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ließen. Nun trete das Trösten an die Stelle, das der individuellen Richtung der neuen Zeit entsprechend sich wie die ganze religiöse Auseinandersetzung in Babylon in aller Stille den Gedrückten und Heimgesuchten unter den Heiden zuwendete. Ein neues religiöses Ideal ist im Exil entstanden: das der stillen geräuschlosen Arbeit an den Heidenseelen.

Ich muß nun zunächst darauf aufmerksam machen, daß G. hier offenkundig mit zweierlei Maß mißt. Er tritt für die Deutung auf den Propheten ein, kommt aber selbst zu dem Resultat, daß das prophetische Ideal ein ganz anderes geworden als das vorexilische. Kann man dann aber nicht mindestens mit demselben Rechte behaupten, daß auch das Königsideal im Exile ein anderes geworden, und können wir nicht tatsächlich diesen Wechsel bei Ezechiel und dem Deuteronomisten quellenmäßig belegen, wie ich in einer besonderen Untersuchuug „Studien" I S. 124-31 dargetan habe?1)

Zweitens aber, nachweisen können wir von einem solchen seelsorgerlichen Arbeiten an den Babyloniern im Exil schlechterdings nichts; bei Ezechiel wird nichts davon erwähnt, aus Deuterojesajas Stellung zu den Babyloniern muß man sogar direkt auf das Gegenteil schließen; und der Anschluß von Fremden, auf den das sog. tritojesajanische Buch Bezug nimmt (vgl. 56, 3), fällt doch erst hinter das Exil.

Drittens, auch wenn man das unerweisliche Faktum zugäbe, die Auslegung G.s bliebe doch unmöglich. Die Ausdrucksweise in v. 3a wäre dann nicht nur unklar und ungeschickt, sondern die in 3b zeigt zwingend, daß auch 3a auf wirkliche Handlungen, nicht auf Droh- oder Trostreden zu deuten ist.

Viertens, vollends aber wird die Deutung auf stilles, seelsorgerliches Wirken einfach dadurch unmöglich gemacht, daß gesagt wird, derselbe Ebed solle ein Licht für die Völker werden (42, 6; 49, 6). Daß dieser Ausdruck sowohl bei Deuterojesaja (vgl.

1) Wie sehr die Schilderung des Idealkönigs von 42, 1 ff. unter Beseitigung des politischen Moments zugunsten des religiös-ethischen und sozialen gerade auf der Linie der ezechielischen Gedanken von 34, 23 ff.; 37, 24 ff. liegt, kann man auch neuerdings aus der Darlegung dieser bei Begrich „Das Messiasbild des Ezechiel“ z. f. w. Th. 1904 S. 433 ff. und Herrmann „Ezechielstudien" S. 112, 123 ersehen.

51, 4) wie im Alten Testament überhaupt (vgl. 60, 1 ff.) gerade vom öffentlichen, allgemein bemerkbaren, plötzlichen Hervorbrechen, nicht aber von einem leisen, stillen, allmählichen Wirken gebraucht wird, kann nicht geleugnet werden. So aber würde die Schilderung von der Tätigkeit des Ebed an den Völkern in sich selbst widerspruchsvoll, und G. hat nicht einmal den Versuch gemacht, diesen klaffenden Widerspruch auszugleichen.

Wir sehen, auch dieser neueste Versuch, den „Propheten" in Jes. 42, 1-4 zu retten, ist mißlungen; das messianische Herrscherbild steht unzweifelhaft vor uns.

3. Wir sind soeben schon auf eine weitere Reihe von Stellen geführt, die einen Schluß auf den Beruf des Ebed den Heiden gegenüber gestatten. 42, 6 wie 49, 6 wird gesagt, daß er ein Licht der Völker sein werde. Gedeutet wird dieser Ausdruck in 42, 7 dahin, daß er blinde Augen öffnen werde (vgl. dazu S. 35) und 49, 6b dahin, daß Jahwes Heil (durch ihn) bis an die Enden der Erde ergehen solle. Daß auch in diesen Ausdrücken nach alttestamentlichem und speziell deuterojesajanischem Sprachgebrauch alles andere eher zu suchen ist als eine prophetische Belehrung oder gar die durch einen Thoralehrer habe ich Studien" I S. 95 ff. bewiesen.

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i wird bei den Propheten selbst (wie z. B. Prov. 6, 23 von Lehre und Unterweisung im allgemeinen, Ps. 119, 105; 19, 9 von Gottes Wort und Gesetz) von prophetischer Erleuchtung bzw. Belehrung gar nicht gebraucht. Aufs engste aber gehören „Licht“ und „Heil" zusammen (vgl. Hiob 18, 5f., Ps. 36, 10). Im Grunde ist Jahwe selbst das Licht, die Sonne Israels (vgl. Jes. 10, 17; Mich. 7, 8; Jes. 60, 19 f.; Ps. 27, 1). Und daher wird der Ausdruck auch in Beziehung gesetzt zu seiner (Recht) undy (Heil) (vgl. Jes. 51, 4; 60, 3; 2, 5; Ps. 37, 6; Hos. 6, 5; Micha 7, 7f. 9; Zeph. 3, 5). In diesem Falle muß er also auf eine Persönlichkeit gehen, in der das Recht und das Heil Jahwes den bis jetzt kein Licht sehenden, Blinden verkörpert erscheint.

Daß ein solcher Ausdruck wiederum nicht von einem Propheten, sondern nur von einem Könige (vgl. 2. Sam. 21, 17; 23, 4: Prov. 16, 15; Ps. 132, 17), und da es sich hier um die Rettung aller Völker der Erde handelt, von dem der Welt wie die Sonne

erscheinenden messianischen Könige vgl. Jes. 9, 1; 11, 10 (Panier und Licht sind in den bab. Hymnen auf Schamasch Korrelatbegriffe) gebraucht werden kann, wird eines neuerlichen Beweises nicht bedürfen. Auch Hammurabi bezeichnet sich im Epilog zum Kodex als den, der Licht über alle erstrahlen läßt; Chuenaten in Ägypten wird als die Sonne" angeredet, und Greßmann hat richtig beobachtet, daß indirekt durch das von Osten her" 41, 2. 25 auch Cyrus so bezeichnet wird (vgl. 45, 6).

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Es ist daher auch durchaus ein Parallelausdruck zum „Licht der Nationen", wenn 55, 4 David als Zeuge der Nationen" bezeichnet wird, und es ist ein starkes Stück, wenn Giesebrecht S. 196 auch in diese Stelle etwas von Mission hineininterpretiert, indem er sagt, das p v. 5 setze doch deutlich ein Aufsuchen der Nationen voraus, sei es durch prophetische Sendlinge, sei es durch offizielle Gesandte der Theokratie. Schon Studien" I S. 91 habe ich geschrieben: „Das hier muß nach den Gesetzen des Parallelismus von dem Rufe des Herrn an seine Diener gebraucht sein, die auf den Ruf eilig herbeispringen (vgl.. 2. Sam. 22, 45 und Duhm z. d. St." Wer da meinte, daß Deuterojesaja sich diesen Ruf Davids oder das Hineinscheinen des Lichts in die Völkerwelt erst noch durch Gesandte oder Missonare vermittelt gedacht hat, der muß auch folgerichtig annehmen, daß er sich den wunderbaren Weg durch die Wüste erst durch Baumeister und Gärtner angelegt vorgestellt habe.

4. Für die Bestimmung des Berufs des Ebed an den Völkern kommen endlich noch 52, 15-13; 53, 10–12 in Betracht. Zwar ergibt der erste Abschnitt nur ein argumentum e silentio, immerhin ein solches, welches sich vorzüglich dem bisher Gefundenen einreiht. Die einzige Wirkung, die nach 52, 15 der Ebed auf die Völker ausübt, ist die, daß sie vor seinem Schicksal staunend aufspringen und ehrfürchtig den Mund schließen, offenbar, weil sie in demselben das Wirken einer Wundermacht erkennen, von der sie bisher nichts gewußt und gehört haben. Wäre nun der Ebed ein Prophet oder Missionar, so müßte man gerade hier eine Aussage über eine erfolgte Deutung seines Leids und seiner Erhöhung durch den Ebed selbst erwarten, das wäre doch die erste Aufgabe eines Propheten. Aber davon keine Spur!

Statt dessen hört man am Schlusse von Kap. 53, daß ihm genau dieselben Verheißungen gegeben werden, die im Alten Testament wie in Babylon gerade die Fürsten erhalten, v. 10 (vgl. „Studien" I S. 111, 133 f., 275, auch Sargons Gebet an Aschur bei Jastrow I S. 415); es wird von ihm gesagt: „Unter den Großen wird er (seinen Besitz) erben und mit den Mächtigen Beute teilen", womit sicher seine Bestimmung zu fürstlicher Würde umschrieben wird (vgl. I S. 112f. und babylonische Parallelen S. 134, auch Jastrow I 414). Wie aber wäre es möglich, daß hier der prophetische Beruf so total verschwindet? Daß man in dem ps v. 11 keine Anspielung darauf finden darf, ist gewiß; es bedeutet nach deuterojesajanischem Sprachgebrauch nicht Gerechtigkeit lehren", sondern Gerechtigkeit und Heil verschaffen". Im Grunde also auch hier genau dieselbe Idee wie 42, 6; 49, 6: der Ebed ist eine personifizierte göttliche Heilstat, ein Fürst, durch den sich Gottes Heilsplan verwirklicht (53, 10 b vgl. 44, 28; 48, 14); diesen sehen alle Völker der Erde. und, sobald sie ihn nur sehen, strömen sie ihm zu und werden selbst des Heiles Jahwes teilhaftig.

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Schon,,Studien“ I S. 90-93 habe ich mich bemüht, die Anschauung von der Stellung des Ebed den Völkern gegenüber, die sich uns jetzt abermals als die allein dem Texte entsprechende ergeben hat, in den Gedankenkreis Deuterojesajas wie einiger zeitgenössischer Schriftsteller hineinzustellen und nachzuweisen, wie organisch jene mit diesem zusammenhängt: darauf möchte ich hier nochmals hinweisen. Es war offenbar in der zweiten Hälfte des Exils allgemein jüdische Anschauung: durch Babylon ist das Recht auf der ganzen Erde umgestoßen, die ganze Völkerwelt leidet wie Israel unter dem Rechtsraub, waren doch tatsächlich auch eine ganze Reihe anderer Völker wie Israel ihrer Selbständigkeit beraubt; der einstige Gegensatz: Israel kontra Heiden trat zurück hinter dem anderen: die ganze Völkerwelt mit Israel an der Spitze kontra Babylon. (Vgl. Jes. 14, 7 ff. 16f.; 47, 5 f.; Jer. 50, 23; 51, 20 ff. 25.) Plötzlich aber kommt Israels gerechte Sache ans Licht (Jer. 51, 10, 15 ff., 36 ff.), und damit erscheint das Recht auch wieder auf Erden für alle Völker (Jes. 51, 4ff.; Jer. 50, 2. 34. 41). Jahwe will, daß die ganze

Welt wieder bewohnt werde (Jes. 45, 18). Jene sehen die Rettung Israels, Jahwes hervorbrechendes Recht und daran erkennen sie, daß Israels Gott der wahre ist (45, 6, 22). Natürlich wird das Wunder laut hinausgerufen in alle Welt (48, 20), aber das ist nicht das, was man Mission nennt, einer solchen bedarf es nicht, die Völker sehen einfach das Licht des Heils von den Enden der Erde her (52, 10b), wie ein aufgerichtetes Panier (49, 22), und daraufhin kommen sie freiwillig, unterwerfen sich dem Gotte, der solches getan, lassen ihre Rechtssachen von ihm schlichten und vereinigen sich unter Israels Leitung zu dem einen großen Friedensreiche (45, 6. 22. 23; 51, 5; 55, 4 ff.; Jes. 2, 2 ff.). Wer hier mit den nüchternen Erwägungen kommt, wie sich das alles vollziehen könnte, über den hätte Deuterojesaja auch das Wehe von 45, 9f. gerufen, hier ist eben alles Wunder.

Es ist tatsächlich eine organische Spitze, die dies Gedankengebäude krönt, wenn uns an anderen mehr oder minder gleichzeitigen Stellen die Erwartung entgegentritt, daß dabei an der Spitze Israels ein König stehe, daß also in ihm das Israel widerfahrene Heil sich besonders verkörpern, daß ihn alle Völker der Erde sehen, daß er ihre Rechtssachen schlichten und das große Friedensreich regieren werde (vgl. Jes. 9, 1 „das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht", 11, 1 ft. 10 „welcher als Panier der Völker dasteht, ihn werden die Nationen aufsuchen", Micha 5, 3 f. „er wird groß sein bis an die Enden der Erde und er. wird Frieden sein", Sach. 9, 5 er wird Frieden den Völkern sprechen", Ps. 72, 11 „niederwerfen werden sich vor ihm alle Könige und alle Völker werden ihm dienen, denn er wird retten den Armen, der um Hilfe ruft" usw.). Wer kann überhaupt im Ernste in Abrede stellen, daß Jes. 42, 1-4. 6b; 49, 6; 52, 13. 15 unmittelbar in diese Kategorie hineingehören, daß sie von dem Könige handeln, an dem und durch den sich die große göttliche Errettung und Ordnung der Welt vollzieht?

§ 3. Der Beruf des Ebed an Israel.

Bezüglich des Berufes des Ebed an Israel liegt die Sache so: es findet sich ein absolut zwingendes und klares Zeugnis

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