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der Sargonidenzeit, zumeist wohl an Assurbanipal, eine ganze Reihe von Stellen 46, in denen von einem „ErsatzKönig“ oder von dem „Bild (Figur) eines Ersatz-Königs" die Rede ist; dieser „Ersatz-König" wird mit königlichem Gewand bekleidet, erhält goldenen Ring, Zepter, Thron und sitzt längere oder kürzere Zeit auf dem Thron, wird dann aber, wenn die bestimmte Zeit vorüber ist, dem Tode überantwortet. Indessen handelt es sich bei diesen Erwähnungen eines,,Ersatz-Königs“ in den Briefen aus der Sargonidenzeit so schwer verständlich, weil zum Teil auch defekt, die betreffenden Textstellen auch noch sind – offenbar nicht um eine wirkliche Person, die als Ersatz für den König bei bestimmter Gelegenheit eingesetzt wird, vielmehr nur um eine symbolische Zeremonie, bei der zu bestimmten magischen Zwecken es scheint dabei meist von Orakelbefragungen betreffs Sonnenfinsternisse und damit Zusammenhängendem die Rede zu sein — ein Königsbild als „Ersatz-König" verwendet und nach Abschluß der Zeremonie vernichtet wird. Immerhin mag auch in diesem späteren assyrischen kultischen Brauch noch ein Nachklang vorliegen von einer einstigen Sitte, da ein wirklicher Mensch an Stelle des Königs bei gewisser Gelegenheit als „Ersatz-König“ figurierte und zuletzt dem Tode übergeben wurde. - Ähnlich ist es wohl auch zu beurteilen, wenn an einer anderen Stelle dieser Briefe 47 von einem ,,Ersatz-Menschen" für die Unterweltsgöttin Ereschkigal die Rede ist, der für den Kronprinzen Assurbanipal angefertigt wird.

Im Anschluß an das im vorstehenden über „Ersatz“ eines Königs im Babylonischen Ausgeführte möge an dieser Stelle, z. T. in Berichtigung von früher darüber Bemerktem, im Hinblick auf die Vorstellung von Christus als „Opferlamm", auch auf die im Babylonischen vorliegende Idee von dem Ersatz des Menschen durch ein Tier im Kultus hingewiesen werden. Dabei liegt jedoch im Babylonischen, wie wir jetzt genauer wissen 48, die Sache an den betreffenden Stellen doch nicht etwa so, daß es sich in diesem Falle

allgemein um den Ersatz eines Menschen durch ein Tier im Opferkulte handelte. Vielmehr findet sich diese Idee des Ersatzes nur in dem speziellen Falle, daß als magisches Mittel zur Vertreibung von Krankheitsdämonen diesen statt der menschlichen Körperteile, von denen sie Besitz ergriffen haben, entsprechende Tierstücke vorgesetzt werden. So lesen wir in einem babylonischen kultischen Texte 49, der von der „Lösung" eines gebannten Menschen handelt, als Anweisung für den Beschwörungspriester:

Das Lamm als Ersatz für den Menschen,

das Lamm soll er für sein (des Kranken) Leben hingeben,

den Kopf des Lammes soll er für den Kopf des Menschen hingeben, den Nacken des Lammes soll er für den Nacken des Menschen hingeben, die Brust des Lammes soll er für die Brust des Menschen hingeben usw.

Und an einer anderen Stelle 50 heißt es in ähnlichem Zusammenhang, nachdem vorher die Schlachtung und Zerlegung eines Schweines in seine einzelnen Glieder und die Ausbreitung dieser über dem Kranken dem Beschwörungspriester aufgetragen war:

Das Schwein gib als seinen (des Kranken) Ersatz hin,

das Fleisch anstatt seines (des Kranken) Fleisches, das Blut anstatt seines Blutes gib hin und sie (die bösen Dämonen) mögen es annehmen,

Es sei sein (des Kranken) Ersatz.

In anderen Fällen verwendete man auch Ersatzbilder aus Teig oder aus Ton zu gleichem Zwecke 51, wie man auch ähnlich ,,Ersatzbilder" als sog. Rachepuppen anfertigte, um an ihnen in effigie das auszuführen, z. B. sie zu zerstückeln, zu verbrennen, was man den bösen Dämonen, Hexen usw. zu ihrer Beseitigung anzutun wünschte 52.

Doch auch noch in anderem Zusammenhange, nämlich bei einer symbolischen Handlung, die bei einem feierlichen Vertragsschlusse 53 zwischen dem König Assurnirâri von Assyrien (755-746) und einem syrischen Fürsten Mati-el vorgenommen wird, findet sich diese Idee der Vertretung eines Menschen durch ein Tier. Ein Lamm wird hier beim Abschluß des Vertrags geschlachtet und dessen einzelne Körper

teile werden den entsprechenden Körperteilen des Treue schwörenden Fürsten gleichgesetzt und im Falle eines Eidbruches diesem das gleiche Geschick angedroht, wie es jetzt das geschlachtete Lamm betroffen:

Wenn Mati-el gegen die Vertragsbestimmungen (sich vergeht), gleichwie dieses Lamm von seiner Hürde heraufgebracht ist, zu seiner Hürde nicht mehr zurückkehrt, vor seiner Hürde nicht mehr (steht), so soll dann Mati-el nebst seinen Söhnen, (seinen Großen), den Leuten seines Landes von seinem Lande (heraufgebracht werden), zu seinem Lande nicht mehr zurückkehren, an der Spitze seines Landes nicht mehr (stehen). Dieser Kopf ist nicht der Kopf des Lammes . . . . . der Kopf des Mati-el ist es .... der Kopf seiner Söhne, seiner Großen, der Leute seines Landes ist es. Wenn Mati-el gegen diese Bestimmungen (sich vergeht), so soll, gleichwie der Kopf dieses Lammes abgeschlagen wird. . der Kopf des Mati-el abgeschlagen werden . . Diese Rechte ist nicht die Rechte des Lammes, die Rechte des Mati-el ist es, die Rechte (seiner Söhne, seiner Großen), der Leute seines Landes ist es. Wenn Mati-el (gegen) diese (Bestimmungen) sich vergeht, so soll, gleichwie (diese) Rechte abgerissen wird, (die Rechte des Mati-el) abgerissen werden usw.

Von einem Tode der Götter, speziell der Licht- und der Vegetationsgottheiten, ist in den babylonischen Texten nicht so ausdrücklich die Rede, als man dies wohl mehrfach annimmt. Selbst von Tamûz, bei dem man dies noch am ehesten erwarten könnte, wird direkt der Ausdruck, daß er ,,stirbt", soweit ich sehe, nirgends angewandt, sondern es wird immer nur von einem ,,Verschwinden" von der Erde oder ähnlich, allenfalls von einem ,,Vernichtet werden" gesprochen. Allerdings wird dieses Verschwinden des Tamûz in die Unterwelt mit ganz ähnlichen Farben ausgemalt, wie sie für die Schilderung des menschlichen Todes üblich sind. Auch selbst wenn mehrfach in Königsinschriften älterer und jüngerer Zeit 54 von einer ,,Grabstätte" (gigunû) eines Gottes oder einer Göttin die Rede ist, so darf dies nicht direkt als Grab des Gottes verstanden werden, sondern zunächst nur als Bezeichnung für ein Gebäude, etwa eine Kapelle, im Tempel, das als Nachbildung des Totenreichs für den betreffenden Gott eingerichtet war. Allerdings setzt das wohl

mit Sicherheit voraus, daß man die betreffende Gottheit als zeitweise im Totenreich weilend sich dachte, wie solches ja auch namentlich von Ischtar, Tamûz und Nergal in Mythen dieser Götter direkt belegt ist (s. dazu auch noch weiter unten zu Höllenfahrt und Auferstehung). In diesem Sinne ist vielleicht auch die Notiz von einem Eindringen des Xerxes in das,,Grab" des Belitanas bzw. Bel in Babylon bei Ktesias und Aelian zu verstehen 55.

Auch von der ,,Selbstopferung" eines Gottes, oder der Opferung eines Gott-Sohnes durch seinen Vater, die in andern orientalischen Mythenkreisen mehrfach vorkommt und die auch in die christologischen Spekulationen hineinspielt, finden sich in der babylonischen Mythologie bis jetzt höchstens einige unsichere Spuren. So könnte man dafür in gewissem Sinne die Angabe des Berossos bei Eusebius heranziehen, daß der Gott Bêl bei der Schöpfung „einem der Götter befohlen habe, ihm den Kopf abzuschlagen, mit dem herabfließenden Blute die Erde zu vermischen und so Menschen und Tiere zu bilden" oder, wie die Variante es ausdrückt: ,,Dieser Gott habe sich selbst den Kopf abgeschlagen und die andern Götter hätten das herabfließende Blut mit der Erde vermischt und (daraus) die Menschen gebildet." Übrigens könnte hier der jetzt vorliegende Wortlaut sehr wohl auch aus einem solchen verderbt sein, worin die Angabe ursprünglich dahin gelautet hätte, daß der Gott Bêl befohlen habe, einem der Götter den Kopf abzuschlagen, und daß dann Bêl selbst aus dem Blute dieses Gottes, vermischt mit Erde, Menschen und Tiere gebildet habe. Dies scheint auch ein freilich bis jetzt nur in sehr schlechtem Zustand vorliegender einheimischer keilschriftlicher mythologischer Text 56 aus altbabylonischer Zeit zu befürworten, worin davon die Rede zu sein scheint, daß man einen Gott schlachten solle, und daß die Göttermutter aus seinem Fleische und Blute, vermischt mit Lehmerde, Menschen gebildet habe. Desgleichen spricht auch die einheimische Rezension der babylonischen Schöpfungserzählung, wenn wir freilich die Stelle

darin über die Menschenschöpfung bis jetzt auch immer erst zu einem kleinen Bruchteile besitzen, weit eher dafür, daß nicht Bêl-Marduk selbst sich zum Zwecke der Menschenschöpfung getötet hat, sondern daß er höchstens einen andern untergeordneten Gott hingeschlachtet hätte, um aus seinem Blute die Menschen zu schaffen.

Das Dogma von der Höllenfahrt Christi, das bereits an einigen Stellen des Neuen Testaments in Ansätzen vorliegt, dann aber in den Glaubensvorstellungen des älteren Christentums noch eine bedeutend erweiterte Ausprägung erfahren hat, und speziell auch in der christlichen Kunst zu einem beliebten Darstellungsthema geworden ist, weist ja seinem ganzen Inhalt und Charakter nach besonders enge Beziehungen zu entsprechenden Vorstellungen in anderen Religionen und Mythologien des Altertums auf.

Speziell aus dem Babylonischen kommen hier als analoge Erscheinungen vor allem die verschiedenen Mythen in Betracht, die von dem Hinabsteigen von Licht- und Vegetationsgöttern in die Unterwelt handeln, wie der Mythus von der ,,Höllenfahrt der Ischtar" 57, von Nergal und Ereschkigal 58, von Tamûz (s. oben S. 35 f.). Dazu wird, wie dies auch die bekannte Diodor-Stelle über die babylonische Astronomie nahelegt, von jedem babylonischen Gestirngotte, der nicht gerade wie Anu in der Gegend der nie untergehenden Gestirne am Himmel seinen Sitz hat, zu gelten haben, daß er sich während der Zeit seiner Unsichtbarkeit im Totenreich befindet. So wird wenigstens an einer, wenn auch ziemlich späten, so jedenfalls auf ältere Tradition zurückgehenden Stelle 59 von Nergal, der hier mit dem Sonnengotte Schamasch identifiziert wird, ausdrücklich gesagt, daß er an einem bestimmten Tage des Hochsommers, am 18. Tammus, in die Erde (Unterwelt) hinabsteige und an einem bestimmten Tage des Winters, am 28. Kislev, wieder heraufsteige. Während nach dieser Stelle also der Jahreslauf der Sonne deutlich als ein Wechsel zwischen einem Aufenthalt in der Oberwelt und Unterwelt aufgefaßt wurde, war das

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