ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wartet, aber eine durch die Ereignisse von Jahwe erzwungene, nicht eine durch Israels prophetisches Wirken herbeigeführte. Aber auch Israel wird hier ganz anders gezeichnet. nicht nur offenkundig im Zustand des babylonischen Exils, sondern vor allem auch als ein kleinmütiges, verzagtes, ungläubiges, sündigendes. Der Gedanke, daß Israels Leiden den Heiden zugute kommen könnte, ist daher hier ausgeschlossen (S. 28-40).

Aus der Konstatierung dieser beiden sich scharf unterscheidenden Strömungen in dem Buche folgert Roy S. 41-57, daß die erstgenannten Abschnitte eine Ergänzung aus nachexilischer Zeit zu der Grundschrift seien. Das, was diese Trostschrift verheißen, hatte sich ja meistens nicht erfüllt, damit galt es sich auseinanderzusetzen und neue Wege zu weisen, auf denen Gottes Plan nun doch seinem Ziele zugeführt werden. sollte. Der Verfasser lebt in der Zeit der beginnenden Propaganda des Judentums und so sieht er im Geiste eine neue Art der Welteroberung und zugleich damit eine Sammlung der Diaspora. Und das Rätsel der immer noch verachteten und gedrückten Lage der Gemeinde löst sich ihm durch den Gedanken, daß Israel in seinem jetzt völlig unschuldigen Leiden die Sünde der Welt trage, der Welt, die jetzt gerade durch Israels Leiden ganz für Jahwe gewonnen werden soll.

Es läßt sich gar nicht leugnen, daß Roys ruhige, sachliche Erörterung richtige Beobachtungen enthält, Beobachtungen, die wir nicht ungenützt lassen dürfen; wir kommen darauf in Kapitel IV zurück. Aber hier gilt es zunächst festzustellen, daß trotzdem sein Resultat ein verfehltes ist, ja da indirekt gerade seine Untersuchung den besten Beweis dafür liefert, wie bei der unhaltbaren Auffassung von dem Gottesknecht der Stücke, die auch er teilt, das deuterojesajanische Buch rettungslos auseinanderfällt. Ich glaube, daß nach den früheren eingehenden Untersuchungen über die Einheitlichkeit desselben eine Schritt für Schritt seiner Abhandlung folgende Auseinandersetzung überflüssig ist, aber die wundesten Punkte in seiner Argumentation möchte ich doch herausstellen.

1. Indem Roy vor allem die Aufmerksamkeit auf die verschiedene Beurteilung der Heidenvölker und Israels in den

Stücken einerseits, in dem Buche anderseits lenkt, betritt er ja dieselbe Bahn, auf der, wenn auch in verschiedener Weise, schon Schian, Laue und auch Smend sich bereits früher bewegt haben. Aber er geht auf dieser Bahn weiter als jene, deren Ansicht bereits früher widerlegt ist, und bricht der gegen dieselbe geführten Argumentation, wie es zunächst scheint, sehr geschickt die Spitze ab, indem er den Abschnitt, aus dem man vor allem trotz Anerkennung der relativen Verschiedenheit in der Beurteilung Israels und der Völker die tiefste prinzipielle Übereinstimmung zwischen den Stücken und dem Buche darzutun pflegte, 51, 1-8, einfach als Fortsetzung von 50, 4-9 mit zu den Stücken zieht. Aber es fragt sich, ob das durchführbar, ob es nicht eben nur eine petitio principii ist. Und diese Frage scheint mir bejaht werden zu müssen, und zwar aus folgenden Gründen:

a) Roy geht doch zu leicht an der Tatsache vorüber, daß, während permanent sonst in den Stücken sich alles um eine Persönlichkeit, den Gottesknecht, dreht, mag derselbe nun ein Individuum oder das personifizierte Volk sein, hier von Zion, vom Volk usw. geredet wird und wir pluralische, nicht singularische Anreden finden. Zwar hat Roy selbst, indem er das zweite Stück ohne jede weitere Motivierung und ohne daß man erfährt, warum er nicht auch noch 49, 14-21 hinzuzieht, auf 49, 1-13 abgrenzt, noch eine Parallele hiezu in 49, 9b-13. Aber der Verfasser, nach Roy der Ergänzer, müßte doch auf jeden Fall mit der sonst konsequent durchgeführten Personifikation irgend eine bestimmte Tendenz verfolgt haben, und Roy bleibt die Antwort schuldig, weswegen er nun plötzlich an diesen beiden Stellen sich selbst untreu geworden wäre.

b) Der positive Hauptgrund, den Roy für seine Zusammenfassung anführt, nämlich der, daß 51, 1-8 die göttliche, den Glauben stärkende Antwort auf die Worte des frommen Bekenners 50, 4-9 seien, könnte, ganz abgesehen davon, daß nach 50, 9 dieser einer solchen tatsächlich nicht bedarf, als richtig anerkannt werden, ohne zu der Schlußfolgerung Roys zu berechtigen. Denn ebensogut könnte man daraus folgern, daß Deuterojesaja selbst hier ein älteres Stück aufgenommen und ergänzt hat (vgl. Kap. IV).

c) Auch die Gleichheit des Metrums in 50, 4-9 und 51, 1-8

beweist nichts da es sich ja um ein solches handelt, das man auch sonst beim Deuterojesaja, z. B. 49, 14-21 findet.

d) Umgekehrt führt nun aber 51, 3 genau in dieselbe Situation wie 40, 1 ff.; 49, 14 ff.; 51, 11; 52, 7 ff.; 54, 1 ff., das heißt aber in die exilische. Es ist nicht absolut die Möglichkeit zu negieren, daß Worte wie es erbarmt sich Jahwe Zions, er erbarmt sich aller ihrer Trümmer und macht ihre Wüste wie einen Garten und ihre Steppe wie einen Jahwegarten" auch aus nachexilischer Zeit stammen könnten, aber sind sie in einem im übrigen sicher exilischen Buche überliefert, so ist a priori gewiß auch ihre exilische Entstehung wahrscheinlicher.

Man sieht also zunächst, daß, so wenig von uns ein besonders enges Verhältnis zwischen 51, 1-8 und den Ebedjahwestücken geleugnet werden soll, der Ausgangspunkt für Roys ganze Untersuchung ein höchst unsicherer ist.

2. Nun kann man aber auch der ganzen ferneren Scheidung und Abgrenzung der beiden oben charakterisierten Strömungen durch ihn eine Berechtigung nicht zuerkennen, so gewiß dieselbe auch von richtigen Beobachtungen ausgeht.

a) Zunächst die Stellung zu den Völkern. Es ist allerdings keine Frage, daß der Grundton in der Stellung Deuterojesajas zu den Nationen, die Israel mißhandelt haben, der Haß ist, der Rache und Gericht für dieselben erwartet (vgl. die Belege bei Roy S. 28-30). Aber erstens hat er nicht bewiesen, daß Deuterojesaja hier je andere Völker als die eigentlichen Bedrücker Israels, die Babylonier (und allenfalls nach 52, 4 auch noch die Ägypter und Assyrer) im Auge gehabt habe; man sucht eine solche Stelle im ganzen Buche vergebens. 43, 3 ist ja nur hypothetisch zu verstehen, sagt doch 45, 13 ausdrücklich, daß Cyrus ohne Kaufpreis und Entgelt die Gola ziehen lassen werde. Und 45, 14 ist der Text so unsicher, daß man überhaupt keine sicheren Schlüsse darauf bauen kann. Wahrscheinlich ist doch gerade das eine ursprünglich mit Stichwort an den Rand geschriebene Glosse zu, wie sie Rost so zahlreich im Ezechiel nachgewiesen hat.) V. b handelt doch ausdrücklich

1) Vgl. O.L.Z. 1903 N. 10 ff.

von der Anerkennung der religiösen Superiorität Israels seitens der Völker, und danach wird auch V. a zu erklären sein.

Zum anderen hat Roy nicht genügend hervortreten lassen, wie doch auch ganz andere Töne bei Deuterojesaja neben jenem Grundtone erklingen. Auch wenn man 51, 1-8 mit zu den Stücken schlägt, es bleiben immer noch andere Abschnitte übrig, die sich nicht in das von ihm konstruierte Schema fügen. Zunächst was die Beurteilung der Heidenvölker als einfach irrender, nicht gehaßter und daher auch ohne ein besonderes Gericht sich dermaleinst zu Jahwe und seiner Thora wendender anbetrifft, so hat zwar Roy die Stellen, die gegen seine Scheidung sprechen, auch namhaft gemacht (S. 30-32), aber dieselben durchaus nicht genug zu ihrem Rechte kommen lassen. Ich vermag wenigstens keinen Unterschied zwischen 41, 25a; 42, 10; 45, 4-6, 20; 49, 22 f. und den Ebedjahwestücken in der Erwartung von der Zukunft der Völker zu entdecken. Vollends fehlt in

55, 5 jede Andeutung eines über die Heiden ergehenden Strafgerichts; hier haben wir vielmehr genau dieselbe Vorstellung wie in den Stücken, ohne jeden Widerstand lassen sich die Völker dem Gottesreiche eingliedern, folgen willig Israels Herrscherruf (vgl. 54, 3). So müßten die genannten Stellen unfehlbar 51, 1--8 nachfolgen, d. h. wir behielten nur noch Fetzen des Buches in den Händen.

Nun sucht Roy zwar insofern einen Unterschied herauszustellen, daß nach Deuterojesaja die übrige Welt nicht durch ein längeres prophetisches Wirken Israels für Jahwes Thora wie in den Stücken gewonnen werde, sondern Jahwe sich durch die Ereignisse die sofortige Anerkennung seiner Gottheit seitens der Welt erzwinge. Aber gerade dies ist auch die Meinung der Stücke, auch sie kennen keine Mission, wie wir in Kap. III eingehend dartun werden; hier steckt der Fehler in der falschen Deutung dieser durch Roy. Und wo in aller Welt ist in 51, 1-8 auch nur die leiseste Andeutung eines prophetischen Wirkens Israels zu finden? Die Thora v. 4 geht ja gerade nicht von Israel, sondern von Gott aus, und in Parallele zum „Recht“ bedeutet sie nicht Lehre", sondern ,,Rechtsentscheidung" vgl. 2, 3. Das bestätigt durchaus v. 5, wo nur von Jahwes Gerichts- und

[ocr errors]

Heilstaten die Rede ist. Es ist derselbe Gedanke, der uns im ganzen deuterojesajanischen Buche (vgl. 40, 5; 42, 10 ff.; 45, 6; 49, 22 f.; 52, 10) entgegentritt: zugleich mit der wunderbaren Rechtfertigung Israels und Wiederherstellung Zions (51, 3), die alle Völker der Erde sehen, ordnet Gott, wie er einen neuen Himmel und eine neue Erde schafft (51, 6), die Rechtsverhältnisse in der ganzen Welt. Und diese allgemeine „Rettung", übrigens ein feststehender eschatologischer Begriff, hat mit missionierender Belehrung gar nichts zu tun (vgl. Studien I, S. 82). Mit Recht hat Roy (bes. S. 64) betont, daß in v. 5 von keinem Strafgericht die Rede sei, wie Giesebrecht') meint, diesem Zusammenhange unmöglich „verurteilen, strafen“ bedeuten, sondern wie Jes. 1, 17; Ps. 10, 18; 26, 1 usw. vielmehr ,,Recht verschaffen", denn auf ein Strafgericht können die Inseln doch nicht hoffen und harren aber von missionierender Belehrung ist hier gerade so wenig die Rede.

v. 5 kann in שפט

Als tatsächlicher Unterschied bleibt also nur bestehen, daß in den Stücken nie ein Ton des Hasses gegen die Babylonier

1) Dieser hat S. 177–81 den klaren und durchaus sowohl mit sonstigen deuterojesajanischen Anschauungen wie speziell mit 42, 1-4 harmonierenden Text geradezu gemißhandelt und einen vollständig neuen konstruiert: „Denn Schlachtruf geht von mir aus und mein Gericht lasse ich eilend kommen (zum Lichte der Völker). Nah ist meine Gerechtigkeit, meine Hilfe bricht auf und meine Arme werden die Völker richten. Zu mir strömen die Inseln zusammen und sollen erbeben vor meinem Arm." Wunderliche Inseln, die zu Jahwe strömen, um von ihm gestraft zu werden, nicht vielmehr dann vor ihm fliehen! 41, 1 werden sie allerdings auch aufgefordert zu ihm zu kommen, aber auch nur zu einem Rechtsstreit betreffs der wahren Gottheit, nicht zum Strafgericht und 41, 5 kommen sie zu ihm als zu dem einzigen Retter. Deuterojesaja kennt eine und Jahwes, die auch den Völkern gilt, dieser will, daß die ganze Erde bewohnt werde vgl. 45, 18, 22, 24. Nicht ein Straf- sondern ein Schiedsgericht erwartet er für sie, wie der Verfasser von Jes. 2, 1-4, es beginnt mit der wunderbaren Errettung Israels aus dem Exil, und ausgenommen von ihm sind nur die Unterdrücker Israels, die Babylonier, sowie die, die sich auch durch Jahwes Machterweisung an diesen noch nicht belehren lassen, daß er der eine wahre Gott sei (vgl. weiter III § 2). Die Interpretation Giesebrechts ist nur interessant, weil sie zeigt, wohin es führt, wenn man und

nicht nach dem unmittelbaren Kontexte und aus deuterojesajanischen Gedanken heraus mit „Recht schaffen“ und „Rechtsentscheidung" erklärt. Im übrigen vgl. auch Roy S. 62-65.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »