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hauses (Fredegar, Hist. epitom.; (D. S. 420). Der Frankenherrscher Gunthram sandte 577 zu einem Weibe; die hatte, wie man meinte, den Geist der Wahrsagung, so dass sie alles vorhersagte, was geschehen sollte. Sie hatte ihm vordem nicht nur das Jahr, sondern auch Tag und Stunde vorhergesagt, wo sein Bruder, König Charibert starb. Jetzt verhiess sie ihm, dass König Chilperich noch in diesem Jahre sterben, und dass er selbst fünf Jahre lang das Herzogtum bekleiden und hochbetagt als Bischof von Tours sterben würde. Wenn jemand einen Diebstahl oder sonst irgend einen Schaden erlitt, zeigte sie sogleich an, wohin der Dieb entwischt sei, wem er das Gestohlene gegeben oder was er damit gemacht habe. Sie brachte täglich viel Gold und Silber zusammen, und im Volke meinte man, sie wäre ein göttliches Wesen (Greg. v. Tours 5,4). Noch gegen die Mitte des 9. Jhd. war in Alemannien und Franken die Weissagerin Thiota berühmt; ihr Name hängt vielleicht mit ihrem Geschäfte, dem Deuten und Auslegen zusammen.

Das Amt der Priesterinnen ist im Vergleiche zu dem der Priester sehr beschränkt, vor allem fehlt ihnen jeder Einfluss auf das Rechtsleben. Ihre prophetische Gabe tritt um so deutlicher hervor. Darum ist ihnen das Weissagen besonders anvertraut; aus dem Fallen der Lose, den Erscheinungen im Opferblute verkünden sie das Künftige, und darum vollziehen sie, selbst bei Staatsangelegenheiten, das Opfer. Die kimbrischen Priesterinnen befragen die Götter über den Verlauf des Krieges, während die Priester jene Häuptlinge sind, denen der grosse Opferdienst oblag, unter dessen Hut die Götterbilder während der Schlacht weilten (Germ. 7), und die den Gottesfrieden zu wahren hatten. Alle mit rûn zusammengesetzten Frauennamen bezeichnen Weiber, die Weissagung und übernatürliche Kräfte üben, z. B. ahd. Paturûn Kundrûn, Hiltirûn, Rûnhilt ist die mit Runenkraft begabte Walküre, Ortrûn kennt Schwertrunen, Fridurûn wirkt durch runische Kraft für den Frieden, Sigirûn für den Sieg, Alarùn ist aller Runen mächtig; die Namen mit gand und sisu weisen auf Zauber und Weissagung, die mit heil beginnenden auf heilbringende Vorbedeutung.

Herrmann Mythologie.

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Uralte Gebräuche, bei denen die Weiber mit Losung, Segnung und Zauber beschäftigt sind, dauern bis heute fort. Bei der Erforschung der Zukunft suchte man auf die Wendung der Dinge durch göttliche Kraft einzuwirken. Aus den fortlebenden abergläubischen Gebräuchen geht hervor, dass in einer wilden, prähistorischen Zeit die Opfer- und Weissagepriesterinnen nackt ihres Amtes walteten. Vom Andreasabend (30. Nov.) über Christ- und Sylvesterabend bis zur Bekehrung Pauli (25. Jan.) und Matthiastag (25. Feb.) suchen Mädchen das Bild des Zukünftigen durch seltsame Gebräuche herbeizulocken; Bedingung ist stets, dass die Losbefragerin von keiner irdischen Hülle umgeben ist. Die orgiastische Natur der Hexenfeste geht auf alte heidnische Opferfeste der Weiber zurück, die von der Volkserinnerung festgehalten sind. Im Saalfeldischen umtanzen nackte Mädchen die Flachsfelder, damit er hochwachse: eine Erinnerung an eine Opferhandlung der Frauen zum Gedeihen des ihnen besonders werten Flachses. Wenn in der Oberpfalz das Mädchen in der Thomasnacht die Späne aufhebt und dann auf das Geräusch horcht, das den künftigen Gatten zeigt, so liegt darin eine deutliche Erinnerung an den zum Losen gebrauchten Span. Kräuter, von denen die Kühe reichlich Milch bekommen, müssen am Walpurgistage von nackten Weibern gepflückt werden. Wenn sie diese heimgebracht haben, setzen sie ein Stühlchen an den Herd, besteigen es nackt und beschwören jedes Kräutchen. Wie Veleda vom hohen Turme herab, so erteilten in der Vorzeit die weissagenden Frauen den zu ihr Herantretenden ihre Orakel in nächtlicher Stille von einem besonderen Sitze aus, (daher ahd. liodersâza Niedersitzen zu Orakelzwecken, ags. hléodorstede Orakelplatz) und kleideten oft ihre Antwort in Verse. Albrûna und andere in den ersten Römerkriegen, Veleda und Ganna später hätten nicht das Ansehen erlangt und die Wirkung auf die Gemüter ausgeübt, wenn sie nicht gewaltige Liedsprecherinnen gewesen wären. Die weisen Frauen des Ariovist schauten in die Wirbel der Ströme, merkten auf die Kreise und das Rauschen der Bäche und sangen daraus die Zukunft (Plutarch, Caes. 19).

Für die Stellung der Frauen beim Opfer und Tempeldienste geben die alten Namen Aufschluss; Râtwina z. B. ist die durch Rat sich freundlich Erweisende. Andere Eigennamen deuten teils auf den Stand (gelt und wih), teils auf die einzelnen Thätigkeiten der Priesterinnen, so Wigedis, Wihagdis: priesterliche Mädchen. Im wesentlichen scheint ihr Amt dem der Priester zu entsprechen. Der Nerthuspriester badet das Bild der Göttin im See; auch Frauen übten diesen Brauch: Wihlaug, die das Heiligtum badende oder waschende Jungfrau. Wichbirg ist die das Heiligtum oder Opfer hütende, Wihdiu die Dienerin des Heiligtums. Herigilt ist die Priesterin des Heeres nach Art der kimbrischen grauhaarigen priesterlichen Wahrsagerinnen, oder sie ist die, die das Heer der Feinde opfert. Wie der Priester der Nehalennia sein Schwert gegenden heiligen Willibrord zückt, als er das Bild der Göttin zertrümmert (S. 376), so scheut auch die Priesterin für ihre Heiligtümer Kampf und Streit nicht: Alahgunt ist die für den Tempel kämpfende Jungfrau.

3. Das Erforschen der Zukunft.

Als Mittel zur Erforschung des göttlichen Willens bei den Deutschen nennt Caesar,Losorakel und Prophezeiungen' (sortes et vaticinationes; b. g. 150), Tacitus,Götterzeichen und Losorakel" (auspicia et sortes, Germ. 10). Beim Los wurde die Gottheit nach ihrem Willen gefragt, im anderen Falle erfuhr man ihn aus gewissen Vorzeichen. Die Wahrsagekunst scheint mehr Aufgabe der Frauen gewesen zu sein, Los und Weissagung stand jedem freien Manne zu; nur bei Angelegenheiten, die den Staat betrafen, lagen sie in der Hand des Priesters. Im häuslichen wie im öffentlichen Leben aber waren sie mit Gebet und Opfer verbunden. Los (ahd. hluz, got. hlauts, gr. zλados Zweig) ist das, mit dessen Hilfe geweissagt wird, das Opferblut; Losen (ahd. hliozan) bedeutet aus Zeichen oder durch Werfen bezeichneter Gegenstände und deren Fallen weissagen oder bestimmen, und dann überhaupt das Schicksal befragen.

Tacitus beschreibt das Verfahren beim Losen folgendermassen (Germ. 10): „Man zerlegt die Zweige eines fruchttragenden Baumes (Erle und Buche mit ihren Eckern, Hasel, Hollunder und Wachholder) in kleine Stäbchen, die durch gewisse Zeichen unterschieden sind und streut sie aufs Geratewohl und wie es der Zufall fügt, über ein weisses Laken. Alsbald nimmt, wenn in öffentlicher Angelegenheit das Los befragt werden soll, der Ewart der Gemeinde, wenn in häuslicher, bloss das Haupt der Familie nach einem Gebet an die Götter, den Blick gegen Himmel gerichtet, dreimal je ein Stäbchen auf und deutet aus den vorher eingeschnittenen Zeichen nach den Regeln der Weissagekunst und infolge übernatürlicher Eingebung den durch die Lose ausgesprochenen göttlichen Willen. Wenn die Zeichen dawider sind, so findet über dieselbe Sache für denselben Tag keine Befragung mehr statt: gestatten sie es aber, so ist noch die Bestätigung durch Götterzeichen erforderlich."

Obwohl Tacitus dies Verfahren leicht nennt und sich redlich Mühe giebt, es in leichtem Ton auseinander zu setzen, bleiben doch zwei Punkte unklar: 1. lautete die Antwort Ja und Nein, oder gab sie einen förmlichen Orakelspruch? 2. wie waren die eingeritzten Zeichen beschaffen?

voraus.

Die Antwort der germanischen Frauen im Heere des Ariovist, dass ein Sieg vor Neumond wider den Willen der Götter sei (Cäs. 150), setzt unbedingt einen eigentlichen Spruch Nach einem ags. Gedichte sendet der Herzog Ascanius nach denen über Land, die sich auf das Teufelswesen verstehen, um zu erfahren, ob das zu erwartende Kind ein Knabe oder Mädchen sei. Sie werfen ihre Lose und finden an der Kraft des unheilvollen Liedes, dass ein Knabe zur Welt kommen werde (Layamons Brut). Hier kann an ein einfaches Ja oder Nein gedacht werden. Bei Cäsar wie bei Tacitus kehrt die Dreizahl wieder: dreimal wird über den Procillus das Los geworfen, ob er sogleich verbrannt werden oder einstweilen am Leben bleiben sollte: hier wurde nur Ja oder Nein erwartet (Cäsar, b. g. 1), und je dreimal wirft König Radbod über den gefangenen Willibrord und

seine Genossen an drei Tagen hinter einander das Los: es ward für jeden einzelnen dreimal täglich die Frage auf Ja oder Nein gestellt, und nur einmal entschied das Los ungünstig (V. Wilibr. 10; S. 464). An dieses dreifache Verfahren ist aber bei Tacitus nicht zu denken; er sagt nicht, dass aus der hingeworfenen Menge der Stäbchen nur einige aufgegriffen und ausgelegt wurden, sondern soviele Stäbchen wurden bei der Losung gebraucht, wie Zeichen vorhanden waren, und jedes Zeichen hatte eine bestimmte Form und Gestalt. Unvollkommen sind die Orakel, bei denen es nur auf ein Ja oder Nein hinausläuft, reichen Aufschluss aber boten die drei gezogenen Stäbe. Jedem Stabe wurden zwei oder drei Worte mit dem Anlaute des Stabes gesucht, dessen Zeichen er enthielt; auf alle Worte mit gleichem Anlaute konnte das Zeichen gedeutet werden. Der Orakelspruch war somit ein allitterierender Vers, zu dem die Stabreime durch das Los gesucht wurden. Die Zusammenstellung, die sich durch den Zufall ergab, und ihre Ausdeutung wurde als Erklärung des göttlichen Willens angesehen. Denn der alten Zeit galt, was Schiller seinem Wallenstein in den Mund legt:

Es gibt keinen Zufall,

Und was uns blindes Ungefähr nur dünkt,
Gerade das steigt aus den tiefsten Quellen.

Der stehende Ausdruck für die Befragung der Götter durch das Los war rûnô (gr. péFw, an. reyna prüfen, erfor schen, raun Versuch). Dann verstand man unter Runen die geheimnisvollen, der Deutung bedürftigen Zeichen (notae, Tac.), durch die die göttliche Antwort erfolgte. Die Rune bezeichnet das Geheimnis des Dinges', das eigentliche Wesen, nach einem feinsinnigen Worte das etwa, was Kant,das Ding an sich nennt. Jegliches Ding und jeglicher Mensch hat seine Rune; wer sich ihrer bemächtigt, hat das Ding selbst in Besitz, den Menschen selbst in der Hand. Da endlich das Orakel in Versen abgefasst war, heisst rûna auch Zauberlied, und aus der Bedeutung,Geheimnis (ahd. rûnên = raunen, heimlich flüstern) ergiebt sich, dass das Zauberlied geflüstert wurde. Das Stäbchen, worauf die Zeichen standen,

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