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der dem Donar heilige Bock ward geschlachtet und mit seinem Blute die Braut besprengt (S. 351). Auch die Verhüllung der Braut weist auf alten Opferdienst für die unterirdischen, Fruchtbarkeit spendenden Mächte. Ein zwar aus älteren Quellen nicht belegter, aber uralter Brauch war, am Vorabende der Hochzeit, dem sogen. Polterabend, allerlei Geschirr zu zertrümmern: die schädlichen Unholde sollten durch den Lärm vertrieben werden.

Als Herdgott und Schutzgott des Hauses ward der Gewittergott Donar besonders angerufen. Das junge Paar umwandelte dreimal den Herd, auf dem ein frisches Feuer angezündet war; hier brachte die Neuvermählte auch den Hausgeistern ein Opfer dar. Auf der hochzeitlichen Tafel fehlte auch des Wettergottes heiliges Tier, der Brauthahn, nicht. In feierlichem Gebete lud man die Gottheit zum Hochzeitsmahle ein; in der ältesten Zeit genossen die Ahnen, die Hausgeister, die hauptsächlichste Verehrung bei der Vermählungsfeier, für sie und neben ihnen traten später die himmlischen Götter als anbetungswürdige Vorbilder der Feiernden oder als Festteilnehmer und Ehrengäste ein. Besonders dachte man sich die Schicksalsfrauen bei der Hochzeit weilend.

Tanz und Spiele gehören zu den alten religiösen Festen, auch bei der Hochzeitsfeier fehlten sie nicht. Die Festgenossen begleiteten den Brautzug wie eine feierliche Procession, Männer kleideten sich wie Frauen und umgekehrt, schwärzten die Gesichter und stellten allerlei Tiergestalten dar, um die feindlichen Dämonen zu schrecken, aber auch aus ehrfurchtsvoller Scheu. Lieder erklangen, und selbst kleine dramatische Scenen fehlten nicht. Durch die Spiele wollte man die eingeladenen Götter erfreuen, oder man ahmte himmlische Vorgänge in einfachen Handlungen nach. Wie sich die leuchtenden Zwillingssöhne des Tius die strahlende Braut im Wettlauf ersiegt und auf den funkelnden Sonnenwagen genommen hatten, so war bei der deutschen Hochzeitsfeier die Braut das Ziel des Wettlaufes. Auch der Auszug zur Einholung der Braut ward oft als wildes Wettreiten

ausgeführt. Oder die geladenen Gäste begannen nach uraltem, heiligem Brauche barfüssig den Lauf. Aber auch Braut und Bräutigam unternahmen den Wettlauf, die Braut bekam einen Vorsprung, und am Ziele der Bahn ward ihr der Kranz abgenommen. Auch Siegfried erringt für Gunther im Wettlaufe die Walkürenbraut (N. L. 435, 437). Als der schnellste und siegreichste unter allen Göttern ward Wodan zum Beistande des Bewerbers angerufen; aber die göttliche Weihe der Vermählung erfolgte durch Donar. Selbst das sühnende Feuer fehlte bei der Hochzeit nicht. Frühlings- und Mittsommerfeste ward nach vollzogener Vermählung ein mit Stroh umwundenes Rad angezündet, die Gäste tanzten um das Feuer, und das junge Paar sprang über die heilige Lohe.

Wie beim

Mit den neuen Pflichten und Rechten, die der junge Hausvater übernommen hatte, verband sich für ihn die selbständige Ausführung der religiösen Gebräuche. Er vollzog fortan die Losungen und Gebete für sein Haus, brachte kleine Opferspenden und Gelübde an Bäumen, Felsen, Quellen, den Gräbern der Verstorbenen dar, beging den Wechsel der Jahreszeiten nach altem heiligem Brauche, liess Feuer auf den Bergen auflodern und in feierlichem Umzuge ein Götterbild um das Feld tragen, versäumte nicht die täglichen Opfer für die Hausgötter und Hausgeister und brachte abwehrende Opfer bei der Erkrankung einzelner Stücke der Herde, Bittopfer bei der Bestellung der Äcker, Dankopfer bei der Ernte. Bei den religiösen Gebräuchen des Einzelnen hat sich der Seelenkult am längsten erhalten, aber die grossen Götter des Volkes wurden keineswegs vernachlässigt. Nur waren seine Opfer naturgemäss ärmlicher und dürftiger als die grossen Gemeindeopfer, deren Vorstufe sie sind. Nur geringe Gabe an Brot, Körnern und Eiern konnte der einzelne den Erd-, Himmels- und Wettergottheiten darbringen, bescheiden war das anschliessende Opfermahl; Rosse, Rinder, Schweine und Böcke musste er sich versagen, selbst Gänse und Hühner werden kaum geopfert sein. Bilder der höheren Götter waren gleichfalls nicht im einzelnen Hofe anzutreffen. Nr. 27 des

Indiculus handelt von Götzenbildern, die aus Zeuglappen gemacht sind (de simulacris de pannis factis). Es sind Bilder von Haus- und Herdgöttern, Geistern und ähnlichen Wesen, die sich der Einzelne zu privatem Gebrauch im Hause anfertigte. Schon der geringwertige Stoff, aus dem sie bestanden, und ihre gewiss kunstlose Form zeigen, dass ihre Herstellung und Anschaffung auch dem einfachsten und ärmsten Manne möglich war. Am Herde werden sie ihren Platz gehabt haben.

Geburt, Leben und Tod stand in der Hand der höheren Mächte. Der Tod war das Werk der Schicksalsgöttin, der Wurd, die nicht weiterhin auf dieser Welt Wonne geniessen lässt. In den Schoss der mütterlichen Erde, dem alles Sein entsprosst, kehrte der Mensch zurück. Der Sterbende, der Tote ward gewaschen, die Leiche und der Sarg mit Weihwasser besprengt. Durch das Weihwasser reinigte man den Verstorbenen von schweren Sünden und versöhnte die Götter. Neun Tage währte die dem Totenkulte gewidmete Sühn- und Trauerzeit, sie schloss am neunten Tage mit einem Opfer, das den unterirdischen Gottheiten galt. Zugleich reinigten sich auch die Hinterbliebenen von der Befleckung durch den Toten. Zu dem Totenmahle lud man die Seele des Abgeschiedenen ein; was bei dem Schmause gegessen und getrunken wurde, kam dem Toten zu gute'.

Kurz darauf erfolgte der Antritt des Erbes. Zwar wird ein feierliches Opfer für die mächtigen Gottheiten nicht gefehlt haben, die Haus und Hof, Feld und Flur, Wald und Weide schirmen, aber das Erbbier hielt man vor dem leeren Hochsitze des Verstorbenen, trank des Toten Minne, und der Haupterbe nahm den Ehrensitz ein. Die Geister der Vorfahren weilten als Schutzgeister der Familie im heiligen Herdfeuer, und der Hausvater brachte ihnen täglich und zu bestimmten Zeiten Opfer dar. Alle Jahre am Todestage erschien die Seele wieder an der Grabstätte, um die vorgesetzte Speise als Opfer hinzunehmen. Bei jedem grossen Opferfeste der Gemeinde trank man ihr Gedächtnis. Von seiten der Gemeinde oder der grösseren Verbände wurde den.

Abgeschiedenen alle Jahre an dem grossen Herbstfeste ein dreitägiges Totenfest gefeiert, wenn mit dem Ersterben der Vegetation die Seelen sich in das Innere der Erde zurückziehen. Zur Zeit der Wintersonnenwende, in den zwölf Nächten, wenn die Götter aus ihren Schlummer erwachten, kamen auch die Seelen wieder hervor, und Speise und Trank setzte man für sie zurecht.

Das Priesterwesen.

1. Priester.

Keine der deutschen oder nordischen Benennungen für Priester ist mit einem gleichbedeutenden Worte der anderen idg. Sprachen verwandt, jede ist etymologisch leicht zu erkennen, mithin kann der gesonderte Begriff für Priester, für ein deutlich von anderen Ständen geschiedenes Priestertum nicht allzuweit in die Urzeit zurückreichen. Wie der Hausvater für die Sippe das Gebet verrichtete, opferte und weissagte, so war für die Heiligtümer der Dorfgemeinde, des Gaus, des Stammes, der Angesehenste, der Häuptling, der König Leiter der gottesdienstlichen Handlungen. Ganz richtig bemerkt Caesar (b. g. 61), dass es bei den Deutschen eine Priesterkaste nach Art der gallischen Druiden nicht gebe. Die Deutschen kannten keinen besonderen, erblichen Stand, der allein den Zutritt zu den himmlischen Mächten gewähren konnte. Wenn somit auch niemand, der den Göttern nahen wollte, eines Mittlers bedurfte, so war doch bei grösseren Festen ein Priesterstand notwendig, d. h. man bedurfte Männer, die mit der Verwaltung der heiligen Bräuche vertraut waren. Der König, der seinen Ursprung von den Göttern ableitete, war der oberste Priester des Landes, er war Hüter und Pfleger des Heiligtums. Auch bei der kleineren Vereinigung der Gemeinde oder des Gaus war der leitende Beamte zugleich der Priester. Das in Thing und Heer versammelte Volk befehligte und weihte im Namen des obersten Befehlshabers, des machtvollen Tius, der König oder Häupt

ling. Wie eine ahd. Glosse lehrt, war die Bezeichnung cotine (tribunus), die auf die Stellung des Priesters zu den Göttern geht (gud; minister deorum sagt Tacitus, Germ. 10), ganz zur Bezeichnung einer weltlichen Würde geworden. Während einige von den Häuptlingen den Heerbann in die Schlacht führten, mussten andere den Göttern für den Sieg opfern, die heiligen Feldzeichen hüten, deren Gegenwart das Dasein der Gottheit und damit den heiligen Frieden bezeugte, der über den bewaffneten Scharen ruhte, und jede Verletzung der religiösen Weihe durch Handhabung der Kriegszucht ahnden. Die Behörden, die nach Caesar (b. g. 623) gewählt werden, mag ein Stamm angreifen oder sich verteidigen, in deren Händen die Leitung des Krieges steht, und die Gewalt über Leben und Tod haben, können nur Priester sein.

Der erste männliche Priester, dessen Name sich geschichtlich nachweisen lässt, der Priester der Chatten, Libes, war ein solcher Häuptling im priesterlichen Amte; er war im Jahre 15 als Opferpriester des chattischen Heeres gefangen genommen und wurde im Triumphzuge des Germanicus neben Segimuntus, dem Sohne des Segestes, Thusnelda, der Gattin Armins und anderen namhaften Feinden mitaufgeführt (Strabo 7). Auch Segimuntus war ein Priester und zwar bei den Stammesheiligtume der Ubier (Ann. 157, 39). Als er von dem Aufstande seiner Stammesgenossen hörte, zerriss er nach römischer Ausdrucksweise die Priesterbinden und entfloh zu seinen Landsleuten. Hierbei erfahren wir, dass er durch Wahl Priester geworden war. Auch die Einheit des Stammes wurde durch einen Häuptling im priesterlichen Amte und durch das Heiligtum repräsentiert, das er verwaltete (sacerdos civitatis, Germ. 11). Solche Priester waren beim Heiligtume der Nerthus (Germ. 40) und bei den Alcis (Germ. 43). Darum konnte auch die Einheit des Kultes leicht eine politische Einheit werden. Die einstigen Leiter des vandilischen Stammeskultes verwandelten die Festversammlung wieder in das Heer. Bei den Burgunden löste sich die priesterliche Thätigkeit des Königs von dem geistlich-weltlichen Amte los. Neben dem Könige, der bei einem Unglück im Kriege oder

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