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mußte nur die Erfüllung der Gebote der Liebe einprägen, die Nothwendigkeit der christlichen Werke zur Rechtfertigung und Seligkeit betonen. Die Frage, ob er ein guter oder ein schlechter Interpret der paulinischen Rechtfertigungslehre war, ist dabei von geringerem Interesse. Wie Paulus selbst nach den Bedürfnissen seiner Leser eine Seite des Themas so in den Vordergrund stellen mußte, daß die andere fast ignorirt zu werden scheint, so mußte Jakobus für seine Leser die andere Seite in die erste Linie stellen. Es war für diese gar nicht nothwendig, eine psychologische Untersuchung über den inneren Vorgang anzustellen, sondern es genügte, dem vorhandenen Schaden durch ein praktisches Mittel abzuhelfen. Man kann zugeben, daß Jakobus die beiden Faktoren mehr äußerlich neben einander hinstellte als in organische Verbindung brachte, daß ihm die dialectische Gewandtheit und der tiefe psychologische Blick eines Paulus mangelte, um eine wissenschaftlich befriedigende Erklärung der paulinischen Auffassung geben zu können, aber daraus folgt weder, daß er die paulinische Lehre nicht berücksichtigte noch daß er für seine Leser nicht die rechte Erklärung gab. Die neutestamentlichen Schriften sind nicht vom theoretischen Standpunkt aus geschrieben, sondern verdanken zufälligen Erscheinungen ihre Veranlassung und verfolgen praktische Zwecke. Nach diesen sind sie zu beurtheilen, nicht nach irgend einem theologischen Lehrbegriff.

Eine ähnliche Bewandtniß hat es mit dem weiteren Einwand gegen die nachpaulinische Abfassung. Der Jakobusbrief zeigt eine ganz unentwickelte Christologie, welche nach dem Auftreten des Paulus nicht mehr möglich

gewesen wäre (Beyschl., Hofmann). Obwohl man diesen Einwand bedeutend übertrieben hat (vgl. dagegen die schöne Entwicklung des Lehrgehalts unseres Briefes bei W. Schmidt S. 57 ff.: die soteriologischen Vorausseßungen, die Sünde, die Wiedergeburt), so ist dennoch zuzugeben, daß die Christologie stiefmütterlich behandelt ist. Die Hauptthatsachen der Erlösung: Menschwerdung, Kreuzestod, Auferstehung, auf welche sich Paulus so oft beruft, werden gar nicht erwähnt, nur die Parusie kommt am Schlusse zur Sprache. Allein dieses kann seinen Grund in den Verhältnissen der Adressaten oder in der Individualität des Verfassers haben, keinenfalls folgt daraus etwas für die Abfassung. Ein reflexionsloser Standpunkt mag es sein, aber die Reflexion ist subjectiv 1) und findet sich schon in den zum Beweis für die reflexionslose Zeit an= geführten Predigten des Petrus in der Apostelg. (2, 14 ff. 3, 13 ff. 4, 8 ff.). Petrus beruft sich auf den Propheten Joel für die Herabkunft des h. Geistes, hält den Juden die Kreuzigung des Messias vor, weist auf die

1) Welcher Mißbrauch in der Kritik der Evangelien mit der vermeintlichen Reflexion der Schriftsteller getrieben wird, ist bes kannt. Und auch dabei bewährt es sich, daß ganz widersprechende Erscheinungen von verschiedenen Standpunkten aus als Reflexion bezeichnet werden. Mit Recht bemerkt hierüber W. Grimm (Zur Einleitung in den Brief der Hebräer. Zeitschr. f. w. Th. 1870 S. 25 f.): „Ohne uns hier in eine Kritik des Begriffs „subtiler Dogmatik" einzulassen, möchten wir doch zu bedenken geben, daß einfachere und in tieferer Reflexion gegründete Auffassungen des Christenthums (wie von der einen Art die des Matthäus-Ev., vof der zweiten diejenige unseres Briefes) nicht nothwendig immer durch kürzere oder längere Zeiträume getrennt zu sein brauchen, sondern nach Maßgabe der Individualität, Bildung und äußeren Beeinfluffung gleichzeitig neben einander Statt finden konnten.“

schon von David prophezeihte Auferstehung und Himmelfahrt hin. Da hat doch gewiß Schmidt (u. Kern) Recht, wenn er sagt: „Petri Predigten in der Apostelgeschichte, in christologischer wie soteriologischer Hinsicht entwickelter, würden rein für sich genommen treffender das Bild eines Jüngers wiedergeben, welcher Zeugniß ablegt von dem in Christi Tode verborgenen Erlösungssegen und den Troft der Vergebung anbietetet in Christi Namen.“

(Schluß folgt.)

2.

Der Verfasser der „Nachfolge Christi“. Eine Studie über den gegenwärtigen Stand der Frage.

Bon Repetent Keppler.

Lohnt es sich, die ins Erschreckende angewachsenen Akten über diesen Prozeß wieder vorzunehmen? sie zu sichten mit der jezt sicheren Voraussicht, daß das lezte Wort noch nicht kann gesprochen werden, daß die Untersuchung nicht zur vollen Klarheit durchdringen wird? Soll man nicht auf das leidige und betrübende Parteigezänke hin, das dieser Streit durch Jahrhunderte verursacht hat, ihn lieber im Schweigen begraben und nicht weiter nach dem Autor dieses Buches forschen, der jedenfalls der erste Befolger seiner Predigt: ama nesciri war? - Würden wir auch schweigen, die Frage würde darum von der Tagesordnung nicht verschwinden, auf die sie neuerdings gesezt ward; vermögen wir aber nur Eines zu leisten, nämlich einen möglichst objektiven Ueberblick über den Stand der Frage zu geben, so haben wir allen denen einen Dienst erwiesen, denen Interesse oder Beruf den Wunsch oder die Pflicht einer Orientirung in dieser Frage

nahelegt, ein Dienst der vielleicht auch der endgiltigen Lösung zu Nuzen kommen kann.

Wir können die neuere Entwicklungsgeschichte des Streites nicht von der älteren loslösen; daher wird es unser Bestreben sein, zunächst eine geschichtliche Darstellung des Streites in seinen Hauptsachen vom Anfang bis auf unsere Zeit, sodann mit Benüßung des zu Tag geförderten Materials einen Ueberblick zu geben über die Ansprüche und Rechtstitel derer, denen man von den verschiedenen Seiten die Autorschaft der „Nachfolge“ vindicirt.

Die Geschichte des Streites.

Bis zum Jahre 1604 war nur in ganz wenigen Druck ausgaben die Imitatio unter den Namen des Hl. Bernhard oder des Kanzlers Gerson erschienen; weit allgemeiner lief sie unter dem Namen des Thomas von Kempen, der im Anfang des 17. sec. förmlich in possessione war. 1604 war das Kriegsjahr, in welchem der Streit über den Verfasser des Buchs entbrannte und der erste Stoß gegen die Autorschaft Kempens geführt ward. In diesem Jahr kam der Spanier Mauriquez darauf, daß in einer Rede Bonaventura's († 1274) die Imitatio citirt sei; diese Rede stellte sich zwar als unächt heraus 1), und das Hinderniß, welches in einer so frühen Citation der Imitatio für die Autorschaft Kempens gelegen gewesen wäre, war wieder weggeräumt. Allein im selben Jahre fand der Jesuit Rossignoli im früheren Benedictiner-, damaligen Jesuitenkloster zu Arona ein Mscr. der Imi

1) P. Mella in der Civilta cattolica 1875 V. 148 u. 299 sucht sie neuerdings wieder zu halten, mit geringem Erfolg, wie wir unten zeigen werden.

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