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nebst Bäumen und Reben auch öfters an den Seitenwänden finden. Auf einem Altar ist ein Jagdknecht abgebildet, an einem Stabe schreitend und auf dem Rücken einen erbeuteten Hasen tragend.

Die Verehrung der Göttin ist also für den Rhein und die Nordseeküste bezeugt. Dass die Inschriften von Deutschen herrühren, bezeugen die deutsche Kleidung der Nehalennia, der verhüllende Mantel, der deutsch gekleidete Jagdknecht, der einen Hasen am Stocke trägt, und das Vorkommen deutscher Namen auf den Altären: Ambacthius (ahd. ambaht Amt, Dienst, ambiht Diener), Hugdio (batav. Hugipeo, oder Koseform zu Hugdulfus, got. gahugds Verstand, ahd. hugu Gemüt), Dacinus (zu ahd. decchen, ags. gedeccean, oder Weiterbildung der Koseform eines mit Dag- skr. dah ,brennen' gebildeten Vollnamens), Liffio (beharrlich, got. bileiban). Der röm. Soldatendienst, bei dem die lateinische Sprache gebraucht wurde, erforderte, dass die Germanen sich neben ihrem heimischen Namen auch einen römischen beilegten; aber an der Verehrung ihrer Götter wurden sie nicht gehindert.

Wie auf Seeland das Nerthusheiligtum der sieben ingv. Stämme gelegen war, so wird auf der Insel Walcheren ein Tempel der Nehalennia gestanden haben. Vielleicht ist dieses das Heiligtum, das der hl. Willibrord im Jahre 694 besuchte (V. Willibrordi, 14). Als der ehrwürdige Mann nach seiner Gewohnheit unterwegs war, um zu predigen, kam er an ein Dorf namens Walichrum, wo ein Götzenbild als Rest des alten Jrrwahns geblieben war. Dieses zertrümmerte der Mann Gottes in seinem Eifer vor den Augen des Hüters dieses Götzen. Der aber schlug rasend vor Zorn, um die seiner Gottheit zugefügte Beleidigung zu rächen, in der Leidenschaft seines thörichten Sinnes mit dem Schwerte nach dem Haupte des Priesters Christi. Aber Gott verteidigte seinen Knecht, sodass er durch den Hieb nicht verletzt wurde. Als aber seine Gefährten das sahen, eilten sie herbei, um die frevelhafte Vermessenheit des gottlosen Menschen durch seinen Tod zu rächen. Aber der Mann Gottes befreite frommen Sinnes den Schuldigen aus ihren Händen und entliess ihn frei.

Auf Walcheren befand sich also noch im 7. Jhd. ein Tempel der Nehalennia mit einem Götterbilde; der Hüter des ,Götzen' war der Gauvorsteher, der das Heiligtum und die Kultgegenstände vor frevelhafter Entweihung zu schützen hatte. Diesen

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Versuch, den seiner Obhut anvertrauten Tempel gegen die christlichen Eindringlinge zu verteidigen, musste er fast mit dem Leben büssen; das Heiligtum selbst ward dem Boden gleich gemacht, kein Stein sollte mehr auf dem andern bleiben, die Überreste wurden ins Meer gestürzt. Aber etwa tausend Jahre später spülten dieselben Wogen die Denkmäler deutschen Glaubens wieder ans Land und gaben der Nachwelt die heiligen Schätze der Vorfahren zurück.

Der verhüllende Mantel der Nehalennia scheint auf eine Göttin der Unterwelt zu deuten. Auch der Hund, der fast beständig als ihr Begleiter erscheint, ist ein Symbol der Todesgottheit. Durch das Schiff, das Ruder und eine Jnschrift wird sie als Beschirmerin der Schiffahrt und des Seehandels vor den Gefahren des Meeres bezeichnet, durch die Schale mit den Äpfeln als Göttin der Ehe und des Kindersegens, durch die Füllhörner und Früchte als Spenderin der Fruchtbarkeit gleich Nerthus. Im Gefolge der Frau Harke befinden sich ebenfalls Hasen. Nehalennia ist also eine Gottheit, die über das Reich des Todes herrscht, der gesamten Natur Fruchtbarkeit verleiht und den Menschen und seine Habe vor den Unbilden des Meeres schützt. Sie ist wie die kolchische Göttin in Grillparzers Gastfreund ,,Menschenerhalterin, Menschentöterin, die des Halmes Frucht und des Weidwerks herzerfreuende Spende giebt, das Feld segnet und den beutereichen Wald".

Nehalennia wird als die Unterweltsgöttin, die Erdgöttin erklärt (idg. neqos, zd. naçu, gr. vɛzvę, germ. *nehalund Suffix--innjo, Nehalinnjô) die Töterin' oder die Totenbergerin' (-halenî, Wurzel verhehlen); oder als die,Gewährende, Reichtum Spendende. Wegen ihres Abzeichens, des Schiffes, bringt man "Nealeni mit nêwa-lo (navalis; mhd. nâwe, naewe = Nachen) zusammen: die Göttin, die es mit den Schiffen zu thun habe. Aber der Name lautet überall Nehalennia, nicht Nealennia.

Schiff und Pflug, Wagen und Schlitten sind Symbole der germ. Frühlings- und Sommergöttin; bei ihren Festen wurden sie in feierlichen Aufzügen herumgeführt. Die wichtigsten Sagen der Frîja-Holda Perchta erzählen von ihrer segensreichen Umfahrt auf einem der vier Fahrzeuge. Namentlich am Rhein und in Schwaben bedient sich Frîja bei ihrer Fahrt eines Schiffes und bringt im Frühjahre Fruchtbarkeit.

Etwa um 1133 wurde am Niederrhein ein lange Zeit ver gessener Brauch wieder aufgefrischt; gegen den Willen der Geistlichkeit gestattete die Obrigkeit ein seltsames Fest und erzwang sogar die unmittelbare Beteiligung der Bevölkerung.

Im Frühjahr, als die Tage noch ganz kurz waren, zimmerte ein Bauer aus Inden im Jülischen (Cornelimünster) mit Hülfe seiner Gesellen im Walde selbst ein Schiff, das er unten mit Rädern versah. Vor dieses, Landschiff wurden Weber gespannt und gezwungen, es an Stricken nach Aachen und Maastricht zu ziehen, wo Mast und Segel hinzukamen, und von da nach Tungern und Looz und weiter im Lande umher; von da sollte es über Löwen und Antwerpen auf die Schelde gebracht werden, vor deren Mündung die Insel Walcheren liegt. In Aachen ward das Schiff unter grossem Zulaufe von Männern und Frauen feierlich eingeholt. Den Städten, die der Umzug berührte, wurde das Eintreffen der Procession voraus gesagt, und wie dem trojanischen Pferde, heisst es in Rudolfs Chronik von St. Trond, wurden dem Schiffe die Thore geöffnet. Allabendlich bildete es den Mittelpunkt eines Reigentanzes, an dem beide Geschlechter, Frauen mit aufgelösten Haaren und losem Gewande, sogar Matronen trotz der halbwinterlichen Frühjahrszeit in bereits sommerlicher Kleidung teilnahmen; wenn der Reigen sich löste, ertönte Musik, Gesang, wie unsinniges Gejuchze und Jubelgeschrei. Es galt für schimpflich und unglücklich, das Schiff nicht weiter zu befördern; wo man hinkam, lösten die Weber des Ortes die Ziehenden ab; kamen sie zu spät, verfielen sie der Strafe. Auch sonst spielten die Weber bei dem Volksfeste eine besondere Rolle. Tag und Nacht mussten sie in vollem Waffenschmuck Ehrenwache bei dem Schiffe halten. Nur sie durften es berühren; wer es sonst anfasste, musste ein Pfand von seinem Halse geben oder sich durch beliebige Gabe lösen.

Der Geistlichkeit war dieser Umzug zuwider, und sie suchte ihn auf alle Weise als ein sündhaftes, heidnisches Werk zu hintertreiben. Sie nannte das Schiff ein Abzeichen böser Geister, ein Teufelsspiel; sie nahm an, dass es unter unheilvollen Wahrzeichen und in heidnischer Gesinnung aufgeschlagen sei, dass in ihm böse Geister herumzögen, ja, dass es ein Schiff des Neptun oder Mars, des Bacchus oder der Venus heissen könne, man solle es verbrennen oder sonst

wegschaffen. Allein die weltliche Obrigkeit hatte die Feier gestattet und schützte sie. Selbst als der Graf von Löwen, dem Geschrei der Pfaffen nachgebend, die Thore verschloss und die Fortsetzung des Umzuges mit Feuer und Schwert bedrohte, nahmen sich der Klostervogt von St. Trond und die Grafen von Duras der Volksfeier an. Ihre Truppen stürzten sich auf die Gegner und gaben deren Häuser und Kirchen den Flammen und dem Verderben preis.

Blosser Gesang und Tanz konnte den Geistlichen unmöglich solchen Ärger bereiten, selbst nicht, dass dabei Lieder gesungen wurden, die ihr anstössig erscheinen mussten. Sie sah in dem Umzuge offenbar einen Überrest aus heidnischer Zeit, der, Jahrhunderte lang eingeschränkt, nicht völlig hatte ausgerottet werden können. Auf den äussern Hergang der alten Feier kam die Lust des Volkes von Zeit zu Zeit wieder zurück und fand darum Verständnis und Unterstützung bei der Obrigkeit. Der Name der Gottheit war längst vergessen, nur die gelehrten Mönche witterten etwas von altem Heidentum. Es war offenbar eine altgermanische Frühlingsfeier, die in allen Hauptstücken an das Nerthusfest erinnert. Auch hier ist der Ausgangspunkt der Procession ein Wald; denn es ist sicher uralte Erinnerung, wenn das Schiff nicht auf der bequemen Werft in der Stadt, sondern im Walde gebaut wird. Auch hier wird der Grund derselbe sein: im Haine konnte man am frühesten die ersten Pflanzentriebe wahrnehmen. Wie der Umzug der Nerthus zuletzt am einsamen See endet, so soll das Schiff am Niederrhein an der Küste der Nordsee halten und von da nach der Insel Walcheren geführt werden; beidemal ist das Heiligtum auf einer Insel gelegen. Beide Umzüge sind von Gesang und Tanz begleitet. In dem Pfande, durch das man sich lösen musste, steckt offenbar ein altes Opfer, das man ehedem der Göttin dargebracht hatte, dessen Bedeutung sich aber im Laufe der Jahre verloren hatte. Wie die Weber jetzt dieses Opfer erhielten, so empfingen es einst die Priester. Bedeutsam erscheinen die Worte des Chronisten, es sei eigentlich wunderbar, dass man die Weber nicht gezwungen habe, vor dem Schiffe zu

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