ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Im Frühjahre feiert das göttliche Paar seine Vermählung. Aber der Schoss, der alles Leben als grosse Mutter gebiert, nimmt auch alles Leben als grosses Grab wieder in sich zurück. Darum ist die Erdgöttin auch Totengöttin. Nachdem der Himmelsgott der Herrscher des lichten Tages geworden war, konnte auch die Erdgöttin nicht mehr seine Gemahlin bleiben; als Sonnen- und Wolkengöttin schwang sie sich zu seiner himmlischen Gattin empor. Wie sich vom germ. Himmels. gotte Tivaz die verschiedenen Erscheinungsformen loslösten, so tritt auch die deutsche Hauptgöttin Frîja, d. h. die Geliebte oder Gattin des grössten Gottes, unter vielen Namen auf.

Die Erdgöttin.

1. Die Mutter Erde.

Ein alter ags. Spruch, den die Engländer noch vom Festlande mit hinübergenommen haben, lautet:

Heil sei dir, Erde, Menschenmutter,

Werde du fruchtbar in Gottes Umarmung,

Fülle mit Frucht dich, den Menschen zum Nutzen!

Mit dem Gott, in dessen Umarmung die Erde empfängt und die Frucht hervorbringt, kann nur Tius gemeint sein. Der Segen soll gesprochen werden, wenn man den Pflug in Bewegung setzt und die erste Furche zieht. Diese Nachricht wird durch einen zweiten, gleichfalls ags. Spruch vervollständigt:

Ostwärts stehe ich, Hilfe erflche ich,

Ich bete zu dem hehren Herrn, ich bete zu dem grossen Herrn,

Ich bete zu dem heiligen Wart des Himmelreiches;

Zur Erde bet' ich und zum Himmel darüber

Und zu der wahrhaftigen, heiligen Maria

Und zu des Himmels Macht und seinem Hochbau,

Dass ich vermöge durch des Herrn Gnade

Mit den Zähnen aufzureissen diesen Zauber durch mutigen Gedanken,

Zu wecken das Wachstum zum Nutzen der Menschheit:

d. h. ich bete, dass ich vermag, . . . . . durch meine Worte den über der Flur ruhenden Zauber zu vernichten.

Der erste Segen wurde bei der Beackerung und Aussaat gesprochen, der zweite dient zur Herstellung der Fruchtbarkeit solcher Äcker, denen ein Zauber angethan ist. Er ist von einem Mönche des 8. oder 9. Jhd. aufgezeichnet, der neben die uralte, heidnische Anrufung von Himmel und Erde ein Gebet an die hlge. Jungfrau Maria setzte. Auch die zum Gebet gehörenden Opfergebräuche sind erhalten. Man soll gen Morgen vor Sonnenaufgang (vielleicht in der Nacht, die dem Vermählungsfeste des Tius und der Erdgöttin voraufgeht) vier Rasenstücke aus den vier Winkeln des Ackers schneiden, da man stehet; dann soll man Hefe, von allen Viehes Milch, etwas von allen im Lande wachsenden Bäumen ausser den Hartbäumen (Eiche und Buche, die keine Besegnung nötig haben) und etwas von allen namhaften Kräutern ausser der Klette (Unkraut) auf die Rasenstücke legen, mit heiligem Wasser besprengen und dabei sprechen: Wachse, vermehre dich und erfülle die Erde! Dann soll das ganze Opfer, das die Tiere und Früchte umfasst, die dem Landmanne nützlich sind, zur Kirche getragen werden, sodass das Grüne gegen den Altar gewendet ist; vier Messen werden darüber gelesen und die Rasenstücke noch vor Sonnenuntergang wieder auf den Acker gebracht. Dann schneide man vier Stäbchen vom Lebensbaume', ritze darauf die Namen der vier Evangelisten und das Zeichen des Kreuzes und lege unter jedes Rasenstück ein Stäbchen: Es ist offenbar ein heidnischer Runenzauber, durch christliche Namen und Zeichen ersetzt. Dann wende man sich gegen Osten, wo gerade die Sonne aufgeht, und spreche den erwähnten Segen.

In demselben Zusammenhange ist noch ein dritter Segen an die Erdgöttin bewahrt, der unmittelbar zu dem ersten gehört und sich ebenfalls auf die Beackerung und Aussaat bezieht:

Erce, Erce, Erce, Mutter der Erde.

Es gönne der allwaltende, ewige Herrscher,

Dass die Äcker wachsen und gedeihen,

Voll werden und sich kräftigen.

Er gönne ein Heer von Schäften (Getreidehalmen) und des Kornes Wachstum Und der breiten Gerste Wachstum

Und des weissen Weizens Wachstum

Und aller Erde Wachstum.

Es gönne dir der ewige Herrscher, dass die Äcker gefriedet seien gegen aller Feinde Schädigung und geborgen gegen alles Böse.

Das Wort Erce, womit der Spruch beginnt, ist eine Weiterbildung von ero Erde, wie z. B. Funke von got. fôn Feuer. Da auch Attilas Gemahlin Erka heisst, mhd. Herche, war der Name auch den Goten bekannt, ist also sehr alt. Wenn auch dunkel ist, warum Erce Mutter der Erde genannt wird (die Göttin als Mutter des Erdreiches?), und ob die im Volksglauben fortlebende Herke, Arke zu ihr gehört, die als fahrende Mutter bezeichnet wird, so lässt sich doch mit Sicherheit sagen, dass in dem ganzen Brauche die vergötterte Erde mit Gebet und Opfer verehrt wird. In dem zuerst angeführten Segen wird die Erde selbst als Menschenmutter angerufen.

Dieser Ackersegen wird angewendet, nachdem folgende Gebräuche erledigt sind: Unbekannter, von Bettlern gekaufter Same wird genommen denn gefundene, gebettelte oder gestohlene Dinge gelten für besonders heilsam, das Ackergerät herbeigeholt, in einer Höhlung des Pfluges Weihrauch, Fenchel, geweihte Seife und geweihtes Salz verborgen, und auf den Pflug selbst der Same gelegt. Nachdem dann die erste Furche gezogen und gesprochen ist, ,Heil sei der Erde, der Menschenmutter', wird der Mutter Erde ein Opfer gebracht. Man nehme Mehl von jeder Art, bilde daraus mit den Händen einen breiten Laib, knete ihn mit Milch und mit heiligem Wasser und lege ihn unter die erste Furche.

Ein Brotopfer vor Beginn des Pflügens war über ganz Deutschland verbreitet. Man vergrub nicht alles von dem heiligen Brotlaibe, etwas davon wurde den bei der Feldarbeit beschäftigten Männern und Frauen gegeben, damit sie auf diese Weise der wunderbaren Heilkräfte des Opfers teilhaftig würden. Auch machte man aus der Art und Weise, wie das Pflugrad den Opferlaib durchbrach, Weissagungen auf einen glücklichen oder unglücklichen Erfolg der Ernte.

Gegen Ende Februar, wenn die winterliche Macht dem neuen Frühling weicht, ward ein grosses Opferfest gefeiert; man wollte dadurch Gedeihen für die Wintersaat und überhaupt Fruchtbarkeit für das Jahr erlangen. Es galt, die über Himmel, Erde und Wetter waltenden Gottheiten gnädig zu stimmen. Blutige Opfer fielen der Erdgöttin bei der Frühlingsfeier, vor allem Schweine; sie galten als Symbole der Fruchtbarkeit und standen wegen ihrer erdaufwühlenden Natur in nächster Beziehung zur unterweltlichen Erdgottheit. Aus der Erde streckt der Flachs seine bläulichen Blüten hervor und, wie man sich die höchste Göttin als Spinnerin dachte, so werden zu Ehren der über das Gedeihen des Flachses waltenden Göttin feierliche Tänze aufgeführt und Speiseopfer dargebracht. Als Brunnen- und Quellgöttin gewährt die Erde die zum Gedeihen der Pflanzenwelt nötige Feuchtigkeit. Auch bei der Frühlingsfeier verehrte man sie an den Brunnen und Wassern und warf Opfer hinein, an die sich unmittelbar Prophezeiungen anschlossen: nach dem Stande des Wassers schloss man schon in ältester Zeit auf den Ertrag der Ernte.

Bei dem Einheimsen von Roggen, Weizen und Hafer tritt der Kultus der Erdgöttin naturgemäss hinter den des Himmels und Wettergottes zurück. Aber die Opfer beim Flachsbau gelten ihr fast ausschliesslich. Unter Hersagen einer Segensformel ward die erste Handvoll von dem zur Aussaat bestimmten Leinsamen dargebracht. Sobald das Feld bestellt war, besteckte man es mit grünen Zweigen von Weiden und Hollunder, führte feierliche Tänze auf und rief die Göttin an, den Flachs hoch und üppig gedeihen zu lassen. Nach vollendeter Ernte liess man einen Flachsbüschel stehen, schürzte die einzelnen Stengel oben in einen Knoten zusammen, band ein Brod hinein, schmückte das Ganze mit Blumen aus und sprang schliesslich darüber hinweg, um Anteil an der Heilkraft des Opfers zu bekommen. Der Opferflachs ward entweder bis zum nächsten Jahre als Heilig tum aufbewahrt, oder man warf ihn in ein fliessendes Wasser. Während des Flachsbrechens im November führte man der Göttin zu Ehren dramatische Aufführungen und Tänze auf.

Man glaubte, dass sie jetzt überall umherzöge und nach dem Rechten sähe. Daher brach man zu einer bestimmten Stunde die Arbeit ab und sprach unter Beobachtung feierlicher Gebräuche auf einer Anhöhe ein Gebet. Das Festmahl fand ǝrst in der Nacht statt, und als beständiges Gericht erschien der Hirsebrei. Auf einer besonderen Schüssel prangte als Glanzstück des Festes ein Flachsbüschel; ihm wurden allerlei glückbringende Kräfte zugeschrieben. Endlich brachte man um die Zwölften auch beim Spinnen des ersten Flachses von der neuen Ernte der Göttin ein Opfer. Das erste gesponnene Garn warf man für sie ins Feuer und legte einen Flachsbüschel mit frischem Gebäck am Brunnen für sie nieder.

Wie bei den Bittfesten im Frühjahre fielen auch bei dem Dankfeste im Herbst und zur Zeit der Wintersonnenwende ihr zu Ehren blutige Opfer; in die Quellen und Brunnen warf man Opfergaben.

2. Nerthus.

Das älteste geschichtliche Zeugnis für die Verehrung der Erdgöttin bei den Ingväonen bietet Tacitus (Germ. 40): ,,Weiterhin von den Langobarden wohnen die Reudigner und Avionen, die Anglier und Variner, die Eudosen, Suardonen und Nuitonen, die alle durch Flüsse und Wälder geschützt sind. Bemerkenswert bei den einzelnen Völkern ist nur, dass sie vereint die Nerthus, das ist die Mutter Erde, verehren. Sie glauben, dass die Göttin eingreife in das Leben der Menschen und bei den Völkern einziehe. Es ist auf einer Insel im Ocean ein heiliger Hain, den niemand betreten darf, und in ihm ein geweihter Wagen, mit einer (weissen) Decke verhüllt. Nur einem einzigen Priester ist gestattet, ihn zu berühren. Dieser weiss, wann sich die Göttin im Allerheiligsten aufhält, und er begleitet sie, wenn sie auf ihrem von Rindern gezogenen Wagen umfährt, in frommer Haltung, unter Beobachtung heiliger Gebräuche und mit ehrfurchtsvollem Gebete. Frohe Tage giebt es dann und festlich geschmückte Orte, wohin die Göttin gastlich ihre Schritte lenkt.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »