ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

suchten, erschienen. Giesebrecht, „Der Knecht Jahwes des Deuterojesaja 1902, suchte seine im Jahre 1890 in den „Beiträgen zur Jesajakritik" verfochtene Ansicht, der Ebed Jahwe sei überall im Buche des Deuterojesaja das Volk Israel, gegenüber der inzwischen immer stärker hervorgetretenen individualistischen Deutung des Gottesknechts der Stücke aufrecht zu halten bzw. zu verteidigen und neu zu begründen. Die im übrigen beachtenswerte Untersuchung schlägt gegenüber den von Giesebrechts Meinung abweichenden Forschern, insbesondere mir gegenüber einen Ton an, bei dem man sich in das Zeitalter des Matthias Flacius zurückversetzt fühlt.

Im Jahre 1903 erschien eine Schrift von Roy, „Israel und die Welt in Jesaja 40-55“. Dieselbe suchte einen ganz neuen Ausgangspunkt für die Untersuchung in der verschiedenen Beurteilung Israels und der Völker innerhalb der einzelnen Abschnitte des Buches zu gewinnen und kam von da aus zu dem Resultate, daß in den Ebedjahwestücken der Knecht Gottes allerdings wie im sonstigen Buche das Volk sei, aber im übrigen in ihnen ein wesentlich anderer Geist wehe, und daß deswegen diese Abschnitte erst in nachexilischer Zeit als Ergänzungen in jenes eingetragen seien.

Keine Bearbeitung des Problems selbst, wohl aber eine sehr wichtige Vorarbeit für dieselbe lieferte Zillessen, „Israel in der Darstellung und Beurteilung Deuterojesajas", Z. f. a. W. 1904 S. 251 ff. Nachdem er sehr gründlich die Personifikation des Volkes einerseits als Zion-Jerusalem, anderseits als IsraelJakob im deuterojesajanischen Buche und die Berücksichtigung von des Volkes Schuld in beiden Fällen behandelt hat, kommt er wider Erwarten und in Widerspruch zu dem von ihm selbst Bewiesenen am Schlusse mit einem Salto mortale zu dem Resultat, daß auch der Gottesknecht der Stücke das Volk sei.

In einem Artikel der Theol. Stud. u. Krit. 1904 S. 320 ff. „Nochmals die E.-J.-Lieder im Deuterojesaja" vertrat Laue neuerlich, doch ohne neue Argumente seine schon früher von mir zurückgewiesene Ansicht, der Ebed der Stücke sei der zukünftige Messias, diese aber seien erst in nachexilischer Zeit in das Buch eingeschoben.

In zwei Artikeln der Zeitschr. f. wissensch. Theologie 1905 „Über die Auffassung der Berufstätigkeit des E. J.“ S. 313-343 und Das Berufsleiden des E. J." S. 483-517 verfocht Maecklenburg ebenfalls die individuell-messianische Deutung, doch unter Festhalten an der Echtheit der Stücke.

Innerhalb eines weit größeren Rahmens behandelte Greßmann die Frage 1905 in seinem Buche „Der Ursprung der israelitisch-jüdischen Eschatologie", Kapitel C. S. 301-333 „Der Ebed Jahwe". Indem er einer von Gunkel ausgegangenen Anregung folgte, trat er mit Entschiedenheit für die individuelle Erklärung der Ebedjahwestücke ein, deutete aber die Gestalt, auf die sich diese beziehe, als eine eschatologische, eine Parallelgestalt des Messias, deren Wurzeln in babylonischen mythischen Vorstellungen bzw. in Kultliedern von Mysterien zu suchen sei. Als mein Manuskript schon fast fertiggestellt war, erschien „Der Knecht Gottes in Isajas Kap. 40-55" von Feldmann. Die ruhig abwägende, fleißige Untersuchung erneuert die altkirchliche Deutung der Stücke auf den rein zukünftigen Messias, geht dabei freilich fast nie selbständige neue Wege.

Mehrfach habe ich mich schon früher versucht gefühlt, abermals in die Debatte einzugreifen, aber immer wieder dies. Verlangen niedergekämpft, meine Ansicht erneut nachgeprüft, von allen Seiten erwogen. Und da ich eine große Zeit der verflossenen 7 Jahre Arbeiten gewidmet habe, die von dem Gottesknechtsproblem weit abliegen, so kann ich auch sagen, daß ich mehrfach an jenes als an ein ganz neues herangetreten bin. So glaube ich mich auch gegen die sonst naheliegende Befangenheit durch meine früher vertretenen Ansichten und Deutungen, soweit das überhaupt möglich ist, sichergestellt zu haben.

Doch nun halte ich die Zeit für gekommen, ohne jedes Bedenken noch einmal die vielverhandelte Frage aufnehmen zu dürfen, ja zu müssen. Daß ich inzwischen neuerlich von meinen Gegnern zu lernen gewußt habe, das wird man wohl bemerken. Aber auf der anderen Seite scheinen mir gerade die Schriften von Giesebrecht und Roy die Unmöglichkeit der einseitigen, konsequenten kollektivischen Deutung des E. J. definitiv erwiesen zu haben. Zugleich hat die neue Aufstellung Greßmanns

die individualistische Deutung glänzend gerechtfertigt, und obwohl sie in mancher Beziehung stark von meiner Auffassung abweicht, mir neue Waffen in die Hand gegeben. Und endlich hat die in den letzten Jahren so überraschend fortschreitende Erschließung altorientalischen Geisteslebens neue und so unerwartete Bestätigungen für meine Lösung des Problems geliefert, daß ich annehmen darf, dieselbe werde nunmehr auch solchen, die sie noch vor 7 Jahren fremdartig anmutete, einleuchten.

Kurzum, ich hoffe, daß nunmehr die Zeit gekommen ist, meiner Deutung des Gottesknechts nicht nur die Anerkennung der Berechtigung neben anderen Hypothesen, sondern den Sieg zu erkämpfen. Eine neuerliche und tiefer eindringende Erörterung der literarischen Komposition des deuterojesajanischen Buches wird aber zugleich meine frühere Formulierung der Deutung korrigieren und die relative Berechtigung der immer wieder von namhaften Gelehrten vertretenen kollektivischen Deutung erweisen. Und so dürfte sich schließlich auch in dieser heiß umstrittenen Frage, wie so oft, eine höhere Einheit ergeben. Die lebhaften Kämpfe sind nicht vergeblich gewesen, der Streit verläuft nicht einfach im Sande: es kann ein ehrlicher Friede geschlossen werden.

Besonders die drei Schriften von Roy, Giesebrecht und Greßmann geben mir den erwünschten Anlaß, noch einmal durchzuprüfen: erstens die Frage der Einheitlichkeit des Buches. bzw. der Echtheit der Ebedjahwestücke, zweitens die Frage, ob der Ebed in diesem Kollektivum oder Individuum ist, und drittens die Frage, wo, in welchen Kreisen dies zu suchen, ob es historisch zu identifizieren oder als zukünftig aufzufassen sei. Diesen durch die neueste Literatur bestimmten Fragestellungen wird dann eine Erörterung des zeitlich-literarischen Verhältnisses der Stücke zum übrigen Buche und im engsten Zusammenhange damit der positive Neuaufbau meiner Deutung folgen.

Kapitel I.

Die Einheitlichkeit des deuterojesajanischen Buches.

Die erste Frage, die der Einheitlichkeit des deuterojesajanischen Buches, bedarf keiner sonderlich langen Erörterung mehr. Es hat sich in den letzten Jahren in bezug auf dieselbe eine immer wachsende Übereinstimmung herausgebildet. Besonders Budde in seiner Broschüre „Die sogen. Ebedjahwe-Lieder und die Bedeutung des Knechtes Gottes in Jesaja 40-55", König, „Deuterojesajanisches" in der Neuen Kirchl. Zeitschr. 1898 S. 895 ff. und ich selbst,,Studien" I S. 195-230 haben, obwohl wir von sehr verschiedenen Prämissen ausgehen, übereinstimmend gegenüber Duhm, Schian, Laue,1) Bertholet dargetan, daß trotz einiger Verschiedenheiten Ideen und Sprache in den Stücken und in dem sonstigen Buche sich so eng berühren, daß man immer wieder auf einen und denselben Verfasser geführt wird und daß die literarische Analyse des Buches beweist, daß dasselbe die Stücke von jeher als einen integrierenden Bestandteil enthalten hat, dieselben unmöglich erst später eingeschoben sind. Diese Untersuchungen setze ich hier als gelesen voraus und werde nicht oft Gesagtes nochmals wiederholen.

Inzwischen hat unsere Meinung eine erneute Bestätigung sowohl durch Zillessens Abhandlung (vgl. bes. a. a. O. S. 273) wie durch Giesebrechts gründliche Untersuchung über die enge Zusammengehörigkeit des deuterojesajanischen Buches mit den Ebedjahwestücken erhalten (a. a. O. S. 141-203). So wenig ich manchen Einzelheiten in der Beweisführung dieses zustimmen kann, die sich aus seiner Deutung des Ebed Jahwe in den

1) Das „Helldunkel", welches dieser neuerdings wieder in 42, 5—7; 49, 7-9 konstatiert, um zu beweisen, daß die Stücke später durch diese Verse eingearbeitet seien, ist nur künstlich geschaffen, kann in den Stücken gerade so gut gefunden werden, verschwindet aber ebenso wie hier bei einer Exegese, die nicht darauf ausgeht, das Helle zu verdunkeln. Und im übrigen hätte Laue doch erst ernstlich prüfen müssen, ob nicht Deuterojesaja selbst der Hineinarbeiter der früher von ihm gedichteten Stücke sei.

Stücken ergeben, so gewiß hat er nochmals überzeugend dargetan, daß nach Ausscheidung der Stücke ein Rumpf ohne Kopf bleibt, daß die folgenden Kapitel jedesmal auf die vorausgehenden Stücke deutlich Bezug nehmen, und hat über die die Sprache betreffenden Zusammenstellungen von Schian, König und mir hinaus bewiesen, daß eine ganze Reihe der feinsten stilistischen Eigentümlichkeiten die Stücke und das Buch verbinden, mithin auf denselben Verfasser führen. Es ist nicht zu viel gesagt, wenn er einmal (S. 191) schreibt: „Auf Grund aller dieser Indizien möchte ich fast von der Unmöglichkeit sprechen, dieses Stück dem Deuterojesaja abzuerkennen."

Trotzdem sollte schon das folgende Jahr einen erneuten Versuch bringen, die Stücke als später eingeschobene ergänzende Dichtungen zu erweisen. Es ist der von Roy. Derselbe sucht einen neuen Ausgangspunkt zu gewinnen, indem er, ohne zunächst auf die Frage, ob der Ebed überall ein Kollektivum oder auch ein Individuum sei, zu antworten, von der Frage der Stellung des Buches zu Israel und den Heidenvölkern ausgeht In dieser Beziehung konstatiert er zwei vollständig verschiedenartige Strömungen im Buche. Die erste findet er in 42, 1-7; 49, 1-13; 50, 4-9; 51, 1-8; 52, 13-53, 12. Diese Abschnitte kennen keine eigentlichen Feinde Israels; die Heiden leben nur alle im Irrtum, im Dunkel des in der Welt herrschenden Unrechts dahin. Daher wird auch kein Straf- und Vergeltungsgericht über sie ergehen, sondern, sobald nur Israels Geschick sich wendet, werden sie das Zeugnis desselben annehmen. Israel selbst ist in diesen Abschnitten fromm und gerecht, und sehr stark tritt in ihnen der Gedanke des Berufes hervor, den es an der Welt auszuüben hat (S. 5-27).

Ganz anders in dem übrigen Buche. Hier steht die übrige Welt Israel mit Verachtung, Hohn und Abscheu gegenüber, wird deswegen auch wiederum vom Propheten gehaßt, in immer neuen Klängen wird ihr ein furchtbares Gericht verkündet. Dabei tritt der geschichtliche Hintergrund überall sehr deutlich hervor, vor allem die Knechtung durch die verhaßten Babylonier, aber auch das bevorstehende Gericht über dieselben. Wohl ist auch hier eine Zuwendung der ferneren Völker zu Jahwe er

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »