ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

sie die Erde berühren, werden sie zu Jungfrauen; eine davon ist die verschwundene Geliebte. Sie werfen ihre Gewänder ab und springen ins Wasser. Wieland, durch Hilfe einer Wurzel unsichtbar, nimmt ihnen die Kleider weg. Darüber erheben die Mädchen grosses Geschrei, aber Wieland, sichtbar hervortretend, erklärt sich nur dann zur Zurückgabe der Kleider bereit, wenn eine davon ihn zum Manne nehmen wolle. Sie entschliessen sich endlich, und Wieland wählt sein Weib, das mit Freuden in ihm den Friedrich von Schwaben erblickt.

Noch um das Jahr 830 ist dem Dichter des Heliand der Glaube an Walküren im Schwanengewande durchaus vertraut. Bei der Schilderung der Auferstehung Christi erscheint der Engel im Federgewande vom Himmel fliegend (5799).

Mit Sausen kam des Allwaltenden Engel aus heiterer Höhe

Im Federkleid gefahren, dass das Feld erbebte,

Die Erde ertönte und die tapfern Wächter

Den Mut verloren.

Es ist der rauschende Flug einer auf den Wolken fahrenden Wolkandrût, der hier auf den Engel übertragen wird, um den Sachsen das Imposante der Engelserscheinung durch die Erinnerung an ähnliche Erscheinungen aus dem Kreise der ihnen geläufigen Vorstellungen nahe zu legen.

[ocr errors]

Gudrun und Hildeburg sind von der wölfischen Gerlind an den Strand geschickt, damit durch niedrige Mägdedienste ihr stolzer Sinn gebrochen werde. In grauer Frühe beim rauhen Märzenwinde waschen die Königstöchter in den eiskalten Wogen die Leinwand. Da sehen sie einen Schwan über die Meeresflut heranrudern. O weh, schöner Vogel, ruft Gudrun, du thust mich erbarmen, dass du einhergeschwommen auf der Flut kommst. Aber in menschlicher Stimme giebt ihr der hehre Gottesengel Antwort und verkündet den Heimatlosen die nahe Ankunft der Freunde (1166 ff.) Aus der Schwanenjungfrau ist ein Engel geworden, der die Gestalt eines Vogels angenommen hat.

Schwanenjungfrauen sind auch die weisen Meerweiber des Nibelungenliedes (1473 ff; S. 162). Die Nibelungen sind

unangefochten bis an die Donau gekommen. Der Strom ist angeschwollen, kein Fährmann noch Fahrzeug zu sehen. Während die Scharen sich lagern, macht sich Hagen gewappnet auf um einen Schiffersmann zu suchen. Da hört er Wasser rauschen, zu lauschen hob er an: in einem schönen Brunnen baden Meerweiber. Leise schleicht er ihnen nach: aber als sie den Helden sehen, entrinnen sie ihm schnell und schwimmen wie die Vögel schwebend auf der Flut. Aber wie Wieland hat ihnen Hagen das Gewand geraubt. Da verspricht ihm die eine der weisen Frauen, Hadburg, wenn er ihnen die Gewänder wiedergebe, ihm zu verkünden, was er auf der Reise bei den Hunnen erleben werde. Hagen kennt die geheimnisvolle Gabe der Schwanjungfrauen, und gerne glaubt er Hadburgs doppelsinnigen Worten, dass die Fahrt in Etzels Land hohe Ehren bringen werde. Darum giebt er ihnen ihre Kleider zurück. Als sie aber ihr, wunderbares Gewand wieder angelegt haben, sagt die andere Jungfrau, Sigelind, ihre Schwester habe aus List also geweissagt; noch sei es Zeit, wieder umzukehren, ihnen allen sei der Tod bereitet; nur der Kaplan des Königs käme wieder heim. in König Gunthers Land.

Sagen und Märchen bis in die neueste Zeit schildern diese anmutigen Gebilde deutschen Glaubens übereinstimmend: sterbliche Männer rauben ihnen ihr Schwanengewand, nackt in göttlicher Schönheit stehen die Frauen vor ihnen und geben sich ihnen auf einige Jahre zu eigen, bis sie wieder in ihr lichtes Wolkenreich entschweben. Oft hat sich das aus dem Marenglauben bekannte Motiv der verbotenen Frage und Nachforschung an diese Erzählungen angeschlossen (S. 87). Eine Braut geht unfern von Donsum mit ihrem Geliebten am Ufer, sieht Schwäne auf dem Wasser, erkennt in ihnen ihre Schwestern und fliegt plötzlich als Schwan mit den andern davon. Ein Knabe zu Wimpfen erblickt auf einem See drei Schwäne, fährt auf einem Brette zu ihnen hinüber, versinkt aber und findet unter dem Wasserein Schloss mit drei schönen Jungfrauen, bei denen er solange bleibt, bis ihn die Sehnsucht nach der Oberwelt ergreift. Als sie

ihm aber die Rückkehr erlauben, stirbt er, wie sie ihm angedroht haben. Die Schwanenhemden kehren im Märchen als weissseidene Hemdchen wieder, die die Stiefmutter den Kindern überwirft; kaum haben sie den Leib berührt, so verwandeln sich die Kinder in Schwäne und fliegen über den Wald hinweg. Als die Sonne untergeht, setzen sie sich auf den Boden, blasen einander an und blasen sich alle Federn ab, und ihre Schwanenhaut streift sich ab wie ein Hemd (K. H. M. Nr. 49; D. S. Nr. 292, 295, 534, 540).

Göttinnen, die nur inschriftlich bezeugt sind.

Am 5. November 1812 wurde in der Nähe von Stuivezand zwischen den Dörfern Rysbergen und Groot-Zundert, in Nordbrabant ein Altar gefunden, der jetzt im Museum von Leyden steht: Deae Sandraudigae cultores templi. Etwa 30 Jahre später stiess man an derselben Stelle auf die Überreste eines Gebäudes, auf Steine, Dachziegel, Nägel, Haken, irdenes Geschirr und Münzen von Vespasian und Antoninus. Vermutlich hatte hier ein Tempel der Sandraudiga gestanden. Vor allem förderte man eine grosse Menge von Zähnen und die Kinnladen von Rindern und Schafen zu Tage, Überreste von alten Opfern. An der Schmalseite des Altars befindet sich. je ein Füllhorn wie bei den Nehalenniasteinen. Sandraudiga ist vermutlich ein Beiname der Erdgöttin und bedeutet die wahrhaft und wesentlich reiche und glückliche Göttin, die den Feldern Fruchtbarkeit spendet, wie die Füllhörner zeigen, und die Herden schützt, wie vielleicht die Befunde von Opferresten bestätigen.

Drei Steine bezeugen den Kult einer Göttin Vagdavercustis. In Geldern, dem ehemaligen Gebiete der germ. Cugerni hat ihr ein Decurio eine Inschrift geweiht. Eine sichere Deutung des Namens ist noch nicht gefunden, man weiss nicht einmal, ob Vagdaver. Custi zu lesen ist oder Vagdavercusti. Custis wird als die (Toten) Wählerin erklärt, urgerm. *wagđô die Bewegung, *werô die Hemmerin, man sieht also eine Totengöttin in ihr. Vagdavercustis deutet man als die Bewirkerin der lebenden Kraft, die Lebenskraft.

wirkende und fasst den Namen als ein Beiwort der Erdgöttin auf (Wurzel wag bewegen, Vercustis die Bewirkerin).

Auf einer Brunnenschale aus Ernstweiler bei Zweibrücken, also im alten Nemetergau, und auf einer Inschrift aus Ber. trich an der Mosel kommt eine Dea Vercana vor. Vercana hängt mit Vercustis zusammen, beidemal kehrt der Stamm ,werk' wieder. Westgerm. Vercanu entspricht genau dem Beinamen der Athene 'Eoyavn, der Beschützerin künstlicher Arbeiten. Auch der Umstand, dass sich die Inschrift am Rande einer Brunnenschale befindet, kann in Beziehung zum Geschäfte des Handwerkers stehen, der sie herstellte. Mög lich ist aber auch, dass Vercana eine Brunnengöttin ist.

Im Sommer 1893 wurde zu Lanchester, einer Station an der wichtigen Römerstrasse nach Nordengland ein Altar aus Sandstein gefunden, den ein suebisches Detachement der Göttin Garmangabis um 238-241 errichtet hat. *Garmanagabi wird als die erwünschte, willkommene Geberin erklärt ̧ als die bereitwillig begabende, oder als die bereit liegenden Reichtum besitzende, aus der immer bereiteu Fülle des Reichtums spendende. Der Reichtum der Göttin ist der Erntesegen, das suebische Beiwort käme also der Erdgottheit zu, der ermin. Isis Nehalennia (S. 388).

Ein bei Xanten, also auf kugernischem Boden, gefundener Denkstein trägt die Inschrift: Alateiviae und nennt als Stifter einen Arzt Divo. Alateivia ist die Allleuchtende, Пavdia-Zen. Vielleicht stimmt Alaiteivia nicht nur dem Namen, sondern auch ihrer Wirksamkeit nach mit dieser überein und ist wie Diana eine Mondgöttin. Beziehung zur Geburtshilfe und zu Heilzauber verschiedenster Art gehört zum Wesen alter Mondgöttinnen; so erklärt sich auch, dass der Stein von einem Arzte gesetzt ist. Nur wissen wir sonst gar nichts von einer deutschen Mondgöttin; an die Luna Caesars zu denken (b. g. 61), ist ebenso wenig wie bei der Göttin Haeva statthaft (S. 386).

Dritter Teil.

Der Kultus.

[ocr errors]

Das Christentum schlug den heidnischen Germanen gegenüber ein doppeltes Verfahren ein. Das unduldsame Wort des Bischofs Remigius von Rheims bei der Taufe des Frankenkönigs Chlodovech (496): Beuge dein Haupt in Demut, stolzer Sigamber, und verehre von nun an, was du bisher verbranntest, und verbrenne, was du bisher verehrtest!', darf als vorbildlich für die spätere Zeit gelten, in der die heidnischen Götter sämtlich für teuflische Mächte erklärt wurden, und die christlichen Missionare sich beeiferten, die Heiligtümer zu vernichten und den heimischen Glauben und Brauch auszurotten. Zwar leugnete die Kirche die persönliche Existenz der für Götter gehaltenen Wesen durchaus nicht, aber auf Grund biblischer Stellen (wie Psalm 965, J. Kor. 1021-22) wurden sie als Dämonen bezeichnet. Ihre Verehrung wurde Teufelsdienst; die deutschen Götter wurden direkt als böse Geister bezeichnet. ,Entsagst du den Unholden? fragt das ostfränkische Taufgelöbnis des 7. Jhd., und der Täufling antwortet: ,ich entsage. Die Opfer, die er seinen Götten gebracht hatte, musste er aufgeben; aber ihre Namen nennt die Taufformel nicht, sie wären eine Entweihung: sie sind nicht den Menschen hold, sondern unhold. In der sächsischen Taufformel von 772 wird allen Werken und Worten des Teufels entsagt, dem Donar, Wodan und Saxnot und allen den Unholden, die ihre Genossen sind (S. 222). So ist die Gestalt des Teufels, wie sie im Volksglauben lebt,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »