Wesen Kalypso, Kirke, Nausikaa verfällt Siegfried der Kriemhild, die schon durch ihren Namen (die verlarvte, verhüllte Kämpferin) ihren mythischen Ursprung verrät. Wie Orendel nur scheinbar losgekauft ist, und seine Befreiung nicht dauernd ist, so betont das Nibelungenlied stark die Ab. hängigkeit Siegfrieds als des Lehnsmannes des nibelungischen Gunther. Wie der Jahresgott stirbt, wenn die Erde im Winterschlaf erstarrt, so findet Siegfried seinen Tod durch Hagens Hand, der gleichfalls zum dämonischen Niblungengeschlechte gehört, nachdem ihn die dämonisch schöne Jungfrau in ihr unterirdisches Reich gelockt hat (S. 213).

Die Parallelen, die man zwischen dem geschichtlichen Befreier Deutschlands, Arminius, und Siegfried gezogen hat, beweisen zwar nicht, dass der Sieger auf dem Teutoburger Schlachtfelde in unserem Epos fortlebt, machen aber wahrscheinlich, dass Züge aus dem Mythus früh auf den Liebling des Volkes übergingen. Siegfried, der den Sieg erficht, um

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