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treu und im Glauben ausharrend, dort selbst angesichts göttlicher Machtoffenbarungen verzweifelnd, murrend und undankbar, mutet man damit nicht auch der stärksten Phantasie und dem lebhaftesten Gefühl eines Mannes einen psychologisch kaum möglichen Wechsel der Betrachtungsweise und Stimmung zu? Muß man nicht nach jeder anderen sich bietenden Erklärung lieber greifen?" Das ist gewiß richtig.

Wir sahen, Roy hilft sich, indem er einen anderen Verfasser für die Stücke nach dem babylonischen Exil annimmt, aber das hat sich uns als unmöglich ergeben. Nein, darin hat G. ganz gewiß das Richtige gefunden und vertreten: die Ebedstücke sind von Deuterojesaja und vor dem übrigen Buche im babylonischen Exil geschrieben (vgl. hierzu IV § 1). Aber welchen Ausweg aus dem Dilemma gibt es dann? Keinen anderen als den, daß man die Stücke nicht auf das Volk, sondern auf ein Individuum bezieht, und indem man dieses zu identifizieren sucht. zugleich auch die Periode im babylonischen Exil findet, aus welcher heraus die eigenartige Stellung zur Völkerwelt bzw. zu Babylon erklärlich wird. Hoffen wir, daß uns jenes im folgenden gelinge.

Kapitel III.

Der Ebed ein in messianischem Lichte betrachteter zeitgenössischer Davidide.

Eine erfreulichere Erscheinung als die Schrift Giesebrechts war die Untersuchung von Greßmann über die Ebedjahwefrage in seinem Werke „Der Ursprung der israelitisch-jüdischen Eschatologie" S. 301-33. Obwohl wir auch zu seiner Lösung in Gegensatz treten müssen, so läßt sich gar nicht leugnen, daß diese seine Abhandlung eine positive Förderung des Problems bedeutet. Die Auseinandersetzung mit ihm gibt mir will

kommenen Anlaß, meine eigene „Studien" I vorgetragene Ansicht über den Stand und die Persönlichkeit des Ebed noch einmal zu begründen und noch präziser zu formulieren.

§ 1. Die Hypothese Greßmanns.

Gr. geht aus von dem Stile Deuterojesajas und weist nach, daß dieser sich vielfach von dem babylonischen Hofstil, mythologischen Anschauungen und überhaupt babylonischer Sprachweise beeinflußt zeige. Dann tut er dar, wie wir bereits oben sahen, daß man unmöglich den Ebed bei ihm überall auf das Volk deuten könne, daß er vielmehr zwei Ebedgestalten kenne: das Volk Israel und den großen Unbekannten, die nach deuterojesajanischer Weise einander angeähnelt seien. Nach einer Prüfung der beiden bis jetzt herrschenden Anschauungen über den Ebed, daß nämlich derselbe das Volk oder eine historische Persönlichkeit sei, an der Hand der einzelnen Stücke und kritischer Ablehnung beider kommt Gr. zu dem bereits von Gunkel vertretenen Resultate, daß der Ebed eine mythische Gestalt sei.

Dieser ursprünglich mythische Charakter schimmert noch deutlich durch in der Tatsache der Auferstehung, die in dem Text von Jes. 53 notwendig vorausgesetzt sei. Um die stilistischen Rätsel der Stücke zu erklären, müsse man annehmen, daß Deuterojesaja die Gestalt des Ebed nicht geschaffen, sondern einer damals vorhandenen Tradition entlehnt habe. Man kann aber die Quelle noch näher bezeichnen, aus der er geschöpft hat. Die in Jes. 50 und 53 vorausgesetzte Situation ist die des Kultliedes: die Verherrlichung des Ebed schließt sich unmittelbar und ohne jede Zwischenstufe an sein Leiden und Sterben an. Solche Lieder sangen die Mysten am Todestage des Gottes. Die Frage, was Deuterojesaja sich bei dieser Gestalt des Ebed gedacht habe, läßt sich nicht sicher beantworten, wahrscheinlich hat er ihn für eine eschatologische Gestalt, nicht den Messias, aber wohl eine Parallelgestalt des Messias gehalten.

Was Gr. dann noch auf den letzten Seiten (328-33) ausführt, selbst den hypothetischen Charakter desselben betonend, hat für uns hier nur sekundäres Interesse: es ist der Versuch

des Nachweises, daß die Ebedgestalt in den Kreis der Adonisoder Tammuzgestalten hineingehöre, daß auch der Tod dieser als sühnendes Opfer aufgefaßt sei und eine Anspielung auf eine solche Adonisgestalt sich auch Sach. 12, 9 ff. finde.

Das ganze fernere Kapitel wird ja direkt oder indirekt auf diese Ausführungen Gr.s Bezug nehmen, und werden wir uns den richtigen Gedanken in denselben nicht verschließen. Aber drei allgemeine kritische Bemerkungen müssen wir von vornherein an dieselben knüpfen: 1. daß die Auseinandersetzung Gr.s mit der Annahme, der Ebed sei eine historische Persönlichkeit, keine wirklich ernste ist, muß jedem Leser seines Buches auffallen, vgl. S. 324 f. Man hat den Eindruck, daß ihm sein Glaube an den Mysteriencharakter der Stücke a priori so feststeht, daß er die Deutungen auf eine historische Persönlichkeit nur pro forma prüft. Wir werden die drei von ihm erbrachten Gründe in § 5 einer näheren Beleuchtung unterziehen. 2. Es muß auch den wohlwollendsten Kritiker einer Ansicht von vornherein bedenklich machen, wenn er findet, daß dieselbe von einem Fundamente ausgeht, welches nach der Aussage ihres Vertreters selbst gar nicht vorhanden ist. Gr. sagt: „Der ursprünglich mythische Charakter des Ebed schimmert noch deutlich durch in der Tatsache der Auferstehung, die in unserem jetzigen Text zwar nicht erzählt, aber doch notwendig vorausgesetzt ist." Ich sehe hier ganz davon ab, daß diese Annahme nach dem Text von v. 10 und 11 geradezu als ausgeschlossen erscheint (sowohl das

zeigen, dafi nicht ein wirklicher Tod עֲמַל נַפְשׁוֹ wie das בַּכְּאוֹ הֶחָלוֹ

Ausgangspunkt der Erhöhung des Ebed war, und zweitens ist es ja undenkbar, daß das Wichtigste und das wäre natürlich die Auferstehung hinter v. 10ba in Wegfall gekommen wäre), wir machen hier nur auf die formale Schwäche der Argumentation aufmerksam. 3. Dieselbe beobachtet man auch in dem Endresultat, welches geradezu eine contradictio in adjecto ist. Auf der einen Seite wird gesagt: die Figur des Messias hatte sich in der älteren Zeit noch nicht verdichtet und zu einer scharf umrissenen Persönlichkeit ausgebildet, auf der anderen soll der Ebed eine Parallelgestalt des Messias sein; das setzt aber doch gerade schon die scharf umrissene Persönlichkeit voraus, sonst

sieht man nicht ein, warum der Ebed nicht gerade so gut in das Gebiet der sich entwickelnden Messiasgestalt hineinfällt, da auch nach Gr. die Bestimmung jenes eine königliche ist.

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§ 2. Der Beruf des Ebed an den Völkern.

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In diesem und dem nächsten Paragraphen gehen wir in der Hauptsache noch mit Greßmann zusammen. Auch er findet S. 319, daß die Aufgabe des Ebed eher einem Könige zuzuschreiben" sei, S. 323, daß er „ein angesehener und mächtiger König werden" sollte. Ich glaube, die Frage nach dem Stande des Ebed ..Studien" I S. 78-135 so gründlich, wie es überhaupt nur möglich ist, untersucht zu haben. Und das Resultat war: weder ein Prophet noch ein Thoralehrer, sondern ein zur Leitung des neuen Gottesreiches bestimmter Davidide. Ich weiß, daß ich hier gegen so tief eingewurzelte exegetische Vorurteile zu kämpfen habe, daß ich allgemeine Zustimmung gar nicht sogleich erwarten konnte. Genug, daß Männer wie Kittel, Rothstein, Winckler, Orelli sich in diesem Punkte bereits auf meine Seite gestellt haben. Gerne benutze ich aber die sich mir darbietende Gelegenheit, noch einmal in gedrängter Kürze meine Argumente vorzuführen, schärfer zu präzisieren bzw. zu verteidigen.

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1. Auf den ersten Punkt, der zur Eruierung des Standes des Ebed herangezogen werden muß, sind wir in der obigen Untersuchung schon mehrfach geführt: der Ebed wird zu wiederholten Malen den Völkern der Erde direkt gegenübergestellt. Irgend welche Wirkungen übt er auf sie aus, und sie nehmen von seinen Schicksalen Notiz, vgl. 42, 1-4, 6b, 7 a; 49, 1, 6; 52, 13, 15. Daß alles dies das leerste, ja geradezu ein unwahres Gerede würde, wenn der Ebed ein Prophet oder Thoralehrer wäre, bedarf keines neuen Beweises. Das ist das nur zu berechtigte Moment in der Polemik Giesebrechts gegen Duhm, vgl. S. 7 ff., 11 usw. Ganz anders, wenn hier ein König vor uns stünde; auch auf den Cyrus sind nach Deuterojesaja die Augen der ganzen Welt gerichtet, vgl. 41, 5; 45, 5f., aber dasselbe gilt nach israelitischer Auffassung auch vom davidischen Königshause; der Begründer desselben war nicht nur das Haupt Sellin, Das Rätsel des deuterojesajanischen Buches.

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Israels, sondern auch das von Nationen; Völker und Könige kennen und beachten daher dessen Schicksal, vgl. 1. Reg. 10, 7 ff.; Threni 4, 20; Ez. 19, 2; Ps. 89, 28. 52; 18, 44 ff.; 2. Reg. 25, 27 ff. Und vollends wird der aus diesem Hause erwartete Messiaskönig direkt in eine Beziehung zu den Völkern der Erde gesetzt, vgl. Gen. 49, 10; Ez. 17, 23; Jes. 11, 10; Ps. 72, 9-11; Sach. 9, 10 b. Damit ist uns von vornherein die Richtung gewiesen, in welchem Stande wir den Ebed einzig und allein suchen dürfen.

2. Die ausführlichste Darlegung des Berufes des Ebed an den Völkern haben wir 42, 1-4. Daß hier das Bild eines Herrschers, nicht das eines Thoralehrers oder Propheten vor uns steht, sollte nicht geleugnet werden, denn

a) die Bezeichnung mein Erwählter" 42, 1 finden wir im Alten Testament (abgesehen vom Religionsstifter Ps. 106, 23) nie für einen Propheten, wohl aber ist es eine israelitische wie babylonische Bezeichnung für den König, vgl. 2. Sam. 21, 6; Ps. 89, 4; auch 1. Sam. 10, 24; 16, 8 ff.; Deut. 17, 15; Hag. 2, 23 und Keilinschr. Bibl. III 2. S. 119.

b) Die Ausdrücke „er wird den Völkern Recht schaffen" (bzw. sprechen) v. 1, „in Zuverlässigkeit wird er Recht schaffen" (bzw. sprechen) v. 3 und „er wird auf Erden Recht aufrichten und auf seine Rechtsentscheidung harren die Inseln" v. 4 führen zwingend auf einen Herrscher hin, dessen wichtigste Funktion die Herstellung des Rechts und der Ordnung in seinem Reiche ist. Dieselbe Funktion haben zwar innerhalb ihres Volkes auch die Priester, aber hier handelt es sich um die Ausdehnung jener über alle Volksgrenzen hinaus, um die Aufrichtung eines auf Recht basierten Weltreiches. Und damit ist die Berufssphäre des Ebed entschieden.

Die eingehende Begründung findet man a. a. O. Ich will nur noch hinzufügen, daß gerade auch Deuterojesaja die Herrscher als bezeichnet, vgl. 40, 23, ein Ausdruck, der zwar schon in altisraelitischen Vorstellungen begründet, vgl. 2. Sam. 15, 4; Am. 2, 3, aber doch erst seit der deuteronomischen Ära besonders gebräuchlich geworden ist und zeigt, worauf der größte Nachdruck im Herrscherberufe gelegt wurde, vgl. Micha 4, 14; Ps. 2,9 und weiter Richt. 3, 9; 16, 31; 1. Sam. 4, 18; 7, 15 usw.

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