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reich an Zügen entstellten deutschen Heidentums. Namentlich in Norddeutschland ist die Kirche mit furchtbarer Rück

sichtslosigkeit vorgegangen. Unerbittliche Strenge spricht aus den Verordnungen Karls des Grossen vom Jahre 787/8: die capitula, quae de partibus Saxoniae constituta sunt, setzen auf Mord von Priestern Todesstrafen, ohne das Wergeld (Manngeld) zuzulassen, ebenso auf Menschenopfer, Bündnisse mit Heiden, Raub und Zerstörung von Kirchen, ja auf Verweigerung der Taufe, Verharren im Heidentum, Leichenverbrennen und Fastenbruch. Aber noch um 700 war in Bayern Kirchendiebstahl nicht höher gestraft als Diebstahl aus einem andern öffentlichen Gebäude, wie z. B. einer Mühle. In acht Artikeln zum Schutze des Christentums kehrt der schaurige Refrain wieder: ,der soll des Todes sterben'. In einem besonderen Verzeichnisse werden auf das Sorgfältigste alle heidnischen Gebräuche und Opfer aufgezählt, deren völlige Unterdrückung durchgeführt werden soll. Dieser Indiculus. superstitionum et paganiarum (Verzeichnis heidnischer und abergläubischer Gebräuche und Meinungen) aus der Zeit Karls des Grossen reiht in knapper Fassung 30 Punkte nebeneinander und scheint zum Amtsgebrauche der königlichen. Sendboten oder Bischöfe für ihre Visitationsreisen gegeben zu sein. Aber trotz Feuer und Schwert gelang es nicht, die alten heiligen Gebräuche gänzlich auszurotten. Oft genug erweist sich das, was niemals aufgeschrieben ist und sich nur in mündlicher Überlieferung erhalten hat, durch Heranziehen ethnologischer Parallelen als Rest uralter Zeit.

Hundert Jahre nach der Taufe Chlodovechs spricht der römische Bischof Gregor der Grosse ein anderes, geradezu entgegengesetztes Wort über das Verhalten der Kirche dem germ. Heidentum gegenüber. Auch er hatte anfangs die ags. Missionare angewiesen, die Götzentempel der Bekehrten zu zerstören, aber er war zu der Überzeugung gekommen, dass es besser wäre, behutsam zu Werke zu gehen und den christlichen Glauben soviel wie möglich an deutsch-heidnische Vor stellungen anzupassen.

Der Brief, den Gregor an den Abt Melittus von Canter

bury geschrieben hat, lautet:,,Sagt dem Augustinus, (der mit 40 Benediktinern in England gelandet war, 596), zu welcher Überzeugung ich nach langer Betrachtung über die Bekehrung der Angelsachsen gekommen bin. Man soll die Götzenkirchen bei jenem Volke ja nicht zerstören, sondern nur die Götzenbilder darinnen vernichten; man mache Weihwasser und besprenge damit die Tempel, man errichte Altäre und lege Reliquien hinein. Denn sind jene Kirchen gut gebaut, so muss man sie vom Götzendienste zur wahren Gottesverehrung umschaffen, damit das Volk, wenn es seine Kirchen nicht zerstören sieht, von Herzen den Irrglauben ablege, den wahren Gott erkenne und um so lieber sich an den Stätten versammele, an die es gewöhnt war. Und weil die Angelsachsen bei ihren Götzenopfern viele Stiere zu schlachten pflegen, so muss auch diese Sitte zu irgend einer christlichen Feierlichkeit für sie umgewandelt werden. Sie sollen sich also am Tage der Kirchweihe oder am Gedächtnistage der heiligen Märtyrer, deren Reliquien bei ihren Kirchen niedergelegt werden, aus Baumzweigen Hütten um die ehemalige Götzenkirche machen und sollen so den Festtag bei kirchlichem Mahle feiern, so dem Teufel keine Tieropfer mehr bringen, sondern sie sollen zum Lobe Gottes die Tiere zum Essen schlachten und dem Geber aller guten Gaben für ihre Sättigung danken; denn wenn ihnen einige äusserliche Freuden bleiben, werden sie um so geneigter zu den innerlichen Freuden (der Bekehrung) werden. Den rohen Gemütern auf einmal alles abzuschneiden, ist ohne Zweifel unmöglich, weil auch der, so auf die höchste Stufe steigen will, durch Schritt und Tritt, nicht aber durch Sprünge in die Höhe kommt." Diesem weisen Verhalten Gregors, das klug den deutschen Volksgeist schonte und so die neue Lehre volkstümlich machte, ist es zu verdanken, dass uralte Kultustrümmer der heidnisch-deutschen Gottesverehrung heute noch als Volksfeste und Volksbelustigungen erhalten sind und als unzertrennliche Begleiter der kirchlichen Feste auftreten.

Zur Bezeichnung dessen, das unter dem Banne der Gott

Herrmann, Mythologie.

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heit steht oder die engere Zugehörigkeit zu dieser ausdrückt, dient das urgerm. Adjectivum hailagas. Heilig gehört zu heil und bezeichnet etwas, was dauernd heil und unversehrt, was unverletzt und unverletzlich ist. Unverletzlich war nach germ. Vorstellung nur das von den Göttern Geschützte, und somit drückt heilig den Gegensatz zum Profanen aus. Es scheint, dass heilig' seine eigentümliche Prägung erst durch den Gottesglauben erhalten hat und ursprünglich nicht zur Bezeichnung dessen verwendet wurde, das auch den Seelen und Geistern gehörte.

Die deutschen Götter gelten durchaus als mächtige Helfer und weise Lenker. Da das Opfer dem Menschen die Gnade der Götter gewinnen soll, ist die überragende Mehrzahl Bittopfer; es findet von der Gemeinde vor allem nach beendigter Aussaat, wie beim Beginne der Ernte statt. Ein Abart ist das Sühnopfer. Bei einem Vichsterben oder bei grossen Landplagen gilt es, den mächtigsten Gott, der ganze Landstriche durch die von ihm zur Strafe gesandten Seuchen verheert, durch Opfer zu versöhnen; man hofft, durch einen Akt seiner verzeihenden Gnade Segen und Glück wieder zu erhalten. Das germ. Kriminalrecht ruht in seinem letzten Grunde auf der religiösen Idee der Sühnung. Hat die Gemeinde die Huld des Gottes wieder erlangt, so vergisst sie nicht ihm abermals zu nahen, in feierlichem Dankopfer. Es ist ein bedeutungsvoller Zug des deutschen Volksgeistes, dass er nach empfangener Wohlthat sich dankend an die Gottheit wendet und sich nicht mit dem nackten Erfolge begnügt.

Ihren Höhepunkt erreichen die Opfer im blutigen Menschenopfer. Sie sind die fürchterlichsten, aber in gewissem Sinne auch die tiefsinnigsten Opfer des Heidentums; um die Götter zu gewinnen, verzichtet der Opfernde auf das, was ihm selbst als das Wertvollste erscheint, auf das eigene Leben, dann auf das der ihm zunächst Stehenden (wie der Kinder, Verwandten, Fürsten), und schliesslich gibt er gewissermassen als Ersatz das Leben der Gefangenen hin..

Dieser Ersatz an Stelle des Besten und Wertvollsten ist ein Zeichen des sinkenden Heidentums. Wohl wird noch

ein Leben für das andere hingegeben, aber eins von geringerem Werte als das bedrohte. An Stelle der Könige und Fürsten, die für ihr Volk fielen, treten bei den Deutschen kriegsgefangene Feinde, erkaufte Knechte oder schwere Verbrecher; Bonifatius klagt die christlichen Händler an, den Heiden Sklaven zu Opferzwecken verkauft zu haben. Wie an Stelle des höheren Lebens das niedere tritt, wie sogar das Opfer eines Tieres ein menschliches Leben ersetzen kann, so wird es ganz gebräuchliches Verfahren, den Teil für das Ganze hinzugeben. Die Gottheit erhält nicht mehr das ganze Opfertier, sondern nur bestimmte Stücke, oft solche, die der Mensch selbst nicht verwerten kann. Schliesslich bleibt von dem Opfer nur noch die bildliche Nachahmung übrig. Man brachte Nachbildungen von den erkrankten Gliedern dar, als Bittopfer vor der Heilung oder als Dankopfer nach derselben. Die Kirche hatte die heidnische Sitte zu bekämpfen, in Holz geschnittene Glieder zur Hebung der Krankheit vor einem heilkräftigen Idole aufzuhängen. Oder man ahmte die geweihten Opfertiere aus einem Mehlteige nach und opferte sie als symbolische Ersatzmittel. Wenn das Wasserhuhn an der Bode in Thale am Harz pfeift, muss ein Mensch ertrinken; aber dann werfen die Müller dem Nickelmann ein schwarzes Huhn ins Wasser, um das Opfer abzulösen. Ja die Wassergottheit begnügt sich mit einer Nachbildung des Menschen, sie verlangt nur die Anerkennung ihres Rechtes. Die Strohund Lumpenpuppe, die am Sommer- oder Totensonntage (Laetare) in Franken, Thüringen, Meissen, Lausitz und Schlesien ins Wasser geworfen wird, ist nur ein Ersatz für einen lebenden Menschen, der beim Frühlingsbeginn für die Fruchtbarkeit des Jahres geopfert wird. Auch der deutsche Frühlingsgebrauch der Laubbekränzung eines Knaben oder Mädchens, die in das Wasser geworfen werden, geht auf ein Menschenopfer zurück, das der fruchtbaren Wasser- und Regengottheit gebracht worden ist (S. 296; s. u. 422). Uralt und weitverbreitet ist der Brauch, an geweihter Stätte ein Stück des Gewandes niederzulegen oder aufzuhängen. Häufig war es nur ein Dankoder Bittopfer (vgl. Horaz Od. 15). In Oberösterreich wirft

man alte Kleider und Esswaren in den Fluss, um vom Wassermanne Frieden für das Jahr zu erhalten. Im Erzgebirge sucht man das Leben eines im Zeichen des Wassermanns geborenen Kindes dadurch zu retten, dass man dem Wassermanne ein getragenes Kleid des Kindes in den Fluss oder Teich wirft. Nicht als Opfer, sondern als mysteriöses Mittel der Heilung dienen die Kleidstücke, die sich an Quellen finden; auf die Lappen oder Fetzen soll die Krankheit übertragen werden. Die Gewänder wurden befeuchtet und in der Nähe des Wassers an einem Baume oder Strauche aufgehängt, wo sie blieben, bis sie zerfielen; wer solches Opfer gebracht, durfte sich beim Weggehen nicht umschauen.

1. Gottesdienst, Gebet und Opfer.

Über die Art und Weise des germanischen Gebetes fehlen genauere Nachrichten. Das einzige erhaltene Gebet, das allerdings in die älteste Zeit zurückreicht, ist der ags. Flursegen: Zur Erde bet' ich und zum Himmel darüber. . . (S. 361),,Erce, Erce, Erce, Mutter der Menschen' (S. 362). Zu vergleichen ist der Brauch, dass in Mecklenburg am Ende des 16. Jahrhunderts die Schnitter mit entblösstem Haupte um die Ähren im Reigen tanzen und dazu singen: ,Wode, hole deinem Ross nun Futter! Nun Distel und Dorn, aufs andere Jahr besser Korn! (S. 317, 391).

Das ags. Gebet ward stehend gesprochen, das Gesicht gen Osten, gegen die aufgehende Sonne gerichtet, unter deren belebenden Strahlen die Fluren gedeihen. Boiocalus blickt zur Sonne empor und ruft die übrigen Gestirne an, als wären sie gegenwärtig, ob es ihr Wille sei, auf leeren Boden niederzuschauen (Ann. 1355). Der Priester und der Hausvater flehten beim Erforschen der Zukunft zu den Göttern und blickten dabei gegen den Himmel auf (Germ. 10) Andererseits schauten die betenden und opfernden Deutschen auch gen Norden; ja dies scheint überwiegend der Fall zu sein. Nach dem Norden wurde der Wohnsitz des Teufels verlegt, und die Neubekehrten mussten mit gerunzelter Stirn und

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