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tiefste Grund dieses Räthsels liegt aber in dem Verhältniß seines Lehrinhalts zu der paulinischen Lehre. Da gerade hierüber in neuester Zeit die Meinungen bei den protestantischen Exegeten einander fast diametral gegenüber stehen, so wird eine Besprechung dieser Frage unter Berüchsichtigung der neuen Literatur auf einiges Interesse Anspruch machen dürfen. Obwohl aber Holzmann den Rath gibt, bei Beurtheilung des Briefes keinenfalls, wie gewöhnlich geschieht, von der Tradition, sondern von der Beachtung seiner inneren Verhältnisse und charakteristischen Eigenthümlichkeiten auszugehen, so werde ich doch gerade diesen Weg wieder einschlagen. Denn es kann die historische Betrachtung nur dazu beitragen, die Untersuchung dieses nicht blos für die Exegese, sondern auch für die Dogmatik wichtigen Gegenstandes vor Einseitigkeit möglichst zu bewahren und der bei der inneren Kritik so nahe liegenden Willkür Schranken zu sehen.

Der Jakobusbrief gehört zu denjenigen katholischen Briefen, deren Anerkennung in die früheste Zeit hinaufreicht. Denn er ist mit dem ersten Johannes- und Petrusbrief in die Peschittho aufgenommen und nach dem Zeugniß des Ephräm bei den Syrern stets als kanonische Schrift angesehen worden. Er wird vom römischen Clemens 1) und dem Verfasser des Pastor Hermä benüßt, von Frenäus wenigstens an einer Stelle (adv.

1) Vgl. Aberle Einl. S. 250 Anm. 5. Uebrigens sind die Urtheile hierüber sehr verschieden. Kern, W. Grimm, Hilgenfeld u. a. nehmen eine Benüßung als sicher an; Schmidt, Hofmann u. a. bezeichnen die Beweise dafür als unsicher und differiren selbst wieder hinsichtlich des Pastor Hermä. Bisping erklärt die Bekanntschaft mit beiden für mehr als wahrscheinlich.

haer. 4, 16, 2) berücksichtigt und von Clemens Alex. 14), wie er sich auch Strom. 6 Origines ist der erste, der ihn

commentirt (Eus. h. e. 6, p. 825 auf 2, 8 bezieht. ausdrücklich als Brief des Jakobus bezeichnet (tom. XIX de la Rue p. 306). Er nennt ihn eine divina Jacobi apostoli epistola (Hom. XIII in Gen.; Hom. III in Ex.). Doch äußert er auch wieder Zweifel an seiner Authentie und trägt Bedenken, denselben dogmatisch zu verwerthen (tom. XX, 10) und hat ihn in sein Verzeichniß der kanonischen Schriften nicht aufgenommen (Euf. 6, 25). Dagegen citirt denselben Dionysius Alex. de martyrio 6 ff. und Didymus der Blinde von Alex. hat um die Mitte des 4. Jahrhunderts einen verloren gegangenen Commentar darüber geschrieben. Eusebius zälht ihn zu den άvrikeyóμeva (3, 25. 2, 23), sagt jedoch, daß er in den meisten Kirchen im öffentlichen Gebrauch sei (Aberle S. 250. Anm. 4). Hieronymus erwähnt gleichfalls die Zweifel an seiner Echtheit (de vir. ill. c. 2), licet paulatim tempore procedente obtinuerit auctoritatem. Cyrill von Jerusalem zählt ihn mit den andern katholischen Briefen zu den kanonischen Schriften (Catech. 4, 33). Später frischte Theodor von Mopsuestia die Zweifel noch einmal auf. Diese Erscheinung hat etwas Auffallendes, denn nach den früheren Zeugnissen würde man bei den späteren Vätern eine entschiedenere Anerkennung des Briefes erwarten. Es begreift sich, daß man nach besonderen Gründen für die Erklärung geforscht hat. Man gibt als solche das allgemeine Verhalten des Alterthums gegen Briefe, welche nicht ad gentes geschrieben waren, oder die Controversen über Jakobus den Apostel und Bruder des Herrn oder die

Beziehung des Lehrgehalts zu der paulinischen Lehre an. Uns interessirt hier nur der lezte Punkt, ohne daß wir aber im Stande wären eine bestimmte Erklärung darüber abgeben zu können. Denn die Väter, welche von der unsicheren Bezeugung handeln, geben keine inneren Gründe an. Nur so viel ist sicher, daß die ältesten Erklärungen über den Brief oder einzelne Stellen desselben seit Chrysostomus und Augustinus den Unterschied der Lehre beider Apostel bemerkten und die Uebereinstimmung beider nachzuweisen suchten, so daß es nicht unwahrscheinlich ist, daß auch früher dieser Unterschied den Bedenken gegen die Echtheit des Briefes zur Stüße diente. Von jezt an ist es aber bei allen Exegeten des Alterthums und der katholischen Kirche ein feststehender Grundsaß, daß die beiden Apostel sich in voller Harmonie befinden, und seit Augustinus wenigstens bei den meisten katholischen Exegeten nicht weniger unzweifelhaft, daß Jakobus in seinem Brief gegen eine Mißdeutung der paulinischen Rechtfertigungslehre ankämpfe.

Zum ersten mal stellte lezteren Sah der h. Augustinus in ganz bestimmter Form in seiner Schrift de diversis quaestionibus octoginta tribus liber unus 1) auf, denn er widmet die quaest. 76 dem Ausspruch des Jakobus 2, 20 mit unverkennbarer Beziehung auf solche, welche die Lehre des Jakobus mit der des Paulus nicht in Uebereinstimmung zu bringen wußten 2). Die Lehre des Paulus von der Rechtfertigung durch den Glauben

1) Ed. Bened. tom. VI. Migne curs. patr. ser. pr. tom. 40. 2) Nam qui putant istam Jacobi apostoli sententiam contrariam esse illi Pauli apostoli sententiae, possunt arbitrari etiam ipsum Paulum sibi esse contrarium.

n. 2.

ohne Werke wurde von manchen dahin verstanden, daß sie selig werden zu können hofften, wenn sie nur glaubten, wenn sie auch sonst schlecht handelten und ein lasterhaftes und schmachvolles Leben führten. Dieser falschen Auffassung gegenüber wollte Jakobus 2, 17-24 zeigen, wie jene Stelle des Paulus zu verstehen sei 1). Deßhalb gebrauche Jakobus auch dasselbe Beispiel von Abraham. Ja manche benüßten diese Lehre des Paulus um von den Werken dispensirt zu sein, wie Augustinus in seinem Commentar zum 31. Psalm bemerkt 2). Diese Richtung sei damals sogar so stark vertreten gewesen, daß sich überhaupt die Verfasser der katholischen Briefe veranlaßt sahen, entschieden gegen dieselbe anzukämpfen. In dieser Allgemeinheit faßt Augustinns die gegenseitige Beziehung in der Schrift de fide et operibus liber unus auf 3). Ihm

1) Quoniam Paulus apostolus praedicans iustificari hominem per fidem sine operibus, non bene intellectus est ab iis, qui sic acceperunt diotum, ut putarent, cum semel in Christum credidissent, etiamsi male operarentur, et facinerose flagitioseque viverent, salvos esse posse per fidem: locus iste huius epistolae eumdem sensum Pauli apostoli, quomodo sit intellegendus, exponit (Jac. 2, 17-24). Ideoque magis Abrahae utitur exemplo, vacuam esse fidem, si non bene operetur, quoniam Abrahae exemplo etiam Paulus apostolus usus est, ut probaret iustificari hominem per fidem sine operibus legis (Rom. 4, 2).

2) Ed. Ben. tom. IV. Migne tom. 36 p. 259, enarratio II, n. 3: Respondeo ergo tanquam contra apostolum, et dico de ipso Abraham, quod invenimus etiam in epistola alterius apostoli, qui volebat corrigere homines, qui male intellexerant apostolum. n. 8: Libenter enim male intellexerunt, ne bona opera sequerentur.

3) Tom. VI. Migne tom. 40 c. 14 n. 21 p. 211: Quoniam ergo haec opinio (sc. ut percepta ac professa fide opera iu

folgt Beda in seinem Commentar zum Jakobusbrief fast wörtlich 1). Nur bei 2, 21 geht er noch über Augustinus hinaus, indem er wenigstens eine Berücksichtigung des Hebräerbriefes anzunehmen scheint. Denn nachdem er aus diesem die Vereinigung von Glauben und Werken bei der Rechtfertigung nachgewiesen hat, fährt er fort: quam coniunctionem utriusque virtutis (operis et fidei) beatus quoque Jacobus subsequenter exponit dicens (2, 22. 23). Die mittelalterlichen Exegeten, z. B. Nicolaus von Lyra gehen auf diesen Punkt nicht ein, sondern begnügen sich mit dem Nachweis der Harmonie zwischen beiden Aposteln. Auch Estius drückt sich in seinem Commentar etwas unbestimmt aus. Zu 1, 13 findet er es zwar nicht unwahrscheinlich, daß sich Jakobus gegen ein aus den paulinischen Briefen entstandenes Mißverständniß über die Entstehung der Versuchungen wende 2), aber bei der Erklärung von 2, 14-26 geht

stitiae contemnantur) tunc fuerat exorta, aliae apostolicae epistolae, Petri, Joannis, Jacobi, Judae, contra eam maxime dirigunt intentionem, ut vehementer astruant fidem sine operibus non prodesse.

1) Tom. IV. Migne tom. 93 p. 22 ist die Anfangsstelle der quaest. 76 (vgl. S. 7 Anm. 1) ganz recipirt. Jac. 2, 20.

2) Beda sagt noch allgemein: Ubi primum illorum destruit errorem, qui sicut bonas cogitationes a Deo nobis constat inspirari, ita etiam malas ipso instigante putant nostra in mente generari. Estius aber sagt bestimmt: non est autem improbabile, quod quidam annotant, huius loci doctrinam usque ad illa verba: Scitis, fratres mei dilectissimi, a beato Jacobo dirigi adversus eos, qui ex epistolis Paulinis, ubi legerant quosdam a Deo tradi in desideria cordis eorum, et in passiones ignominiae, et in reprobum sensum, Rom. 1., item obdurari et excaecari, ibidem cap. 9. et 11., occasionem erroris sumpserant, ut putarent, homines a Deo ad peccandum im

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