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späteren Ausführungen - Giesebrecht operiert immer gerne mit dem, was ,,man" erwartet (vgl. S. 144, 160, 165 usw). so ist die Erfüllung dieses Postulats bei seiner Abgrenzung des Stückes allerdings unmöglich, weil er es bereits mit v. 6 schließen läßt, in Wirklichkeit wird aber der Gedanke in v. 8 und 9a deutlich weiter ausgeführt. Und im übrigen ist gegenüber diesem seinen Kanon doch zu fragen, wo das zerstoßene Rohr und der glimmende Docht" von 42, 3, wo „der Mund, der scharf ist wie ein Pfeil von 49, 2, wo die Ausrüstung des Ebed von 50, 4, wo der Gesalbte" von 45, 1 usw. weiter ausgeführt werden. Sind das alles auch Überfälle aus dem Hinterhalt und Glossen?

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2. Der zweite Grund berührt sich mit dem ersten aufs engste, er ist die negative Kehrseite desselben: „Der in v. 5 dem Ebed zugeschriebene Beruf wäre unvereinbar mit allem, was wir sonst von ihm hören" (S. 44). Ein solch kategorisches Urteil berührt eigentümlich, wenn es gefällt wird, nachdem Giesebrecht lediglich erst 42, 1-4, also ein nur nach Duhmschem Muster zugestutztes Ebedstück geprüft hat, während er selbst in v. 5-7, bei denen doch mindestens die Möglichkeit, daß ein solcher Beruf vom Ebed prädiziert werde, sehr ernst diskutiert werden muß, einen bestätigenden Nachtrag zu jenem sieht (S. 162). Eine Argumentation, die nach der Prüfung jener vier Verse ohne weiteres zu dem Resultate kommt, daß die Deutung auf den Volksführer nun einmal unmöglich sei" (S. 43), wird von vornherein etwas mißtrauisch angesehen werden. Im übrigen werden wir dies Argument in § 2 auf seine Haltbarkeit prüfen und betrachten es vorläufig als ein unerledigtes, behalten aber im Gedächtnis, daß es nach der Formulierung Giesebrechts nicht etwa nur dahin lautet, daß in dem ersten Ebedstücke nichts von dem Beruf als Volksführer erwähnt, sondern daß derselbe durch jenes ausgeschlossen sei.

3. Einen weit stärkeren Grund für Annahme einer Glosse findet Giesebrecht aber darin, daß v. 5a in einer geradezu peinlichen Weise 6a vorgreife. „Die Wiederaufrichtung der Stämme Israels ist das Große, Beseligende, was der Schriftsteller dem Volke bringen will, wie kann er so ungeschickt sein, diese frohe Botschaft, als bedeute sie gar nichts, in einem Zwischensatze

als etwas Selbstverständliches vorauszuschicken?" Dagegen habe ich zu sagen, daß die Wiederaufrichtung der Stämme in diesem Abschnitte zwar auch als eine große, durch den Ebed vermittelte Gottestat erscheint, daß aber das Große, Beseligende, was derselbe bringen will, tatsächlich die Mitteilung ist, daß der Gottesknecht ein Licht der Heiden werden würde. Das beweisen v. 1 und 6 in gleicher Weise, darum kommt sogar Giesebrecht trotz seiner Emendation nicht herum, denn wäre die Ankündigung der Heimführung Israels (als des Ebed) hier zum ersten Male und als das Große verkündet, so wäre die Einführung mit unmöglich. Es bleibt dabei, daß jene auch damit schon als bekannt vorausgesetzt wäre, dem Verfasser hätten sonst doch wirklich ganz andere solennere Einführungen zur Verfügung gestanden. Und wenn es sich um etwas noch nicht Bekanntes handelte, so hätten wir bei dieser Form doch wirklich wieder den berühmten Überfall aus dem Hinterhalt. Was aber die Einführung der gewiß für den Verfasser höchst wichtigen Sache in einem Zwischensatze anbetrifft, so frage ich: ist die nicht auch sonst in der deuterojesajanischen Diktion zu beobachten? Vgl. 45, 1, 18 (auch 41, 9; 48, 1 f. usw.).

4. Doch damit kommen wir schon auf Giesebrechts letztes Argument. Nicht die Vorwegnahme des vermeintlich wichtigsten Gedankens allein ist es, was ihn zur Ausscheidung bestimmt, vor allem der unerhörte Periodenbau und die Wiederholung zweier in Form und Inhalt fast identischer Sätze in demselben Zusammenhang. Von zwei stilistischen Monstren befreit seine Emendation (S. 44). Indes man sollte doch wirklich mit solchen Superlativen, die sich nur zu schnell abnutzen, sparsamer sein. Greßmann hat bereits S. 314 auf die Parallelen von Gen. 1, 1 ff.; 2, 4 ff. verwiesen.

Aber müssen wir so in der Ferne suchen, haben wir nicht eine viel bessere Parallele in 45, 1f.? Wird da nicht tatsächlich auch etwas höchst Wichtiges, indirekt nämlich sogar die Eroberung Babylons, in v. 1 in einem Nebensatze vorweggenommen: „Türen vor ihm zu öffnen und daß Tore unverschlossen sind" und in v. 2b im Hauptsatze mit sehr ähnlichen Worten wiederholt: „eherne Türen zerbreche ich und eiserne Riegel zerhaue

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ich"? Meines Wissens hat hier bis jetzt noch niemand sich zu dem Reinigungsverfahren Giesebrechts veranlaßt gefühlt. Und ein ganz ähnliches Monstrum" haben wir vollends 52, 14 und 15, wo auch in einem Zwischensatze v. 14 der Gedanke von 53, 2b, 3 vorweggenommen wird. Freilich hat sich Konjekturalkritik an jenem mehrfach schon versucht, Giesebrecht aber hat, wie mir scheint, mit Recht sich hier von derselben ferngehalten (bis auf Änderung von in ‘2).

Ich glaube nicht, daß ich einen einzigen Grund unberücksichtigt gelassen habe, den Giesebrecht für seine Ausscheidung von Jes. 49, 5a angeführt hat, und hoffe auf allgemeine Zustimmung rechnen zu dürfen, wenn ich sage, daß falls auch das Argument 2 sich in § 2 als nicht stichhaltig erweisen sollte, die Emendation Giesebrechts, so gewiß sie einen leichtflüssigeren Text ergibt, nicht irgendwie stringent begründet ist. Die Sache steht aber noch schlechter, es sprechen sogar Gründe positiv gegen sie.

a) Ich will ausgehen von dem Argumente, welches bereits Greßmann S. 314 geltend gemacht hat, auf das wir schon oben hinwiesen. Er sagt mit Recht: „Giesebrecht hätte die Pflicht gehabt, irgend eine Möglichkeit zu zeigen, wie der Glossator zu seinem Mißverständnis kam." Giesebrecht hat es sich in dieser Beziehung sehr leicht gemacht, indem er S. 39 sagt: „Während es nach dem ursprünglichen Texte möglich war, den Kn. als aktiven Restaurator Israels auszuschalten, will die Glosse, die ihn lediglich als Einzelpersönlichkeit auffassen kann, ihm auch seine, nach dem ursprünglichen Texte (wie es schien) nicht genügend gewahrte Rolle bei der Rückkehr Israels reservieren." Und S. 40 spricht er von „späterem Glossatorenunverstand".

Nun aber fragt man doch billig, wie man überhaupt hat auf den Gedanken kommen können, einen vom Volk geschiedenen individuellen Knecht in den Text hineinzubringen, der so offenkundig ausschließlich von Gott und dem Volke redet, um so mehr, da nach Giesebrecht auch in 42, 1-4 jede Möglichkeit ausgeschlossen ist, eine Hindeutung auf einen solchen zu finden, und auch in 52, 13-53, 12 sich nur Rabulisten dem verschließen können, daß ausschließlich vom Volke die Rede ist. Und wann

wäre die Zeit für diese individualistische Umredigierung gewesen? Die einzig denkbare Beziehung, die auf Serubbabel ist ja gerade von Giesebrecht S. 29 mit großem Scharfsinn abgelehnt. Hernach aber hören wir von Beziehungen der Ebedstücke auf eine historische Person nichts wieder. Oder der Glossator dachte an einen künftigen Sammler, etwa den Messias? Ja, hätte er dann die Sache so kompliziert und raffiniert angefangen, durch Hineinschiebung von v. 5a und von 3 Worten in 6a einen alten Text umzugestalten? Wäre dann nicht wirklich ein neuer Vers an Stelle eines alten oder neben den alten, etwa wie Jes. 11, 10 das zu Erwartende?

Das Problem wird aber noch schwieriger dadurch, daß dies Ebedstück tatsächlich auch nach Giesebrecht selbst, der es zwar nur aus „Noblesse" zugibt S. 307, glossiert ist, nämlich in v. 3, aber nicht im Sinne der Deutung auf ein Individuum, sondern auf das Volk, durch das (vgl. Studien I S. 15-17). Welche von beiden Glossierungen hat nun die Priorität? Ist der Text Giesebrechts, der die Beziehung auf das Volk ergibt, wirklich der originale, so wäre es nur natürlich, daß ein Glossator das „Israel" hineinschob, aber damit war allen Glossierungen in individuellem Sinne, also der von 5 aß ein definitiver Riegel vorgeschoben. Oder aber, ein Glossator hätte es wirklich gewagt, dem an sich klaren Text durch die Glosse von v. 5a einen neuen, nunmehr nur noch auf ein Individuum bezüglichen Sinn unterzuschieben, wie hätte dann noch ein anderer es wagen können, diesem Stücke ein „Israel" einzufügen? Kurzum. beide Glossierungen würden sich unerträglich aneinanderstoßen; gewisse Grenzen muß es doch auch für den Glossatorenunverstand" geben. Wir werden in IV § 2 sehen, daß nur mit Greßmann angenommen werden kann, daß Deuterojesaja selbst das ursprünglich individualistische Stück durch das „Israel" v. 3 auf das Volk übertragen hat.

b) Es fragt sich aber zweitens, ob der Text von v. 5 und 6 nicht positive Indizien dafür darbietet, daß v. 5a von jeher ein integrierender Bestandteil jener war. Ich glaube, daß tatsächlich zwei existieren. Zunächst nämlich würde die Parenthese v. 5b doch jeden Halt und jede Motivierung verlieren,

wenn nicht 5aß vorausgegangen wäre. Eben wäre in v. 3 gesagt: du bist mein Knecht, durch den ich mich verherrlichen will, eben hätte sich der Ebed in v. 4 getröstet: fürwahr, mein Recht ist bei Jahwe und mein Lohn bei meinem Gott, und nun wäre nur erst gesagt: und jetzt spricht Jahwe, der mich vom Mutterleibe an sich zum Knechte bildete, also etwas, was absolut nicht mehr neu ist, was wir ja schon von v. 1 und 3 her wissen, und da hätten wir schon wieder: und ich bin geehrt in Jahwes Augen und mein Gott war meine Stärke. Ich fürchte, man könnte gegen den Dichter den Vorwurf erheben, daß er vor lauter Orakeln über die dem Knechte zugedachte Herrlichkeit gar nicht dazu komme, zu sagen, welches denn eigentlich seine Aufgabe sei. Und jedenfalls ist diese letzte Parenthese ganz anders innerlich motiviert, wenn unmittelbar zuvor irgend etwas über dieselbe gesagt, d. h. wenn v. 5 aß echt ist.

Aber auch v. 6 a scheint ihn mir vorauszusetzen. Wir finden hier ein merkwürdiges ὕστερον πρότερον: um aufzurichten die Stämme Jakobs und die Bewahrten Israels zurückzubringen. In Wirklichkeit muß doch dieses jenem vorausgehen, und diese auffallende Umstellung erklärt sich am besten aus der Vorliebe des Dichters der Ebedjahwestücke für chiastische Stellungen. Vgl. 42, 3 und 4: zerbrochenes, erlöschendes - erlöschen, zerbrechen; 42, 6 und 7: Volksbund, Licht der Völker - blinde Augen öffnen, herausführen Gefangene; 50, 4: Wort weckt er an jedem Morgen - an jedem Morgen weckt er mir Ohr; 52, 14: entstellt von Menschen sein Angesicht sein Aussehen von Menschenkindern; 53, 1: wer kann dem glauben, was wir gehört, und Jahwes Arm über was für einem hat er sich enthüllt; auch 55, 8 und 9: meine Gedanken, eure Gedanken eure Wege, meine Wege meine Wege, eure Wege, meine Gedanken, eure Gedanken usw. Das heißt aber: das auffallend nachgesetzte in v. 6 setzt das normal stehende in 5 aß voraus.

c) Aber der stärkste Grund gegen G.'s Emendation bleibt der, daß er durch alle seine Streichungen nicht erreicht, was er will, und es ist auffallend, daß er das gar nicht bemerkt hat. Was ich früher (Studien I, S. 28 f., vgl. auch Greßmann S. 314)

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